Wie viele millionäre gibt es in deutschland 2022

Fünf von sieben: die Neu-Milliardäre Nadja Thiele, Christian Angermeyer, Alexander Sixt, Stephan Schnabel und Francine von Finck (v. l.)

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Pandemie, Krieg in der Ukraine, weltweite Logistikprobleme und infolge all dessen Turbulenzen an den Aktienbörsen – die Zeiten sind nicht nur wirtschaftlich unschön, das merken auch die Superreichen weltweit. Nach Recherchen des US-Magazins "Forbes" ist die Zahl der Milliardäre rund um den Globus zuletzt geschrumpft. Insgesamt 2668 Menschen mit einem Privatvermögen im jeweils mindestens zehnstelligen Dollar-Bereich listet das Magazin in der neuen Ausgabe seines globalen Reichsten-Rankings auf , das wie jedes Jahr Anfang April veröffentlicht wurde.

Das sind weltweit 87 Milliardäre weniger als vor einem Jahr. Zusammen kommen sie auf ein Vermögen von 12,7 Billionen Dollar, so "Forbes" – gegenüber 13,1 Billionen Dollar im Vorjahr.

Die Lage an der Spitze des Rankings ist hinlänglich bekannt, nicht zuletzt, weil sowohl "Forbes" als auch die Nachrichtenagentur Bloomberg solche Reichstenlisten inzwischen mit täglich aktuellen Vermögensständen im Internet anbieten: Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk (50) zieht einsam seine Kreise als reichster Mensch der Welt. Der jetzt veröffentlichten "Forbes"-Milliardärsliste zufolge verfügt Musk über ein Vermögen von 219 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 200 Milliarden Euro). Im Realtime-Ranking steht für den Unternehmer, der zuletzt mit seinem Einstieg beim Kurznachrichtendienst Twitter für Schlagzeilen sorgte, derzeit sogar ein Vermögen von 290 Milliarden Dollar. Es folgen Amazon-Gründer Jeff Bezos (58) sowie der französische Luxusunternehmer Bernard Arnault (73) nebst Familie (LVMH).

In Deutschland hat "Forbes" insgesamt 134 Milliardäre identifiziert, gegenüber 136 im Vorjahr. Deutschland ist damit das Land mit der viertgrößten Zahl an Dollar-Milliardären weltweit, nach den USA (735 Milliardäre), China (539) und Indien (166). Insgesamt verfügen diese superreichen Deutschen dem Magazin zufolge über ein Vermögen von 608 Milliarden Dollar (555 Milliarden Euro), 18 Milliarden Dollar weniger als im Vorjahr.

Als reichsten Deutschen nennt "Forbes" Lidl-Gründer Dieter Schwarz (82) mit einem Vermögen von 47,1 Milliarden Dollar (rund 43 Milliarden Euro). Das passt zu den Recherchen des manager magazins: Schwarz stand in der jüngsten Ausgabe der jährlichen Liste der 500 reichsten Deutschen des manager magazins auf Platz zwei hinter den Geschwistern Susanne Klatten (59) und Stefan Quandt (55), denen Anteile an BMW, Altana und anderen Unternehmen gehören. "Forbes" listet Klatten und Quandt jedoch einzeln auf - sie finden sich im Ranking der Amerikaner daher erst weiter hinten als viert- und fünftreichste Deutsche.

Und bemerkenswert: Sieben Namen aus Deutschland finden sich auf dem "Forbes"-Ranking, die bisher nicht darauf standen, zwei Frauen und fünf Männer. Um wirklich neue Milliardenvermögen handelt es sich dabei aber lediglich in zwei Fällen – die übrigen fünf Newcomer auf der "Forbes"-Liste haben ihr Vermögen geerbt, wie diese Übersicht zeigt:

Francine von Finck und Familie

Francine von Finck taucht erstmals auf dem weltweiten "Forbes"-Ranking auf, und zwar auf Platz 254. Gemeinsam mit ihrer Familie kommt sie dem Magazin zufolge auf ein Vermögen von 8,4 Milliarden Dollar (etwa 7,7 Milliarden Euro).

Neu ist der Name von Finck auf der Liste allerdings nicht, ebenso wenig wie das dazugehörige Milliardenvermögen. Francine von Finck ist die Witwe des im vergangenen Jahr verstorbenen Familienpatriarchen August von Finck, der ein Milliardenvermögen zurückließ, das der Familie auch einen Platz auf der Liste der reichsten Deutschen des manager magazins verschaffte.

Zum Firmenreich der von Fincks gehörte früher vor allem die Privatbank Merck, Finck & Co., die aber schon vor Jahren verkauft wurde. Heute besitzt die Familie Anteile an der Restaurantkette Mövenpick, viele Immobilien und Finanzdienstleister wie von Roll und Degussa Goldhandel. Wie manager magazin berichtete, ist Francine von Finck bereits dabei, weitere Besitztümer aus dem Erbe zu verkaufen.

Nadja Thiele

Nadja Thiele (46) verfügt laut "Forbes" über ein Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar, womit sie Platz 1238 des weltweiten Rankings belegt. Der Name Thiele ist Kennern der Welt der Superreichen allerdings mindestens ebenso ein Begriff wie der Name von Finck: Unternehmer und Investor Heinz Hermann Thiele, größter Aktionär beim Bahntechnikspezialisten Vossloh sowie beim Bremsenhersteller Knorr-Bremse, verstarb im Februar 2021, Nadja Thiele ist seine Witwe.

Allerdings hinterließ Heinz Hermann Thiele ein deutlich größeres Vermögen als die umgerechnet rund 2,3 Milliarden Euro, die "Forbes" seiner Witwe zuschreibt. Thieles Tochter Julia Thiele-Schürhoff (50) etwa bekam ebenfalls einen Großteil des Erbes ab. Sie erschien bereits im vergangenen Jahr auf dem "Forbes"-Ranking und belegt in diesem Jahr mit 3,6 Milliarden Dollar Platz 822.

Alexander und Konstantin Sixt

"Es wird Zeit, das Ruder zu übergeben", sagte Erich Sixt (77) auf der jüngsten Hauptversammlung seines Unternehmens im Sommer dieses Jahres. Ein halbes Jahrhundert lang stand er an der Spitze des Autovermieters, der den Namen seiner Familie trägt. Mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro und einem Vorsteuergewinn von 442 Millionen Euro gelang Sixt 2021 trotz Pandemie ein Rekordergebnis – im Jahr des Führungswechsels.

Übernommen haben die Leitung die Brüder Alexander (42) und Konstantin Sixt (39), die beiden Söhne des neuen Aufsichtsratschefs Erich Sixt. Ihnen rechnet "Forbes" auf der neuen Liste auch das Erbe zu: 1,3 Milliarden Dollar für Alexander und 1,3 Milliarden Dollar für Konstantin bedeuten den geteilten 2190. Platz.

Christian Angermayer

Auch von Christian Angermayer (43) gibt es ein Zitat, das zu seinem Eintrag auf der "Forbes"-Liste passt: "Die letzten zwölf Monate waren nicht schlecht." Kann man sagen. Der Investor aus Bayern ist einer von nur zwei deutschen Neu-Milliardären, die sich ihr Vermögen im Alleingang erarbeitet haben. Bei Angermayer ging es im vergangenen Jahr besonders rasant aufwärts. Mit Wetten auf Biotech- und Tech-Firmen sowie mehreren Börsengängen konnte er sein Vermögen binnen zwölf Monaten mehr als vervierfachen, wie manager magazin bereits berichtete.

Highlight war das Börsendebüt von Atai Life Sciences im Juni 2021: Das Unternehmen, das Therapien gegen psychische Krankheiten mithilfe von Psychedelika wie Psilocybin ("Magic Mush-rooms") entwickelt, startete mit einem Aktienkurs von beinahe 20 Dollar. Damit wurde das Eigenkapital vom Markt mit 2,4 Milliarden Dollar bewertet, wovon ein Fünftel Angermayer gehört. Inzwischen ist der Aktienkurs allerdings in Richtung fünf Dollar gesunken.

Carsten Koerl

Noch ein neuer Name für die "Forbes"-Leser: Carsten Koerl (57) gründete die Schweizer Sportdatenfirma Sportradar, die er im September 2021 an die New Yorker Börse brachte. Das IPO verlief zwar nicht sehr zufriedenstellend, von jenseits der 25 Dollar fiel die Aktie inzwischen auf rund 15 Dollar. Damit ist Sportradar (Umsatz im Jahr 2021: 561,2 Millionen Euro) aber immer noch mehr als 4,4 Milliarden Dollar wert, und Koerl hält etwa ein Drittel der Anteile.

Folge: Koerl belegt in der neuen "Forbes"-Liste mit einem Vermögen von 1,2 Milliarden Dollar den 2324. Platz. Sportradar ist zudem nicht Koerls erste Firmengründung: Ende der 1990er-Jahre startete er bereits den Sportwettenanbieter Betandwin (heute Bwin), den er später an die österreichische Börse brachte.

Das manager magazin führt Dieter Schnabel (75) und seinen Sohn Stephan, die Hauptaktionäre der Hamburger Helm AG, gemeinsam mit einem Vermögen von 2,2 Milliarden Euro. "Forbes" listet beide getrennt auf: Den Vater mit 1,7 Milliarden Dollar und erstmals auch den Sohn mit einer Milliarde Dollar. Damit belegt Stephan Schnabel auf der "Forbes"-Liste Platz 2578.

Stephan Schnabel ist Vorstandschef der Helm AG. Das "Familienunternehmen mit über 120-jähriger Geschichte" (so die Website) ist als Vertrieb in den Bereichen Chemie, Pflanzenschutz, Pharmazie sowie Düngemittel aktiv und verfügt über 100 Standorte in 30 Ländern. Eigenen Angaben zufolge machte Helm 2020 einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro, wobei 80 Prozent des Geschäfts auf Europa und die USA entfallen. Stephan Schnabel gehören laut "Forbes" 40 Prozent des Unternehmens.