Geiz ist geil? Das Motto kennen wir alle. Wenn allerdings irgendwo ein Preisschild hängt, scheinen wir diese Einstellung völlig zu vergessen. Deutschland ist ein Fest-Preis-Land. Überall auf der Welt, besonders im Orient, wird um jeden Cent hart und lange gefeilscht. Motto: Warum soll man für eine Tasche 35 Euro bezahlen, wenn man sie auch für 25 Euro bekommen kann? Nur bei uns in Deutschland handelt niemand. Der Pullover kostet 69,90 Euro? Dann ist das eben so. Für die Mikrowelle werden 120 Euro verlangt? Dann müssen wir diesen Preis wohl oder übel bezahlen. Falsch! Seit 2001 ist bei uns das Rabatt-Gesetz geändert worden. Das heißt, dass jeder Händler jederzeit einen Preisnachlass gewähren darf, und das nicht nur im Sommer- und im Winterschluss-Verkauf. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass wir immer und überall handeln dürfen, ob im Media-Markt, bei Intersport oder bei C&A. Allerdings nutzen diese Möglichkeit nur die wenigsten. Die einzige Ausnahme ist nach wie vor der Flohmarkt. Hier geht es den Käufern seit jeher um den niedrigsten Preis. Und genau deswegen muss man auch als Verkäufer jede Menge Verhandlungsgeschick an den Tag legen. Show Die oberste Grundregel lautet: Alles lässt sich verkaufen. Dabei ist es kein Zufall, dass clevere Händler regelmäßig höheren Umsatz verbuchen als andere. Mit hochwertigeren Produkten hat das allerdings nichts zu tun, viel mehr mit dem Wissen, wie was wann und wo verkauft werden muss. Und einen Geheim-Tipp haben wir auch noch parat: Der frühe Vogel fängt den WurmDieser Spruch gilt sowohl für den Händler als auch für den Käufer: Auf dem Flohmarkt werden in den ersten Stunden die besten Geschäfte gemacht. Sowohl interessierte Käufer als auch clevere Verkäufer feilschen hier bereits drauf los, noch bevor der Stand überhaupt aufgebaut ist. Hier gilt es: Nerven und Überblick bewahren. Bloß nicht überrumpeln lassen. Dazu gehört natürlich auch die Organisation und Aufbereitung des Trödels – und das nicht erst am Vorabend.
Auf den Platz kommt es anLage, Lage, Lage. Gerade als Neuling weiß man am Trödeltag gar nicht, wie einem geschieht: Vor Ort wird man mit etwas Pech einfach ans Ende des Flohmarkts verfrachtet, obwohl ein zentraler Standort ausgemacht war. Bloß nicht auf Kompromisse einlassen und sich frühzeitig um einen möglichst günstigen Standort kümmern. In geschlossenen Räumen sind Plätze direkt an der Eingangstür nicht immer die beste Wahl. Die Leute wollen nicht kaufwütig und gierig daherkommen, und kaufen nicht beim erstbesten Stand. Zudem herrscht am Eingang Gedrängel und es zieht. Unser Tipp daher: Am besten persönlich mit dem „Platzwart“ sprechen und einen Verkaufsplatz dort ergattern, wo Besucher mehrmals vorbeikommen. Blickfang schaffenJa, das Auge shoppt mit. Die Raritäten sollten herausgeputzt und hergerichtet sein. Eine kleine Auffrischungskur hat optisch noch keinem geschadet. Wer das geerbte Besteck poliert oder die getragene Kleidung gewaschen und gebügelt anbietet, verkauft in der Regel besser und teurer. Es mag verrückt klingen, aber mit einem besonders ausgefallenen Gegenstand locken wir schnell neugierige Blicke an unseren Stand. Um in der Flut von Tischen und Angeboten zu bestehen, hilft ein Kuriosum oder eine echte Rarität, die uns von unseren Konkurrenten unterscheidet. Dann fällt der Blick der Kunden vielleicht auch auf ein weniger schönes Stück. Auch funkelnde Sachen sind immer gut. Gegenstände aus Silber oder Schmuck sollten vorn auf dem Verkaufstisch platziert werden, allerdings so, dass sie vor potentiellen Dieben geschützt werden. Bei Schmuck empfehlen sich zum Beispiel kleine Glaskästen. Die besten Chancen auf dem Flohmarkt haben wir, wenn wir unser Angebot übersichtlich und thematisch passend aufbauen. Bücher auf die eine Seite, Kleidung auf die andere. Schmuck in die Mitte. Ein wildes Durcheinander hilft keinem und schreckt im Zweifelsfall die Kunden eher ab. Unserer Erfahrung nach sollte der Trödel ansprechend präsentiert werden, am besten auf einem Tisch mit einer einfarbigen, schlichten Tischdecke. Muster lenken ab. Die Trödelware sollte so aufgebaut werden, dass große Gegenstände aus Käufersicht hinten liegen und kleinere vorn. Wichtig ist auch, genügend Platz zwischen den einzelnen Stücken zu lassen, sonst wirkt der Tisch zu überladen. Wühlkisten aufstellenEin Karton auf dem Boden mit einem riesigen Schild: „Jedes Teil nur 50 Cent“ wirkt wahre Wunder. Das lockt Kundschaft und kurbelt das Geschäft an. Preise kennen!Nichts ist schlimmer, als auf die Frage nach dem Preis mit Folgendem zu antworten: „Ja, also weißt du, die Jacke war ziemlich teuer! Und ich hab´s eigentlich auch nur einmal getragen … Ach und die Knöpfe sind sogar handgemacht. Also vielleicht … 8 Euro?“ Mit so einem fragenden Blick wird das leider nichts. Wenn wir beim Flohmarktverkauf erfolgreich sein wollen, dann müssen wir von unserem Preis – vor allem von unserem Produkt – überzeugt sein. Keine Rechtfertigungen! Wir empfehlen, sich vorher über die Preise zu informieren. „Die Lampe hat 120 Euro gekostet, sie ist zwei Jahre alt. Für 40 Euro ist es deine, und das ist sie auch wert!“ Deswegen sind wir doch auf dem Flohmarkt, weil wir handeln wollen, weil wir ein Schnäppchen ergattern wollen. Feilschen gehört zum Verkauf dazu. Sätze wie „Am Preis ist nichts zu rütteln“, entpuppen sich als Eigentor. Schließlich wollen wir mehr verkaufen, als der Kunde kaufen will. Es lohnt sich also, mit einem potenziellen Kunden zu verhandeln. Am besten ist, den Kunden die Ware anfassen zu lassen. Oder auch einen Mengenrabatt zu gewähren. „Die DVDs sind super, oder? Eine DVD kostet 4 Euro, aber ich würde dir drei Stück für 10 Euro geben. „ Der Käufer soll ja auch das Gefühl haben, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Wichtig ist aber in jedem Fall, sich vorher klarzumachen, wie viel man für die Ware am Ende haben will. Schmerzgrenze austestenBevor wir etwas verkaufen, sollten wir überlegen, was wir mindestens dafür haben wollen. Wichtig ist, bei der Preisskala in beide Richtungen zu denken. Bei welchem Betrag ist meine Schmerzgrenze erreicht? Ab welcher Summe habe ich gut verdient? Bei jedem einzelnen Stück gehen wir die Gewinnspanne durch. Dann ist es leichter zu feilschen. Große Geldscheine haben auf einem Trödelmarkt nichts verloren. Gerade wenn man früh dran ist, haben viele Händler noch nicht so viel Wechselgeld dabei, und wenn man da mit einem 200-Euro-Schein aufschlägt, kann es eng werden. Umgekehrt ist es leichter, mit einem 5-Euro-Schein um eine DVD zu feilschen als mit einem 50-Euro-Schein. Nicht vergessen: Das Geld stets direkt am Körper tragen. Wie überall, sind auch auf Flohmärkten Langfinger unterwegs. Service-Gedanke ernst nehmenAuch wenn wir auf einem Trödelmarkt sind, sollten wir Kundenfreundlichkeit großschreiben. Wie immer ist auch hier die goldene Mitte zu empfehlen: Zuvorkommend sein, ohne aufdringlich zu wirken. Wer clever ist, bietet kostenloses Einpackmaterial (Zeitungen, Papiertüten) an. Gerade bei zerbrechlichen Gegenständen wie Porzellan oder Glas sind die Kunden dafür dankbar. Und: Wer Jute-Taschen gleich mitverkauft, hat bei Spontan-Käufern die besten Karten. Schluss-VerkaufKeine Lust, den ganzen Trödel wieder einzupacken und mit nach Hause zu nehmen? Dann empfiehlt sich, eine Stunde vor Flohmarkt-Ende mit dem Schluss-Verkauf zu starten, etwa indem man alles für die Hälfte anbietet. Ein super Tipp ist es, einen roten Helium-Luftballon aufzuhängen, auf dem steht: „Jetzt alles zum halben Preis!“ Eines ist klar: Verkäufer, die aktiv und freundlich vor ihrem Stand stehen, wirken präsenter und machen deutlich mehr Umsatz. Nichtsdestotrotz kann so ein Flohmarkt-Tag lang und anstrengend werden. Daher: eine Sitzgelegenheit mitbringen. Das können Campingstühle sein oder eine Bierbank. Genauso wichtig ist die Verpflegung: Ganz ohne Essen und Trinken steht man einen Flohmarkt-Tag nicht durch. Was man ebenfalls gut gebrauchen kann: Taschenrechner, Tesa, Schere, Stifte, Schilder, Metermaß. Wir haben auch noch immer einen extra Akku für die Handys dabei und ein Radio, um etwas Musik zu hören. Das hilft nicht nur gegen die Langeweile, sondern sorgt für eine freundliche Atmosphäre. WettervorbereitungenKlar, den Wetterbericht haben die meisten gecheckt, bevor es in Richtung Flohmarkt geht. Aber was, wenn doch ein spontaner Regenguss kommt? Am besten eine Plane oder zur Not eine Picknick-Decke mit Aluseite zum Schutz der Sachen mitnehmen. Genauso sollte man im Sommer Sonnenmilch und -schirm nicht vergessen, man hält sich ja doch ein paar Stündchen auf dem Gelände auf. Tipp der Trödelprofis: Ein Easy-up-Zelt mitnehmen. Ist in wenigen Minuten aufgebaut. In einer Gruppe kommenGemeinsam ist man bekanntlich weniger einsam, das gilt auch auf dem Flohmarkt. Und weil man Spaß am besten unter Freunden hat, verkauft man am besten gleich zusammen. Ist mal Flaute am Stand, versprühen wir so trotzdem gute Laune, und schwupp, locken wir wieder neue Leute an. Und falls doch keiner kommt, haben wir trotzdem einen schönen Tag mit unseren Freunden verbracht. Klingt einfach, ist es auch. Und das ist tatsächlich mit der effektivste Tipp, den wir mit auf den Weg geben können. Wir sind und bleiben als Verkäufer das Aushängeschild unserer Produkte. Mit heruntergezogenen Mundwinkeln und genervtem Blick darauf zu warten, dass sich jemand für unseren letzten Kram interessiert, ist ein No-Go! Niemand wird gezwungen, bei uns etwas zu kaufen. Wir wollen etwas von den anderen, nicht umgekehrt. Und genau das müssen wir ausstrahlen. „Kommt her Leute, bei mir ist es schön. „ Einen Lockvogel arrangieren!Einen letzten Geheim-Tipp wollen wir Euch nicht vorenthalten, auch wenn es weniger unser Stil ist: Der Mensch ist neugierig und skeptisch zugleich. Wenn ein Stand leer ist, muss das ja seinen Grund haben. Da gibt es offenbar nur Schund und Schrott (ganz egal, wie hochwertig die Ware ist). Eine Flaute an unserem Stand zieht somit schnell einen gefährlichen Rattenschwanz mit sich – denn wo keiner ist, da will nun mal keiner hin. Ganz im Gegenteil zu solchen Ständen, wo die Interessenten quasi Schlange stehen. Schon glauben wir, dass es dort etwas Besonderes gibt. Genau hier kommen unsere Lockvögel ins Spiel. In ruhigen Phasen sollten die Lockvögel sich interessiert um unseren Stand tummeln. Ebenso hilft es, sich etwas entfernt mit dem Handy zu positionieren und etwas lauter von dem Stand an der Ecke schwärmen, der die super Schnäppchen hat: „Ja, Schatz, du musst kommen, und bring deine Freundin mit. Da vorne an dem Stand mit dem roten Tischtuch gibt es wahre Schätze. Die haben dort keine Ahnung, wie wertvoll das Ganze ist ...„ Zwei, drei solcher Fake-Anrufe später und die ersten Besucher haben angebissen und überzeugen sich persönlich von der Ware. Wenn sich erst einmal eine Traube gebildet hat, werden die Nachbars-Verkäufer schnell vor Neid erblassen. Das ist wirklich faszinierend und funktioniert fast immer! Modeschmuck vom Flohmarkt entpuppt sich als Diamant |