Sprichwörter ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für das Buch des Tanach, siehe Buch der Sprichwörter. Sprichwörter (Proverben, Parömien) sind traditionell-volkstümliche Aussagen betreffend ein Verhalten, eine Verhaltensfolge oder einen Zustand, die zumeist eine Lebenserfahrung darstellen. Sprichwörter sind wie die Redewendungen ein wichtiger Teil des Thesaurus in fast jeder Sprache.[1] In der Sprachwissenschaft wird die Kunde von den Sprichwörtern nach dem griechischen Wort παροιμία (paroimía) als wissenschaftliche Disziplin Parömiologie genannt. „Übung macht den Meister“ an der Friedrich-List-Schule in Mannheim Die niederländischen Sprichwörter „Schuster bleib bei deinen Leisten“ (Fassadenschmuck) „Wie der Fuchs den Gänsen predigt“
– Miguel de Cervantes
– Lexikon sprachwissenschaftlicher Termini[2]
– Wolfgang Mieder, Sprach- und Literaturwissenschaftler
– Wolf Schneider Die Abgrenzung vom Sprichwort mit seinem unbekannten Autor zum Zitat und zum „geflügelten Wort“, deren Herkunft nachweisbar ist, ist nicht immer eindeutig. In der Linguistik wird der Wiederholungs- und Unveränderlichkeitsaspekt manchmal mit einem Terminus von Eugenio Coseriu als „wiederholte Rede“ (discurso repetido), gefasst. Zitate sind zunächst einmal individuelle Erfindungen, die aber sprichwörtlich werden können. Bei immer mehr geflügelten Worten geht das Zitatbewusstsein verloren. Das gilt besonders für viele aus der Bibel stammende Wendungen. Auffällig ist, dass in protestantischen Gesellschaften mehr auf die Bibel angespielt wird als in katholischen. SWR Wissen grenzt das Sprichwort von der Redewendung dadurch ab, dass das Sprichwort ein ganzer Satz ist, während die Redewendung nur ein Bestandteil eines Satzes ist.[3] Auch manche Buch- und Filmtitel haben mittlerweile schon sprichwörtlichen Charakter angenommen. Sogar gekürzte Refrains aus Volksliedern oder Schlagern werden für Sprichwörter gehalten. Ein dem Sprichwort ähnelndes Zitat wird als geflügeltes Wort bezeichnet. Nach André Jolles gehören Sprichwort und geflügeltes Wort zu den sogenannten einfachen Formen. Zwar gilt es als Merkmal des echten Sprichwortes, dass sein Autor unbekannt ist, doch beruhen manche vermeintlichen Sprichwörter nicht auf verallgemeinerten gesellschaftlichen Erfahrungen, sondern haben ihren Ursprung bei lateinischen Autoren oder in der Bibel. Die Mehrzahl der Letzteren fand durch Martin Luthers Übersetzung Eingang in die deutsche Sprache. Auch manche kernigen Sätze aus der Literatur wurden so populär, dass sie nun vielfach als Sprichwörter gelten, obschon ihre Herkunft nachweisbar ist:
→ Hauptartikel: Buch der Sprichwörter Das Buch der Sprüche Salomos (hebräisch מִשְלֵי שְׁלֹמֹה, Mischle Schlomo) gehört zu den Ketuvim (Schriften) der jüdischen Bibel. Es geht auf die Zeit von Hiskija, dem König von Juda,[4] bis in das vierte Jahrhundert v. Chr. zurück. Thematisch behandelt es den Tun-Ergehen-Zusammenhang, Lebensweisheit, gesellschaftliche bzw. familiäre Verbundenheit und soziale Gerechtigkeit: „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! Öffne deinen Mund, richte gerecht, verschaff dem Bedürftigen und Armen Recht!“ (Spr 31,8–9 EU). Das Buchmotto ist Spr 1,7 EU: „Die Furcht des HERRN ist Anfang der Erkenntnis, nur Toren verachten Weisheit und Erziehung.“ In der Kultur des Mittelalters wird das Sprichwort in allen Lebensbereichen als Ausdrucksmittel geschätzt. Seit dem 12. Jahrhundert empfehlen zahlreiche Lehrwerke der Rhetorik das Sprichwort als Stilmittel zur Unterstützung der Beweiskraft didaktischer Schriften. Mittelalterliche Predigten setzen häufig Sprichwörter neben Schriftwörter. Erkenntnistheoretisch entspricht das Sprichwort den Tendenzen des scholastischen Realismus und dessen architektonischem Idealismus. Da es das Allgemeine, Universelle als das einzig Wirkliche und Beweiskräftige ansieht (universale ante rem), erlaubte es dem mittelalterlichen Menschen, im Alltag gleich wie in seiner Theologie zu denken. Aus diesem Grund bezeichnet Johan Huizinga das Sprichwort sogar als das der mittelalterlichen Geisteskultur wesensgemäßeste sprachliche Ausdrucksmittel.[5] Nur im Spätmittelalter, etwa in den Werken Geoffrey Chaucers, wird Skepsis gegenüber abstrakten sprachlichen Formen wie dem Sprichwort deutlich.[6] Ein Sprichwort hat die Form einer festen und unveränderlichen Formulierung. Darin unterscheidet es sich von der Redewendung.
Oft wird die Form des Sprichworts durch Stabreim, End- oder Binnenreim noch besonders gefestigt.
Mit dem imperativischen Anspruch „Jeder kehre vor seiner eigenen Tür!“, „Man soll …“, „Man muss …“ oder „Man darf …“ hat das Sprichwort eine generalisierende Form angenommen. Es drückt in der Regel einen allgemein gültigen Satz aus, der entweder eine
Viele Sprichwörter sprechen
aus. Mitunter widersprechen Sprichwörter einander.
– Wolf Schneider Viele Sprichwörter sind im Laufe der Zeit verändert, vermischt und oft auch inhaltlich weiterentwickelt worden. Diese Sprichwort-Fortentwicklungen sind in der Forschung noch nicht hinlänglich aufgearbeitet worden. Viele Abwandlungen sind spöttisch gemeint und wollen dadurch auch die Trivialität der Aussage des Originals hervorheben oder karikieren. Beispiele
Weitere bildhafte Beispiele finden sich im Artikel über Katachrese (Bildbruch).
Elektronische Edition als CD-ROM in der Reihe Digitale Bibliothek als Band 62 im Jahr 2006 unter der ISBN 3-89853-462-6. Sammlungen16. Jahrhundert
Forschungsliteratur
Siehe auch
WeblinksWiktionary: Sprichwort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Liste von Sprichwörtern – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Wikiquote: Deutsche Sprichwörter – Zitate Wikiquote: Deutsche Sprichwörter – Zitate (englisch) Wikiquote: Iranische Sprichwörter – Zitate Wikiquote: Japanische Sprichwörter – Zitate Wikiquote: Russische Sprichwörter – Zitate Wikiquote: Schweizer Sprichwörter – Zitate
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