Wie nennt man Menschen die keine andere Meinung zulassen

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Wie nennt man Menschen die keine andere Meinung zulassen


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nicht w. a. m.“ Bei dem Allen dürfen wir nicht verkennen, daß dessen Absicht war, der Gelehrte soll die Quellen selbst aufsuchen und sich nicht auf das Angegebene verlassen.') Auch versäumt er nicht, an vielen Stellen einzugestehen und auszurufen: „Das hat er richtig angegeben"; „so hat er gut geurteilt“,?) auch lobt er dessen Meinung und sein Urteil.3) Únerbittlich ist er nur bei den Stellen in seinem Roder, die eine philosophische Basis zu haben scheinen. Troßdem war die Würdigung dieses Werkes bei seinen Freunden groß. So schreibt Schecheth Benvinisti an die Weisen Lünels :) ,Bevor man in Spanien den Geseßes koder Maimonides hatte, beschäftigte man sich mit Aljasjis Werk, noch mehr mit dem Talmud, was für die Juden oft so schwierig war, daß sie auf den Ausspruch des Rabbiners angewiesen waren. Aber so sie den maimonidischen Koder erhielten mit seiner leichtfaßlichen Sprache und lichtvollen Ordnung, gingen ihnen die Augen auf, sie kopierten ihn jeder für sich, ihr Geist vertiefte sich darin, es versammelten sich jung und alt und suchten sich den Inhalt anzueignen“. Man überhäufte den Verfasser mit Lobeserhebungen und nannte ihn: Der Einzige der Zeit“, „die

„“, Fahne der Gelehrten“, ,, der Erleuchter Jsraels Augen". Man ordnete sich seinem Urteile unter und erbat sich Belehrungen von ihm. Mehreres über sein drittes Haurtwerk , More Nebuchim, Führer der Jrrenden“ verweisen wir auf die Artikel „Philosophie und Judentum" und „Religionsphilosophie".

manasse ben Israel, richtiger menasche ben Israel, 5x7009 a won, geb. in Amsterdam 1604, gest. in Middelburg 1657. Rabbiner der jüdisch-portugiesischen Gemeinde in Amsterdam, ein ausgezeichneter Prediger, bedeutender Sprachenkenner und bewunderter Gelehrter, der auch mit der Wissenschaft der christlichen Theologie vertraut war. Er wurde 1604 in Amsterdam geboren; sein Vater hieß Joseph ben Israel, der in Portugal zwangsweise Christ wurde, aber, nicht desto weniger gleich allen damaligen Marannen, Scheinchristen, dem Judentum treu blieb und geheim das jüdische Religionsgeseß beobachtete. Diese Anhänglichkeit an die Religion seiner Ahnen wurde jedoch der Inquisition in Portugal bald verraten, sodaß er fliehen mußte und froh war, bei Verlust seines Vermögens mit seiner Familie nach Amsterdam entkommen zu sein. Hier wurde ihm sein Sohn Menasche 1604 geboren, der in seiner frühen Jugend eine ungewöhnliche geistige Begabung verriet. Der Vater wendete auf seine Erziehung und Bildung die größte Sorgfalt. Der aus Fez nach Amsterdam eingewanderte gelehrte Isaak üsiel wurde sein Lehrer. Er führte ihn nicht blos in Bibel und Talmud ein, sondern suchte ihm auch andere Wissensfächer beizubringen. Besonders waren es fremde Sprachen, deren Erlernung er besorgte. So erlangte Menasche eine vielseitige Bildung. Gerühmt wurde sein Talent zur Erlernung fremder Sprachen und Anfertigung von Predigten, die er mit einer gewissen Eleganz vortrug. Er verstand sich in zehn Sprachen schriftlich und mündlich auszudrücken,5) und bei seinem Tode waren es 400 Predigten in portugiesischer Sprache, die er hinterließ. Im Alter von faum 18 Jahren bekleidete er schon an der Stelle seines verstorbenen Lehrers 3jaat Asiel das Amt eines Predigers. Er verheiratete fich darauf mit einer Urenkelin des weithin bekannten Sjaak Abarbanel (1. d. A) Rahel Soeirä und führte mit ihr eine glückliche Ehe. Menasche fühlte sich geehrt und gehoben, aus der Familie Abarbanels geheiratet zu haben, die der Sage nach in direkter Linie aus dem königlich davidischen Hause abstammte. Aus dieser Ehe erhielt er eine Tochter, Hanna Gracia, und zwei Söhne, Joseph und Samuel. Einen berühmten Namen machte ihm seine Schriftstellerei, durch die er die Ver. ehrung und Freundschaft auch christlicher Gelehrten erlangte. Kaspar Barlaus, Gerhard und Jaak Vossius, Hugo Grotius w. a. m. gehörten zu denselben. Diese mit noch andern ließen es sich nicht nehmen, ihn auch als Prediger kennen zu lernen. Sie besichten seine Synagoge und hörten seine Predigten an. Unter diesen befand sich auch ein portugiesischer Geistlicher, der berühmte Prediger Antonio Viegra, der ihn zu bekehren versuchte.') Das Hauptwerk seiner Schriften, woran er viele Jahre arbeitete, war der Conciliador in spanischer Sprache, wo er sämtliche scheinbar fich widersprechente Bibelstellen auszugleichen suchte.)


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Manasie ben Israel!" Zugleich wurde er von der Nachricht überrascht, daß der englische Gesandte in Holland, Lord Oliver Saint John, ein Verwandter Cromwels, die Synagoge besuchen wolle. Menasche sorgte für dessen Empfang mit Musik, øymnen und Jubel (August 1651). Doch war es ihm erst im Jahre 1655 in Folge des zwischen England und Holland ausgebrochenen Krieges möglich, die Reise nach England ungehindert zu unternehmen. Zu seinen Begleitern gehörten mehrere der vornehmen Juden Amsterdams und sein Sohn Samuel. Im Oktober 1655 befand er sich in London. Er überreichte bald nach seiner Ankunft dem Lord Protektor seine Adresse. Gleichzeitig veröffentlichte er eine Erklärung an die Republik Englands, in der er den Grund seiner Ankunft dem englischen Volke anzeigte) und zugleich mit warmer Beredsamkeit die Vorurteile gegen die Juden widerlegte und die Vorteile aufzählte, die die Aufnahme der Juden dem Staate und den verschiedenen Volksklassen bringen würde. Er wies dazu auf die Länder hin, die sich durch die Juden im Handel und Gewerbe hoben und an Reichtum zunahmen. Das Resultat war, daß zwar die Wiederaufnahme der Juden in England geseßlich und formell nicht beschlossen wurde, dagegen follte man Einzelnen, die darum nadhsuchten, die Erlaubnis, sich in England niederzulassen, erteilen. Menasche selbst erwies Cromwel seine persönliche Hochachtung und legte ihm 100 Pib. Sterling als Jahresgehalt aus. Menasche verfaßte darüber 1656 eine Denkschrift „Rettung der Juden“, in der er den wesentlichen Inhalt der Adresse und der Erklärung kurz wiedergab. Dieselbe wurde später in mehrere Sprachen überseßt; ins Deutiche übertrug fie Dr. Marcus Herz in Berlin, zu der Moses Mendelssohn eine Vorrede schrieb.2) Menasche ben Israel starb, in Folge der Ueberanstrengung und der Aufregungen in London, auf seiner Rücreise aus England in Middelburg 1657. Seine Leiche brachte man nach Amsterdam, wo sie ein feierliches, würdevolles Degräbnis erhielt. Tiefe Trauer um ihn gab sich in allen jüdischen Gemeinden kund. Schmerzlich empfand man den Verlust eines bedeutenden Kämpfers für Juden und Judentum, eines hervor: ragenden Mannes des Jahrhunderts. Mehreres von ihm, als von seinem Auftreten als Apologet des Judentums und der Juden fiehe den Artikel ,, Apologetit" und „Apologeten“ dieser R. E.

meir ben Baruch aus Rothenburg an der Tauber.9) 271239173 7972 783. Geb. 1230, gest. 1293. Bedeutende rabbinische Persönlichkeit, die erste Autorität der Juden in Deutschland in der ersten Hälfte des 13. Jahrh., erster offizieller Großrabbiner des Deutschen Reiches unter Friedrich II., einer der leßten Thosaphisten (1. 8. A.). Seine Rabbinersiße waren Rothenburg, Rostnit, Worms uni Mainz. Von seiner Jugendgeschichte weiß man, daß er in Worms geboren wurde, wo er auch beerdigt liegt. Er verbrachte seine Jugendjahre in Würzburg, dann in Frankreich und später in Konstanz, Nürnberg, Augsburg und Mainz. Sein Studium machte er bei Samuel aus Falaise und bei 3saat ben Moses aus Wien, dem Verfasser des talmudischen Werkes „Dr Serua". Er eignete sich ein umfangreiches talmudisches Wissen an und entwickelte eine bedeutende litterarische Thätigkeit

. Er verfaßte Thosaphot zu mehreren Talmudtraktaten. Die Thojaphot zum Traktat Joma sind von ihm. Zur ersten und sechsten Mischnaordnung schrieb er Kommentare; ferner verfaßte er eine Sdrift über Benediktionen und Trauer: gebräuche, ebenso über die Massora.4) Von fast allen Ländern Europas wurde er um Rechtsbescheide ersucht, die an Inhalt sehr wichtig sind. Seine Schüler legten von denselben nach seinem Tode große Sammelwerke an, die große Verbreitung fanden.') In nicht geringer Anzahl befinden sich noch Rechtsbescheide von ihm in andern Werken. Neben diesen verfaßte er auch mehrere liturgische Gebetstücke, Pijutim, die eine bleibende Stätte in dem synagogalen Gottesdienste fanden.?) Besonderer Achtung erfreute sich seine Elegie über die öffentliche Verbrennung der Gesebesrollen in Paris 1254, die in den Ritus für den 9 Ab. aufgenommen wurde. Dieselbe beginnt mit den Worten „Div 1800" und hat den strophischen Reim der Zioniden. Seine Lebensgeschichte war ein Märtyrertum; es erfüllt uns mit Schauer dieselbe zu erzählen. Die unerträglichen Zustände der Leiden der deutschen Juden erwecten in ihm den Entschluß zur Auswanderung nach Palästina. Er war mit seiner Familie und mit vielen seiner Glaubensgenossen schon in der Lombardei angelangt. Eine größere Anzahl von auswandernden deutschen Juden folgten ihm nach, die er dort erwartete. Da traf es sich, daß in Begleitung des Bischofs von Basel ein getaufter Jude, Knippe, war, der in derselben Stadt sich aufhielt und bei seinem Umbergehen den Rabbi erkannte. Er verriet ihn bei dem Bischof, der ihn sofort gefangen nehmen ließ und dem Kaiser Rudolf 1286 auslieferte. Er wurde auf dem Schlosse in Wasserburg, dann in Ensisheim gefangen gehalten. Die Auswanderung der Juden, die Stammerknechte des Kaisers waren, verminderte dessen Einkünfte; man sah daher bei den Behörden dieselbe ungern. Die deutschen Juden wollten für eine große Summe seine Freilassung bewirken, aber R. Meir verbot es ihner; er befürchtete, die Machthaber würden dadurch oft durch Einterferung der Rabbiner von deu Juden Geld erpressen wollen. So blieb er in þaft bis zu seinein erfolgten Tode 1293. In der Zeit seiner Gefangenhaltung verfaßte er mehrere Schriften, die Thosaphot zur Mischna-Dhaloth und -Negaim u. a. mn.3) Die Gefangenschaft war daher in milder Form, es war ihm der Besuch seiner Schüler gestattet, denen er Auskunft über mehrere Geseßesjäle erteilte u. a. m. Seine Leiche wurde erst 14 Jahre später für vieles Geld, das der hochherzige Süßkind Wimpfen zu Frankfurt a. M. hergab, zur Beerdigung ausgeliefert. Der Spender verlangte nur, daß er nach seinem Ableben neben dem Rabbi beer vigt werde. Die Leiche dieses Märtyrers wurde nach Worms gebracht, wo die Veerdigung in feierlicher Weise stattfand. Die Grabschriften des Meir von Rothenburg und des Süßkind Wimpfen sind in Levysohns „Nephaschoth Zudikim“ S. 35 und 39 aufgenommen, sie bilden ein würdiges geschichtliches Andenken. Von seinen zahlreichen Schülern nennen wir die bedeutendsten: Ascher ben Jechiel (1. d. A.), Meir Hakohen, bekannt durch seine Schrift „Hagahoth Maimoni“; Simson ben Zadok, Verfasser der Schrift ,,Taschbez"; Mordechai ben Hillel, Verfasser der Schrift von den talmudijchen Schlachtungsgeseßen, betitelt Mordechai". Der Leßterer fand bei einem Pöbelaufstand in Nürnbürg 1298 seinen Tod. Mehreres siehe: „ Talmudstudium“.


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Gebete lesen und überseßen zu können. Spätere Heranbildung genoß er von dein damaligen Dessauischen Oberrabbiner David Hirschel Fränkel. Dieser führte ihn nicht blos in Bibel und Talmud ein, sondern machte ihn auch bald, soweit es ging, mit dem religionsphilosophischen Werke , More Nebuchim, Führer der Verirrten oder der Jrrenden“ von Moses Maimonides vertraut. Der jugendliche, sehr befähigte Jünger warf sich mit vollem Eifer auf das Studium dieses Werfes, er vertiefte sich in dessen Inhalt und machte die Beschäftigung mit demselben zu seinem Lieblingsgegenstand. ,Dem Maimonides, sagte er später oft scherzend, habe ich es zuzuschreiben, daß ich einen solchen verwachsenen Körper erhielt, aber deswegen liebe ich ihn doch, denn der Mann hat mir manche trübe Stunde versüßt“. Gr wurde 13 Jahre alt und sollte sich nun, wie dies damals üblich war, für seinen künftigen Beruf entscheiden. Sein Lehrer David Fränkel wurde zum Rabbiner nach Berlin berufen; erfolgte ihm bald nach. Im Jahre 1743 kam er nach Berlin. Hier hatte er das Glück, mit Männern bekannt zu werden, die ihm zu seiner weitern Ausbildung verhalfen. Der Erste war ein Pole, Israel Samoscz, der ihn in der Mathematik unterrichtete und in die Schriften der jüdischen Philosophen des Mittelalters einführte. Srin zweiter Lehrer war der Arzt Dr. Gumperß, er machte ihn mit der neuesten Litteratur bekannt und lehrte ihn die französische und englische Sprache. Von einem Dr. Risch aus Prag erhielt er Unterricht im Lateinischen. So war es ihm schon im Jahre 1750 möglich, im Hause des Seidenfabrikanten Bernhard die Stelle als Erzieher seiner Kinder zu bekleiden.

In den freien Stunden erlernte er noch die grie hische Sprache und studierte die Werke der griechischen Philosophen Pluto und Aristoteles, sowie später auch die von Spinoza, Leibniß, Lođe u. a. m. Im Jahre 1754 übertrug ihm Bernhard die Stelle als Buchhalter seines Geschäfts, und nach dem Tode seines Prinzipals ernannte ihn die Witwe zım Geschäftsteilhaber. II Fortfeßung seiner wissenschaftlichen Studien und Arbeiten, Bekanntschaft mit Leijing und andern Männern von wissenschaftlicher Bedeutung, seine philosophischen Arbeiten, Lösung einer Preisfrage, Lavaters Aufforderung, erfolgte Verurteilung, Abbitte und Versöhnung. Lessings erste Zusammenkunft mit Mendelssohn soll durch den bekannten Schachspieler fjaaf Heß herbeigeführt worden sein. Er war ihm früher schon durch sein Drama Die Juden" bekannt . In Mendelssohn fand Lessing seine Aufstellung des Juden von uneigennüßigem Charakter verwirklicht. Die Freundschaft dieser Männer war für beide von nufbringender, bildender Bedeutung. Mendels: john lernte von ihm den Sinn für edle Formen, für Kunst und Poesie, sowie die Aneignung eines anziehenden deutschen Stiles, dafür erhielt dieser von ihm philosophische Gedankenanregungen. Proben davon legte Mendelssohn in seiner Schrift 1755 „Philosophische Gespräche“ nieder. Zur Durchsicht übergab er das Manuskript davon seinem Freunde Lessing, der die Arbeit so trefflich fand, daß er sie sofort ohne Wissen des Autors drucken ließ, und sie ihm gedruckt übergab. Es war seine Erstlingsfrucht, die ihn höchst erfreute. Lessing führte ihn bald auch in den Kreis gelehrter Männer ein, die sich regelmäßig in dem später bekannten Kaffeehaus zusammenfanden und eine Vereinigung bildeten, der Mendelss sohn gern beitrát. Es waren etwa 100 Mann, in deren Mitte Mitglieder je 4 Wochen eine wissenschaftliche Arbeit vortrugen. Mendelssohn lieferte eine Arbeit ein, die vorgelesen wurde und sich eines großen Beifalls erfreute. Das Thema war: „Betrachtungen über die Wahrscheinlichkeit“. Später lieferte er auch Beiträge zur Bibliothek der schönen Wissenschaft. In einem Aufsaß in der Zeitschrift „Briefe, die neueste Litteratur betreffend“, hatte er den Mut, einen verstedten Tadel gegen die litterarischen Aeußerungen des Königs Friedrich des Großen anzudeuten, was jedoch für ihn keine weiteren üblen Folgen hatte. In diese Zeit fait seine Verheiratung mit der Tochter des Abraham Gugenheim „Frommet" in Hamburg. Er verlobte sich im Mai 1761 und feierte die Vermählung mit ihr im Juni 1762. Nun war es eine philosophische Arbeit, die ihm die Aufmerfsamkeit der gelehrten Welt zuzog, nämlich die Lösung der Preisfrage von der Berliner Akademie: „Ob die philosophischen, metaphysischen Wahrheiten derselben Deutlichkeit fähig sind wie die Lehrsäße der Mathematik“. Mendelssohn errang 1763 den Sieg. Bu gleicher Zeit erhielt er durch die Fürsprache seines Verehrers Marquis d'Argens auf sein früher eingereichtes Gesuch das Privilegium als Schujjude, wodurch er der Besorgnis überhoben wurde, eines Tages über die Grenze gebracht zu werden. Seine bedeutende Leistung, die epochemachend wirkte, war seine philosophische Schrift „ Phädon oder die Unsterblichkeit der Seele", die in dialogischer Forin abgefaßt war. Der Welt sollte der durch die französischen Schriften dieser Zeit erschütterte Glaube an die Unsterblichkeit der Seele wieder als eine evidente Wahrheit zugeführt werden. Den vortefflichen Stil und die dialogische Einkleidung entlehnte er dem platoniichen Dialog darüber. Die Schrift erfreute sich eines großen Beifalls und wurde das gelesenste Buch der Zeit, das in alle europäischen Sprachen übersert wurde. Von allen Seiten erhielt er Dank- und Huldigungsschreiben; die vornehme Welt, die Berlin besuchte, ließ es sich nicht nehmen, Mendelssohn ihre Aufwartung zu machen. Die hervorragendsten Männer der Litteratur, als Reimarus, Haman, Gleim, Wieland u. a. m. traten mit ihm in Verbindung. Auch der Herzog von Braunschweig und der Fürst von Lippe-Schaumburg gehörten zu seinen Verehrern. Die Akademie der Wissenschaften schlug Mendelssohn zum Mitgliede vor, was jedoch keinen Erfolg hatte. Friedrich der Große strich desjen Namen von der Liste der Erwählten. Aber bald drohte ein Gewölf, ihu feinen heitern Himmel zu verdüstern. Johann Kaspar Lavater, ein evangelischer Geistlicher in Zürich, der die Apologie des Christentums von Kaspar Bonnet, Professor in Genf, ins Deutsche überseşte, übersandte ihm dieses Buch mit einer Widmung und forderte ihn auf, diese Schrift zu widerlegen, oder, wenn er dies nicht vermöge, der Wahrheit die Ehre zu geben und zum Christentum überzutreten. Es war ein Fehdehandschuh, der ihm zugeworfen wurde. Er nahm ihn auf. Seine Freunde Lessing, Nikolai, Herder u. a. m., die davon Kunde erhielten, waren über diese Handlungsweise Lavaters höchst entrüstet. Moses Mendelssohns Erwiderung darauf war besonnen und ruhig, aber ernst und zurück: weisend. „Ich bin überzeugt, beginnt er, daß Ihre Handlungen aus einer reinen Quelle fließen und schreibe Ihnen liebreiche, menschenfreundliche Absichten zu. Aber leugnen kann ich es nicht, dieser Schritt von ihrer Seite hat mich sehr befremdet. Was hat Sie bewogen, mich wider meine Neigung auf einen öffent: lichen Kampfplat zu führen. Was die Sache selbst betrifft, habe ich meine Religion nicht erst seit gestern zu untersuchen begonnen. Die Pflicht, meine Meinungen und Þandlungen zu prüfen, habe ich frühzeitig erkannt. Die Zeit, die ich der Weltweisheit und der schönen Wissenschaft gewidmet habe, geschah einzig und allein in der Absicht, mich dieser so nötigen Prüfung vorzubereiten. Wäre die Entscheidung nicht völlig zum Vorteile meiner Religion ausgefallen, so hätte ich sie notwendig durch eine öffentliche Þandlung bekannt geben müssen. Ich begreife nicht, was mich an eine dem Ansehen nach so allgemein verachtete Religion fesseln könnte, wenn ich nicht im Herzen von ihrer Wahrheit überzeugt wire. Wäre ich von einer andern überführt, so wäre es die verworfenste Niederträchtigkeit, die Wahrheit nicht bekennen zu wollen. Ich bezeuge hiermit, schließt die Antwort, vor dem Gott der Wahrheit, Ihrem und meinem Schöpfer und Erhalter, daß ich bei meinen Grundsägen bleiben werde, solange meine Seele nicht eine andere


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Selichoths, sind soviel, daß man ihn den Selichothverfasser, „Salcha“, nannte.') Rühmlich heben wir noch seine Abhandlung über Rede und Dichtkunft, betitelt:

IInterredung und Erinnerung“, oder arabisch „Kitab al Machadera weal Madsakara“ hervor, die eine Art Litteraturgeschichte von den poetischen Werken der spanisch-jüdischen Poesie bildet, wo von den Trägern der jüdisch-spanischen Litteratur berichtet wird.2) Indessen war der Liebesgram aus seinem Herzen nicht geschwunden. Wieder waren es schwärmerische Verse an einen Freund in seiner Heimat, in denen er Liebesworte seiner Nichte zurief.3) Die Folge davon war die Vergrößerung des Bruches seines Bruders mit ihm. Da kam die Nachricht von dem frühen Tode dieser noch immer heißgeliebten Nichte, die ihr Leben für das Dasein eines Kindes opfern mußte. Er dichtete ihr einen Nachruf, in welchem er von der Geliebten ewigen Abschied nimmt.4) Von diesem herzzerreißenden Abichiedsliede bringen mir den Schluß in deutscher Uebersegung:

Und glutv:ll ist die Brust, das Auge voll Zähren, Bin frank, und trag' nach Heilung fein Begehren!

Dir bleib' ich treu, bis um sich kehrt das Al!


,,Leb' wohl! jo lang nur schlägt die Nachtigall!" Auf dem Totenbette hatte auch sie noch seiner in Liebe gedacht; ihre Worte, die ihm eine heilige Erinnerung waren, brachte er in folgende Verse:

Schreib' meinem heim auch, der um mich gelitten, ,,Verzehrt von heißen Liebesschmerzen Gluten. Ein Fremdling, wandert er irr umher, ,,Daß tief ihm der Drangsal Wunden Fluten, „Er jubi des Trostes Kelch, nun muß des Leidens

Zum Rand gefüllter Kelch ihn iiberfluten". 5)
Nun fühlt er sich von er Sehnsucht nach der Heimat übermannt; er sucht die
Gräber seiner Eltern auf und veriöhnt sich mit seinen Brüdern. Er spritt diese erwachte Sehnjucht in den Verjen eines Gedichtes aus:

, Mich reißt es hin, rie Ruhstatt aufzusuchen,
Die meine Eltern, meine Freunde gefunden.
,,Ich grüße sie, — mein Gruß wird nicht erwidert,
,, Wie, ist selbst Elterntreue hingeschwunden?

Da hör' ich ihre Mahnung, wenn auch lautlos:

,,Magit neben uns dir einen Haß erkunden!" 6) Zuleßt sprechen wir hier noch von seinem Werfchen ,Arugath Þabojem", , DW927 nain. Gewürzbeet, welches von den Grundlehren und Glaubensjäßen der jüdischen Religion, ähnlich dem Werke „Emunoth Wedeoth", 1971 712 10%, des Saadia Gaon, handelt. Dasselbe befindet sich handichriftlich in der Stadt: bibliothek in Hamburg, N. 256/6, von dem die hebräische Zeitschrift 3ijon II Auszüge brachte. Mehreres siehe ,Poesie, hebräische".?)

?) Wir bitten über dieselben den lehrreichen Artikel „Mojche ben Esra“, x719 12 700, in dem Duche Amude Haaboda von Landshut, Berlin 1857, nachzulesen. 2) Diese Schrift befindet sich als Manuskript in der Vodlejana (Orford) Codex Huetington N. 599. Ein Auszug davon ist in Sakutos Juchajin unter dem Titel 79120 bows Editio Philippowski, London 1857. 3) Jada Halevi Divan 131. *) Siehe darüber S. L. Kaempf, Nichtandalufische Poesie andalusischer Dichter. 6) Divan N. 177. Geiger, Jüdische Dichtungen, S. 15, Tert S. 5. 6) Geigers Nachgelassene Shriften III 231. ? Zur Litteratur über Mojes Jon Esra nennen wir vor allen die ausführliche, schöne Monographie von L. Duckes „Moje ben Jakob Ibn Ezra aus Granada", Aitona 1839. Die hebr. Zeitschrift Zijon II, S. 37 und Kerem Chemed. Die Aufjäße Luzzatos, Michael Sachs, die „religiöse Poesie“ von S. 68–82, wo die religiöse Poesie des Moses Ibn Esra eine recht schöne poetische Wiedergabe in deutschen Verjen gefunden und lesenswert ist; ferner Abraham Geiger, Nachgelassene Schriften III,


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„ Hamada“ und in seinem „More Nebuchim", Führer der Verirrten, zu halten sei, und ebenso, was von den Lehren der Gegner angenommen oder verworfen werden soll. Diese speziellen Auseinanderseßungen haben wir ausführlich in den Artifeln, Schrifteregese“ und Religionsphilosophie", auch , Philosophie und Judentum“ angegeben, auf die wir hier, um nicht zu wiederholen, verweisen. Wie objektiv er in seinem Pentateuchkommentar verfährt, ergiebt sich schon daraus, daß er die Führer der damaligen religiösen Rich: tungen des Judentums mit ihren Meinungsverschiedenheiten anführt, ihre Namen ehrenvoll nennt und das, was bei ihm auf keinen Widerspruch stößt, gern gelten läßt. So zitiert er die Aussprüche von Salomo Jizchafi, genannt Nasci, neben den von Moses Maimonides, Abraham Jon Esra u. a. m. und giebt dann auch dagegen oder dafür seine Meinung ab. Der einfache Wortsinn, den er oft durch Vergleichung des Sprachgebrauchs herausfindet, gilt bei ihm als das Erste, dagegen die Erklärungen des Midrasch und der Mystik als das ihm Folgende. Ein freies Sprachgefühl, verbunden mit einem tiefen Blid, erleichtern ihm, die dunkeln Stellen in Pentateuch aufzuhellen. Neben dem oben angegebenen Zweck dieses Kommentars spricht er in seiner Vorrede zu demselben von einem mehr allgemeinen, praktischen Ziele. Wir lesen darüber: ,,Ich beabsichtige, den des Studiums Beflissenen, wenn sie durch die Leiden des Erils und des Rummers um den Lebensunterhalt ermüdet sind und am Sabbat und Fest die Abschnitte des Pentateuchs lesen, in diesem Kommentar eine geistige Erholung zu verschaffen“. Mehreres darüber, sowie über seinen Kommentar zum Buche Hiob bitten wir in dem Artikel „Schrifteregese“ nachzulesen. III. Reise nach Palästina, Thätigkeit daselbst, Tod, Grab und Trauer. In den spätern Jahren seines verdienstvollen, thätigen Lebens ergriff auch ihn, wie früher den Dichter und Religionsphilosophen Jehuda Halevi (1.d. A.), die Sehnsucht nach Jerusalem. Im Jahre 1267 wanderte er aus. Der Grund hierzu soll, abgesehen von der innern Sehnsucht, Jerusalem mit eigenen Augen zu sehen und auf der heiligen Stätte zu beten, eine Folge seiner in Barcelona gehaltenen, siega gekrönten Disputation gewesen sein. Der König wollte, daß dieselbe geheim gehalten werde, aber Nachmani veröffentlichte die gehaltene Disputation und versandte sie an die jüdischen Gemeinden Spaniens. Diese That 30g ihm die Landesverweisung zu. Im Jahre 1267 wanderte er aus. Zwei Briefe von ihm, die er nach seiner Ankunft

. an seinen Sohn Nachman geschrieben, haben sich erhalten. Dieselben enthalten eine Schilderuug des öden und verwüsteten Zustandes Jerusalems und Palästinas überhaupt. Zugleich giebt er einen tieferschütternden Eindruck, den Land und Stadt auf ihn gemacht haben. „Es segne dich der Herr, mein Sohn Nachman!" beginnt der cine Brief, . In Jerusalein, der heiligen Stadt, schreibe ich diesen Brief, Dank und Preis dem Herrn meines Heils! Id) war so glücklich, hier den 9. Ellel gesund anzulangen, wo ich bis den Tag nach dem Versöhnungsfeste verbleib. Ich gehe von da nach Hebron, der Grabstätte unserer Väter, daselbst zu beten und mir ein Grab zu bestellen. Groß ist die Dede und Verlassenheit, je heiliger die Stätten, desto größer die Verwüstung. Aber trop der Ver wüstung ist es noch immer ein gesegnetes Land. Jerusalem hat 2000 Einwohner, 300 Christen und 2 Juden, 2 Brüder, die Färber sind. Sie halten das Gebet am Sabbat im Hause ab. Auf meine Mahnung suchten sie ein ödes Haus auf, das auf Marmorsäulen gebaut war, und richteten dasselbe zur Synagoge ein. Aus Sichem ließ man die Gesekes: rollen holen. Denn stets kommen Mehrere nach Jerusalem aus Damaskus, Aleppo u. a. D., um das Heiligtum zu sehen und um dasselbe zu trauern".-) In Jerusalem arbeitete er noch, wie bereits vorstehend angegeben, an der Vollendung seines Pentateuchs. Wenige Jahre darauf, im Jahre 1270, starb er. Sein Grab wird in Kaifa, Din, gezeigt. Andere glauben, er sei in der Nähe Jerusalems beerdigt. Die Nachricht von seinem Tode erregte in Spanien und Frankreich tiefe Trauer.


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beziehe;') Gott wird ferner, wie bei Plato, nur als Weltbildner, aber nicht als Weltschöpfer, wie in der Bibel, bezeichnet.2) Gott habe nach ihm die Welt aus

einem vorgefundenen Urstoff gebildet. Ferner führten auch seine allegorische symbolische Gesekesdeutungen zur Geseßesvernachlässigung. Auch seine Symboli

sierung der geschichtlichen Personen in den biblischen Berichten war für den Glauben an ihre wirkliche Eristenz schädlich. Dieser Vorgang hat bei den jüdischen Gelehrten in Palästina eine starke Reaktion gegen alles Philosophieren hervorgerufen. Es mahnte der Synbedrialpräsident Abtaljon (63435): „Ihr Weisen, seid vorsichtig mit euren Worten, vielleicht verschuldet ihr Eril, ihr

werdet nach einem Orte von bösen Wassern (Jrrlehren) verbannt,)) es trinken cat die Schüler nach euch mit Durst eure Lehren und sie kommen um (jie verfallen

den Jrrlehren), es wird durch sie der Name Gottes entweiht." 4) Andere Gegen= rufe aus dieser Zeit hat das äthiopische Xenochbuch. Wir lesen daselbst: ,,Wehe euch, die ihr Lügen redet und Frevelworte niederschreibt; sie verzeichnen ihre Lügen, damit man sie höre und nicht vergesse“.5) An mehreren Stellen wird über das griechische Gift geklagt, das in die Schriften gedrungen.“ Es wurden die Schriften der alerandrinischen Schule als libri externi, b93780 179D, als außerhalb des Judentums stehende Schriften bezeichnet, die aus dem Judentum gewiesen wurden.) Gegen die Weise der alerandrinischen = jüdischen Gelehrten Gründe der Geseße aufzusuchen und anzugeben sprach der Synhedrialpräsident R. Jochanan b. Sakai; er rief bei ihrer Frage über den Grund des Geseßes der Reinigung durch die Asche von der verbrannten roten Kuh seinen Schülern zu: ,,Wisjet, nicht das Wasser reinigt, auch nicht der Tote verunreinigt, aber ein göttliches Gescß befiehlt es, über dessen Grund wir nicht nachzuforschen haben."8) Eine andere Maßregel war gegen die Verneinung der philonischen Auffassung der Geseße, welche die Liebe Gottes zu ihrem Grunde haben sollen, nämlich der Geseße in 3. Moj. 23. 27, das Neugeborene des Viehes nicht vor acht Tagen zu schlachten; 3. M. 22. 28 nicht das Junge mit seinem Erzeuger an einem Tage zu töten; 5. M. 22. 5 nicht die Vogelmutter mit ihren Küchlein mitzunehmen. Wir lesen darüber in Mischna: Wer da spricht: Gott, über ein Vogelnest erbarmst du dich und nur wegen des Guten sei dein Name gedacht," dem heiße man schweigen.) Hierzu bemerkt ein Lehrer des 3. Jahrh. R. Sebid: „Weil dadurch Gottes Eigenschaften nur Liebe und Barmherzigkeit werden, zu denen doch auch die strenge Gerechtigkeit gehört."10) Wundern wir uns daher nicht, wenn im Laufe der Jahrhunderte fast das ganze Schrifttum der alerandrinischen Juden aus der Mitte der Judenheit geschwunden war und sich nur noch in den gelehrten Kreisen der Bekenner des Christentums erhalten hat. Die Kirchenväter fanden in ihnen die Bausteine zur Aufführung des geistigen Baues der christlichen Kirche, jie haben sie daher durch Abschriften und Zitate vom Untergange gerettet. Von den Juden, wenn wir von den wenigen Zitaten in dem talmudischen Schrifttum absehen, war viel später der gelehrte Asaria de Rossi, 1514–1578 (1. d. A.), der Erste, der die Schriften Philos in den Bibliotheken aufsuchte und von ihnen mehreres hebräisch überseşte und sie so seinen Glaubensgenossen wieder zuführte.

2) Siehe darüber Abt 1, Artikel „Gottähnlichkeit“. 2) Siehe darüber den Artikel „Religionsphilosophie“ in Abt. II S. 990, Anmerkung 21 und 22.3) Der Sprecher tst Abtaljon (i 8. A), der nach Alexandrien sich flüchten mußte. 4) Aboth I, 10 11.5) Henochbuch, Rap 94 5; 98. 15; 99. 14; 104 10.6) Daj. Kap. 98 15.] Vergl. darüber den Artikel , Apofryphen" in Abt II dieser R-E. G. 68, Anmerkung 4 und S 69 daj., Anmer: kung 1." 3) Siehe den Artikel „Jochanan ben Sakai in dieser K.-E 9) Berachoth S. 33. Mehreres fiche den Artikel „Barmherzigkeit Gottes“, „Griechentum“ und „Religionsphilosophie". 19 Megilla S. 25. Mehreres fiche Berachoth S. 34 und den Artikel "Gründe des Gefeßes".


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begann im 12. Jahrhundert noch während der Lebenszeit Maimonis. Die Männer, die hier als Kämpfer auftraten, waren: 1. Abraham ben David in Posquiers (1125—1198);-) 2. Meir ben Todros Halevi Abulafia, Rabbiner in Toledo (1180—1245) und 3. der Arzt Juda Alfachar, ebenfalls in Toledo (im 12. Jahrh.), hervorragende Gelehrte von philosophischer Bildung und jüdijchtheologischem Wissen, die sich einer weiten Verehrung unter den Juden erfreuten. Ihre Angriffe erstreckten sich erst auf mehrere Paragraphen des in seinem hebr. abgefaßten Gefeßeskoder, betitelt „Jad Chasaka“, Starke Hand, auch „Mischna Thora“, Wiederholung des Gesekes, speziell auf den philosophisch gehaltenm ersten Teil desselben, ,, Sepher Hamadda", das Buch der Erkenntnis. Sein philosophisches Werk „ More Nebuchim“, Führer der Verirrten, das ursprünglich in arabischer Sprache abgefaßt war, aber später von Samuel Jon Tibbon hebräijú überseßt wurde, war zur Zeit nicht sehr verbreitet, wohl auch noch nicht in ihren Händen, es hätte ihnen einen größern Stoff zur Polemik liefern können. Abraham ben David, der erste oben, schrieb kritische Bemerkungen zu Maimonis Geseßetkoder. Wir nennen von denselben: a) seine Bemerkung zu § 1 und 2, Absch. 8 von Halachoth Theschuba. Daselbst lehrte Maimoni über die Fortdauer des Menschen nach dem Tode, die Unsterblichkeit, im Jenseits: „In der künftigen Welt giebt es weder Körper, noch Leibliches, die Seelen der Gerechten sind di körperlos gleich den Engeln“ u. f. w. Abraham b. D. bemerkt dagegen: „Die Worte dieses Mannes scheinen sich dem zu nähern, der da sagt: „Es giebt keine Auferstehung für die Körper, sondern nur für die Seelen". So wahr ich lebe, das ist nicht die Meinung unserer Weisen, die deutlich lehren: ,,Die Gerechten werden in ihren Gewändern auferstehen;"%) b) eine zweite Bemerkung von ihm ist die in § 7, Abschn. 3 daselbst, wo Maimoni auch diejenigen zu den Keßern

, Minin, zählt, welche sich Gott in körperlicher Gestalt denken, wogegen Abraham ben David schreibt: „Weshalb nennt er einen solchen Glaubensgenossen Reger, Min, gab es doch Größere und Bessere, die solcher Darstellung Gottes anhingen, da auch biblische Verse Gott jo bezeichnen! Ebenso stellt auch die Agada im Talmud Bezeichnungen von Gott auf, welche Grund solcher Verirrungen sind." Eine dritte Bemerkung von ihm ist zu § 8 daselbst, wo Maimoni ausdrüdlid

ehrt: ,Das Jenseits unter dem Namen Künftige Welt“, olam haba, ist
die Welt, die erst kommen wird, sondern die schon da ist, bestimmt für das
Fortleben der Seelen der Frommen nach ihrem Tode.“ Dagegen schreibt wieder
dieser Kritiker: „Das klingt der Annahme ähnlich, daß die Welt nicht unter-
gehen, sondern ewig dauern werde, es ist dies eine Leugnung der jüdischen Lehre,
daß die Welt vergehen und Gott eine andere schaffen werde.“ Der zweite !
Gegner Maimonis, Meir Todros Halevi, polemisierte in einem Schreiben an die
Gelehrten Lünels gegen die Angaben Maimonis von der „fünftigen Welt“, olam
haba, und von dem Dogma der Auferstehung, was jedoch daselbst keine Beachtung
fand. Die dortigen Gelehrten, David Kimchi (. d. A.) und Aron ben Meschullam,
wiesen ihn ab; fie rechtfertigten die angegebenen, angegriffenen Stellen im Buche
„Hamadda“ und schrieben ihm, wie er als Unreifer es wage, gegen Maimoni,
den größten der Zeit, aufzutreten. Ein Dichter dieser Zeit, schrieb darüber:

„Ihr fragt, warum er „Leuchte“, Meir, heißt, Da er das Licht gering doch schäße!

:) Siehe den Artikel „Abraham ben David“ in Supplement V. 3) Maimoni nimmt eine Auferstehung oder Wiederbelebung der Toten für das Messiasreich an, von der das Fortleben des Menschen nach dem Tode im Jensetts, olam haba, ein anderes unterschieden wird, als nur für die Seele. Vergl. darüber Maimonis Abhandlung über D'non nurin.


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ertönte ein Friedensruf. Da ermannte sich das Haupt der Antimaimonisten, der Rabbiner Salomo in Montpellier, er griff zu einem für das ganze Judentum verhängnisvollen Mittel. Nachdem sich von ihm die französischen Rabbiner losgesagt und ihre Unterschrift widerrufen hatten, fühlte sich Salomo vereinsamt und nahm zu christlichen Helfershelfern seine Zuflucht. Die Dominikanermönche, die von Papst Gregor IX. 1233 den Auftrag erhielten, die Keßer der christlichen Kirche, die Albigenser in Frankreich, auszurotten. Diese suchte er mit seinem Jünger Jona auf und sagte zu ihnen: „Ihr verbrennt eure Keßer, verfolget auch die unsrigen. In der Provence sind die meisten Juden durch die Schriften Maimonis zum Jrrglauben verführt. Verbrennt öffentlich diese keperischen Schriften, so werden die Juden durch ein solches Schreckmittel von ferneren Studien dieser maimonischen Schriften abgehalten werden.“ Man las den Reßerrichtern verfängliche Stellen aus diesen Schriften vor, worauf der Kardinallegat bereitwillig auf die Denunziation einging. Es wurden die Schriften Maimonis öffentlich verbrannt. Man suchte dieselben in Montpellier in den jüdischen Häusern auf und verbrannte sie. In Paris wurde ein Scheiterhaufen für die Schriften Maimonis auf Veranlassung des oben genannten Jona von Gerundi, Schülers des Salomo in Montpellier, angezündet. Eine Altarkerze der Þauptfirche wurde hierzu verwendet.') Auch Denunziationen über gewisse jüdische Persönlichkeiten, die sich in großer Lebensgefahr befanden, folgten bald nach. Schredliches Entseßen bemächtigte sich darauf der Juden diese und jenseits der Pyrenäen. Gegen Salomo in Montpellier und Jona Gerundi wurde ein allgemeiner Schmäh- und Bannruf laut. Gemeinden Kastiliens und Aragoniens erließ der hochgeachtete Abraham b. Chisdai, Verfasser mehrerer Schriften, ein Rundschreiben voll gerechter Aechtung gegen Salomo und die Antimaimonisten. Tiefbeschämt schwiegen nun die Anhänger Salomos, auch Meir Abulafia und Nachmani. Der greise David Kimchi schrieb nun an Juda Alfachar, ob er jeßt noch den Verräter Salomo in Schuß zu nehmen gedenke. Ein Maimonist dichtete darüber:

,,Sie haben die föstlichen Bücher verbrannt Doch haben den Geist sie damit nicht gebannt.

Ein reinigend Feuer sind ihre Lehren.


Wie sollte die Flamme das Feuer verzehren!
Sie wurden wie Thisbi im feurigen Wagen

Wie Engel in Flammen empor nur getragen."?) Aber wunderbar und rätselhaft erfolgte bald, noch im Jahre 123+, die gerechte Strafe gegen die Verläumder. Der Prozeß wurde nochmals untersucht und die Anklage wurde als verläumderisch und unwahr gefunden. Zehn Verläumder wurden darauf schrecklich bestraft; man schnitt jedem die Zunge aus.:") Unbekannt ist, was aus Salomo in Montpellier, dem Urheber all des Unglückes, geworden. Sein Jünger Jona Gerundi entkam glüdlich der Strafe; er wurde von tiefer Reue ergriffen und that öffentlich Buße. In Barzelona, wo er Aufnahme fand und Vorträge hielt, wiederholte er unzähligemal, er habe Maimoni Unrecht gethan. Seine Vornahme war, das Grab Maimonis zu besuchen, wo er sieben Tage lang seine Vergebung zu erflehen sich vornahm. So verhängnisvoll endete die zweite Periode dieses Kampfes. Wir kommen nun zur Periode III. Zu derselben gehören die Berichte von dem Versuche mehrerer französischer Rabbiner, Antimaimonisten, den Kampf gegen Maimoni und dessen Schriften im Orient wieder zu entzünden. Der Tosaphist Simson aus Sens, ein Gesinnungs

2) Hillel von Verona a a D. 9) Graeß, Blumenlese S. 148. Dibre Chachamim p. 80. Graeß, Geich. B VII. S. 69.) Abraham Maimoni in Milchamoth p 12.


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Geschichte gesprochen und verweisen hier, um nicht zu wiederholen, auf dieselben. Die Männer, die darin in freigeistiger Weise hervortraten und diese Lehren in Schriften und Predigten verbreiteten, waren: Levi ben Abraham ben Chajim in Villefranche (1258—1306), bekannt durch seine Schrift Lipjath Chen“, welche religiöse Fragen freisinnig behandelt; 2. Jakob ben Abba Marie b. Schimschon b. Anatoli (1200-1250), bekannt durch das Buch seiner freien religiös-philosophischen Vorträge , Malmeed Hatalmidim."

Malmeed Satalmidim.“ Den Antimaimonisten war diese Bewegung ein neuer Zündstoff zur Wiederaufnahme des Rampfes. riefen sie, „das sind die Früchte der maimonischen philosophischen Schule, die Wirkungen des Studiums des More und des Madda, die Ernte der Vertiefung in derartige philosophischen Schriften." Man ging writer, begnügte sich nicht mehr mit dem Verbot dieser Schriften, sondern griff zu dem verhängnisvollen Mittel des Bannes gegen das Studium der Philosophie und anderer profanen Wissensfächer. Die Männer, die als Gegner der Philosophie hervortraten und zu Gewaltmaßregeln gegen fie drängten, waren: 1. Abba Mari b. Joseph, auch Enduran Astruf de Lünel (in 13. Jahrh); 2. Salomo ben Adereth, Rabbiner in Barzelona (gest. 1310); Ascher ben Jechiel (1250—1327); 4. Jona aus Gerona (i. 13. Jahrh.); 5. Don Crestas Vidal (i. 13. Jahrh.); 6. Bonifez (Bonfos) Vidal (t. 13. Jahrh.); 7. Kalonymos b. Todros (i. 13. Jahrh.) u. a. m. Ihnen gegenüber standen die Verfechter der Philosophie: 1. Jedaja Penini; 2. Jakob ben Machir Ibn Tibbon; 3. der Nassi Salomo de Lünel; 4. Levi ben Gerson; 5. Joseph Raspi; 6. Schemtob Falaquera (gest. 1290); 7. Isaat ben Schaltiel; 9. Don Vidal Meiri, Rabbiner zu Perpignan u. m. a., zu denen besonders die schon oben genannten Allegorifer noch zu rechnen sind. Der Rampf brach wieder in Montpellier aus. Abba Mari stellte sich an die Spiße der Unzufriednen und suchte Parteigänger zu gewinnen. Einen recht geharnischten Brief sandte er an das Oberhaupt des Rabbinats in Barzelona, an Salomo ben Ždereth. In seinem ersten Brief schilderte er die Zustände im Judentume und fordert ihn auf, sich an die Spiße der Bewegung zu stellen und energisch einzugreifen. Er schreibt unter andern: „Das Geschlecht ist hochmütig, von Gesebesübertreter, äußerlich halten sie am Judentume fest, auch beten und vollziehen sie die Zeremonien, doch haben sie mit dem innern Kern des Judentums gebrochen. Sie wenden sich anstatt dem Studium der Thora externen Wissenschaften zu, worauf sie von der Ranzel herab uns aus diesen Schriften fremde Lehren predigen. „Da treten“, sagt er im Brief 5, „Prediger auf,') welche die biblischen Personen" zu Typen philosophischer ydeen machen. An der Stelle des Bebetes und der Psalmen werden die Lehrfäße Platos und Aristoteles vorgetragen.“ 2) Diese Schilderungen waren Jdereth hinreichend bekannt. In seiner Antwort, Brief 5, fügt er diesen Angaben noch andere hinzu: „Es wagen die Prediger 5

, konkrete biblische Gestalten, als z. B. Abraham und Sara als Begriffe für Materie und Form, die 12 Stämme als die 12 Tierkreiszeichen aufzustellen, ferner | Amalet bezeichnen sie als den bösen Trieb, Lot und seine Frau für voūs und üln". 1. Doch wolle er nicht eingreifen, da ihm die Erfolglosigkeit deflen gewiß ist; er í möchte nicht gegen hartnädige Felsen anrennen.“ ✓ Der Eigner, Gott, des Weinbergs werde ichon selbst die Dornen desselben vernichten!“3) , Es loden", sagt

“) i er weiter, „ die philosophischen Schriften den Lehrer derselben durch eine geheime | Anziehungskraft an sich ganz heran, sie erregen alsdann einen Sturm gegen her:

gebrachte religiöse Anschauungen; der Mensch, ein Naturkind, fühlt sich zu Systemen von Natürlichen hingezogen. Die Anhänger der Philosophie können sich nicht mit


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Beschuldigungen und Verfolgungen, seine Glaubenstreue und sein Märtyrertum; die Familie, die glüdliche Häuslichkeit, die Geselligkeit, das gesellschaftliche Leben, die Liebe, die Freundschaft, die Schönheit, der Jüngling, Sie Jungfrau, die Ehe, das schöne Weib, des Mannes Beruf, die Kinder, Scherz, Spiel, Heiterkeit, die Freude, die Lebensgenüsse, das Mahl, der Wein, die Sittlichkeit und Sittsamkeit

, die Tugend, das Laster, die Ehrenstellung, die Würde, der Reichtum, die Armut, die Wohlthätigkeit, die Förderung der Wissenschaft, die Begünstigung und Unter: slüßung deren Jünger, das Alter, der Greis, die Vergänglichkeit, der Tod, das Grab, die Unsterblichkeit, das Paradies, die Hölle, die Erinnerung u. a. m. Nach diesen Poesiestoffen gestalteten sich die Arten und Gattungen der Dichtung. Wir nennen erst das Lied, das am meisten ausgebildet wurde. Es giebt eine Menge pon Trink- und Tischliedern, viele Liebes- und Hochzeitslieber, Freundschafte- und Loblieder, Abschiedslieder, Klage- und Trauerlieder, Sabbats und Festlieder u. a. m. Nächst dem Lied dichtete man Programme, Widmungen, Rätsel, aber am häufigsten waren es Legenden, Parabeln, Gleichnisse, Denk- und Sinnsprüche u. a. m. Nach einer strikten Klassifikation find es nur zwei Arten: die Naturpoesie und die Gesellschaftspoesie, die man wieder in weltliche und religiöse scheidet. Die Gattungen derselben sind: die Lyrik, das Epos, das Lehrgedicht und die Hymne. Man legte auch Sammlungen von poetischen Arbeiten an und ging zuleßt zur Dichtung eines Romans über. Wir haben in dem Teil dieses Artikels, der von den Dichtern spricht, die verichiedenen Dichtungsarten jedes Dichters, soweit der Raum es zulieb, angegeben. IV. Dichter und Dichtungen. Zu den Dichtern, die durch ihre poetischen Arbeiten eine Belebung des Hebräismus bewirkten, gehörten unter andern die hervorragendsten Persönlichkeiten der Juden Babyloniens, Spaniens, Südfrankreichs und Italiens, von denen mehrere als Staatsmänner, Aerzte, Richter, Rabbiner segensreich wirkten. Unter den Juden Babyloniens waren es gegen die Mitte des neunten Jahrhunderts ein Janai, Eleasar Kalir (1. d. A.), welche zur Hebung und Vervođständigung des Sabbat- und Festgottesdienstes in der Synagoge liturgische Poesien dichteten (1. d. A.). Im 10. Jahrhundert ragten mit poetischen Arbeiten zwei bedeutendste Schuloberhäupter hervor, Saadja Gaon) und Þai Gaona) Von leßterm hat sich noch ein hebräisches Lehrgedicht, Sown , erhalten, welches 189 Sentenzen in Doppelversen zählt und in neuester Zeit gedrudt wurde.) Andere Gedichte von ihm erschienen in neuester Zeit in Lemberg 1896. Bedeutender waren die Leistungen auf diesem Gebiete bei den Dichtern der Juden Spaniens. Wir lesen darüber bei Charisi4): ,Der Gesang – pom höchsten Rang den Perlen zu vergleichen, und dessen Wert die Schäße Dfirs nicht erreichen, entstand in Spharad (Spanien) von wo aus er sich verbreitete bis an der Erde Rand. — Denn die Gedichte der Söhne Spharads sind süß und gediegen, als wären sie dem Feuer entfliegen. Spharadé Dichter geben sich als Männer zu erkennen – die Dichter anderer Länder aber muß man Weiber nennen.“ Ein anderer hat darüber gedichtet:

Als der Sänger Chor hörte auf zu singen,5) Begann Hispaniens Lyra zu erklingen; Als Dstens Söhne keinen Ton mehr fanden,

Da sind des Westens Dichter aufgestanden. Von diesen jüdischen Dichtern Spaniens nennen wir: 1. Chasda i ben fsaak, ben Esra Jbn Schaprut (915—970), Leibarzt und Staatsmann am

:) S. & A. 2) S. d. A. 9) Herausgegeben von L. Dukes, Wien 1837, tu seiner Sdrift Ehrensäulen und Denksteine", S. 96—106 ) Kaempf, B I Š. 9. 6) Hindeutung auf die Dichter Babylontens.


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Der Siebziger, 1) der ist voll Jünglingsfeuer Weg treibt ihn das neunziger2) Ungeheuer."

„Nun lasset das Singen,

Das Glas will nicht flingen, Voll Wasser der Mund, voll Wasjer!"

„Was soll ich die Hand nach dem Vrod ausstrecken,


Wie vermag dem Gaumen die Speise schmecken?

„Ich werde ganz wild,

Weil die Gläser gefüllt Mit Wasser, mit Wasser, mit Wasser !" ,,Durch Moses mard ruhig das Meer und sein Toben, Der Nil ward zum Sumpf; doch bei unserm Mosen

Ach, Himmel, da träufts,

Ach, Himmel, da läufts, Von Wasser, von Wasser, von Wasser“. „Ich werde am Ende der Frosche noch gleich Und quake mit ihm in dem Wasserreich,

Der wird es nicht müd'

zu schreien das Lied: Qual Wasser! Quak Wasser! Duak Wasser!" „So werde Nasiräer, dein Leben lang, Dich laben kein Trunk, dich erfreuen nicht Gesang,

Und der Kinder Chor

Sie dreien dir ins Ohr: Gieb Wasser! gieb Wasser! gieb Wasser!"3)

Der Ruf der Weisheit. ,,Laß doch das „Wenn", das „Aber“, das ,,Vielleicht" Das ungewiß bedenkliche „Mir deucht!" Gieb ohne Zaudern mir dein Herz! 's ist Täuschung

Wenn es der geizigen Zeit sich hoffend neigt.


Wenn mich die Erde keck anfeindet. - Neid ist's,
Den ob mein weitgebietend Wort sie zeigt.
Denn was die Tage schaffen, fürchte ich nicht, Mein Wort erstrebt's und hat's erreicht.

Ich bin die Seele mein Gebild der Mensch,


Er ein Planet und ich die Himmelsleucht'.
Ich kenne einen Schmerz nur - Menschenthorheit,
Nur eine Freude, - wenn Erkenntnis steigt.
Die heiße Sehnsucht, meinen Freunden liebend
Und reich zu spenden, nimmer mir entweicht.
Doch feiges Schwanken, je nachdem die Schale Des Erden-Glüds sich hebend oder neigt, Das ist mein Feind, dem züchtige ich ohne Mitleid

Mit meines Mundes Pfeilen, bis er schweigt“.4) ) Wein heißt hebräisch „Jajin" ", davon ist das Job, '=10, zweimal = 20, das N 1=50, zusammen 70. So wird von ihm der Wein bildlich „der Siebziger“ genannt. I Das neunziger Ungeheuer ist hier das Wasser, das hebräisch ,,Majim“, n'o, heißt, wovon das

= 40, zweimal ist hier das „M“, also = 80, und : 10, also 90, das Wasser ist daher der Neunziger. ) Geiger, mit einigen Verbesserungen nach dem hebr. Tert bet saempff II, S. 207.) Nach Dutes in Schire Schelomo S. 62 ff., Weiger.


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II. Der Krug.
Seht nur die Krüge, wie sie schwer,
So lange sie vom Weine Leer! Doch fült fie nur mit süßen Wein, Bald werden sie dann leichter sein.

Ein andres auch dem völlig gleicht:


Den Körper macht die Seele leicht!“ III. Beim Empfang eines Kruges mit Wein. ,,Dir sollen meine Lieder stets erklingen, Wil deinen Wein auch, der mir schmeckt, besingen. Will den Krug 'nen lieben Bruder nennen, Ich schlürf' aus seinem Mund, fann mich nicht trennen.

Das halten Freunde für ein arg Verbrechen


Und fragen: ,,Nun, wie lange willst du noch zechen?"
Heilkräftigen Balsam hab' ich gefunden, Da sollt' ich nicht trinken um zu gesunden? Sah vierundzwanzig Jahre noch nicht scheiden, Und soll den Vierundzwanziger schon meiden?"

IV. Hochzeitslied. 1. ,,Ein Täubchen feltnen Wert's, Der Loden schwarze Schatten Von hoher Lieblichkeit!

Mit Wangenlicht sich gatten“. Ach, warum wendet sie's

4. „So sprach mein Freund noch nicht Von mir fich ab so weit?

Von Frauenhuld beglüdt; In meinem þerzen wär'

Sei Freundin ihm, er sei Für sie ein Zelt bereit".

Durch deine Huld erquidt, 2. ,,Sie fing mein armes Herz Daß nicht die Einsamkeit Durch ihres Zaubers Macht,

Jhn ferner niederdrückt". Sie blendet mir das Aug'

5. ,,Nun wohl, die Zeit ist da, Durch ihrer Farben Pracht

Von Liebeswonne erfüllt, Nicht Gold begehr' ich nur

Bald werdet ihr geeint, Daß füß ihr Mund mir lacht“. Von Sehnen auch gestillt,

3. ,,Die Wangen Rosen gleich Ach, naht auch meinem Volte Dran pflüden meine Augen,

Erlösungszeit so mild".

V. Liebeleien. „Ihn wiegt' ich einst auf meinen Knieen, Er sah fein Bild in meinen Augen; Bald küßt er mich in Liebesglühen. Der Schelm, er wollt sein Bild einsaugen!“

VI. Klugheit. Sei froh in Freundes Kreis, Gieb nie dem Schmerz dich preis; Sei weisester im Rat, Der zu gewinnen weiß; Zu edel nicht, zu schlimm, In keinem Ding zu heiß Was gut, was dir erwünscht,

Erfülle sich zu solchem Fleiß".") 2) Divan 60. Seller.


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Nach uns recen

Wie sich legte Tausend Reden

Das bewegte, Meeresschreden,

Tieferregte Hände, Speere.

Meer im Grunbe!

Die sich haften, Wehe! Wehe!

Wild umfaßten, Herr, ich flehe,

Sieh, sie rasten Ich vergehe

Sanft im Bunde. Im Gebete.

Nicht mehr steigen Herr! ich klage,

Sturmesreigen Ich verzage,

Tiefes Schweigen
Wie drei Tage

In der Runde! Fona flehte.

Auf dem Meere past gespalten

Eine hehre Meergewalten,

Segensschwere Daß die Alten

Feierstunde! þeil umwehte.

Dir auch stille Jordans Tücke

Gottes Wille, Wich zurüde,

Das nicht quille Ward zur Brücke,

Blut, die Wunde. Drauf man trete.

Dir auch werde, Wandellose

Der Beschwerde Todeslose

Volk, der Erde Wandte Mose,

Knecht, die Runde: Dein Prophete.

Auf, erstrahle! Willst du's, lachen

Strahl in fable Aus dem jachen

Erbenthale Todesrachen

Lichtermeere! Blumenbeete. Dir fann stoden Thau zu Flocken, Rann entloden Rosenheere.

Zionslied. Willst, Zion, Du nicht auch entbieten

Den Flüchtlingen den Gruß und Frieden,


Der Herde Rest, die weit versprengt Und Dein in warmer Liebe denkt? Auch ich, der Sehnsucht Fessel tragend, Um Deinen Fall mit Thränen klagend Ach, strömten sie auf Deinen Höh'n Auch ich will þeil für Dich erflehn.

Ob Deines Elends gleich' ich Eulen,


Die an den Trümmern klagend heulen;
Träum' ich, daß Du erreicht Dein Ziel,
Dann tönt's in mir wie Saitenspiel. Wo Jakob wandernd einst gewallet, Der Engel Grüße ihm erschallet, Wo Gottes Liebe dauernd weilt, Dahin mein sehnend Herz enteilt;


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.פילוסופיא דתית חכמת התורה ,Religionspbilosopbie

Kommentar nur bis S. 29a; ebenso zu Makkoth nur bis S. 19a. Es vervolständigten dieselben R. Juda ben Nathan und R. Samuel ben Meir, beide waren seine Enkel, die Söhne seiner oben genannten Töchter. In späterm Alter, wird erzählt, äußerte er seinem Enkelsohne Samuel ben Meir den Wunsch, den Bibelkommentar in mehr wortgetreuen, einfachen Sinn mit Weglassung der agadischen Erklärungen umzuarbeiten ;-) was ihm nicht gelang, hat sein genannter Enkelsohn Daw in ausgezeichneter Weise vollführt.2) Im Jahre 1105 hauchte Raschi sein Leben aus.3)

Die jüdische Religionsphilosophie hat die Aufgabe, den Gedankeninhalt des Judentums in seinen Lehren und Geseßen philosophisch aufzufassen, zu beleuchten und darzustellen. Das Judentum soll als im Einklange mit dem philosophischen, vernunft gemäßen Denken nachgewiesen werden. Ihr Ziel ist die Aufklärung und Belehrung, um einerseits die Angriffe der Zweifler und Ilngläubigen auf die jüdische Religion zurückzuweisen, aber auch andererseits die Befenner des jüdischen Glaubens, welche in der vernunftgemäßen, philosophischen Auffassung der Lehren und Gesere des Judentums einen Abfall sehen, zu belehren. Dieser geistige Bau des Judentums, an dem die bedeutendsten jüdischen Forscher, die erleuchtesten gelehrten Männer gearbeitet haben, hat verschiedene Phasen aufzuweisen und eine lehrreiche Geschichte hinter sich. Wir unterscheiden drei Hauptepochen derselben: 1. die der jüdisch-alerandrinischen Philosophie, deren Hauptträger Philo der Alerandriner war, weshalb sie auch die Epoche der philonischen Philosophie heißt; 2. die der jüdisch-arabischen Zeit, zu der die philosophischen Arbeiten der jüdischen Gelehrten in Babylonien, Spanien und Südfrankreich, der Provence, gehören und 3. die der Neuzeit, der jüdischen Gelehrten, meistens auf deutschem Boden von Moses Mendelssohn ab. A. Die jüdisch-alerandrinische Philosophie. Dieselbe zerfällt in zwei Hauptepochen: a) die vorphilonische und 3) die philonische Philosophie. Wir haben in Abteilung II, Artikel „Religions: philosophie“, erstere nur kurz berührt, dagegen lektere, die Religionsphilosophie Philos, ausführlich behandelt und von ihrer geschichtlichen Beziehung zu den Lehren des palästiniensischen Judentums gesprochen. Hier beabsichtigen wir auch der vorphilonischen Philosophie eine weitere Darstellung zu geben, die uns die Grundzüge der Philosophie Philos in ihren Hauptmomenten beleuchten wird. Dieselbe beginnt mit der griechischen Bibelübersebung, der Septuaginta, in der Mitte des zweiten Jahrhunderts vor. Das religiöse Schrifttum der Juden war nun auch der griechisch redenden Welt kein Geheimnis mehr; es lag allen offen und wurde auch von ihnen gelesen. Die vielen Angriffe, die Verläumdungen gegen die Lehren und Geseße des Judentums sollte sie zu entkräften helfen. Der Eindruck von derselben war ein gewaltiger. Ihre Verkündigung der religiösen Idee, der Lehren von Gott, Welt- und Menschenbestimmung, Volfs: und Staatswohl, der Nächstenliebe, des gleichen Rechts für Alle u. a. in. überraschte. Kaum hatte man von derselben Kenntnis genommen, erhoben sich schon in den philosophischen Schulen Alejandriens unter den Neuplatonikern Stimmen, welche die bedeutendsten Philosophen Griechenlands, als Pythagoras, Sokrates, Plato und Aristoteles zu Schülern des jüdischen Gesepgebers Moses machten.“)

1) Stehe darüber den Bibelkommentar von „izcq" zu 1 B Mof Kap 37. Siehe den Artikel „Schrifteregele“ und „Samuel ben Meir“. 3) Zur Litteratur über ihn nennen wir außer den genanuten Gelehrten noch: Geiger, Parschándatha S. 12; Zunz, Zeitschrift

, von S. 277; seine gottesdienstlichen Vorträge, Einleitung S. XV; ferner: Zur Geschichte

, S. 62; Ritus, S. 25; Litteraturgeschichte

, S. 252. *) Josephus contra Apionem 1. 1. cap. 22. Euseb. p. raepar.' Evangel. I. IX c. 3.


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Zweck und Ziel der Schöpfung der Welt und ihrer Wesen ist Gottes Weisheit und Almacht zu offenbaren (Ps. 145. 12), aber auch zum þeile aller Erschaffenen.') Der Mensch ist Endzweck der Schöpfung; er ragt unter allen Wesen in seiner Vollendung hervor; er hat Vernunft und Sprache, besißt Verstandeskräfte zur Einsicht und Erkenntnis; er vermag nicht blos die Gegenstände zu erkennen, sondern auch das Geschehene der Vergangenheit in sich aufzunehmen, festzuhalten und das Zukünftige vorherzusehen. Die Weisheit lehrt ihn, sich die Tiere dienstbar zu machen zur Bestellung des Bodens, das Wasser aus der Tiefe hervorzuholen, die Erbauung von Palästen, die Lenkung der Kriegsheere, die Leitung des Staates und alle Angelegenheiten der Menschen zu ordnen, er hat die Kenntnis von dem Lauf der Sterne, berechnet das Maß und die Entfernung der Himmelskörper u. a. m. In diesem Sinne spricht die Schrift von ihm, daß seine Schöpfung zuleßt geschah) damit er einziehe in die für ihn geschaffene Welt. „Ich habe die Erde gemacht“, heißt es in Jesaia 45, 12, ,und den Menschen auf ihr erschaffen".3) Er bildet somit den Schlußstein der Schöpfung und wird als im Ebenbilde Gottes geschaffen bezeichnet, ein bildlicher Ausdruck, der ihn zum Höchsten der Schöpfung macht, daher er auch der Pol der Schöpfung (1 S. 2. 8) und die Basis der Welt (Spr. Sal. 10. 25) heißt. Die Mängel der Unvollkommenheiten, die an ihm haften, die Krankheiten und andere Zufälle, denen er ausgeseßt ist, bilden keinen Gegensaß zu dieser Aufstellung; sie hat der Schöpfer als Mahner zur Arbeit für seine sittliche Vollendung bestimmt, auch daß er sich bei Abirrungen vor Gott demütige und seinen Lebenswandel ändere. Die verschiedenen Triebe und Begierden, die Gott in ihn gepflanzt, sollen ihn lehren, seine Stellung mittelst der Vernunft zu bestimmen und ihren Zwecken zu entsprechen. Die Schrift spricht daher von Geboten und Verboten, die für ihn zu seinem Heile geoffenbart und verkündet wurden.) Ein fernerer Vorzug des Menschen ist seine Willensfreiheit, die ihn von allen Geschöpfen unterscheidet und ihn über sie erhebt. Sie wird als Werk der göttlichen Gerechtigkeit und seiner Liebe zu dem Menschen gepriesen; sie erteilt ihm das Vermögen, Stellung zu den für ihn bestimmten Ge- und Verboten zu nehmen. Daher der Ausruf: „Mein Volk, was habe ich dir gethan? was dir unmöglich gemacht?5) ferner: „Am hellen Tage vollführen sie es, denn sie vermögen es!“6) Eine weitere Ausführung dieses Themas führt zur Annahme, daß die göttliche Allmacht sich jeder Einwirkung oder jedes Eingriffes in die menschliche Handlung enthält. Beweise hierzu versteht Saadja beizubringen, 1. aus der sinnlichen Wahrnehmung, 2. aus der menschlichen Vernunft, 3. aus der Schrift und 4. aus der Ueberlieferung. Vermöge der finnlichen Wahrnehmung weiß der Mensch, daß er nach Belieben reden oder schweigen kann, es ist ein Beweis, wie der Mensch vermöge seiner Vernunft sich selbst zu beherrschen vermag; er ist daher weise, wenn er auf die Stimme der Vernunft hört, aber thöricht, wenn er ihr nicht folgt. Der zweite Beweis durch die Vernunft ist, daß eine vandlung nicht von zwei Urhebern ausgehen könne.) Nach der Annahme daher, Gott vermöge auf den Menschen einen Zwang zu einer That auszuüben, müßten ja zwei Urheber sein, von denen die That ausgeht, was unmöglich ist. Auch könnte bei einem Zwang zur That durch Gott von keiner Strafe mehr die Rede sein, da auch der Frevler zur Handlung gezwungen wird. So 5 Mof. 30. 19: „Ich rufe Himmel und Erde zu Zeugen, Leben und Tod lege ich dir vor,

1) Das. I. 72 Vergl. hierzu die erhaltenen Stüde Saadjas, Einleitung zum Pentateuckommentar in dem Jeziralommentar von Jehuda Barsillat pag. 90 mit Berufung auf Jejata 48. 17. 9 1 Moj. 1. 26. 3) So in Emunoth IV 146, vergl. Sacharta 12. 1

Stehe weiter I: 'Teil in diejem Artifel. 5) Micha 6. 3. Vergl. über die Bedeutung vou anuba Ibn Esra zur Stelle. 9) Micha 2. 1. ?) Vergl. Emunoth I. 26. II. 43.


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(1. 8. A.) entschieden lehrt, so daß die Verbindlichkeit für die Jsraeliten nicht aufgehoben werden kann.1) V. Seele des Menschen, Verdienst und Schuld, diesseitige Vergeltung, des Frommen Leiden und des Frevlers Wohlergehen. Die Behandlung des Themas von Verdienst und Schuld, der Hauptgegenstand dieses Abschnittes, segt die Kenntnis der menschlichen Seele voraus, daher wir hier schon die jaadjanischen Angaben von der Seele in Abschnitt 6 in kurzem Abrisse geben, Ausführliches davon bringt auch Absch. VI hier. Die Seele, sagt Saadia, ist erschaffen, man kennt sie als eine intelligente Lichtsubstanz, lauter und feiner als die Substanz der Sterne und der feurigen Himmelskörper; es ist natürlich, daß sie uns mittelst der Sinne unfaßbar bleibt; wir kennen nicht ihre Entwidlung, auch nicht deren Herabsinken, nur Gott sind sie offenbar. Die Schrift nennt die Seele , Licht Gottes" 2) das die geheimen Rammern im Menschen erhellt.3) Werke der Tugend klären die Seele, aber die fündhaften trüben und verdunkeln sie. Nach dieser Vorausschidung wird uns seine Abhandlung von Verdienst“ und „Schuld“, mit der er diesen Abschnitt eröffnet, verständlicher. Verdienst“ und „Schuld“ erklärt er, sind Bezeichnungen der menschlichen Handlungen, je nachdem sie überwiegend gut oder überwiegend böse waren. Der Grund, daß eine Handlung gut und die andere böse heißt,4) die eine von Gott geboten und die andere von ihm verboten wurde, ist infolge deren Wirkungen auf das Menschen Seele. Die böjen Handlungen üben eine trübende, befleckende Wirkung auf sie aus, dagegen reinigt und läutert die Tugendthat die Seele. So heißt es in der Schrift von der lautern Seele der Frommen, daß sie gleich dem Lichte der Sphären und der Sterne erglänzen (Daniel 12. 13), dagegen bezeichnet sie die Seele der Frevler, daß sie nicht leuchte und den Sphären nachstehe (Hiob 15. 15–16). Wenn den meisten Menschen diese Einwirkung auf ihre Seele verborgen bleibt, so verhält sich dieses, wie im Bereich der sinnlichen Dinge, daß Fertigkeiten nur einzelnen Menschen eigen sind, aber vielen verborgen bleiben. Es versteht der Münzkenner zwischen einer guten oder falschen Münze zu unterscheiden. Wenn dies schon in sinnlichen Sachen der Fall ist, wie vielmehr bei Gegenständen, die nicht zum Bereich des Sinnlichen gehören. Die vom Menschen vollzogenen guten oder bösen Handlungen werden von Gott bewahrt d. h. gleichsam verzeichnet

h des Lohnes wegen, was jedoch nicht im buchstäblichen Sinne zu nehmen ist. Die Vergeltung ist in der zukünftigen Welt, welche eintritt, wenn die Zahl der Seelen voll wird, die Gott ins Dasein treten ließ. Doch erfolgt auch schon im Diesseits, während unseres Lebens, eine gewisse Vergeltung, die als Vorbild der zu erwartenden in der fünftigen Welt eintritt.5) Weiter spricht Saadia von 10 Abstufungen der Menschen nach ihrem religiösen und sittlichen Verhalten, die er als zehn Klassen bezeichnet. Dieselben sind: 1, Fromme und Frevler; Geseķestreue und Gesebes: übertreter; die, welche den religiösen und sittlichen Forderungen vollständig genügen und die, welche hinter denselben zurückbleiben, die einfach sündigen und die mutwillig sündigen, die Ungläubigen und die Bußfertigen. Mit dieser Aufzählung wird die Frage in Bezug auf die Lehre von der Gerechtigkeit der göttlichen Vergeltung, von dem Wohlergehen des Sünders und den Leiden des Frommen dahin beantwortet, daß des Frommen Leiden als eine Prüfung der Festigkeit seiner Frömmigkeit gleich den Leiden Hiobs anzusehen sind,5) die erziehlich wirken sollen,) oder fie sind Gestalten von Abbüßungen einzelner Vergehungen im Diesseits, damit ihm die Vergeltung für seine

1) Mehreres bringen wir in den Artikeln „Fortdauer des Geseķes“, „Dispensation vom Gelege" „Bejeßesaufhebung“, „Albo Joseph“ und „Abarbanel". 3) 2. Sp. Sal. 20. 27. 3) Daselbst. 4) Hiob 33. 28. 29. Pf. 49. 20. 5) Vergl. darüber Pf. 86. 17; 5 Moj. 28.46. 9) Vergl. Pf. 11. 5. 15 Mol. 8. b; Spr. Sal. 8. 12.


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die Schrift nur von der diesseitigen Vergeltung spricht, liegt in ihrer Eigen: tümlichkeit, ausführlicher von Dingen zu sprechen, die dem Bedürfnis der Gegenwart näher liegen. Für die ysraeliten in der Wüste, die vom Lande Ranaan Besiß nehmen sollten, war es natürlich, mit ihnen nur von dem Besiß des Landes der Verheißung zu sprechen. Andererseits ist der Tod Moses in der Wüste ein Beweis der jenseitigen Vergeltung. Auch die Schriftstellen von dem Leben der Weisen und dem Untergang der Thoren, dem Glücke der Frommen und dem Unglück der Sünder sind auf das jenseitige Leben zu deuten. Daran schließen sich die

3 vielen Aussprüche in den Schriften der Tradition, die ausdrücklich von dem Leben und dem Lohn im Jenseits sprechen. Das Leben hier vergleichen sie zu einer Vorhalle zum jenseitigen Leben mit der Mahnung, sich hier für die andere Welt vorzubereiten.) Im jenseitigen Leben, heißt es ferner, giebt es kein Effen, kein Trinken, die Frommen sißen mit den Kronen auf ihren Bäuptern und freuen sich des Abglanzes von Gott.) Weiter verfehlen sie nicht Männer zu nennen, die des jenseitigen Lebens infolge ihrer Vergehungen verlustig geworden.) Das sind die Beweise nach der Vernunft, Schrift und Tradition, welche die jenseitige Vergeltung darthun.4) VIII. In Abschnitt VIII seines Buches Emunoth spricht Saabja ferner über die messianische Erlösung und die Erfüllung der messianischen Verheißungen und in Abschnitt IX von der Auferstehung zur Zeit der Erlösung und der spätern allgemeinen Totenbelebung zum Tag des Gerichts und Eintritt der künftigen Welt. Da, wie Saadja selbst sagt, die Lehren dieser zwei Abschnitte Glaubenssäße, Dogmen sind, die nichts mit dem philosophischen Denken gemein haben, so sprechen wir hier nicht weiter von ihnen und verweisen über sie auf die Artikel ,,Auferstehung“ und „Wiederbelebung der Toten“, Welt, künftige" in Abt. I und „Belebung der Toten“, „Zukunftsmahl" in Abt. II, ferner: „Tag des Gerichts" und Chiliasmus" in Supplement II dieser Real-Encyclopädie. Ebenso bitten wir, über die Abhandlung Saadjas im zehnten Obschnitt ,die Lehren der Ethit", um nicht zu wiederholen, den Artikel „Sittenlehre, philosophische“ nachzulesen. In allen diesen Philosophemen bei der Behandlung der aufgestellten

Themen hatte Saadja nur eine theoretische Feststellung der Lehren und Geseße des Judentums im Auge, aber für eine Verinnerlichung der Religion im Leben des Volkes, wie Geist und Herz, Verstand und Gemüt mit von ihr ergriffen und gehoben werden, darüber hatte er noch kein Wort. Die Angaben hierzu stellte sich nächst der philosophischen Begründung der Gotteslehren der Zweite hier zur Aufgabe, den wir nun folgen lassen.

II. Bachia ben Joseph Jbn Pakuda mit dem Epitheton Bachia der Fromme,

aud ,בחיי הדיין ,ober 23adbia ber 9tidbtet ober 9tabbinatsmitatieb בחיי החסיד

בחיי הזקן

Bachia der Alte, 1917 1912. Ausgezeichneter Religionsphilofoph und Rabbiner in Saragossa im" 11. Jahrhundert, bekannt durch seine philosophisch-religiöse Moralschrift „Anweisung oder Anleitung zu den Herzenspflichten“, hain niin naabn, oder kürzer nasa nain 730, „Buch der Herzenspflichten“, daß er im Jahre 1050 in arabischer Sprache verfaßte, welches später von zwei Gelehrten, Juda jon Tibbon (1. d. 4.) und Joseph Kimchi (. d. A.), hebräisch Übersekt wurde. Wir haben in dem Artikel Bachia ben Joseph Jon Pakuda“ ausführlich über sein Leben und seine Schriften gesprochen und behandeln hier seine in derselben niedergelegten Ideen und Lehren über Gott, Schöpfung, Welt, Menschen, Seele, Willensfreiheit, Gottesdienst, Gottvertrauen, religiös-fittlichen Lebenswandel u. a. m. Der Lehre von Gott wird die Darstellung der Weltschöpfung voraus:

1) Emunoth IX 133 nach Aboth IV 6. Gemara Berachoth S. 17a. ) Emunoth LX 134 nach Mischna Sanhedrin XI 1. " Das. IX 135.


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sophische Forschung an sich ohne deren Beziehung auf die Lehren und Gefeße des jüdischen Glaubens unanfechtbar und erlaubt hielt. Wir haben in den Artikeln ,,Glauben", Dissentierender Gelehrter“, Denk

, Lehr- und Redefreiheit“ aus: führlich nachgewiesen, daß im Judentume die freie Forschung, so sie nicht in die Gefeßespraxis eingriff, zur Nichtvollziehung des Geseßes ihre Stimme erhob, stets geschüßt war und als erlaubt gehalten wurde. Die Denk- und Lehrfreiheit mußte jedem zugestanden werden, sie konnte rechtlich nie angegriffen, viel weniger verboten oder gar gebannt werden. So sehen wir später Moses Maimoni einerseits für die Aufrechthaltung der religiösen Praxis einen Gesekeskoder „Jad Chasaka“ abfassen, aber andererseits auch seine philosophische freie Forschung in eine andere Schrift „ More Nebuchim“ niederlegen. In neuster Zeit hat Moses Mendelssohn den richtigen Grund dafür in seiner Schrift , Jerusalem“ in dem Saße aufgestellt: „Unter allen Vorschriften und Verordnungen des mosaischen Gefeßes eristiert tein einziges, welches lautet: ,,Du sollst glauben" oder nicht glauben", sondern sämtliche beziehen sich auf die Praxis". Du sollst thun oder nicht thun". Der Glaube wird nicht befohlen, weil der Mensch keine andern Befehle annehmen soll als die, welche auf dem Wege der Ueberzeugung zu ihm gelangen“.1) Auch unser Gabirol hier huldigt in seiner philosophischen Schrift: „Quelle des Lebens", „Mekor Chajim“, der freien Forschung, während er für die religiöse Praxis die ethischen Vorschriften der jüdischen Religion in seinem Buche: , Tikon Midoth Hanephesch“, Veredlung der Sitten der Seele“, zusammengestelt hat. Seine Philosopheme in der Schrift „Mekor Chajim“ behandeln die Themen: Gott, Schöpfung, Welt, Mittelwesen, Mensch, Seele, Jenseits, Vergeltung, Seligkeit.

Dieselben werden in Dialogform zwischen Meister und Jünger vorgetragen. Die Trođenheit der metaphysischen Untersuchung wird dadurch gemildert, sie geslaltet sich so zu einer gewissen Lebendigkeit. Vervollständigt werden die hier vorgetragenen Ideen durch eine andere von ihm verfaßte Schrift: „Ueber den schöpferischen Willen Gottes“, 2) die jedoch nicht mehr existieren sol. Zu diesen gehört noch ein von ihm in hebräischer Sprache verfaßtes größeres liturgisches Gedicht, betitelt: „Die Königskrone", nizko na, von den Gotteseigenschaften, das eine Verherrlichuag des Schöpfers und Erhalters der Welt und ihrer Wesen giebt.3) Wir bringen von seinen philosophischen Untersuchungen I. die über Gott. Gott wird als die Ursubstanz, das Urwesen, das unerschaffene, ewig Seiende angegeben; er ist für des Menschen Erkenntnis unerforschbar und unbezeichenbar; Gott wird erhaben über alle Schöpfungswesen und unendlich gehalten. Nur mittelst dessen Wirkungen ist uns sein Dasein erkennbar. Als Ursubstanz ist er die enggeschlossene Einheit, aber nicht gleich der Zahleneinheit, die vermehrt und gemindert, geteilt und verändert werden kann. Wesen und Form bilden bei ihm keinen Unterschied. So vermögen wir Gott außer der Einheit kein positives Attribut, Eigenschaft, beijulegen. Nur in Bezug auf die Schöpfung wird Gott als das Sein ales Seienden von ewig her gehalten. So hören wir Sabirol in seinem Gedichte ,,Die Königs: trone“ von Gott aussagen:

„Du bist einzig! Haupt von allem Sein, Grund von Groß und Klein. Du bist einzig! Doch nicht wie Zahlen Eins, gleich was entstanden. An dir ist Mehrheit, Wechsel, Nennung und Bezeichnung nicht vorhanden. 1) Moses Mendelssohns Werk, III., Jerusalem, S. 21. Vergl. hierzu den Artikel

, Glauben“ Š. 62, Supplement II dieser N.-E. » Der lateinische Titel von derselben ist:

Origo largitatis et causa essendi“, diese Schrift ist jedoch nicht mehr vorhanden. ) Ver gleiche M. Sachs, S. 3–30 und S. 225 in seiner trefflichen Schrift: „Die religiöse Poesie der Juden in Spanten“, Berlin 1845 und Kaempfe Schrift: „Nichtandalusische Poesie", Prag 1858, S. 177–78.


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haben. Die zweiten, die relativen, sind solche, die eine Berehrung Gottes bezeichnen, als: gepriesen, ruhmreich, hoch, heilig, erhaben ni. a. m., es sind Ausdrücke der Ehrfurcht. Auch bei diesen bleibt das göttliche Wesen unberührt, seine ungeteilte Einheit wird durch sie nicht alteriert. Zu den dritten gehören die von nur scheinbar positivem Gehalt, deren wahre Bedeutung nicht das positiv Bezeichnete derselben, sondern das Gegenteil davon angiebt, als z. B. lebend, worunter man Empfindung und Bewegung, also leibliche Bewegung, versteht, die auf Gott nicht bezogen werden kann, daher dieser Ausdruck nur in negativem Sinne als nicht regungslos, nicht leblos bedeutet. Ebenso verhält es sich mit der Bezeichnung „Gott ist Licht“, d. h. er ist nicht finster; „Gott ist Einer", d. h. er ist keine Vielheit; „Gott ist der Erste“, d. h. er ist nicht nach einem Andern entstanden. Es sind Bezeichnungen, die jede Únvollkommenheit von Gott fern halten sollen. So verstehe man auch unter ,,Gott sieht", ,,Gott hört“, daß ihm nichts entgeht.') Die Namen oder Benennungen Gottes sind Angaben von relativen Eigenschaften, Attributen, als Ausdrücke der verschiedenen Beziehungen Gottes zu seinen Geschöpfen, oder Angaben der göttlichen Wirkungen in Form von göttlichen Eigenschaften. Es gehören hierher die Benennungen Gottes, als 1. Barmherziger, 0107, 2. Gnädiger, 1931, u. a. m.

Andere sind: ,,Elohim", 0458, Bezeichnung desjenigen, der mit Macht über etwas schaltet und entscheidet, also Herr, Eigentümer, in Beziehung auf Gott als die über die Schöpfung sich erstreckende Gottes-Almacht; ferner „El“, bx, und ,,Gloa“, 75%, bezeichnen Gott als den Urquell aller Kräfte; „Adonai“, 9178, Herr, ist eine Bezeichnung der unmittelbaren Gottesgegenwart in der Anrede; eine fernere Benennung „Herr der Herren“, 09787 178, und „Gott der Götter“, 017687 1788, geben an, daß alle in der Welt wirkenden Kräfte Gottes bedürfen.?) Eine Ausnahme von diesen Gottesnamen machen die Benennungen Gottes durch: 7179, abgekürzt

und , die nicht wie die andern die menschliche Wahrnehmung, Gotteswirksamkeit zu ihrem Grunde haben, sondern auf Gotteswesen selbst sich beziehen in der Angabe vom ,,Sein", der ,,Seiende", ,,Ewigseiende". In dieser Bezeichnung kannten ihn die Stammväter des israelitischen Volkes, der später durch ,,Adonai“, Þerr, stellvertretend erseßt wurde. 3) b) Israel, sein Beruf und seine Auserlesenheit. Auch hier ist es der historische Boden, auf dem Jehuda þalevi sich bewegt, um die Auserlesenheit Israels nachzuweisen. Das Buch der Geschichte schlägt er auf und die darin verzeichneten Thatsachen legen ihm das Zeugnis von der Auserlesenheit und dem Beruf des israelitischen Volkes ab. Der erste Mensch, Adam, war, da er durch Gott selbst geschaffen wurde, in höchster Vollkommenheit, er war daher gleichsam ein ,,Sohn Gottes“4.) Von den spätern Nachkommen wurden die Menschen „Söhne Gottes“ genannt, die an geistiger Vollkommenheit ihm glichen. Seth war Adam gleich (1 Mos. 5. 3); Abel sollte es sein, aber da er von Kain getötet wurde, trat ,,Seth“ an dessen Stelle. Mit einigen Unterbrechungen ging diese angeborene Tugendhaftigkeit auf Noah über. Von diesen vererbte sie sich auf dessen Sohn ,,Sem" und von ihm auf ,,Abraham“, den Stammvater der Israeliten. Nach Abraham war es Sjaak und nach ihm Jakob und auf Jakob folgten dessen zwölf Söhne in die Würde der Auserlesenen. Es waren nicht mehr einzelne Männer, sondern eine ganze

") Dal. Hierzu Cusari V. cap. 12 und cap. 18. 2) Vergl. Cusari V. cap. 21; besonders das. II

. cap. 54. 3) Vergl. Cusari IV. Hierzu' den Artikel „Adonai“ Tetra grammaton und „Adonai“, sowie „Namen Gottes“. ') Jehuda Halevt in" Cusari II. 14, daselbst sagt er, auch „Seth" war"würdig, Gottessohn genannt zu werden. Vergl. Evang. Luc. 3, Ende, wo , Adam“ ebenfalls „Gottesjohn“ bezeichnet wird.


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,, Die Engel werden „Elohim“ genannt, weil die Gotteswerke durch die Engel vollbracht wurden“.') Bei Philo ist es der „, Logos“, durch den Gott die Welt geschaffen.?) IV. Engel. Zu Engeln rechnet Jon Esra erstens die Weltseele;}) jie werden als obere Wesen angegeben, die keinen Körper haben und nie sterben;") ferner kennt er Engel als die Träger des Lebens in den Himmelskörpern, als die Sternenseelen.5) Engel bezeichnet er auch als die Beweger der Sphären, die Sphärengeister, ganz im Sinne der aristotelischen Angabe von ihnen.) Engel sind ferner nach ihm intelligibele Substanzen aus Materie und Form.) Das Dasein der Engel ist nicht erschaffen, sie sind ohne Anfang und ohne Ende, werden ganz aus Gott, Gotteskräfte bezeichnet. Wie der Mond fein Licht ganz von der Sonne erhält, so ist ihr Wesen aus Gott.) V. Mensch, Seele.

.“

Auf der Erde ist der Mensch das vorzüglichste Sedöpf; er ist das lebte Werk der Schöpfung, nachdem alles andere für ihn da war;") er wird als Ebenbild Gottes, richtig als Ebenbild der Engel bezeichnet, d. h. er kann, wie fie, unvergängliche Dauer haben.10) Der Mensch heißt daber die Welt im Kleinen Mikrofosinos".") Der Mensch besteht aus einem Leibe ind aus einer himmlischen Scele, die ihn belebt, erleuchtet, trägt und erhält.!?) Des Menschen Vorzug besteht in seiner Seele.13) Dieselbe ist unsterblich und göttlic); sie ist Substanz, nidt accidenz; 4) sie stammt aus den Söhen des vimmels.15) Jin Menschen gicbt es drei Sträfte: die denkende Seele, iaws; die animalische Seele, 71, und die vegetative Seele, WEJ. Lettere ist die Kraft des Wachsend. sie hat ihren Sitz in der Leber. Die animalische Seele hat ihren Sitz im Herzen, ist das Prinzip der förperlichen Bewegung, sie geht ebenfalls vom körperlichen Stoff aus, und wenn dieser Stoff, der gasartig ist, den Körper verläßt, so stirbt der Mensch. Die denfende Secle ist die höchste, sie hat ihren Siß im Gehirn.16) Deutlicher spricht sich darüber Jon Esra in seinem Sommentar 2 Mos. 37. 3. 20. 1; ferner daj. 28 37; 5. 21; 20. 15 aus. Die Vernunft, das Denfvermögen, ist in dem Hinterteile des Hirns, woselbst die durch das Gedächtnis angesammelten Begriffe und Ideen sind. Der Siß des Urteils ist in der mittlern virnhöhle. Die pirnhöhlen an der Stirn enthalten den Gemeinsinn und die daraus entstehenden Wahrnehmungen. Der denkende Teil der Seele unterscheidet sich von den zwei andern, daß er als unkörperlich und unsterblich auch höhern Ursprungs, ein Teil der Weltseele ist, fie hat Präeristenz.17) Die denkende Secle hat die Bestimmung, sich mit Wissen ju crfüllen. Sie wird mit einer unbeschriebenen Tafel verglichen, 18) bejimint, göttliche Schrift, Kenntnisse aufzunehmen. Die erworbene Weisheit bildet ihren Vorzug.'9) Eingchender spricht er darüber in seinem Kalenderbuche 927 990')

') E., Kommentar jll 1 M: 1.1, c'x2, 7'2007 woon's Aehnlich in seinem Jesjod More von der Schöpfung der Gcstirne, 09729377 T. 0'x7337. ?) Vergl. den Artikel „Religionsphilojophie“ in Abt. 19. dieser N.-E ) Hjalmkommentar, 49. 16; 73. 24,

S. it bett) .3 (5 .שאינם גוף ולא ימותו לעולם ,24 ,13 . 11; 6) 3 (• .נשמת השמים

kürzern Kommentar zu 2 Moj. 23. 20, D52 Da D'291277 P7 922 OJNI. ) Kommentar zu 1 Moj. 1 1, Dobban Dy997. ) In seinem Buche von den Gottesnamen, DWT 790, IV. 8) J. E, Fragmentkommen!ar zu 1 Moi

. 1. 1; in seinem gewöhnlichen stommentar zu ,,Des Menschen Seele hat Gott einen Leib gegeben, der dem Leibe der Welt adäquat ist, einen Mifrokosmos. Die menschliche Seele soll in ihren Palast eintreten und Tag und Nacht mit dessen Hilfe an Verständnis zunehmen und Gott, ihren Schöpfer, erkennen. Fünf Sinne hat der Mensch, mittelst deren er die Formen an den finnlichen Dingen erkennen soll. Diese Formen werden alsdann stufenmäßig zu abstrakten Begriffen bis sie so geistig werden, wie die Substanz der Seele, endlich mit ihr verwachsen, ihren Inhalt bilden“.') VI. Offenbarung, Prophetie und Propheten. Inter Offenbarung Gottes versteht man jede Kundgebung Gottes an den Menschen von seinem Wesen und Walten. Dieselbe kann durch natürliche Mittel erlangt werden, als durch eigenes Nachdenken, das ihm die Erfenntnis Gottes bringt, oder durch Mitteilung der göttlichen Erkenntnis. Jbn Esra spricht daher von zwei Offenbarungen, von der in der Natur bei Betrachtung der Weisheit ihrer Gescße und deren Festigkeit?) und der im eigentlichen Sinne.3) Beide führen zu demselben Ergebnis, doch bewirkt erstere ein unverlierbares Eigentum unseres Innern. Aber die dahin gehörenden Menschen, die kraft ihrer cigenen Grfenntnis hierzu sich erheben, bilden nur eine geringe Zahl, daher kann die zweite Offenbarungsweise nicht entbehrt werden.4) Die einstimmige Annahme der Geseze bei der Gottesoffenbarung von Seiten cines ganzen Volkes ist Gewähr für die Glaubhaftigkeit derselben, auch ohne Beistand der Anerkennung durch den Verstand.) Die Offenbarung auf Sinai war eine unmittelbare Offenbarung an ganz Israel, sie unterschied sich dadurch von andern göttlichen Difenbarungen mittelit Engel an die Propheten.) Richtig bemerkt zon Esra, daß die Worte zur Bezeichnung dieser unmittelbaren Gottesoffendarung 2 Moj. 24. 10: „Und sie sahen den Gott Israels“, nicht wörtlich, sondern als prophetische Vision zu deuten sind.?) So erhielt Israel eine unmittelbare Offenbarung als llcberzeugungsgrund für alle Zeiten.) Wir kommen nun zu jenen Ideen über Prophetie und Propheten. Den hebräischen Ausdruck für Prophet durch ,, Nabi" erklärt er nicht in der Bedeutung von „Redner“, sondern im Sinne von Vertrauter Gottes", dem Gott sein Geheimnis vertraut.) Die Stufen der Prophetie, erklärt er ferner, sind viele und verschieden, die man nicht aufzuzählen vermag, da das geistige Vermögen der Männer, welche die Einwirkung des prophetischen Geistes haben, auch verschieden gestaltet ist. Es erhalten manche Weisjagungen in einem Nachtgesichte.10) Die Propheten nach dem Erile waren auf Visionen angewiesen, die sie sich oft von den Engeln erklären ließen.'l) Gegenstand der Inspiration ist nur der Inhalt, aber die Spradie, Form und Darstellung der Weisjagung ist Sache des Propheten.12) VII. Gottes11 amen. Seine Erörterung der Gottesnamen giebt er auf verschiedenen Stellen seines Bibelkommentars, 13) besonders in der Schrift „Þaschem“, CV 22,!4) und in seinem Buche „Jeisod Miore“, 8710 710", Abschnitt 11. Die Gottesnamen sind nach ihm entweder Eigenamen oder Eigenschaftsnamen.


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welt, der Welt im Großen, Makrokosmos,') sodaß der Mensch durch die Erkenntnis feiner selbst, der Welt im Kleinen, zur Erfenntnis des Weltganzen, des Mafrokosmos, hingeführt wird. Die Erkenntnis seines Körpers giebt ihm die Erkenntnis der Körperwelt; aus der Erkenntnis seines Geistes vermag er zur Erkenntnis der geistigen, überirdischen Welt zu gelangen. Beide lehren ihn zur Erkenntuis Gottes, des Weltschöpfers, emporzusteigen; bilden die Basis zu seinem religionsphilosophischen Systeme.) Von seinen Philosophemen und Lehren bringen wir: a. Schöpfung, Gott, der Weltschöpfer! Gleich seinen Vorgängern Saadja und Bachja suchte auch er den Beweis, daß dic Endlichkeit der Welt auf einen Schöpfer, Gott, hinweist, in folgendem aufzustellen. Alle Dinge, sagt er, bestehen aus Substanz und Accidenz, die untrennbar sind und nur in ihrer Verbindung eristieren. Von diesen wechselt jedes Accidenz fortwährend, es ist endlich und muß daher entstanden sein, desgleichen muß auch die durch die Accidenz eristierende Substanz entstanden sein, d. h. sie wurde geschaffen. Der Schöpfer ist der ewig Eine, Gott! In dem Verhältnis des Eins zu den Zahlen, wie dasselbe sie bildet und umfaßt und doch nach Wesen und Begriff von ihnen unterschieden, ein anderes ist, so ist das Verhältnis Gottes zu dem Geschaffenen.) Gott der Weltschöpfer ist seinem Wesen nach unerkennbar, unbezeichenbar. Sämtliche von ihm ausgesagten Eigenschaften in positiver Form, als die im biblischen Schrifttum, sowie die in negativem Sinne, wie die bei den Philosophen sind nur Notbehelfe zu gewissen Andeutungen für den Menschen, entnommen der göttlichen Wirksamkeit nach Analogie der menschlichen Handlungen.4) Auch die Benennung in der Bibel: Gott der Lebendige“,5) ist nur im Sinne von Ewigkeit".) Als Bezeid nung Gottes in der Bedeutung als der für sich ohne Beziehung auf andere Wesen Bestehende fann der Ausdruck ,,Wahrheit" (Jeremia 10. 10) gelten, den auch die Philosophen für Gott gelten lassen.) Ebenso der Ausdruc: Sehet, daß ich es bin!"8) In seinen Ideen über die Weltschöpfung folgt er der Theorie der Weltschöpfung des Philosophen Gabirols (1. d. A.) von dem göttlichen Willen, den Gott aus sich hierzu ausströmen ließ und mit ihm identisch sei. Von demselben wurde die Welt der Geistigfeit geschaffen, als der Stätte der Seelen der Frommen nach ihrem Tode. Es folgte darauf die Schöpfung der Himmelssphären als Stätte der Engel und endlich wurde die intere Welt, die des Werdens und Vergehens, hervorgebracht. Sie bestehen mit ihren Wesen aus Materie und Form, sodaß die körperliche Welt eine körperliche und die geistige eine geistige Substanz mit ihren Accidenzen hat. Vier Elemente hat die untere Selt zu ihrem Bestehen, welche entgegengesepte Bewegungsrichtungen nach oben oder nach unten haben. Ein fünftes Element haben die Körper der Himmelssphären, wie die freisförmige Bewegung es darthut.") Eine fernere Eigentümlichkeit dieser Welt mit den vimmelsiphären ist, daß sie beseelt sind und eine höhere Gotteserfenntnis als der Mensch haben.) b. Der Mensch, seine Vorzüge und seine Willensfreiheit. Der Mensd), der alls Körper und Geist zusammengejekt ist, von denen jedes eine besondere Substanz hat, bildet in seiner Zusammensetzung, wie wir bereits oben erwähnt haben, cine Welt im Kleinen, Mikrokosmos, ein Abbild der Seit im Großen, des Universums, Mafrofosmos. Die Seele ist aus der Welt des Geistigen, sie kehrt, wenn sie fromm gewesen, nach ihrer Trennung vom menschlichen Körper, zur geistigen Welt zurück.') Zwei entgegengesepte Tricbe hat der Mensch, einen Trieb zum Guten, den zum Vernünftigen, und den anderen zum Bösen, zu niedrigen Begierden, legterer joll von der Vernunft niedergehalten und besiegt werden.) Die fromme Seele hat vier Eigenschaften, Tugenden: Erkenntnis, Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und Demut. *) Zwei von diesen, Gerechtigkeit und Demut, werden als die zum Heil "führenden bezeichnet.) In diesen werden auch die zwei andern: Erkenntnis und Beharrlichkeit als mitbegriffen gehalten,') denn ohne diese zwei sind Gerechtigkeit und Demut unausführbar.6) Ferner sind Gebote und Verbote des Geseßes, die gcoffen: barten, als auch die der Vernunft, die dem Menschen irdisches und jenseitiges Heil zuführen." Das Streben des Menschen sei nach dem höchsten Gut; es ist dies die Pflicht, in Gottes Wegen zu wandeln, Gott ähnlich zu werden.) Die Vollziehung der Gerechtigkeit ist eine der schönsten Tugenden, die ein Wandeln in Gotteswegen bildet, denn durch Gerechtigkeit bestehen alle Geschaffenen.) Daher das Gebot: ,,Seid heilig, denn heilig bin ich, der Ewige, euer Gott!"10) So wird als erste Pflicht des Menschen angegeben, seinen Geist zu pflegen, sich Weisheit und Einsicht zu verschaffen, denn nur dadurch vermag er Gott würdig und geistig zu verehren. Die Gotteserfenntnis, das Höchste alles Wissens, wird als das Erhabenste bezeichnet, zu dem der Mensch emporzusteigen habe, wir erlangen durch sie das vollkommene Gute. Die Schrift und die Vernunft lajien es nicht an Mahnungen hierzu fehlen. Die Mahnungen der Schrift darüber sind: „Erkennet den Ewigen“;'') ,,Suchet mich und ihr werdet leben";'?) „vabet acht, den Ewigen zu erkennen“.'3) Die Vernunft des Menschen giebt die Nachteile genugsam an, die dem Menschen durch Vernachlässigung des Suchens nach Gotteserkenntnis erwachsen; es geht ihnen die rechte Vorstellung von Gott ab. So verehren viele eine körperliche Gestalt als Gott. Dieselben glauben, daß ohne Körper nichts eristieren könne; es geht ihnen die Idee des Geistigen völlig ab. 14) Andere halten Gott als „Licht“ 15) und verehren ihn unter dieser Vorstellung. Doch ist das Licht nur ein Accidenz eines leuchtenden Körpers. Endlich wird von dem vorzüglichsten Gut des Menschen, von der Willensfreiheit, gesprochen. Die Erörterung darüber stellt sich die Beantwortung der Frage als Aufgabe, ob die Anerkennung der menschlichen Willensfreiheit nicht im Widerspruch mit der Allwissenheit Gottes stehe. Dieselbe lautet: Die Willensfreiheit des Menschen könne nicht durch das Vorherwissen Gottes aufgehoben oder beschränkt werden, da es der göttlichen Gerechtigkeit widersprechen würde, dem Menschen Geseße vorzuschreiben und über ihn bei Uebertretung derselben Strafe zu verhängen, da er doch wußte, daß sie übertreten werden;16) dem Menschen fehlte alsdann jede Freiheit zur That oder zur Unterlassung derselben, er mußte ja so handeln, wie es der Alwissenheit Gottes offenbar war.';) Die Vergeltung selbst wird von ihm nicht leiblich, sondern geistig dargestellt, da nur das Geistige Lohn für die Seele sein kann, nämlid, daß sie zur geistigen Welt zurückfehrt, um mit ihrem Urquell, dem Allgeiste wieder vereint zu werden. Eine Strafe für die Seele würde nur die sein, daß sie, befleckt durch die Sünden, zu ihrem Urquell nicht zurückkehren könne. 18) Die Totenauferstehung, wo eine Vereinigung der Seele mit dem menschlichen Körper stattfinden soll, um vereint fich des Verheißenen zu freuen, wird, wie später Moses Maimoni (1. 8. A.) angiebt, als eine Zwischenzeit gehalten, welche das Leben


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Kraft, eine immaterielle Vernunft ist. Zu diesen Sphärengeistern gehört als zehnter die thätige Vernunft, 512 sow, yoðs nourrizos, welche die Seele emaniert und die potentierte Vernunft des Menschen zur aktuellen entwickelt; sie steht der Erde und allem grdischen vor. Von der genannten ,thätigen Vernunft" kommt

,, die prophetische Inspiration.) d. Die Schöpfung." Alem Werden und Entstehen, jagt er, geht die Annahme einer ersten Materie voraus, welches das Beharrende in allen Veränderungen ist. Wir glauben, fährt er fort, Gott habe erst diese Urmaterie geschaffen. So hat ja jeder Werkmeister vor Alem dafür zu sorgen, daß das Material zu seinem Werte herbeigeschafft werde. Nachdem Gott die Urmaterie geschaffen hatte, ftattete er sie mit der Form der Körperlichkeit

Nach der Schöpfung der allgemeinen indifferenzierenden Körperlichkeit folgte die Schöpfung der Formen der ersten differenzierenden Körper d. i. der Elemente. Darauf folgte die Verbindung der Formen mit der allgemeinen Körperlichkeit als ihrem Stoffe; es entstanden die Elementarförper: das Wasser, das Feuer und die Erde. Eine aufeinanderfolgende Reihe göttlicher Schöpfungsakte traf ein. Das erste Produkt der Schöpfung war die erite Materie, die den Stoff bildete, burch dessen Vereinigung mit der Form der Rohärenz, die allgemeine Rörperlichkeit entstand. Zum ferneren Fortgang der Schöpfung traten zu der allgemeinen Körperlichkeit als Stoff die differenzierten Formen der Elemente hinzu, aus deren Verbindung die Elementarkörper hervorgingen, worauf durch wechselseitige Verbindungen der Elementarkörper mit einander die irdischen Dinge entstanden. So habe er, wie er selbst erklärt, nur die Reihe der Schöpfungswerfe darlegen wollen, die unsere Vernunft in Betracht der Wesensverschiedenheit der geschaffenen Dinge unterscheidet. e) Die Seele. Die Seele ist unkörperlich; es kann daher von ihr eine eigentliche Definition nicht gegeben werden. Wir vermögen sie nur in ihrem Wirfen kennen zu lernen und darnach sie uns zu bestimmen. Nach der Führung oder der Bewegung, die der Körper von ihr erhält, bildet sie die Vollendung des Körpers. Die Seele ist ein immaterielles Wesen; man fennt eine vegetative Seele, die der Pflanze; sie ist die niedrigste; höher ist die animalische Seele, die des Tieres, und die höchste Stufe erreicht sie beim Menschen, sie ist die vernunftbegabte, intelligente Seele. Diese unterscheidet sich von den genannten zwei andern Seelen, daß sie nicht, wie jene, mit dem Körper abstirbt, sondern durch Erkennt: nisse und Erfahrungen zu einer Vernunft wird, die wegen ihrer Thätigkeit nicht an ihren Körper gebunden ist und nach dessen Tod getrennt fortlebt, Unsterblichkeit erlangt; sie ist eine Emanation von der , thätigen Vernunft“, Syiah saw, und kehrt nach ihrer Trennung vom Körper zur geistigen Welt zurück. Die Seele steht mit der Geisterwelt in innigem Zusammenhange, von der sie Anregu:ig erhält und durch sie zur höchsten Stufe der Erkenntnis gelangen kann. Auf dieser Verbindung der menschlichen Seele mit der Urvernunft, der thätigen Vernunft, beruht die Gottesoffenbarung an den Menschen, die Prophetie. Weiter werden die Annahme von einer Präeristenz der Seele, sowie die von der Seelenwanderung in Abrede gestellt. f) Die Prophetie und das Prophetentum. Die Prophetie hat das Vorherwissen dom Eintreffen zukünftiger Ereignisse zu ihrem Grundbegriffe. Das Wissen der geistigen Wesen, als der Engel und der Geisterwelt überhaupt, unterscheidet sich von dem des Menschen, daß es keine Zeitschranken hat, Vergangenheit und Zukunft liegen ihm so offen und klar vor, wie die Begenwart. Die Seele daher, deren Herkunft die Geisterwelt ist und selbst ein gestiges Wesen bildet, ist für den Empfang eines solchen Wissens befähigt; es ist die Prophetie, das Wissen fünftiger Ereignisse. Von der oben genannten höhern Vernunft, der thätigen Vernunft, Syiah San, geht, wie wir schon oben erwähnten, die Prophetie an die menschliche Seele aus. Geistige Beg ibung, eine von jeder Sinnlichkeit geläuterte Seele, sowie sittliche Reinheit des Menschen überhaupt sind ihre Hauptbedingungen. In seinem Buche Emuna Rama S. 74 Tert, bringt er die Angabe der sittlichen Vorbereitung zur Erlangung der Prophetie nach der Tradition in der Mischna: Die Reinheit führt zur Lauterkeit, diese zum religiösen Eifer, dieser zur Enthaltsamkeit, diese wieder zum Empfange des heiligen Geistes.') Die Identität des heiligen Geistes mit der Urvernunft, thätigen Vernunft, bye baw, haben wir bereits oben angegeben. Bei allen diesen Befähi: gungen des Menschen wird die Prophetie noch als Gabe der göttlichen Gnade angesehen, vermöge derselben sie in Wirklichkeit tritt. So wird sie dem Würdigen nicht vorenthalten. Jedoch ist ihre Offenbarung abhängig vom Ort, als Palästina, von der Zeit und dem Volke, aus dessen Mitte der Mensch hierzu bestimnit wird, als aus Israel und auch von einem andern Volfe, wenn es schon eine Anzahl von Propheten hatte.) Es werden mehrere Stufen oder Grade der Prophetie gekannt. Der niedrigste Grad derselben ist die Prophetie in Träumen. Die Seele kann da, weil sie im Schlafe von den sinnlichen Einflüssen befreit ist und so keinen Störungen derselben ausgesetzt wird, ungestört die Ausstrahlungen von der Geisterwelt auf sich einwirken lassen und das Zukunftswissen empfangen. Die Träume enthalten einen in Bilder gehüllten Inhalt,3) der durch die Vernunft gedeutet werden muß (Daniel 5. 16). Höher ist šie Traumprophetie obne bild: liche Einkleidung, als die von Abraham. 4) Neben diesen sind auch die in schlafähnlicher Tranmvision.) Der höhere Grad ist der im wachenden Zustande des Menschen, wovon es auch mehrere Arten giebt, als die in Bilder gekleideten Visionen; die Bilder entstehen durch die stärkere Einbildungskraft des Propheten, 9) die er nur selbst sieht, aber nicht seine Umgebung zur Zeit.) Anspruch auf Glaubwürdigkeit hat der Prophet, wenn er sich auf die durch ihn vor allem Volfe vollzogenen Wunder berufen kann, ein Vorbild hierzu ist Moses (5 Moj. 32).) Als Prophet erlangte er den höchsten Grad der Prophetie, er besaß hierzu die zwei Grundtugenden: Gerechtigkeit und Demut in höchster Vollkommenheit.') Der Prophet Maleachi ist der legte der Propheten, zugleich das Siegel und der Schluß des Prophetentums. 10) g) Das Gefeß und die angeblich mögliche Abrogation desselben. Von dem Gesepe in seiner Gesamtheit und seiner Einzelheit spricht er auf zwei Stellen: 1. im Traktat II. 11 und im Traktat III. bei der Aufstellung einer Ethik. Auf erster Stelle giebt er die Gruppierung der Geseße in zwei Hauptklassen: 1. in Vernunstgeseke, baw oder abovis, und vernommene Geseße, Traditions- oder Zeremonialgesebe, nisyow, die mit der Vernunfterkenntnis wenig oder garnichts zu thun haben."') Zu erstern gehören die Gefeße, die infolge ihrer Vernunftgemäßheit ihre Beglaubigung in sich haben. Es gehören zu ihnen die Geseße der Moral, die Gejellschaftsgeseße und die der staatlichen Ordnung überhaupt.12) Zur zweiten Klasse rechnet man meist das Zeremonial geseß. Ausführlicheres über das Geset giebt er im dritten Traktat in der Auf ftellung der Ethik des Judentums. Die Geseße werden da in Bezug auf ihre


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auszudrücken, vermag man Gott ein positives Attribut beizulegen, da Gott mit andern Wesen unvergleichbar ist. Es kann daher Gott ein Attribut nur in negativem Sinne zugedacht werden als z. B., daß an ihm kein Mangel sei, oder daß kein Mafel bei ihm gefunden wird, überhaupt, um alles Beschränkende von ihm zu entfernen. So :. B. Gott ist barmherzig, im Sinne er ist nicht grausam; Gott ist gut, d. h. er ist nicht schlecht u. 1. w. Ein für allemal jagt er: Wer Gott ein Attribut in positivem Sinne beilegt, hat gar keinen Begriff von Gott

, er fennt ihn nur dem Namen nach".') Die dennoch vorhandenen sinnlich flingenden Aussagen und Angaben von Gott in der Bibel sind nur fürs Volt, für den gewöhnlichen Mann. So erklärt Maimonides die Ausdrücke „Gott sieht“, d. h. er ist beharrlich, unveränderlich; ,er steigt niederbezeichnet seine Einwirkung auf die Angelegenheit der Menschen, wobei er den Ausspruch im Talmud zitiert:

Die Thora redet nach der Sprechweise des Menschen".2) Es bilden diese Lehren in dem ersten Teil seines religionsphilosophischen Werkes More Nebuchim“ gewissermaßen die Vorhalle der Religionsphilosophie, um den Eintretenden ins philosophische Denken und Auffassen einzuführen, ihm das Verständnis für das, was in den andern Teilen behandelt wird, zu verschaffen, nämlich die Ausgleichung des Glaubens mit der philosophischen Forschung und dem philosophischen Denken überhaupt. Maimonides giebt somit gleichsam hier schon an, wie man sich mit den biblischen Aussprüchen, welche die Vernunfterkenntnis zu widersprechen scheinen, zu verhalten habe, sich mit ihnen durch Umdeutung auseinander seßen soll. Was die biblischen Gottesnamen betrifft, erklärt er, daß sie sämtlich mit Ausnahme des einen (f. weiter) den Wirkungen Gottes in der Welt nach menschlicher Vorstellung und Annahme abgeleitet sind, d. h. ihnen entstammen. Der eine Name, der nicht den Gotteswirkungen entstammt und somit von den andern Gottesnamen eine Ausnahme bildet, ist: 1174, ,,der Sciende“, „das ewige Sein“, er bezeichnet dos absolute ewige Sein, das nur Gott zukommt, auch das durch sich Werdende oder Gewordene. In der Tradition wird dieser Name durch die Bezeichnung, 071807 ew, der deutlich Gott erklärende Name, der nur auf Gott hinweist und ihn bezeichnet.3) Der mit ihm verwandte,

Der mit ihm verwandte, d. h. mit ihm einem Grundstamm angehörige ist ,718", 2 Moj. 3. 14, und drückt nach der Bedeutung seines Grundstammes 110 , Sein“, der „Immer Seiende“ aus. Der Name ist keine Verbalform, sondern ein Substantivum,“) der Seiende, wie derselbe deutlich umschrieben lautet: 1478 78 1978 „Ich bin, der ich bin", d. h. das Sein ist Gotteswesen selbst.5) Ein kürzerer Naine von demselben Stamm 1747 ist: „7", bezeichnet die Ewigkeit des Seins.6) Der erstgenannte Gottesname „979" wird in Bezug auf seine vier Buchstaben, „Tetragrammaton“, der „ Vierbuchstabige“ genannt. Der das Tetragrammaton vertretende Gottesname ist ,,Adonai“, 1977%, Herr, es ist dies ein Name, der schon seiner Wirksamkeit entnommen wurde.") II. Gott, Weltschöpfung, Intelligenzen, Geister, Engel, Sphären und Welten. Im zweiten Teil des genannten philosophischen Buches spricht Maimonides von Gott, der Weltschöpfung, den Engeln, den Sphären und Welten, den Mittelwesen und den Mittelwelten. Es wird erst von der Schöpfung gesprochen und von da der Beweis für das Tasein Gottes hergeleitet. Es sind 26 ontologische und metaphysische Arioine, die Maimonides hierzu aufstellt, durch die das Dasein Gottes in seiner Einheit und Unkörperlichkeit erwiesen wird. Die Schöpfung weist auf einen Schöpfer, Gott, hin", ist der aus diesen hervorgehende Gedanke,

9) Daj. 55 – 60. 2) DTX v2 yywna 90 1727. ) More Nebuchim I. 61. Anf. Vergl. hierzu auch das. I. 63. 4) Daselbst 61 u. 63. 5) Daselbst. 6) In Mischna Thora 6. 4. *71997 aw hype owT 71. 31 Moj. 42. 36. Vergl. More Nebuchim II. 42.


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ihre spätere Geschichte bei den Gelehrten innerhalb des Judentums gesprochen. Es gab Gelehrte, welche jeder Angabe von Gesebesgründen als die Gesegesvollziehung schädigend ansahen und dasselbe geschichtlich nachwiesen. „Ein Gesek Gottes ist es." Das war Alles, was sie als Grund aufstellten, mehr bedarf es nicht; es soll auch nicht darüber geklügelt werden. Moses Maimonides ist ein entfchiedener Gegner dieser Richtung, er will, daß für jedes Gesef der Grund gesucht und angegeben werde.') Wir hören ihn in seinem religionsphilosophischen Buche , More Nebuchim" Teil III Abich. 31 darüber: „Es giebt Leute, denen es unerträglich erscheint, wenn Jemand von einem biblischen Gebot den Grund angiebt, sie erachten es für das Beste, den Geboten und Verboten keine Gründe zu unterbreiten. Das stammt aus einem krankhaften Zustand ihrer Seele, so daß man darüber von ihnen kein vernünftiges Wort hören kann. Sie meinen nämlich, wenn die Vorschriften des Gesetzes einen klar vor Augen liegenden Nußen hätten, der ihr Grund sein sollte, daß sie uns befohlen wurden, dann wäre es ja gerade als seien dieselben aus menschlichem Sinnen und Nachdenken entstanden. Diese Schwachsinnigen! Es wäre ja alsdann der Mensch vollkommener als sein Schöpfer, denn der Mensch ist es, dessen Wort und That einen gewissen Zweck anzustreben pflegen, während Gott nicht so verfährt, sondern Gegenstände befiehlt, deren Befolgung uns keinen Vorteil und deren Uebertretung uns keinen Schaden bringt. Das sei fern von Gott. Es verhält sich umgekehrt, nur nach Zweck und Abjicht sind seine Gefeße; wie es heißt, damit es uns wohlergehe und wir am Leben bleiben, wie am heutigen Tage." 2) Ferner: , Daß die anderen Völker alle diese Saßungen vernehmen und sprechen: „Nur eine weise und vernünftige Nation ist dieses große Volf."3) Rlar wird hier verheißen, daß auch die Satungen unserer Religion den Völfern die Ueberzeugung einflößen werden, daß sie voll von Weisheit und Vernunft sind. Wäre es daher wirklich der Fal, daß kein Grund von den Saßungen, Dypin, angegeben werden kann, daß fie weder Nußen bringen, noch Schaden anrichten, weßhalb konnte man von den Befennern und den Vouziehern dieser Geseke sagen, sie seien weise, vernünftig und nehmen einen solch hohen Standpunkt ein, daß auch die anderen Völker darüber erstaunen? Nicht doch! Sicherlich ist es, daß jeder der 613 Vorschriften die Abjicht zu Grunde liegt, wahre Erkenntnis zu fördern oder falsche Meinungen zu entfernen, Gerechtigkeit zu stiften oder Unrecht zu beseitigen, die guten Sitten zu üben und vor den schlechten zu warnen, sodaß es bei allen auf drei Dinge abgesehen ist, nämlich: auf die Erkenntnis, die Sitte und auf die Stiftung bürgerlicher Wohlfahrt. Wir hören ihn daher mit Recht auf einer anderen Stelle, 4) mit Nachdruck hervorheben, daß ein Handeln ohne Grund sich von keinem denkenden Menschen vorausfeßen lasse, bei Gott widerspreche dies seine Vollkommenheit. Wie man in der Natur nur vernünftige Zwecke gewahrt, so muß es auch in den göttlichen Vorschriften vernünftige Gründe geben, die aufgesucht und auch gefunden werden können.") Mit dieser Darlegung seines Standpunktes und seiner Stellung gegen seine Gegner mit den klar entwidelten Ideen und Lehren darüber, die mächtig und überzeugend für ihn sprechen, - geht er an die Sache selbst, die Grundzüge

, der Gesebesgründe anzugeben. Er weiß wohl, daß er damit auf starke Opposition bei den Gegnern stoßen werde, er will schon jeßt nicht stillschweigend

) More Nebuchim III. 26. 29 5 Moj. 6. 14. 9) Daj. 4. 6. Vergleiche Jbn Esra Jessod More Kap. 8. ) More Nebuchim III. 31 anch das. 17 und 26, ebenso hierzu noch

ואם המצות הם גזירה בלא ענין היאך יודו העמים bcu 23rtef an (Sbasbat in Kobez II. 23d

no20w. Achnlich in Jessod More des Abr. Ibn Esra Stap. 8. 5) More Nebuchim III, 25 und 26.


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darüber hinweggehen, sondern fügt bald seinen Angaben von Gesebesgründen gegen etwaige Einwürfe seine Gegenerklärungen hinzn.) Nachdem er im allgemeinen die Hauptgründe der Geseke angegeben, geht er zur speziellen Aufstellung der Gründe der einzelnen Geseke über. Hierzu teilt er das ganze Geseß in vierzehn Klassen oder Abteilungen. Die Hauptgründe des Gefeßes im allgemeinen sind: die Förderung unseres geistigen und leiblichen Wohles; sie führen uns zur Erkenntnis des Wahren und leiten zum richtigen Glauben, wie wir uns geistig vervollkommnen, vom Wahnglauben uns fern zu halten haben und der Unsterblichkeit teilhaftig werden.2) Wie hier das geistige Wohl, so gründet auch die Gesebesvollziehung unser leibliches Wohl; sie bessert die gegenseitigen Verhältnisse der Menschen, beseitigt die Ungerechtigkeiten unter ihnen, veredeln ihre Sitten und bilden ihn zum tüchtigen Mitglied des Staates.) Geschickt versteht Maimonides darüber den Ausspruch in 5 Mos. 6. 24. 25 anzuführen und zu deuten: Der Ewige befahl uns all diese Geseke zu vollziehen, daß wir den Ewigen, nnsern Gott ehrfürchten, damit es uns alle Tage gut gehe und wir leben, wie diesen Tag"; ,Unser Wohlergehen ist es, wenn wir beobachten, das ganze Gebot zu vollziehen vor dem Ewigen, unserm Gott, wie er es uns befohlen" 4). Von der oben genannten Einteilung der Gebote (613) in 14 Klassen rechnet Maimonidess) zur 1. Klasse die Gebote, welche die Hauptgeseße des Judentums bilden, als des Glaubens an Gott, ihn zu lieben und zu verehren, feinen Namen zu heiligen, ihn nicht zu entweihen u. a. m.“) Zur 2. Klasse gehören die Gesete gegen den Sößendienst, den Glauben an Wolkendeuter, Schlangenbeschwörer, Zauberer Geisterbanner und andern Aberglauben 2c.) Hierher werden auch die Verbote gerechnet gegen den Genuß der Baumfrüchte in den ersten drei Jahren der Baumpflanzung8;) zur dritten Klasse gehören sämtliche Ge- und Verbote zur Veredlung der Sitten;9) zur 4. Klasse die Geseße über Wohlthätigkeit;10) zur 5. die Gebote zur Verhinderung jeder llngerechtigkeit und Gewaltthat;?!) zur 6. die Geseke über Rechtsflege und das Strafrecht; 12) zur 7. die Geseke über die bürgerlichen Rechtsverhältnisse; 13) zur 8. die Gebote über die Feier von Sabbat und Fest; zur 9. die Geseße über den Gottesdienst, als Gebet u. a. m.; zur 10. die Gebote betreffend das Heiligtum, deien Diener und Einrichtung;14) zur 11. die Opfergescße;15) zur 12. die Gesete über Rein- und Unreinheit;16) zur 13. die Verbote mehrerer Speisen; zur 14. endlid die Verbote über gewisse Chen.17) Eine fürzere Angabe über die Einteilung der Gebote ist die: a) in Gebote gegen Gott und b) in Gebote gegen die Menschen. Man kennt noch eine dritte Einteilung: 1. Der Vernunftsgesebe, welche , Rechte", Dawa, heißen und deren Gründe sich von selbst ergeben, als die der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung, und die, deren Grund nicht angegeben ist und den Namen , Sabungen“, spin, führen. 18). Die Gründe diejer Gefeße haben bald das positive Moment, die Einschärfung von Tilgenden, die Aufrechthaltung der staatlichen Ordnung und den Schuß des gesellschaftlichen Lebens, sowie die Festigung des religiösen Wandels in nnd außerhalb des Vatics; bald auch das negative Moment, die Beseitigung alles dessen, was den Auf schwunge und der Festigung des religiösen und gesellschaftlichen Lebens störend und schädigend für Religion Recht und Sitte wäre zu ihrem Gegenstande. Zur richtigen Kenntnis und Angabe der Gründe der Geseße ist es nötig, sagt Maimonides, daß man sich mit dem Leben und den Sitten der heidnischen Völker sowie mit ihren gößendienerischen Zeremonien vertraut mache, da eine bedeutende Anzahl von den biblischen Geboten gegen dieselben gerichtet ist, um das Volk von ihnen fernzuhalten, oder wenn dieselben in dessen Mitte eingedrungen, sie von da zu bannen und zu vernichten. Die Geseße hatten somit den Kampf des wahren Glaubens gegen den Gößendienst und Unglauben zu ihrem Ziele; sie bildeten die Waffen zum Schuß des Heiligtums. Maimonides nennt besonders die Schriften der Sabier, die ihm viel Aufschluß über die Geseke des Judentums in ihrem Gegensaße zu dem heidnischen Leben und seinen Bräuchen gaben.') Maimonides geht darin soweit, daß er annimmt, man habe die Institution des Opfers (3 Moj. 1. 2), des Veiligtums (2 Mof. 25. 8), des Altars (2 Mor. 20. 24) auch die der Priester (das. 28, 41), also die gebotenen Gottesdienstformen als Konzession an das Volk von dem heidnischen Kultus entlehnt.) Es waren die dem Volke vertrauten Formen, die nicht beseitigt werden konnten. Aehnlich verhielt es sich ja mit der 40jährigen Wanderung der Israeliten in der Wüste, da dem Volke der plößliche Uebergang von der Sklaverei zur Kriegsführung unmöglich war, sie daher auf langem Umwege durch die Wüste nach Kanaan ziehen mußten. Der Opferdienst wurde daher, weil er eine Konzession an das Volk war, sehr beschränkt; man durfte nicht zu jeder Zeit und an jedem Orte opferu, ja die Propheten sprachen sich oft tadelnd gegen den Opferdienst aus.:) VII. Die Seele, die Unsterblichkeit, das ewige Leben, Jenseits. Die Seele ist ein geistiges Wesen, sie bildet die Einheit und auch die Form des menschlichen Körpers; sie unterscheidet sich von der tierischen Seele durch das Denken und die Vernunft, wodurch sie die wahre Form des Menschen ist. Die Materie für diese Form, der Stoff für die Vernunft ist die Einheit der sensitiven und vegetativen Seelenkräfte. Doch ist die Vernunft in diesem Seelenstoff erst nur potentiell, gekannt als die hylische oder latente Vernunft, 16999 saw, hylische Vernunft, wo sie einem leeren unbeschriebenen Blatte gleicht. Ihr Denkvermögen hat sie erst für das Immaterielle, für die von der Materie losgelösten, reinen Formen, zugleich auch die Fähigkeit, auch das unmittelbar zu erfassen, was nicht von der Wahrnehmung vermittelt wird. Die latente Vernunft wird dadurch aktuell und gelangt zur Wirklichkeit, wird eine aktuelle Vernunft. Von da steigt sie zur erworbenen oder reellen Vernunft, 773737 sow, auf, wenn sie die Erkenntnis erworben, reine Formen in sich aufzunehmen, daß sie sich durch diese Ideen gleichsam substantiiert; sie hat sich gleichsam dadurch, da sie in ihrem Wesen nur reine Formen, nur Ideen hat, vom Körper losgelöst. Diese Entwicklung der latenten Vernunft zur realen Vernunft durch die Aufnahme realer Formen wird durch die thätige Weltvernunft, den zehnten Sphärengeist, bewirkt. Die reale Vernunft ist die höchste Form; sie hat eine selbständige Substantialität, wodurch sie nicht mehr eine Kraft des Körpers ist, sondern selbständig ein Sein für sich behauptet. Mit dem Tode des Körpers wird sie nicht mitvernichtet, sie