Welche allergien kann man im blut nachweisen

Aktualisiert am 26.01.2021

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Biedermann T, Heppt W, Renz H, Röcken M (Ed). Allergologie. Berlin: Springer; 2016.

Brozek JL, Bousquet J, Agache I, Agarwal A, Bachert C, Bosnic-Anticevich S et al. Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma (ARIA) guidelines - 2016 revision. J Allergy Clin Immunol 2017; 140(4): 950-958.

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Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin: De Gruyter; 2017.

Trautmann A, Kleine-Tebbe J. Allergologie in Klinik und Praxis. Stuttgart: Thieme; 2013.

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Parameter

Fragestellung

Das Allergie-Screening (Allergie-Suchtest, Allergen-Screening, Allergen-Suchtest) im Blut soll bei Verdacht auf eine Allergie die auslösenden Substanzen aufdecken. Es wird eine geringe Menge Blut des Patienten auf eine Membran mit verschiedenen Allergenen getropft. Hat der Patient Antikörper gegen die Allergene der Membran, so wird dieses innerhalb etwa einer halben Stunde z. B. durch ein Kreuz sichtbar. Somit ist der Test auch in der Hausarztpraxis möglich und erlaubt schnell eine orientierende Aussage.

Zur Diagnose einer Allergie ist das Allergie-Screening im Blut aber nur ein ergänzender Baustein – der Pricktest ist wichtiger und steht an erster Stelle. Die IgE-Antikörper in der Haut reagieren mit dem Antigen, und es bildet sich eine Quaddel. Und dies auch noch lange Zeit nach dem letzten Allergenkontakt, denn die Antikörper können in der Haut jahrelang nachweisbar bleiben, wohingegen sie im Blut teilweise schon wenige Tage nach dem Kontakt mit dem Allergen wieder verschwinden oder zumindest im Allergie-Screening nicht mehr reagieren.

Das Allergie-Screening im Blut kann also die bekannten Hauttests nicht ersetzen. Es ist aber unerlässlich, wenn der Pricktest nicht durchgeführt werden kann, z. B. bei kleinen Kindern oder bei der Gefahr eines allergischen Schocks.

Bewertung

Das Allergie-Screening im Blut weist Antikörper im Blut auf diverse Substanzen (Allergene) nach. Dabei muss beachtet werden:

  • Das Gesamt-IgE ist bei Allergien aller Art zwar erhöht, aber weder schließen normale Werte eine Allergie aus noch ist ein erhöhtes Gesamt-IgE beweisend für eine Allergie.
  • Der Nachweis eines erhöhten IgE-Titers gegen ein bestimmtes Allergen ist nicht beweisend für eine Allergie gegen dieses Allergen. Auch korreliert die Höhe des oder der Antikörpertiter im Blut nur schlecht mit der Schwere der Erkrankung.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). | zuletzt geändert am 18.05.2020 um 08:57 Uhr

Die globale Erwärmung bleibt nicht ohne Folgen: Allergiker spüren dies schmerzlich. Um durchschnittlich zehn bis elf Tage hat die Dauer der Pollensaison in den letzten 30 Jahren zugenommen – und sich damit die Leidenszeit der Betroffenen verlängert. Ursache: Wegen der milden Temperaturen in Winter und Frühjahr blühen viele Pflanzen eher.

Zuletzt überarbeitet Juni 2021

Doch auch die wärmeren Sommer sorgen für eine höhere Belastung durch Pollen. Eingeschleppte Pflanzen mit stark allergenen Pollen verschlimmern die Situation noch: Ambrosia beispielsweise, ein Unkraut, das bisher nur in Nordamerika gedieh, fühlt sich durch die steigenden Temperaturen zunehmend auch in Deutschland heimisch. 

Eine beschwerdefreie Zeit wird für viele Allergiker zum Wunschtraum. Umso wichtiger ist es, eine aufkeimende Allergie frühzeitig zu erkennen. Nur so lässt sich vermeiden, dass die Betroffenen in einen Krankheitsstrudel geraten, aus dem zu entrinnen, immer schwieriger wird.

Wussten Sie schon?

Überempfindliches Immunsystem

Als Allergie bezeichnet man eine krank machende Empfindlichkeit gegenüber verschiedensten, normalerweise harmlosen Substanzen. Das Immunsystem reagiert gewissermaßen mit gesteigerter Aufmerksamkeit auf alltägliche Reize von außen, die sich beispielsweise als Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergie zeigen können.

Zu starke Reize von außen

Diese starke Empfindsamkeit des körpereigenen Schutzsystems ist zumeist erblich und kann durch äußere Einflüsse ausgelöst werden. Allergien treten meist an Organen auf, die in direktem Kontakt mit der Umwelt stehen, etwa an den Atemwegen oder der Haut. Man unterscheidet Inhalationsallergien, bei der die Allergene eingeatmet werden, Kontaktallergien und Nahrungsmittelallergien.

Allergie-Verstärker

In den meisten Fällen werden die Reaktionen durch natürliche Stoffe ausgelöst. Es ist jedoch bekannt, dass Umweltgifte – z. B. der Kohlendioxid-Ausstoß im Autoverkehr – die Wirkung der Allergien auslösenden Stoffe (Allergene) deutlich verstärken. Heute hat sich der Heuschnupfen – früher eher eine Seltenheit – zur Volkskrankheit entwickelt. Auch Stress kann Allergien verstärken.

Viele betroffen

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert-Koch-Instituts klagt derzeit etwa jeder dritte Deutsche über Allergien. Etwa 20 Prozent der erwachsenen Bundesbürger leiden unter Heuschnupfen, rund 12 Prozent haben eine Hausstaubmilbenallergie und fast 13 Prozent reagieren auf Parfüm oder Kosmetika allergisch.

Der Heuschnupfen (Pollenallergie) ist der bekannteste Vertreter der Inhalationsallergien (allergische Rhinokonjunktivitis). Als Symptome treten auf: Niesen, Naselaufen, verstopfte Nase, tränende, juckende oder gerötete Augen. Auch die Hausstaubmilben- und Tierhaarallergien machen sich in den Atemwegen bemerkbar.

Bei allergischem Asthma reagieren die Atemwege mit starker Abwehr auf im Grunde ungefährliche Stoffe. Diese Allergene, meist Hausstaubmilben und ihre Ausscheidungen, Schimmelpilze, Tierhaare und -schuppen oder Blütenpollen, ignoriert das Immunsystem normalerweise. Die Immunreaktion des Asthmatikers hingegen bekämpft den vermeintlichen Feind: Die Atemmuskulatur verkrampft, die Schleimhaut der Bronchien schwillt, zäher Schleim belegt die Atemwege. Die Symptome sind Husten, Giemen, in schlimmen Fällen ist das Atmen kaum noch möglich.

Nahrungsmittelallergien werden bei Erwachsenen vor allem durch Nüsse, Erdnüsse, Sellerie und Getreide, bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kuhmilch, Hühnereier und zunehmend auch durch Soja hervorgerufen. Die Betroffenen leiden nach dem Verzehr entsprechender Lebensmittel an Magen- und Darmbeschwerden wie Durchfall, Erbrechen oder Verstopfung. Modeschmuck kann Kontaktallergien auslösen, die sich in Hautausschlägen äußern. Pflege- und Putzmittel können ebenfalls solche Hautallergien auslösen.

In den meisten Fällen beginnen allergische Krankheiten bereits im Säuglings- und Kindesalter: Auf eine Nahrungsmittelallergie im Säuglingsalter folgt oft eine Allergie auf Hausstaubmilben und Pollen mit Heuschnupfen. Was mit Übelkeit und Jucken beginnt, kann im Schulalter mit Asthma enden. Die Abfolge dieser drei allergischen Erkrankungen während der Kindheit wird als „Allergiekarriere“ bezeichnet. 

Erst Heuschnupfen, dann Asthma

Ein sogenannter „Etagenwechsel“ ist typisch für eine Allergiekarriere, das heißt, ein Heuschnupfen mit einer Entzündung an Nase und Augen birgt das Risiko einer späteren Asthmaerkrankung des unteren Atemtraktes. Allergische Krankheiten können jedoch auch erst später im Verlauf des Lebens auftreten – und wieder völlig verschwinden.

Im Laufe ihres Lebens erkranken mehr als 20 Prozent der Kinder und mehr als 30 Prozent der Erwachsenen an mindestens einer allergischen Erkrankung. Bei Kindern sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Im Erwachsenenalter kehrt sich das Verhältnis um. Dann erkranken Frauen häufiger als Männer (35 Prozent und 24 Prozent).

Quelle:

Robert Koch-Institut

Die Reaktionen auf Allergene können zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Wohlbefindens führen, beispielsweise durch Niesen, Husten und Hautausschlag. Unter Umständen kann aber auch ein lebensgefährlicher Zustand, ein anaphylaktischer Schock, eintreten, bei dem im schlimmsten Fall ein Herz-Kreislauf-Versagen droht. Als besonders gefährlich gelten Überempfindlichkeiten gegen Penicillin und andere Medikamente, insbesondere Schmerzmittel, Insektenstiche und Erdnüsse, aber auch Latex.

Wer Verdacht hegt, an einer Allergie zu leiden, sollte sich mit einem allergologisch tätigen Arzt beraten. Es gibt verschiedene diagnostische Tests, die über eine bestehende Allergie Aufschluss geben. Vor dem Arztbesuch sollte man sich überlegen, wann und wo oder nach welchen Ereignissen die Körperreaktion auftritt. Die persönliche Krankengeschichte (Anamnese) ist für den Arzt die Basis, die möglichen Auslöser einzugrenzen und so eine Diagnose zu stellen.

Allergie über Kreuz

Ein Blick in den Pollenflugkalender kann auch Aufschluss über den Grund von körperlichen Reaktionen oder Hautreaktionen geben. So geht beispielsweise eine Birkenpollenallergie oft einher mit allergischen Reaktionen auf Kern- und Steinobst oder Nüsse. Bei einer Penicillin-Allergie besteht häufig eine zusätzliche Allergie gegen verwandte Medikamente. Ein Arzt spricht bei diesem Phänomen von so genannten Kreuzallergien. 

Welche allergien kann man im blut nachweisen
Diagnose stellen: Ein Haut-, Blut- oder Provokationstest bringt Klarheit, ob eine Allergie vorliegt.

Antikörper verraten Allergene

Beim Bluttest wird das Vorhandensein von Antikörpern untersucht. Antikörper sind Eiweißstoffe des Immunsystems, die für die allergische Reaktion verantwortlich sind. Die Blutuntersuchung lässt Angaben über den Zustand des Immunsystems zu.

Durch labordiagnostische Tests nachgewiesene spezifische IgE-Antikörper (Immunglobulin E) geben dem Arzt wichtige Hinweise auf den Auslöser einer Allergie. Der größte Vorteil der Bluttests liegt in der Standardisierung, ihrer Zuverlässigkeit und der Verfügbarkeit von bis zu 700 verschiedenen Allergenen.

Hautreaktion entlarvt Allergieauslöser

Bei einem Hauttest, dem sogenannten Prick-Test, werden mögliche Allergene oberflächlich in die Haut ein- oder aufgebracht. Aus den darauf folgenden Reaktionen kann ein allergologisch erfahrener Arzt das krankmachende Allergen identifizieren. 
Auch wenn das Risiko von unerwünschten Reaktionen gering ist, sollte der Hauttest nur von allergologisch erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Ein Hauttest kann nicht eingesetzt werden, wenn der Patient an einer großflächigen Hautkrankheit leidet oder mit Medikamenten, beispielsweise Antihistaminika sowie örtlich mit einer Kortisonsalbe, behandelt wird. Bei Kindern kann die schonendere Blutuntersuchung durchgeführt werden, wenn sie den Juckreiz bei Hauttests, der bei positiven Reaktionen dazugehört, als unangenehm empfinden.

Gezielt abklären

Nach einer positiven Allergietestung muss der behandelnde Arzt zwischen einer unbedeutenden Sensibilisierung und einer klinisch bedeutenden Allergie unterscheiden. Der Nachweis von IgE-Antikörpern gegen einzelne Allergene in einer Blutuntersuchung oder im Hauttest bedeutet nicht automatisch auch das Vorhandensein einer Allergie, d.h. es müssen nicht unbedingt allergische Krankheitssymptome auftreten.

Inzwischen kann man nicht nur die Allergenquelle wie zum Beispiel Birke, sondern auch das allergieauslösende Protein im Bluttest identifizieren. Diese molekulare Allergiediagnostik ermöglicht Primärsensibilisierungen von Kreuzreaktionen zu unterscheiden, den Erfolg einer spezifischen Immuntherapie einzuschätzen und das Risiko schwerer Reaktionen abzuwägen. Beispiel Insektengiftallergie: Hier kann mit Tests auf Bienen- und Wespengiftproteine zwischen einer echten Doppelsensibilisierung und einer Kreuzreaktion unterschieden und daraufhin die richtige Therapie ausgewählt werden. 

Je früher eine Allergie diagnostiziert wird, desto eher lässt sich vermeiden, dass sich aus anfangs oft leichteren Formen der Allergie schwere Erkrankungen entwickeln können. So kann sich aus einem Heuschnupfen im Kindesalter, bei dem Ihr Kind eventuell nur öfter mal niest oder eine Bindehautentzündung hat, ein Asthma bronchiale entwickeln. Asthma ist eine schwerwiegende Erkrankung mit oft starker Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes, die mit vielen Einschränkungen im alltäglichen Leben einhergeht. Auch Nahrungsmittelallergien können an der Entstehung eines Asthma bronchiale ursächlich beteiligt sein.

Fernhalten, was krank macht

Hat der Arzt das Allergen ermitteln können, das eine Allergie auslöst, kann oft schon mit einfacher Vermeidung des Allergens eine Verbesserung der Symptome erreicht werden: Nahrungsmittel, auf die man allergisch reagiert, sollen nicht gegessen werden. Im Falle einer Kontaktallergie sollte man auf das Tragen von Modeschmuck verzichten sowie Pflege- und Putzmittel verwenden, bei denen keine Reizung auftritt. Eine Vermeidung ist jedoch insbesondere bei in der Luft vorhandenen Allergenen wie Pollen und Schimmelpilzen schwierig.

Immunsystem stärken

Wenn Vermeidung nicht möglich ist, um den Kontakt mit dem Allergen zu unterbinden, kann eine spezifische Immuntherapie angebracht sein. Bei dieser Behandlung wird dem Allergiekranken das für ihn belastende Allergen allmählich in steigender Dosis zugeführt, um ihn so dagegen unempfindlich zu machen. Die sogenannte Hyposensibilisierung lindert die Beschwerden und reduziert die medikamentöse Behandlung. Darüber hinaus verhindert sie eventuell das Auftreten von schweren Folgeerkrankungen. 

Beschwerden lindern

Eine medikamentöse Behandlung dient allein der Linderung und Vermeidung der Krankheitssymptome. Sie bekämpft nicht die Ursache – das kann nur die Hyposensibilisierung. Oftmals ist die medikamentöse Behandlung jedoch die einzige Möglichkeit, um den betroffenen Patienten beschwerdefreie Tage zu ermöglichen.