Show Nicht nur eine Schwangerschaft kann zu Problemen mit dem Beckenboden führen, auch zu viel Stress kann schuld sein. Warum das so ist und was man dagegen tun kann, erklärt Beckenboden-Expertin Professorin Barbara Köhler. Autoren: Anna Haugg & Dr. med. Jörg Zorn Was bringt der Einsatz von Vaginalkonen beim Beckenbodentraining? Wie lange dauert es, bis sich erst Effekte zeigen? Und wann sollte man lieber auf diese Hilfsmittel verzichten? Mehr dazu in diesem Beitrag. GrundlagenWas sind Vaginalkonen?Vaginalkonen sind kleine, konisch geformte Gewichte, die Frauen in der Scheide tragen, um ihren Beckenboden zu stärken. Das Training besteht darin, die Gewichte entgegen der Schwerkraft in der Vagina festzuhalten. Ähnlichkeiten mit TamponÄhnlich wie ein Tampon haben sie am unteren Ende einen Faden, an dem sich die Konen nach Abschluss der Übung wieder herausziehen lassen. Die Konus-Form fördert das Herausgleiten, was zur reflexartigen Kontraktion der Muskeln führt, die dadurch gezielt trainiert werden. Vaginalkonen gibt es als Sets, die aus mehreren Konen mit unterschiedlichem Gewicht bestehen. Man fängt mit dem leichtesten Konus an und steigert sich langsam, bis man schließlich auch den schwersten der Konen in der Vagina festhalten kann. Stärkung der BeckenbodenmuskelnDurch die Vaginalkonen wird die Beckenbodenmuskulatur optimal gestärkt. Die größten Effekte erzielen Frauen mit einer schwachen Beckenbodenmuskulatur. Doch Vaginalkonen helfen nicht nur gegen Harninkontinez. Sie sind auch ein gutes Beckenbodentraining nach Entbindungen, um eine Gebärmuttersenkung zu verhindern und zum Training der Muskulatur nach Operationen im kleinen Becken. AnwendungWie funktioniert ein Beckenbodentraining mit Vaginalkonen? Die Anwendung ist ganz einfach: Der Vaginalkonus wird wie ein Tampon tief in die Scheide eingeführt. Ist der Fremdkörper nicht spürbar, sitzt er korrekt. Damit der Konus beim Einführen besser gleitet, kann man ihn mit Wasser befeuchten. Zu Beginn des Trainings sollten Sie testen, mit welchem Konus Sie Ihr Training starten sollten. Wenn Sie den leichtesten Konus im Stehen und Gegen ohne Mühe mehr als eine Minute halten können, sollten Sie zum nächst schwereren Gewicht übergehen. Im Sitzen wirkungslosBeginnen Sie die Übungen jedoch mit dem Konus, den Sie ohne Anstrengung halten können. Tragen Sie den Konus einfach, während Sie Ihrem normalen Tagesablauf nachgehen, beispielsweise bei der Hausarbeit. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass der kleine Trainer nur beim Stehen und Laufen seine Aufgabe erfüllt; im Sitzen und Liegen ist das Gewicht wirkungslos. Tragen sollte man Vaginalkonen zweimal täglich etwa für 15 bis 20 Minuten. Mehr bringt nicht mehr, im Gegenteil: Längeres Tragen kann den Beckenboden erschöpfen und Muskelkater verursachen. Alle zwei Wochen Gewicht steigernNach dem Training ziehen Sie den Konus einfach am Faden aus der Vagina. Waschen Sie ihn mit Seife und lauwarmem Wasser. Spezielle Reinigung oder Desinfektion ist nicht notwendig. Jeweils nach zwei Wochen sollten Sie ausprobieren, ob sie den nächst schwereren Konus halten können – und dann mit ihm weitertrainieren. Wichtig: Zur Behandlung von Belastungsinkontinenz gibt es Vaginalkonen auf Rezept. Man kann sie aber auch privat in Apotheken oder Sanitätshäusern kaufen. Kosten für ein Set: ab ca. 70 Euro. Wie lange muss man mit Vaginalkonen üben, bis sich Erfolg zeigt?Die meisten Frauen spüren bereits nach zwei bis drei Wochen eine Besserung ihrer Beschwerden, wenn sie Vaginalkonen konsequent anwenden. Der volle Muskeltonus wird durch das Training etwa innerhalb von sechs bis zwölf Wochen erreicht. Allerdings lässt der Trainingseffekt mit der Zeit auch wieder nach, wenn die Muskeln nicht mehr beansprucht werden. Deshalb ist es ratsam, den Muskeltonus des Beckenbodens etwa alle sechs Monate zu prüfen und eine neue Trainingseinheit zu starten, sobald er eine Schwäche zeigt. Wichtig: Nicht jeder Beckenboden ist gleich kräftig! Falls Sie selbst den leichtesten Vaginalkonus nicht halten können, sollten Sie nicht aufgeben, sondern das Training einfach mehrmals täglich erneut probieren. Letztlich gelangen nicht alle Frauen bis zur Übung mit dem schwersten Konus. Das macht aber nichts. Denn die Beschwerden bessern sich auch mit leichteren Gewichten. GegenanzeigenWann sollten Vaginalkonen nicht angewendet werden?Dringend abzuraten ist von Beckenbodentraining mittels Vaginalkonen bei einer Scheideninfektion oder während der Regelblutung. Auch während einer Schwangerschaft sowie in der Zeit der Wundheilung nach einem Dammschnitt ist der Gebrauch nicht ratsam. Ansonsten aber sind die Vaginalkonen in der Regel gut verträglich und verursachen keine Probleme. Voraussetzung: dass Sie sich an die Anwendungsempfehlungen halten und es mit den Gewichtssteigerungen zu Beginn nicht übertreiben. Wenn sich irgendetwas komisch anfühlt oder sonstige Probleme auftauchen, im Zweifel immer Rücksprache mit Ihrem behandlndem Arzt halten.
Ein gut trainierter Bizeps – davon träumen viele Frauen. Dabei gibt es in unserem Körper Muskeln, die weitaus wichtiger sind. Für unsere Gesundheit, unsere Energie, unsere Ausstrahlung und unsere Lebensfreude. Doch diese Muskulatur arbeitet im Geheimen, unbeachtet und tabuisiert – unsere Beckenbodenmuskulatur. Selbst wer sie kennt, kümmert sich meist nicht um sie. Erst wenn sie schlappmacht, merken wir, was sie tagtäglich für uns leistet. Denn die handtellergroße, aus drei Schichten bestehende Muskulatur unseres Beckenbodens kann weit mehr, als unseren Beckenausgang wirksam zu verschließen. "Der Beckenboden (Pelvic) ist das Powerzentrum in der Mitte unseres Körpers", sagt Irene Lang-Reeves, Diplom-Biologin und Heilpraktikerin mit langjähriger Erfahrung in Körperpsychotherapie. "Wer ihn aktiviert, kann sein Leben komplett verändern. Man wird leistungsfähiger und fitter, ist besser drauf und fühlt sich einfach jünger." Der Beckenboden verbindet Füße und Beine mit dem Oberkörper und richtet uns auf. Diese Muskulatur rund um das Schambein ist der Schlüssel zu allen unseren Bewegungen, zu guter Körperhaltung, zu Dynamik, stabilem Gleichgewicht und harmonischer Koordination – auch beim Sex. Ist sie in ihrer Funktion gestört oder arbeitet nur eingeschränkt richtig, kann das Folgen für den ganzen Körper haben. Ist sie kräftig und aktiv und machen wir regelmäßig Beckenbodentraining, baut sich im ganzen Körper eine gesunde Spannung auf. Unsere Bewegungen sind fließend, wir stehen fest auf der Erde, sind in den Schultern aber locker, offen und frei nach oben. "Bewege ich mich bewusst aus dem Beckenboden heraus, verändert sich der Tonus der gesamten Rumpfmuskulatur", so der Expertenrat von Irene Lang-Reeves. "In zwei Sekunden ist der Bauch flacher, die Innenseiten der Oberschenkel werden geliftet. Ich bin dynamischer, fühle mich wohler und sehe sofort besser aus." Eine solche Haltung strahlt nicht nur Schönheit und Stärke aus, sie macht zudem psychisch belastbarer, stabiler, gelassener. Und sie versorgt uns mit Energie. Für die asiatischen Bewegungslehren nicht neu. Ob Yoga, Qigong oder Aikido, sie alle nutzen den aktiven Beckenboden – auch wenn sie diese Kraft anders nennen –, um den Fluss der Lebensenergie zu verbessern. "Messungen haben gezeigt", so die Expertin, "dass eine gezielte Anspannung des Pc-Muskels (Pubococcygeus-Muskel) im Beckenboden vermehrt Energie übers Rückenmark bis ins Gehirn strömen lässt. Ein aktiver Beckenboden funktioniert also wie eine Art Dynamo – durch Bewegung lädt er den ganzen Körper auf." Beckenbodentraining im FokusGrund genug, die Beckenbodenmuskeln regelmäßig zu trainieren. Am besten, bevor sich die ersten Schwächen zeigen – vor allem, bevor der Östrogenabfall in den Wechseljahren ihn zu sehr erschlaffen lässt, und Inkontinenz ein Blasenvorfall oder eine Gebärmuttersenkung drohen. Und am besten so, dass das Beckenbodentraining in den Alltag integriert werden kann. Spazierengehen, Treppensteigen, Kistenheben, Gartenarbeit, das alles kann den Beckenboden trainieren, wenn wir erst einmal ein Gefühl für die notwendige Anspannung dort bekommen haben. Anfangs macht es deshalb Sinn, sich bewusst etwas Zeit fürs Üben zu nehmen, um diesen unbekannten Bereich des Körpers besser kennen zu lernen. Beckenbodentraining: 7 Übungen mit Videos zum NachmachenDie sieben Übungen für das Beckenbodentraining des Programms, das Irene Lang-Reeves extra für BRIGITTE WOMAN zusammengestellt hat, sind dafür perfekt geeignet. Vieles davon ist alltagstauglich, es lässt sich später bequem zwischendurch absolvieren. Bei allen Übungen sollte das Becken fest werden, während Oberkörper, Schultern und Nacken frei und leicht bleiben. Wer das Gefühl hat, beim Anspannen des Beckenbodens größer, nach oben gezogen zu werden, macht es genau richtig. Wer jedoch meint, beim Beckenbodentraining kleiner zu werden, und sich zusammengedrückt fühlt, presst mit den Bauchmuskeln, statt die Muskeln im Beckenboden anzuspannen. Dann ist weniger mehr: besser nur mit halber Kraft anspannen und sie erst langsam steigern. "Die Übungen sollten sich kraftvoll, aber nie unangenehm anfühlen", sagt die Beckenboden-Expertin. "Wer 'Lust an der Kraft' entdeckt, hat gewonnen. Unser Powerzentrum zu aktivieren tut sogar beim Üben richtig gut." 1. Die Tänzerin
Je stärker du die Kraft deiner Muskeln im Becken nutzt, desto leichter ist diese Übung. Du fühlst dich schwungvoll und lebendig. 2. Tischzeit
Diese Übung für den Beckenboden lässt sich gut zwischendurch am Schreibtisch machen. Wer sie verstärken möchte, kann Druck und Zug jeweils einige Atemzüge halten – vielleicht sogar mit der maximal möglichen Kraft. Aber dabei immer schön locker im Oberkörper bleiben. 3. SchmetterlingKraftübungen im Liegen sind optimal für den Muskelaufbau!
4. FersenpowerNoch eine Kraftübung:
5. Die RadlerinJetzt wird dein Beckenboden noch etwas kräftiger aktiviert.
Wer es dynamischer mag, kann mit dem gehobenen Bein Rad fahren – bitte in Zeitlupe, damit du die Spannung auch konzentriert halten kannst. Oder du streckst das gehobene Bein nach vorn aus und hältst es knapp über dem Boden. Die Spannung im Beckenboden sollte dabei erhalten bleiben. 6. StandwaageNach dem Krafttraining kommt jetzt die Koordination. Kannst du gut auf einem Bein stehen? Balance-Übungen sind perfekt für das Beckenbodentraining geeignet. Umgekehrt stabilisiert er den Körper und hilft dabei, das Gleichgewicht zu halten.
Spiel einfach mit dieser Bewegung – und deinem Beckenboden. 7. AufsteigerinTreppensteigen ist das ultimative Alltagstraining für deinen Beckenboden:
Du wirst staunen, wie energiegeladen und frisch du dich nach einem solchen dynamischen Aufstieg fühlst. Das ist das beste Beckenbodentraining im Alltag! |