Die menschliche Wirbelsäule ist nicht nur dafür zuständig, dass ein aufrechter Gang möglich ist. Das Geflecht aus einzelnen Wirbelkörpern, Bandscheiben, Bändern und Muskeln ermöglicht auch die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Hier erfahren Sie alles über den Aufbau der Wirbelsäule und die Funktionen der einzelnen Segmente. Im zweiten Teil erklären wir, wie Schmerzen durch Wirbelsäulenbeschwerden entstehen können – und was sich dagegen tun lässt. Show
Aufbau der Wirbelsäule: Anatomie-GrundlagenDie Wirbelsäule ist ein hochkomplexes System aus vielen Komponenten, über die es natürlich weit mehr zu sagen gäbe, als ein einziger Artikel es ermöglicht. Wir beginnen deshalb einfach einmal mit den grundlegenden Erklärungen: Was leistet eigentlich die Wirbelsäule und wie ist sie aufgebaut? Die Funktion der WirbelsäuleZuallererst ist die Wirbelsäule dafür zuständig, das Gewicht des gesamten Oberkörpers, bestehend aus Kopf, Rumpf und Armen, zu tragen und zu stützen. Außerdem umschließt die Wirbelsäule das Rückenmark, welches sich im Wirbelkanal befindet. Unsere Wirbelsäule macht es möglich, dass wir aufrecht gehen und Bewegungsfreiheit haben. Da sie von der Seite gesehen eine doppelte S-Krümmung aufweist, funktioniert sie außerdem als ausgeklügelter „Stoßdämpfer“: Erschütterungen, wie sie durch Gehen, Laufen, Springen etc. ausgelöst werden, können dank der Wirbelsäule für das Gehirn nicht gefährlich werden. Wirbelsäulenabschnitte: Wie viele Wirbel hat der Mensch?Die Wirbelsäule besteht grob gesagt aus 5 Abschnitten. Die Aufteilung von oben nach unten sieht folgendermaßen aus:
Mit Sakralwirbelsäule sind Kreuz- und Steißbein gemeint. Beide Segmente unterscheiden sich von den anderen drei Abschnitten dadurch, dass die Wirbel nicht frei beweglich sind, sondern zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr miteinander verwachsen. Insgesamt finden wir in der Wirbelsäule also 24 freie Wirbel und 9-10 unbewegliche bzw. verschmolzene. Mit Ausnahme des ersten und zweiten Halswirbels besteht ein einzelner Wirbel aus den folgenden Elementen:
Die beweglichen Wirbel sind verbunden durch 23 Bandscheiben, die Wirbelgelenke und insgesamt 6 Bänder. Die Bandscheiben sind Faserringe mit einer gallertartigen Füllung, die über den Tag hinweg abgegeben wird, wenn die Wirbelsäule Druck ausgleichen muss. Bei einem gesunden Rücken nehmen die Bandscheiben die Flüssigkeit (vor allem nachts) wieder auf. Welcher Wirbel ist für was zuständig?Die Wirbel werden üblicherweise im jeweiligen Abschnitt der Wirbelsäule von oben nach unten durchnummeriert. Das Besondere daran: Jeder einzelne beeinflusst einen bestimmten Körperbereich. Wenn also (Rücken-)Beschwerden entstehen, lassen sie sich oft auf ein Wirbelsäulensegment zurückführen. Grob gesagt gelten folgende Zuständigkeitsbereiche:
Wirbel, Bänder, Bandscheiben – und was ist mit den Nerven? Auch sie spielen eine wesentliche Rolle, denn sie sind unter anderem dann ein wichtiger Indikator, wenn man Schmerzen verspürt, die vom Rücken auszugehen scheinen. Nerven in der WirbelsäuleDas zentrale Nervensystem umfasst, vereinfacht gesagt, das Gehirn und das Rückenmark. Etwas genauer formuliert, lässt sich die Verbindung zwischen Nerven und Wirbelsäule so beschreiben: Die Rückenmarksnerven, auch Spinalnerven genannt, treten jeweils unterhalb der Bandscheiben seitlich durch die Löcher zwischen den Wirbeln aus. Von dort reichen die Nerven zum jeweiligen Muskel und leiten Informationen an das Nervensystem weiter. Durch diese spezifische Aufteilung lässt sich bei Verletzungen erkennen, in welcher Höhe der Wirbelsäule vermutlich die Schädigung vorliegt. Denn je nachdem, in welcher Körperregion und wie stark ausgeprägt Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen auftreten, lässt sich die Schmerzursache in der Wirbelsäule lokalisieren. Schmerzen in der Wirbelsäule: Welche Beschwerden gibt es?Von Rückenschmerzen bleibt im Lauf der Zeit wohl niemand verschont. Es gibt jedoch nicht den Grund für diese Art Schmerz, weshalb wir hier nur eine kleine Auswahl der häufig auftretenden Beschwerden auflisten. Skoliose: die WirbelsäulenverkrümmungVon vorne oder hinten betrachtet ist die Wirbelsäule so gut wie gerade und weist nur von der Seite die S-Krümmung auf. Ist sie jedoch außerdem seitlich verformt, spricht man von Skoliose. Eine derart schiefe Wirbelsäule ist oft noch mit einer Verdrehung der Wirbelkörper im Bereich der Lenden- und Brustwirbelsäule oder dazwischen verbunden. Skoliose ist entweder angeboren oder entsteht aufgrund einer Muskelerkrankung. Sie kann sich aber auch erst im Wachstum ohne eindeutige Ursache entwickeln. Vor allem im Erwachsenenalter können durch die Verformung dann Schmerzen entstehen, im schlimmsten Fall leiden die inneren Organe darunter. So kann zum Beispiel durch die Verschiebung in der Wirbelsäule die Lunge beeinträchtigt und Atembeschwerden hervorgerufen werden. Wie sich eine schiefe Wirbelsäule behandeln lässt, hängt davon ab, wie stark ausgeprägt die Skoliose ist. In jedem Fall sollte die Behandlung durch einen Orthopäden erfolgen. Denn nur der Fachmann kann beurteilen, ob vielleicht schon regelmäßige Physiotherapie bzw. Krankengymnastik ausreichend ist oder womöglich ein stützendes Korsett getragen werden muss. Der BandscheibenvorfallEin weitaus gängigeres Rückenleiden ist der Bandscheibenvorfall: Wenn die Bandscheiben zu sehr druckbelastet sind oder nicht mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt werden, kann der Faserring einer Bandscheibe einreißen. Dann treten einzelne Teile davon in den Wirbelkanal aus – und das macht sich schmerzhaft bemerkbar. Um diesem Fall vorzubeugen, ist regelmäßige Bewegung wichtig. Denn durch moderate, sanfte Sportarten werden die Bandscheiben „trainiert“. Wichtig ist dabei, dass die Sportart nach dem Zug-Druck-Mechanismus funktioniert, damit die gallertartige Masse und genügend Nährstoffe wieder in die Bandscheiben aufgenommen werden können. Weitere Informationen finden Sie in unserem Ratgeber zum Thema Bandscheibenvorfall. Um einen Bandscheibenvorfall vorzubeugen, kann eine rückenfreundlichen Schlafausstattung behilflich sein.
Richtige Abstimmung an Ihr Schlafbedürfnis Arthrose und Hämangiom bei der WirbelsäuleAn Wirbelsäulenarthrose und -hämangiome denkt man vielleicht beim Thema Rückenprobleme nicht als erstes. Damit Sie im Zweifelsfall trotzdem Bescheid wissen, was es damit auf sich hat, hier die wichtigsten Eckdaten:
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei den Informationen in diesem Abschnitt natürlich nur um einen Auszug aller Möglichkeiten handelt – eben jener Möglichkeiten, die besonders oft eingesetzt werden, um zu diagnostizieren und zu behandeln. Röntgen der WirbelsäuleDas Ziel beim Röntgen der Wirbelsäule ist es, die Form, Begrenzung und Dichte der Knochen zu erkennen. Zum Beispiel kann auf so einer Röntgenaufnahme festgestellt werden, ob eine Skoliose vorliegt oder die Abstände zwischen einzelnen Wirbeln ungewöhnlich sind. Das Röntgen ist bei dauerhaften Rückenschmerzen ohne sofort erkennbare Ursache ein Standardverfahren. In der Regel wird die Aufnahme im Stehen gemacht und zeigt die ganze Wirbelsäule, um ein aussagekräftiges Gesamtbild zu ermöglichen. Einrichten der Wirbelsäule bei BlockadenLiegen in der Wirbelsäule schmerzhafte Blockaden vor, ist oft das „Einrenken“ das Mittel der Wahl. Streng genommen ist dieser Begriff aber nicht ganz richtig, denn es handelt sich bei solchen Beschwerden eher um eine Verklemmung als um eine Ausrenkung. Diese Verklemmung führt dazu, dass man sich zeitweise nicht so umfassend bewegen kann wie sonst. Das Einrichten kann man bei leichten Verklemmungen entweder mit regelmäßigen Rückenübungen selbst übernehmen oder aber auf einen Chiropraktiker setzen. In der Chiropraxis wird die Wirbelsäule durch Druck, Dehnung und Strecken manuell korrigiert. Dabei ist ein Knacken in der Wirbelsäule nicht ungewöhnlich. Dieses Geräusch entsteht, wenn Gasbläschen in der Gelenkflüssigkeit platzen, ist aber nicht das Hauptziel beim Einrichten der Wirbelsäule. Infiltrieren der WirbelsäuleDie Infiltration ist eine Art der Schmerzbehandlung. Bei der Wirbelsäulenbehandlung handelt es sich um eine epidurale Infiltration, also das Einspritzen nahe am Rückenmark. Dabei wird eine Kombination aus lokalen Betäubungsmitteln und einem Medikament mit Langzeitwirkung eingesetzt. Diese Methode bewirkt, dass die Schmerzen nicht weitergeleitet und Entzündungen nicht noch verstärkt werden. Übungen zum Dehnen, Strecken und Kräftigen der WirbelsäuleWas die Gesundheit der Wirbelsäule betrifft, gilt: Vorbeugen lohnt sich! Mit den folgenden beiden Übungen können Sie ohne viel Aufwand Ihrem Rücken etwas Gutes tun. Dehnung: Streckübung: Kräftigung: Jetzt heben Sie beide Arme und den Kopf ein paar Zentimeter vom Boden ab und stabilisieren dabei die Wirbelsäule für 12-15 Sekunden. Versuchen die Übung 8-10-mal jeweils für 12-15 Sekunden. Dadurch kräftigen Sie Ihre Rückenstrecker. Eine letzte Anmerkung an dieser Stelle: Natürlich sind entsprechende Übungen nicht das Nonplusultra für die Rückengesundheit. Bei weitem nicht alle Rückenbeschwerden lassen sich durch Bewegung beheben. Es muss bei der Durchführung zudem immer darauf geachtet werden, dass die Übungen schonend ausgeführt werden, am besten unter fachlicher Anleitung. Bei starken Schmerzen sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Was aber zweifellos gegen das Auftreten von Rückenbeschwerden hilft, ist moderate, regelmäßige Bewegung. Das kann beispielsweise Nordic Walking oder Radfahren und gezieltes Muskeltraining sein, damit die Wirbelsäule ausreichend gestützt wird. Mit einem gesunden Lebensstil und nicht zuletzt auch einer rückenfreundlichen Schlafausstattung, wie mit einem perfekt abgestimmten , können Sie jedoch schon viel dazu beitragen, Ihre Wirbelsäule gesund zu halten – damit Rückenschmerzen erst gar nicht entstehen!Bilder:© crevis - de.fotolia.com © Koterka Studio - de.fotolia.com |