Hat niedersachsen das gleiche matheabitur wie bayern

WiWi Gast schrieb am 27.09.2020:

Das Schulniveau ist einfach nur noch lachhaft. Ich hab in Bayern ein 1.9 Abi geschrieben und in der ganzen Oberstufe in Summe (d.h. über zwei Jahre) 100h dafür gelernt. Direkt vor dem Abi hab ich gar nicht gelernt. Meine Seminararbeit hab ich in drei Tagen geschrieben (Note 2.0). Zwei Tage vor dem Matheabitur (Note 1.0) hab ich die ganze Nacht in der Diskothek gearbeitet.

Man kann also sagen, dass auch in Bayern das Niveau viel zu einfach ist. Warum wird nicht einmal etwas über Matrizen, Differentialgleichungen und Ähnliches gesagt?

Komme aus Bayern und bin damals von der Realschule aufs Gymnasium gewechselt nach dem Realschulabschluss. Matrizen hat ich in der Realschule, im Gymnasium nicht.

Außerdem ist die Note extrem davon abhängig wie Lehrer bewerten. Beispiel: Ein Lehrer sagt, er vergebe bei Seminararbeiten keine 1.0, eine andere vergibt 5x die 1.0. Am Gymnasium in der Nachbarstadt gibt es 3x die Abinote 1.0, an meinem war die beste Note 1.3.

Ein faireres Schulsystem wäre Bell-curved, aber das wird man wohl niemals sehen...

Man kann die Schwierigkeit nicht am Abischnitt fest machen, sondern nur indem man sich das gesamte Schulsystem inklusive Lehrpläne und verfügbarer Stunden dafür anschaut und da geht es von Bundesland zu Bundesland weit auseinander. Ich habe im Studium als Mathetutor gearbeitet und immer wieder Leute im ersten Semester erlebt, die mir erzählt haben, dass sie dies und jedes, was ich für selbstverständlich hielt an Mathe Wissen, in der Schule nie gehabt hätten. Die waren dann immer aus Nördlichen Bundesländern. Generell ist zumindest in Mathe das Skillniveau mit dem die Erstsemester an der Uni starten immer schlechter geworden. Es gibt zunehmend mehr Vorkurse an der Uni, die bei einem immer niedrigeren Nievau starten. Zudem kann man beobachten, dass die Erstsemester immer unselbsständiger sind und unfähiger z.B. Dinge einfach selbst zu rescherchieren. Man muss immer mehr an Inhalt im Detail vorkauen.

Zum Schluss noch zur Info. In Bayern ist der Abischnitt seit Einführung von G8 deutlich besser geworden. Warum? Früher wurde mündlich zu schriftlich 1 zu 2 gewichtet in der Oberstufe. Jetzt alles 1:1. Weil die Leute mündlich meist besser sind als schriftlich, hat das den Abischnitt gewaltig getuned.

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Geht man nach dem Notendurchschnitt, sind die Thüringer die klügsten Abiturienten Deutschlands. Aber stimmt das auch? Für eine bessere Vergleichbarkeit sollen 2017 die Prüfungen angeglichen werden - in vier Fächern.

Sind Thüringens Abiturienten klüger als alle anderen? Sie waren schon vor zehn Jahren die besten, sie sind es auch 2016. Niedersachsen dagegen hält seit Ewigkeiten die Rote Laterne der Abi-Liga. Das Bundesländer-Ranking nach Notenschnitt und Einser-Prüfungen sorgt regelmäßig für Kopfschütteln über den deutschen Bildungsföderalismus. Und für Ärger über die oft beklagte Ungerechtigkeit der Hochschulreifetests - denn darum geht es - zwischen Flensburg und Passau, Aachen und Görlitz.

Immerhin: Nächstes Jahr soll die Vergleichbarkeit der Abiturprüfungen etwas besser werden. Dann greifen alle 16 Länder erstmals auf einen gemeinsamen Aufgabenpool zu - wenn auch nur in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch.

Der Numerus Clausus unterscheidet nicht nach Regionen

Für die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Claudia Bogedan, ist dies „ein zentraler Schritt für mehr Gerechtigkeit“. Denn dazu gehöre „auch die Möglichkeit, mit einem Abitur mobil zu sein innerhalb Deutschlands, den gewünschten Studienort und das gewünschte Studienfach wählen zu können“, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Hamburg und Bremen sind die NC-Hochburgen

Heinz-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Philologenverbandes, hält den Aufgabenpool hingegen für viel zu klein, um wirklich von einer gewissen Abitur-Gleichwertigkeit zu sprechen. „Wenn man sich die rechnerische Bedeutung dieses gemeinsamen Prüfungsteils anschaut, dann ist die nur minimal“, sagte er der dpa.

Für den Bildungsgewerkschafter wäre die Uneinheitlichkeit von Prüfungen und Noten halb so wild, „wenn es den Numerus Clausus für viele begehrte Studienfächer nicht gäbe. Aber bei der Vergabe der Studienplätze wird eben nicht unterschieden, ob eine Abi-Note aus Niedersachsen stammt oder aus Thüringen.“

Ein erster Blick in die noch ganz frischen Statistiken für diesen Abitur-Jahrgang bestätigt: Die Ergebnisse werden im Schnitt fast überall seit Jahren immer besser, die Quote der für ein NC-Studienfach angemessenen Abiturnoten mit einer Eins vor dem Komma wächst. Was konstant bleibt, ist die Ungleichheit von Land zu Land.

Am stärksten war nach den der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Abi-Daten der Sprung in Berlin - von einem Notenmittelwert 2,68 (2006) auf 2,40 (2016). Knapp dahinter Nordrhein-Westfalen, wo nach den bisher aktuellsten Zahlen für 2015 ein Schnitt von 2,41 ermittelt wurde (2006: 2,66). Klare Verbesserungen gab es auch in Brandenburg (in zehn Jahren von 2,48 auf 2,30) und Thüringen (von 2,33 auf 2,18).

Nur ganz wenige Bundesländer, etwa Baden-Württemberg, schwammen mit verschlechtertem Abi-Schnitt gegen den Strom. Meidinger - selbst Leiter eines Gymnasiums in Bayern - kritisiert dies als „Wettlauf um die besten Noten“, die über eine Studierbefähigung nichts mehr aussagten.

Auch bei den Einser-Quoten sind die Unterschiede groß: Während in Thüringen vier von zehn Abiturienten eine Top-Note - mit entsprechend besseren Chancen im NC-Wettbewerb - erhalten, sind es nicht mal 20 Prozent in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. „Für ein sehr gutes Abitur muss man sich nach wie vor auf den Hosenboden setzen“, sagte Meidinger dazu. „Aber die zumindest zwölf der 16 Bundesländer umfassende ständige Verbesserung der Abiturnoten in den letzten 15 Jahren kann man damit nicht erklären.“

Stoppt die Noteninflation!

Dies habe etwas mit politischen Entscheidungen der Kultusministerien zu tun. Denn Zustimmung zu umstrittenen Entscheidungen wie etwa die Verkürzung der Schulzeit von neun auf acht Jahre (G8) „erkauft sich die Politik gerade am Gymnasium und beim Abitur, indem sie Notenberechnungs- und Prüfungssysteme aufweicht“, sagte Meidinger. Probleme vor allem mit Eltern bekämen Bildungsminister „immer dann, wenn mehr Qualität der Schulen mit schlechteren Noten verbunden ist“. Die Länderminister reagieren teilweise pikiert auf die Vorwürfe.

Was junge Deutsche über unsere Geschichte zu wissen glauben

Ebenfalls 50 Prozent glauben nicht, dass das Dritte Reich eine Diktatur war. Unter jugendlichen Migranten bewerten sogar 40 Prozent das damalige Regime positiv oder neutral.

50 Prozent der befragten Teilnehmer konnten diese Frage richtig beantworten: Der Beginn des Mauerbaus in Berlin. 31 Prozent dachten bei Nennung dieses Datums an ein anderes wichtiges politisches Ereignis der sechziger Jahre (bei der Fragestellung wurde zur Auswahl vorgegeben: Mauerbau, Kuba-Krise, Weltraumflug Juri Gagarins, Rücktritt Konrad Adenauers). Jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) sieht sich nicht in der Lage, dem Datum "13. August 1961" eines der genannten Ereignisse zuzuordnen.

Mit dem Bau der der Berliner Mauer sollte die massenhafte Flucht in Richtung West unterbunden werden um so den Zusammenbruch des DDR-Systems zu verhindern. 22 Prozent der vom Forschungsverbund SED-Staat Befragten antwortete allerdings, dass die DDR-Führung mit dem Mauerbau die Einmischung des Westens in die Angelegenheiten der DDR unterbinden und damit den West-Ost-Konflikt entschärfen wollte. Einige Jugendliche hätten sogar behauptet, der Westen hätte die Mauer gebaut, um Armutsflüchtlinge aus dem Osten abzuwehren.

Zwar führte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) das Wort Demokratie im Namen, demokratisch legitimiert war sie jedoch nicht. Laut Umfrage glaubte jedoch jeder dritte in Ostdeutsche, dass die DDR eine Demokratie gewesen sei. Im Westen dachte das jeder Vierte.

Immerhin 50 Prozent der Befragten sagten, dass es sich bei der alten Bundesrepublik um eine Demokratie gehandelt hat.

In Sachsen, wo sich der Abi-Schnitt innerhalb eines Jahrzehnts von 2,44 auf 2,29 verbesserte und die Traumnote 1,0 zuletzt von 167 Schülern (2006: 132) erreicht wurde, sagte Kultus-Ressortchefin Brunhild Kurth (CDU): „Wir messen uns nicht an der Quote der Spitzenzeugnisse, sondern an den Rückmeldungen von der Wirtschaft und den Universitäten - dort ist das sächsische Abitur anerkannt.“ Zudem lasse solche Kritik die tolle Arbeit der Lehrer völlig außer Acht.

Wieviel ist die Hochschulreife noch wert?

KMK-Präsidentin Bogedan ahnt trotz der Bestrebungen für das einheitlichere Abitur, „dass uns diese Debatte erhalten bleiben wird“. Nun solle man die Länder aber erstmal ihre Erfahrungen machen lassen mit dem gemeinsamen Aufgabenpool ab 2017. „Dann sehen wir, ob wir noch weiter gehen können. Aber ich habe derzeit nicht die Fantasie, mir das eine Abitur oder die eine Aufgabe vorzustellen, die alle Schüler in Deutschland am gleichen Tag lösen müssen.“

Der Philologenverbands-Chef macht sich in der Gerechtigkeitsdebatte derweil einen Vorschlag zu eigen, wonach eine bundesweite Rangliste aller Abiturienten das Ziel sein müsse. Die Platzierung solle dann im Abi-Zeugnis stehen. „Dass ein Einser-Abitur in einem Bundesland oder Jahrgang leichter zu erreichen ist als in einem anderen, hätte dann auf die Studienzulassung keine Auswirkung mehr“, sagte Meidinger.

Eine Schülerin wie Antonia Arndt aus Berlin müsste sich dafür nicht im geringsten interessieren: Sie legte kürzlich ein 1,0-Abitur hin, und zwar mit der nahezu unfassbaren Maximalpunktzahl - 900 von 900.

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