Wo genau ist der ischiasnerv

Fällt die Ursache der Ischias Schmerzen nicht in die Kategorie „sonstiges“, gilt es von einer spezialisierten Fachkraft (ÄrztIn, PhysiotherapeutIn) herauszufinden, über welchen Zugang das Problem schnellstmöglich gelöst werden kann. Meist liegt dem Problem eine funktionelle Ursache zu Grunde. Es werden hier Einschränkungen der Kraft, Beweglichkeit oder Koordination unterschieden, die üblicherweise in Kombination auftreten aber separat behandelt werden. In der Physiotherapie haben sich zwei Differenzierungen an Muster in der Literatur herauskristallisiert, die nach unterschiedlichen Protokollen behandelt werden können. Je nach betroffener Struktur wird zwischen Bandscheiben- und Facettenmuster unterschieden. Je nach funktioneller Einschränkung gibt es -einfach formuliert- das BEUGE-Muster, das STRECK-Muster und das BEUGE-ROTATIONS-Muster. Je nachdem nach welchem Muster sich das Problem zeigt, wird nach anderen Therapiekombinationen vorgegangen.

a. Aktive PhysiotherapieIn der aktiven Physiotherapie wird an der Bewegungskontrolle gearbeitet. Dies inkludiert die Verbesserung des Körpergefühls in bestimmten Bewegungen. Sie zielt darauf ab, dass zu schwache Muskeln gestärkt angesprochen werden und somit die betroffen Gelenke in eine „Balance“ gezogen werden. Dazu wird auch beobachtet, dass einzelne verspannte Muskeln mit der Verbesserung der Bewegungsqualität an Grundspannung verlieren und an Effizienz gewinnen.

b. Manuelle TherapieMithilfe unterschiedlicher Mobilisierungstechniken kann das Gleitverhalten einzelner Gelenkskomplexe verbessert werden. Das führt zu einer beschwerdefreieren Beweglichkeit und zu einer Entspannung der Muskulatur. Noch dazu wird der Anpressdruck auf verletzte Gelenksstrukturen reduziert und eine vorhandene Schwellung wird besser abgebaut.

c. MassageUm Muskeln zu entspannen kann mit unterschiedlichen Massagetechniken gearbeitet werden. Darunter fallen zum Beispiel die klassische Massage oder Sportmassage, die Triggerpunkttherapie oder auch Faszientechniken. Das Ziel ist Verspannungen zu reduzieren und somit Bewegungen zu erleichtern. Um langfristig das Problem lösen zu können ist es ratsam nach Massagen die Muskulatur gezielt zu aktivieren, ev auch zu trainieren.

d. Medikamente

Entzündungshemmer


Die sogenannten Nicht Steroidalen Anti Rheumatiker (NSAR), wie zum Beispiel Voltaren, Ibuprophen, Sirdalut, etc. werden oral eingenommen. Sie dienen der Reduktion von vorhandenen Schwellungen in verletzten/überbelasteten Strukturen, wie Gelenken, Muskeln, Bändern und Bandscheiben. Sie reduzieren somit den Schmerz und erlauben eine bessere Beweglichkeit. Soll das Problem jedoch langfristig behoben/reduziert werden, ist eine Verbesserung der Funktion durch Physiotherapie und aktive Bewegung unumgänglich.

Salben
Die Applikation von Salben jeglicher Form ist umstritten. Einige Studien zeigen, dass die Inhaltsstoffe nicht am eigentlichen Ort ankommen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das Einmassieren dieser Salben sehr wohl zu einer Schmerzreduktion führen. Es gilt hier nun folglich nach dem Motto „Hilfts nichts-schadets nicht“ vorzugehen. Jedenfalls ist herauszustreichen, dass Salben das eigentliche Problem nicht lösen.

e. Wärmepflaster
Wärmepflaster helfen speziell bei Problemen, die auch durch einen Muskelhartspann am Rücken entstehen. Sie entspannen die Muskulatur und reduzieren damit einerseits den Anpressdruck auf die Bandscheibe und die Facettengelenke. Andererseits verbessert es auch die Beweglichkeit, wodurch es erst später in der Bewegung zu einer schmerzhaften Einschränkung kommt und der Schmerz somit seltener im Alltag gespürt wird. Soll das Problem jedoch langfristig behoben/reduziert werden, ist eine Verbesserung der Funktion durch Physiotherapie und aktive Bewegung unumgänglich.

f. Rö-gezielte Infiltration?

Bei der Röntgen gezielten Infiltration ist eine minimal invasive und schonende Behandlungsmethode. Die Strukturen der Wirbelsäule können mittels eines Röntgengerätes exakt lokalisiert und behandelt werden.

Diese Art der Schmerztherapie eignet sich bei Bandscheibenerkrankungen mit einer Reizung der Nervenwurzel, bei einer Einengung des Nervenkanals (Spinalkanalstenose) oder bei einer Abnützung der kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenksarthrose). Die Röntgen gezielte Infiltration bietet den großen Vorteil, dass eine Injektionsnadel punktgenau platziert werden kann und so das schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikament lokal an der gewünschten Stelle wirkt.

g. Operation?

Sollten die konservativen Therapiemaßnahmen nicht die gewünschte Besserung erzielen oder es zu motorischen Ausfällen oder irreversiblen Schäden der Nervenwurzel kommen, ist ein operatives Vorgehen unumgänglich.

Dieser Artikel wurde verfasst von: Peter Weese & Daniel Spielmann (Physiotherapeuten)

Der Ischiasnerv (['ɪʃias] oder ['ɪsçias] gesprochen),[1] fachsprachlich auch Nervus ischiadicus[2] (auch Ischias, Hüftnerv oder Sitzbeinnerv; Os ischii = Sitzbein), ist ein peripherer Nerv des Plexus lumbosacralis (Lenden-Kreuz-Geflecht). Er ist der stärkste Nerv des Körpers. Seinen Ursprung hat er beim Menschen aus den letzten lumbalen und den ersten drei sakralen Rückenmarkssegmenten (4. Lendensegment bis 3. Kreuzbeinsegment des Rückenmarks, L4–S3). Bei den Haussäugetieren entspringt er aus L6–S2 als direkte Fortsetzung des so genannten Truncus lumbosacralis.

 

Ischiasnerv des Menschen

Der Ischiasnerv zieht über die Incisura ischiadica major bzw. das Foramen ischiadicum majus (genauer durch das Foramen infrapiriforme) auf die Streckseite des Hüftgelenks und dann an der Hinterseite des Oberschenkels, bedeckt von den Kniebeugern (Ischiokrurale Muskulatur) in Richtung Kniekehle. Auf seinem Weg entsendet er, bei den einzelnen Säugetieren etwas variierend, Äste zur motorischen Innervation an einige Oberschenkelmuskeln:

  • Musculi gemelli,
  • Musculus quadratus femoris,
  • Musculus obturator internus,
  • Musculus biceps femoris,
  • Musculus semitendinosus sowie
  • Musculus semimembranosus.

Am Oberschenkel teilt sich der Nervus ischiadicus in:

  • Nervus fibularis communis (auch Nervus peroneus communis) und
  • Nervus tibialis.

Bei einigen Säugetieren gehen obige Muskeläste auch erst von diesen Aufzweigungen aus.

Bei genauerem Betrachten existiert der Nervus ischiadicus (zumindest beim Menschen) eigentlich nicht, sondern ist ein Relikt aus der Vergangenheit anatomisch-morphologischer Forschung. Der Nervus fibularis communis und der Nervus tibialis treten getrennt voneinander aus dem Plexus sacralis aus. Kurz vor Durchtritt durch das Foramen infrapiriforme werden sie bei den meisten Menschen von einer dünnen Bindegewebshülle umgeben, aus der sie spätestens in der Kniekehle wieder austreten (tiefe Teilung). Bei manchen Menschen treten die Nerven früher aus der Bindegewebshülle aus (hohe Teilung) und bei wieder anderen existiert sie gar nicht. Innerhalb dieser Bindegewebshülle findet kein Austausch von Nervenfasern statt, sodass sämtliche Beuger (mit Ausnahme des kurzen Kopfes des Musculus biceps femoris) des Knie- und oberen Sprunggelenks vom Nervus tibialis und die Strecker und Pronatoren der Sprunggelenke vom Nervus fibularis communis versorgt werden. Der Nervus ischiadicus ist somit „nur Bindegewebe“. Dies lässt sich bei Sektionen leicht demonstrieren, indem ohne jeglichen Kraftaufwand die Bindegewebshülle (Nervus ischiadicus) mit dem Finger von der Kniekehle aufwärts gespalten werden kann. Dies geht bei „echten“ Nerven nicht. Ähnlich verhält es sich beispielsweise auch mit dem Nervus vestibulocochlearis.

Lähmungen des Nervus ischiadicus treten oft im Zusammenhang mit Beckenfrakturen, Oberschenkelfrakturen oder Luxationen des Kreuz-Darmbein-Gelenks auf. Bei Kleintieren kann eine Verletzung durch eine intramuskuläre Injektion in die hintere Oberschenkelmuskulatur auftreten. Bei Beschädigung des Ischiasnervs fehlt bei Auslösung des Flexorreflexes die Beugung im Kniegelenk.

Eine Neuralgie des Nervus ischiadicus wird meist kurz als Ischias (eigentlich: Ischialgie) bezeichnet und wurde erstmals von Domenico Cotugno (1736–1822) beschrieben.[3] Dabei tritt bei Dehnung des Nervs (gestrecktes Knie, gebeugte Hüfte) ein charakteristischer Schmerz auf. Beim Lasègue-Test liegt der Patient in Rückenlage, die Beine sind gestreckt, Füße aber in neutraler Stellung. Das passive Anheben eines Beines führt zu Schmerzen der erkrankten Seite bei Ischiasproblemen.

  • Martin Trepel: Neuroanatomie. Struktur und Funktion. 3. Auflage. Urban & Fischer, München u. a. 2004, ISBN 3-437-41297-3.
  • Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7, S. 464–577.
  1. Duden – Deutsches Universalwörterbuch. 4. Aufl., Mannheim 2001.
  2. Federative Committee on Anatomical Terminology (FCAT) (1998). Terminologia Anatomica. Stuttgart: Thieme
  3. Domenico Cotugno: De ischiade nervosa commentarius. Neapel 1764.

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