Wer knetet klebt seine eigenen hände zusammen

Try the new Google Books

Check out the new look and enjoy easier access to your favorite features

Wer knetet klebt seine eigenen hände zusammen

Try the new Google Books

Check out the new look and enjoy easier access to your favorite features

Wer knetet klebt seine eigenen hände zusammen

Try the new Google Books

Check out the new look and enjoy easier access to your favorite features

Wer knetet klebt seine eigenen hände zusammen


Page 2

i den, a) als höchstens in Betreff des Verkaufs Ihres Jours

nals, nicht aber in Rücksicht auf die Beschwerde, welche Chursachsen gegen Sie zu Weimar erhoben, und davon Sie die Folgen ruhig abwarten konnten. - Was meine besondere Meinung betrifft, fo hätte ich allerdings gewünscht, daß Sie Ihr Glaubensbekenntniß über die Reli: gion in einer besondern Schrift ruhig und selbst ohne die geringste Empfindlichkeit gegen das Sächsische Consistori: um abgelegt hätten. Dagegen hatte ich, wenn ja etwas gegen die Confiscation Ihres Journals gesagt werden mußte, .freymüthig und mit Gründen bewiesen, daß das Berboth Ihrer Schrift, felbst wenn sie wirklich atheistisch wäre, noch immer unstatthaft bleibe; denn eine aufgeklára te und gerechte Regierung kann keine theoretische Meinung, welche in einem gelehrten Werke für Gelehrte dargelegt wird, verbiethen. Hierin würden Ihnen alle, auch die Philosophen von der Gegenparthie beygetreten seyn, und der ganze Streit wäre in ein allgemeines Feld, für welches jeder denkende Mensch sich wehren muß, gespielt wors den. Mündlich das Weitere.

Sch. . CCCXXI. un Goethe.

Sena den 1. März 1799. Nach acht Wochen Stillstand beginnt also das Commercium durch die Bothenfrau wieder. Ich glaube in eine viel ältere Zeit zu bliden, als es wirklich ist. Das theatralische Wesen, der mehrere Umgang mit der Welt, uns fer anhaltendes Zusammenfenn haben meinen Zustand indessen um vieles verändert, und wenn ich erst der Wallen


Page 3

CCCXXVI. Un Denselben.

Sena den 17. März 1799. Hier erfolgt nun das Werf, so weit es unter den gegenwärtigen Umständen gebracht werden konnte. Es kann ihm in cinzelnen Theilen noch vielleicht an bestimmter Àus: führung fehlen, aber für den theatralisch - tragischen Zwed scheint es mir ausgeführt genug. Wenn Sie davon urtheilen, daß es nun wirklich eine Tragödie ist, daß die Hauptfora derungen der Empfindung erfüllt, die Hauptfragen des Verstandes und der Neugierde befriedigt die Schidsale aufgelöst und die Einheit der Hauptempfindung erhalten sey, fo will ich höchlich zufrieden seyn. — Ich will es auf Ihre Entscheidung ankommen lassen, ob der vierte Act mit dem Monolog der Thecla schließen soll, welches mir das liebste wäre; oder ob die völlige 2'uflösung dieser Episode noch die zwey kleinen Scenen, welche nachfolgen, nothwendig macht. . Haben Sie die Güte, das Manuscript so zeitig zu erpediren, daß ich es spår testens morgen, Montag Abends um sieben uhr wieder in Händen habe, und lassen auf das Couvert schreiben, wann der Bothe expedirt worden. — Alles Uebrige mündlich. Herzlich gratuliere ich zu den Progressen in der Achilleis, die doppelt wünschenswürdig sind, da Sie dabey zugleich die Erfahrung machten, wie viel Sie durch Ihren Vorfak über Ihre Stimmung vermögen. Die Frau grüßt aufs Beste. Wir erwarten Sie auf die Feyertage

mit

groBem Verlangen. Sonntag Abends.

CCCXXVII. an Denselben.

Sena den 19. März 1799. Ich habe mich schon lange vor dem Augenblick gefürchtet, den ich ro sehr wünschte, meines Werkes los zu seyn,


Page 4

Worte darüber fagen. Jeft liegt mir das Product noch zu nahe vor dem Gesichte, aber ich hoffe jedes einzelne Be: standstück des Gemahldes durch die Idee des Ganzen be: gründen zu können.

Sch. CCCXXXII. Un Goethe.

Sena den 10. Mai 1799. Ihr Manuscript foll mich diese ersten ruhigen Stunden, die ich heute Nachmittag nach der Confusion des Uus: zugs genießen werde, angenehm und willkommen beschäftigen. Wir waren durch das gestrige Wetter freylich nicht begünstigt und auch das heutige ist wenig erfreulich, aber ich bin dennoch froh, daß wir nun die ersten milden Augenblicke gleich im Freyen genießen können. - Kommen Sie diesen Abend etwas zeitig, wenn Sie nicht Lust haben, bey unsern Philosophen auszuharren.

och. CCCXXXIII, Un Denselben.

Sena den 29. Mai 1799. Ich habe in diesen zwey Tagen, daß Sie von uns sind, in meinem angefangenen Geschäfte emsig fortgefahren, und hoffe, daß ein beständigeres Wetter auch meinen Bemühungen förderlich wird. Indem ich mir von unserm legten Zusammenseyn Rechenschaft gebe, finde ich, daß wir uns, ohne productiv zu seyn, wieder nüglich beschäftigt haben. Die Idee besonders von dem nothwendigen Uuseinander: halten der Natur und Kunst wird mir immer bedeutender und fruchtbarer, fo oft wir auf diese Materie zurückfonimen, und ich rathe bey dem Auffag über den Dilettantism auch recht breit darüber heraus zu gehen. -- Das Schema über dies sen Uuffag erwarte ich nun bald, abgeschrieben und mit


Page 5

langt ist? Auch meiner Frau liegt an dieser Nachricht. Auch bitte ich mir durch Vulpius das Verzeichniß der von mir einzusendenden Bücher zurückschicken zu lassen, nebst einem Katalog der Auction, wenn noch einer zu haben.

Leben Sie recht wohl, und genießen Sie die jeßigen angenehmen Tage.

Sch. CCCXXXVI. . An Denselben.

Jena den 7. Juny 1799. Nur zwey Worte für heute, da ich hoffe, Sie morgen selbst zu sehen. Wenn nichts dazwischen kommt, fo habe ichs Lodern zugesagt, bey der Gesellschaft zu seyn, die er im Belvedere eingeladen. - Dohm hat uns hier seine authentische Nachricht von der Rastádter Geschichte zurückges lassen, die mir zu verschiedenen Bemerkungen Anlaß gegeben. Unter andern werden Sie den ganzen fonderbaren Widerspruch bemerkt haben, der in Absicht auf den Tod Robertjots darin vorkommt, wo zivey ganz entgegengesepte Berichte auf die Aussage des nähmlichen Kammerdieners gegründet werden. Ben einer ro feyerlich angekündigten Genauigkeit ist folch ein Verfehen sonderbar genug, und ich weiß mirs schlechterdings nicht zu erklären. -- In meiner Arbeit bin ich seit zwen Tagen nicht weiter gerückt, gestern hatte ich den ganzen Tag Besuche, und heute eine gewaltige Brieferpedition. - Das Geschrey, das Wieland von Herders Buch erhebt b), wird, wie ich fürchter eine


Page 6

ders, daß man die Katastrophe gleich in den ersten Scenen fiebt, und, indem die Handlung des Stückes sich davon wegzubewegen scheint, ihr immer näher und näher geführt wird. An der Furcht des Aristoteles fehlt es also nicht, und das Mitleiden wird sich auch schon finden. Meine Maria wird keine weiche Stimmung erregen, es ist meine absicht nicht, ich will sie immer als ein physisches Wesen halten, und das Pathetische muß mehr eine allgemeine tiefe Nührung, als ein persönlich und individuelles Mitgefühl

Sie empfindet und erregt keine Zärtlichkeit, ihr Schicksal ist nur heftige Passionen zu erfahren und zu entzünden. Bloß die Umme fühlt Zärtlichkeit für sie. - Doch ich will lieber thun und ausführen, als Ihnen viel davon vorsagen, was ich thun will. - Man sagt hier, Vohs habe einen Ruf nach Petersburg, den er anzunehmen Lust habe. Es wäre doch Schade, wenn man ihn verlőre, obe gleich seine Gesundheit nicht lange auf ihn zählen läßt. Es würde Mühe kosten ihn sogleich zu erseßen. --- Leben Sie recht wohl, und sagen mir morgen, daß Sie wieder in Weimar sind. Meine Frau grüßt Sie schönstens. — Meiern bitte ich bestens zu grüßen und ihm zu sagen, daß ich auf den Sonnabend antworten und die Bilder zurückschicken werde. - Leben Sie recht wohl.

Sch. CCCXL. An Denselben.

ben.

Jena den 20. Juny 1799. Der Franzose, der neulich mit Mellifch bey mir war, und sich heute wieder einstellte, hat mir die Zeit und Stims mung genommen, um Ihnen heute fo viel über das Propy: läenstück

w sagen, als ich Willens war. — Es hat mir in der Gestalt, worin es jeßt ist, noch viel reicher, belebter geschienen, als je vorher beym einzelnen Lesen, und es muß


Page 7

der That neugierig. Da man einmahl nicht viel hoffen kann zu bauen und zu pflanzen, so ist es doch etwas, wenn man auch nur überschwemmen und niederreißen kann. Das einzige Verhältniß gegen das Publikum, das einen nicht reuen kann, ist der Krieg, und ich bin sehr dafür, daß auch der Dilettantism mit allen Waffen angegriffen wird. Eine ásthetische Einfleidung, wie etwa der Sammler, würde dies sem Wuffage freylich bey einem geistreichen Publikum den größern Eingang verschaffen, aber den Deutschen muß man die Wahrheit fo derb sagen als möglich, daher ich glaube, daß man wenigstens den Ernst, auch in der äußeren Eins kleidung, vorherrschen lassen muß. Es fänden sich vielleicht unter Swifts Satyren Formen die hierzu passen, oder müßte man in Herders Fußstapfen treten und den Geist des Pantagruel citiren. — Wahrscheinlich bringe ich meine Gäste auf den Sonntag felbst auf die nächste Station nach Weis mar, und bleibe dann wohl die zwey folgenden Tage dort, wo ich Sie, trop.des Getümmels, doch einige Stunden zu Fehen hoffe. Auch ich freue mich herzlich auf unser hiesiges Zusammenseyn. Die Frau grüßt Sie bestens. leben Sie bis dahin wohl.

Sch. CCCXLII. Un Denselben.

Sena den 26. Juny 1799. Die Fahrläßigkeit meiner Bothenfrau, die meinen Brief gestern liegen ließ, ist Schuld daran, daß Sie heute nichts erhielten. Eben da ich Ihren Brief erhalte , bringt man mir den meinigen zurück. - Unger hat mir heute geschrieben, aber obne mir auf den Wink, den ich ihm wegen Shrer Gedichtsammlung neulich gab, etwas zu antworten. Vielleicht schrieb er Ihnen selbst. Aber meinen Vorschlag, eine Sammlung deutscher Schauspiele herauszugeben, und


Page 8

- Leben Sie recht wohl. Herzliche Grüße von meiner Frau.

och. 5. CCCXLVI. an Denfelben.

Sena den 12. July 1799. Die Vortheile, die Sie mir so freundschaftlich bewil ligen, kommen mir ben meiner kleinen Haushaltung so er: quidlich und erwünscht, wie der Regen, der seit vorgestern unser Thal erfreut und erfrischt hat. Auch die Facilität des Hoffammerraths erfreut mich, in, sofern sie mir be: weist, daß er mit meiner theatralischen Gabe nicht unzu? frieden war. Daß uns ein schönes Geschenk von Silber, arbeit von Seiten der regierenden Herzoginn erwarte, has ben wir auch schon vernommen. Die Poeten fouten immer nur durch Geschenke belohnt nicht befoldet werden; es ist eine Verwandtschaft zwischen den glüdlichen Gedanken und den Gaben des Olúcks, beyde fallen vom Himmel.

Ich habe die Auffäße über Academien und Zeichenschu: len nun mit Aufmerksamkeit durchlesen, und große Freude daran gehabt, ja ich konnte nicht davon wegkommen, bis ich am Ende war. Uußerdem daß sie so richtig gedacht und To practisch überzeugend find, sind sie auch äußerst anzies hend geschrieben und müßten nothwendig, wenn man das Publikum nicht ganz und gar widerstrebend annehmen muß, für sich allein schon die Propyläen in Aufnahme bringen. Jegt inüssen wir vorerst nur an die möglichste Vor: bereitung und Bekanntmachung der Propyläen denken, und es würde zu diesem Zwecke nicht übel gethan seyn, einige Dußend Eremplare an die rechten Pläße zu verschenken. Uuch wollen wir, wenn Sie hierher kommen, zusammen ein halbes Dußend Unzeigen des Journals für die öffent: lichen Blátter aufseßen; Cotta wird sie schon anzubringen


Page 9

große Kraft zeigt, ist fein, verständig und bedeutend, auch hat er nichts Kokettes und Unbescheidenes. Ich habe ihm, da er sich einmahl mit dem Don Quirotte eingelase

heimniffe der Poesie leise enthüllt. Sierauf lebte er theils in Berlin, theils auf einem Landgute bey Frankfurt a. d. D. in poetischer Muße. Die Minnelie der aus dem schwäbischen Zeitalter in einer etwas freyen Bearbeitung erschienen in Berlin 1803 mit einer sehr lesenswerthen Vorrede. 1804 kam ends lich der längst erwartete Raiser Octavian us in zwey Abtheilungen heraus. Mit F. Gdlegel gab er die Garif. ten von Novalis in zwey Bänden heraus, Berlin 1805. Seßt war Tied im gelobten Lande der Kunst, in Italien. In Rom besonders beschäftigte er sich in der vatikanisten Biblie othek mit der altdeutschen Literatur. Gegen das Ende des Jahs res 1806 kehrte er nach Deutschland zurüd, und wandte fiche nach München, wo er sehr schmerzlid an körperlichen Uebeln, an der Sicht, litt. Es folgte nun, als er wieder das alte ländlide Leben in der Gegend von Frankfurt a. d. D. liebges wonnen hatte, eine ziemlich lange Pause, in welcher er sich jedode zu größern literarischen Unternehmungen, nahmentlid zu einem umfassenden Werte über Shakespea r'e vorbes reitete. 1814 und 1816 erschien das altenglische Thea. ter in zwey Bänden. Der Phantasus in drey Bänden, welcher zu Berlin 1814 ff. erschien, enthält frühere Erzäha lungen und dramatische Spiele in verbesserter Gestalt aus den Volk 8 m ährden, aber auch manches Neue. Endlich hat er in ulrich 6 von Lidtenftein frauen dienste (Tü. bingen 1815) einen Minneroman in alter eigenthümlicher Form aufgestellt. Die versprochenen altdeutschen G es dichte erwarten wir noch. 1818 war Tied in London, wo er von englischen Dichtern und Gelehrten sehr geschäßt war, und an seinem größern Werke über Shakopeare arbeitete.

Wenn wir die Laufbahn dieses Dichters, die noch nicht geendet ist, betrachten, so finden wir in Tied ein frisches soos nes Gemüth, eine Frühlingsnatur, einen wahrhaft romantis schen Genius, welcher sich die südliche Poesie, selbst in ihren Formen, angeeignet, doch sich auch mit inniger Liebe dem Norden zugewandt hat. Er hat dabey anmuthige gesellige

Tas lente , .. B. das der Declamation, mit welchem er schon manche Freunde in heitern Cirkeln erfreut hat. Ueber rein erstes Zusammentreffen mit Goethe, schreibt dieser : »Tied hat mit Hardenberg und Shlegel bey mir gegessen; für den ersten Anblic ift es eine leidliche Natur. Er sprach wenig aber gut, und hat überhaupt bier ganz wohl gefallen.<


Page 10

diefer Neigung nicht Herr werden. Die zwey Damen haben mich neulich wirklich befucht, und für sie zu Hause gefunden. Die kleine hat eine sehr angenehme Bildung, die selbst durch ihren Fehler am Ruge nicht ganz verstellt werden konnte. Sie gaben mir den Trost, daß die Furcht vor der Schnecke die alte Großmutter wohl von der Herreise abschrecken würde. Von dem eleganten Diener ber Ihnen wußten sie viel zu erzählen. Der Relation, welche Meier a) von diesen Erscheinungen machen wird, feh ich mit Begierde entgegen. - Die Frau grüßt Sie aufs Beste. Sie ist auch in einer Crisis, auf ihre Weise, und wird mir um einige Monathe zuvorkommen. Les ben Sie recht wohl! und möge ein guter Geist uns bald zusammen führen. Ich vergaß von den neulich über: schidten Sachen zu schreiben. Das Jakobische Werf habe ich noch nicht recht betrachtet, aber das Gedicht b) ist lustig genug, und hat charmante Einfälle. Sch.

a) In Beziehung auf eine Stelle in Goethes Brief vom 27.

July : »Heute droht Ihnen, wie ich höre,' ein Besuch der la Rodeschen Nachkommenschaft. Ich bin neugierig wie es damit abläuft. Was mich betrifft bin ich diese Tage so ziems lid in meiner Fassung geblieben; erlustigen wird Sie aber das unendliche unglüd, in welches Meier bey dieser Gelegen: heit gerathen ist, indem diese seltsamen, und man darf wohl jagen unnatürlichen Erscheinungen ganz neu und frisch auf

seinen reinen Sinn wirkten.« b) Hierauf bezieht sich eine Stelle in Goethes Brief vom 31. July: »Ich konnte voraussehen, daß Parny Shnen Vers gnügen machen würde. Er hat aus dem Sujet eine Menge sehr artiger und geistreicher Motive gezogen, und stellt auch recht lebhaft und hübsch dar. Nur ist er, cúnkt mid, in Dis: position und Gradation der Motive nicht glüdlich, daher dem Ganzen die Einheit fehlt. Auch scheint mir der äußere Ends zweď, .die dristkatholische Religion in den Roth zu treten,

offenbarer als es sich für einen Poeten soiden will. Es kam Schill. Ergäng. Briefe 11. B.

15


Page 11

den tragischen insbesondere nicht leer, und noch weniger für den Reduer, und in der Darstellung der Leidenschaften machen sie fein kleines Moment aus. Sagen Sie mir doch im Ihrem nächsten Brief wann man ungefähr den Herzog in Weimar zurückerwartet und also Ihre eiges he Fieberkunft in Jena bestimmen kann. Ich wünschte es darum zu wissen, weil eine kleine Reise davon abhängen fönnte, die ich vielleicht mit meiner Frau auf ein paar. Tage mache, und um derentwillen ich nicht gern einen Tag Ihres Hierfeyns versäumen möchte. Die Frau dankt Ihnen herzlich für Ihren Antheil. Leben Sie recht wohl und erfreuen Sie mich bald mit der Nachricht, daß die poetische Stunde geschlagen hat.

Sch. CCCLII. Un Denselbe n.

Jena den 6. August 1799. Ich habe mich heut in meiner Arbeit verspätet, und habe nur noch Zeit, Ihnen einen freundlichen Gruß zit fagen. Es freut mich zu hörer, daß Sie an Ihre Gedichte gegangen sind, und daß diefe Sammlung nun gedruckt wird. Das Fach der Episteln und Balladen ists allein, so viel ich weiß, worin Sie noch keine Masse haben, wenn Sie nicht etwa noch die Idyllen zu vermehren wüns fchen. Die Elegien, Epigramme und Lieder sind aber desto reicher befekt. Soffentlich bleiben Sie bey Ihrem Vors fag, jedes Ihrer Lieder, wo es auch in größern Werken vorfommt, in die Sammlung aufzunehmen. Es wird eine reiche und erfreuliche Sammlung werden, wenn Sie auch nicht nach Ihrer eignen höhern Forderung ausgeführt wird, und was jest nicht geschieht, kann ein andermahl geschehen, da ein folches Werf ohnehin in drey bis vier Jahren vergriffen ist. - Ich hätte gern diesen neuen AI:


Page 12

Bücher erstanden hatte, welches kein gutes Zeichen wäre.

Leben Sie recht wohl in Ihrer geschäftigen Einsam: keit. Ihre Genauigkeit in der Metrit wird die Herren von der stricten Observang nicht wenig erbauen. – Die Frau grüßt Sie freundlich und hat auch ein großes Vers la ngen Sie wieder zu sehen.

an Meiern viele Grüße.

Sch. CCCLVII. Un Denselben.

Sena den 27. August 1799. Ich bin heute früh bey meinem Aufstehn durch ein foweres Paket vom Herrn Hofkammerrath sehr angenehm überrascht worden, und wiederhohle Ihnen meinen besten Dank dafür, daß Sie diesen Geldstrom in meine Besikungen geleitet haben. Der Geist des alten Feldherrn führt sich nun als ein würdiges Gespenst auf, er hilft Schäße heben. Auch in Rudolstadt, schreibt man mir, ist viel Zulauf zum Wallenstein gewesen. Ich wünschte zu wissen, wie sich das artige Weibchen, die Pohs, aus dem Handel gezogen hat. - Meinen zweyten Act habe ich gestern geendigt, aber nach einem wohlgemeinten und dennoch vergeblichen Bemühen, mir eine lyrische Stimmung für den Almanach zu verschaffen, habe ich heute den dritten angefangen. Das einzige Mittel mich jekt von der Maria weg und zu einer lyrischen Arbeit zu bringen, ist, daß ich mir eine äußere Zerstreuung mache. Dazu ist die achttägige Reise nach Rudolstadt gut. Sobald ich von Ihnen bestimmt weiß, ob ich Sie hier oder in Weimar sehen fann und wann, fo werde ich meinen Plan machen. Por dem achten September aber gehe ich nicht, weil die frem, den Gäste dort nicht früher wegreisen. Ueber dem vielen Nachdenken, welche neue Form von Beyträgen man


Page 13

nes Gehalts gnädigst zu erleichtern.

Der ich in tiefs ster Devotion ersterbe Euer Herzoglichen Durchlaucht meines gnädigsten Herrn

unterthänigst treu gehorsamster

Schiller. :

CCCLX. U11 Goethe.

Sena den 3. September 1799. Ich habe keine weitere Nachricht des Quartiers wegen von Ihnen erhalten, und rechne nun ganz darauf, daß es für mich gemiethet ist. Die Umstände nöthigen mich, die Rudolstädter Reise acht Tage früher anzutreten; wir geben morgen von hier, und ich denke auf den Dienstag oder Mittwoch in Weimar feyn zu können. Ihr Brief fände mich also morgen nid)t mehr hier. Leider werde ich also in den nächsten acht Tagen nichts von Ihnen hören, wenn mir nicht die Theaterdepefchen von Weimar nach Rudol: stadt ein Paar Zeilen bringen. Ich werde nun in meiner dramatischen Arbeit eine Zeit lang pausiren müssen, wenn noch an den Ulmanach gedacht werden soll. Der Abschnitt ist auch schicklich, ich habe die Handlung bis in die Ocene geführt, wo die beyden Königinnen zusammen kommen. Die Situation ist an sich selbst moralisch unmöglich; ich bin sehr verlangend, wie es mir gelungen ist, sie móglich zu machen. Die Frage geht zugleich die Poesie überhaupt an, und darum bin ich doppelt begierig, fie mit. Ihnen zu verhandeln, Ich fange in der Maria Stuart an, mich einer größern Freyheit oder vielmehr Mannigfaltigkeit im Sylbenmaß zu bedienen, wo die Gelegenheit es rechtfertigt. Die Abwechslung ist ja auch in den gries chischen Stücken und man muß das Publikum an alles ges wöhnen,- Sehr freue ich mich Ihnen nun, obgleich durch


Page 14

les ist gefunden, das Ganzė ordnet sich zu einer einfachen, m großen und rührenden Handlung. Un dem Stoff wird es oder nicht liegen, wenn keine gute Tragödie, um so wie Sie It, sie wünschen, daraus wird. Zwar reiche ich nicht aus 1,3 mit fo wenigen Figuren als Sie wünschen, dieß erlaubt war der Stoff 'nicht, aber die Mannigfaltigkeit wird nicht zerPo streuen, und der Einfachheit des Ganzen keinen übbruch Id : thun.

thun. - Die vom Herzog vorgeschlagene Geschichte des a) Martinuzzi scheint mir nicht brauchbar für die Tragödie.

Sie enthalt bloß Begebenheiten, feine Handlung, und alles ist zu politisch darin. Es ist mir recht lieb, daß der Herzog felbst nicht weiter darauf besteht. - Vos'ens Al- manach zeigt wirklich einen völligen Nachlaß feiner poeti- schen Natur. Er und feine Compagnons erscheinen auf einer völlig gleichen Stufe der Plattitüde, und in Ermang= Tung der Poesie waltet bey allen die Furcht Gottes. Ich wünsche morgen von Ihnen zu hören, daß Sie dem

Mahomet unterdessen was abgewonnen haben. - In der Ees

Erlanger Zeitung foll Herder sehr grob recensirt worden ale

seyn. Ich habe in den neuen Band von Schlegels

Shafspeare hineingesehen, und mir däucht, daß er sich med viel härter und steifer liest als die ersten Bände. Wenn and Sie es auch fo finden, so wäre es doch gut, ihm etwas hob mehr Fleiß zu empfehlen. - Die Frau grüßt Sie freundmad lich. — Leben Sie recht wohl.

Sch.
CCCLXV.

Un Denselben. clien

Sena den 25. October 1799. Seit dem Abend, als ich Ihnen zulegt schrieb, ist mein Zustand sehr traurig gewesen. Es hat sich noch in dersel

ben Nacht mit meiner Frau verschlimmert, und ihre 31bjk

fälle sind in ein förmliches Nervenfieber übergegangen, das


Page 15

habe. . Leben Sie recht wohl! ich schreibe übermorgen wieder.

CCCLXVII. Un Denselben.

Jena den 30. October 1799. Ich ergreife die Gelegenheit, die ich eben erhalte, nach Weimar zu schreiben, Ihnen wissen zu lassen, daß nach Starfes Urtheil meine Frau jeßt außer Gefahr ist, das Fieber fast ganz aufgehört hat, aber leider die Besinnung noch nicht da ist, vielmehr heftige Accesse von Verrückung des Gehirns öfters eintreten. Indessen auch darüber beruhigt uns der Arzt, aber Sie können denken, daß wir uns in einem traurigen Zustande befinden. Ich habe mich bis jeßt noch erträglich gehalten, aber heute nach der vierten Nacht, die ich binnen sieben Tagen durchwacht habe, finde ich mich doch sehr angegriffen.

Leben Sie recht wohl, und geben Sie mir auch wieder einmahl Nachricht von sich.

Sch. CCCLXVIII. Un Denfelben.

Jena den 1. November 1799. Der ein und zivanzigste Tag der Krankheit ist jegt vor: bey, das Fieber hat fehr abgenommen und ist oft ganz weg, aber die Besinnung ist noch nicht wieder da; vielmehr scheint sich das ganze Uebel in den Kopf geworfen zu haben, und er kommt oft zu völlig phrenetischen Acceso fen. Wir sind also zwar wegen des Lebens meiner Frau nicht mehr in Sorgen, aber können uns der Furcht nicht entwebren, daß ihr Kopf leiden möchte. Indessen glaubt Starke noch immer uns hierüber ganz beruhigen zu können. Un


Page 16

X.

CCCLXXII. Iben.

Un Denselben. 4 den 5. November 17

Jena den 18. November 1799, Den Stücke nur mit

Die Nacht" ist ganz leidlich gewesen, den Tag über e Frau zeigt beut: aber hat die arme Frau wieder viel mit ihren Einbildun: At sich überhaupt e

gen ju thun gehabt und uns oft sehr betrübt. Etwas zit gen. - Vielleici in

thun war mir den Vormittag deßwegen ganz unmöglich; Schwiegermutter 2 ich will versuchen, ob mir der Abend einige Stimmung n Schwager hinübe bringt, und Ihnen eine heitere Unterhaltung wünschen. e wieder zu sehen

Die M. Herren sind Lumpenhunde, fagen Sie dieß l. S¢. meinetwegen, und daß ich diesem Herrn R. F. an dem

er mich gewiesen, meine Meinung gestern geschrieben.

Die Belege zu meinem Urtheil will ich morgen fchicken, & Mo

da ich jetzt eben die Briefe nicht gleich zur Hand habe. — nr 8. November. 174 Hier den zweyten Theil der Conti, den ich mir, sobald - ben meiner Zurá Sie damit fertig, zurück erbitte. Schlafen Sie recht der gestrige Tag wohl!

Sch. I diese heutige Nad

CCCLXXIII. Trigungen zurück, u

Un Denselbent.

Sena den 19. November 1799. Ich muß Ihnen heut einen schriftlichen guten Abend Eten Auftrag gegee sagen, denn meine Packanstalten und übrigen Arrange

ments werden mich, wie ich befürchte, bis um zehn Uhr beschäftigen.' Morgen nach zehn Uhr hoffe ich sie noch

einen Augenblick vor der Abreise zu sehen. Mit der Fraut S4

ist es Gottlob heute gut geblieben. Ich felbst aber besinne mich kaum. — Anbey sende ich, was Ihnen gehört. Ben: liegende Charten bitte auf Büttners Bibliothek zu senden.

ausgeschoben.-4 noch berm aften, beschäftigen. – 9

u sehen. -- leben î n Carl. Seine kleit seit morgen mit

.


Page 17

störe, so lasse ich mich gleich vom Palais dahin tragen. Gestern war ich noch auf dem Bal, blieb aber auch nicht beym Essen, und hätte Sie gern noch besucht, wenn es nicht zu spät gewesen. Leben Sie recht wohl, ich bitte nur um mündliche Antwort.

Sch.
IV. Un Denselben.

Weimar den 5. Jänner 1800. Ich wünsche, daß Ihnen die gestrigen Helder und Tyrannen gut bekommen seyn mögen; gern hätte ich, wenn es nicht zu fpåt gewesen wäre, noch etwas von Ihnen ges hört. Die Schauspieler haben sich noch recht leidlich her: ausgezogen, und ich kann nicht läugnen, daß ich mich über die Klarheit, welche in diesem bunten Roman doch noch herrschte, gewundert habe. Die Stimme des hiesigen Publikums wird, wie ich nicht zweifle, überal bestätigt werden, und Kokebue von seinem Cancul Ehre haben. Lassen Sie mich doch wissen, ob ich Sie heute sehen werde, und wie und wann? Meine Frau empfiehlt sich Ihnen schönstens.

Sch. . V. Un Denfelben.

Weimar den 6. Jänner 1800. Ich werde mit nichten mich versuchen lassen, den vore gestrigen langen Weg noch einmahl zu machen, und wenn ich heute Abend nach geendigter Arbeit zu Ihnen kommen darf, so wird es mich fehr erfreuen und erquicken. Ich habe heute angefangen auf den Prolog quaestionis zu denken, und vielleicht schenkt mir der Himmel eine gute Stimmung das Gedicht heute, wo nicht zu beendigen, doch fürs erste die Anlage dazu zu machen. Wenn Sie es


Page 18

nicht contremandiren, so werde ich mich heute gegen sieben Uhr einstellen,

Sch.
VI. an Denfelben.

Weimar den 8. Jänner 1800. Ich wünsche, daß Sie auf unser gestriges Quartett gut geschlafen haben. Heute denke ich mich zu Hause zu halten und einen Versuch zu machen, ob ich meine Stanzen fertig bringen kann, damit wir das Publikum mit geladener Flinte bey dem Mahomet erwarten können. Leben Sie recht wohl! Die Frau grüßt aufs Beste. O ch.

VII. An Denselben.

Beimar den 9. Sånner 1800. Es ist mir nicht lieb, daß die Probe um einen Tag fpåter ist, sie wird mit einem Sheebesuch, den ich morgen bey der regierenden Herzoginn zu machen habe, und schon zugesagt, in Collision kommen, und doch wäre ich gern dabey gewesen. Mit den Stanzen bin ich noch nicht ganz im Reinen, da ich gestern Abend nicht, wie ich ge: wünscht hatte, allein war. Eben bin ich daran, und um mich nicht zu unterbrechen, will ich mir die vorgeschlagene Parthie auf ein andermahl ausbitten. Heute Abend stelle ich mich ein.

Och. VIII. Un Denselben.

Weimar den '10. Jänner 1800. Das Geschäft, das Sie heute übernommen, ist nicht begeisternd, ob es gleich etwas Anziehendes für den armen Poeten hat, seine Ideen auch nur so weit versinnlicht zu


Page 19

mahl fehen. Wollen Sie mir den Bayard zu lesen verschaffen, so wird es mir sehr lieb feyn. Meiern viele Grüße.

Sd. XIX. Un Denselben.

Weimar den 28. März 1800. Ins Schauspiel gehe ich heute auf keinen Fall. Wenn Sie aber hineingeben, fo will ich vorher noch zu Ihnen fommen; zwischen dren und fünf Uhr wenn Sie mirs nicht absagen lassen. Morgen Mittag werde ich mich einfinden, wenn ich mich nur irgend wohl befinde. Ich stede gang in meinem Gefchaft, und suche, da ich eine leidliche Stim. mung habe, so weit zu kommen als möglich ist. — Leben Sie recht wohl!

Sch. . XX. Un Denselben.

Weimar den 28. März 1800. Es ist durch einen jungen Schweizer, der von Tübin. gen kam, Nachricht von Cotta da. Er wurde wirklich nach Stuttgart transportirt, kam aber gleich den andern Tag wieder auf freyen Fuß, um seine Geschäfte betreiben zu können, nachdem Caution für ihn geleistet worden. Er wird auch die Messe beziehen. Leben Sie recht wohl für heute. Ich habe diesen Abend Besuch im Hause und kann deßwegen nicht felbst kommen.

Sch. XXI. Un Denselben.

Weimar den 28. März 1800. Es thut mir leid, daß Sie unsrer Leseprobe nicht bere wohnen können, ich werde Ihnen morgen einen treuen Rapport davon erstatten. Bey der Abendvorles sung der Maria wünschte ich Sie eigentlich nicht an. wesend, weil ich Ihnen die ganze zweyte Hälfte des Ctúcs, die Sie noch nicht kennen, lieber auf einmahl vorlegen möchte, und bey dem verzettelten Lesen das Beste verloren geht. - Leben Sie indessen recht wohl! Ich wünsche gute faustische Erscheinungen.


Page 20

XXIX. Un Denfelben.

Ober. Weimar den 17. August 1800.Ich habe gestern umsonst gehofft, Sie zu sehen. Ganz spåt abends war ich in der Stadt, weil meine Frau nicht wohl geworden, und bin gegen zehn Uhr wieder zu. rück gekommen.

Der tollste Zufall von der Welt muß mich hier einer Hochzeit, die vielleicht auf sechs Meilen die einzige in der Gegend ist, gegenüber logiren, gerade da ich aus der Stadt geflüchtet bin, um dem Geräusch zu entgehen. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, und selbst der Vormittag wurde mir verdorben, weil man unter Geschren und Spaßen die Aussteuer der Braut auf: packte. So verschwört sich alles gegen meinen Fleiß, und ich werde noch einige Zeit brauchen, fürchte ich, um im Gange zu feyn. Vielleicht fahren Sie diesen Abend bey mir an, ich werde wenigstens bereit seyn. Leben Sie recht. wohl!

Sch. XXX. Un louise Bradma nt nt.

Weimar den 28. August. 1800. Ich danke Ihnen sehr für die übersendeten Gedichte, Mit dem größten Bergnügen würde ich meinen Almanach damit zieren, wenn ich denselben fortfeste. Uber schon im vorigen Jahre habe ich beschlossen, diefes Institut mit dem alten Jahrhundert zu endigen. Es würde großen Reiz für mich gehabt haben, dasselbe fortzusegen, wenn es mir im. mer solche Verbindungen verschaffte , als die Ihrige war. Aber leider ist derjenige, welcher jeßt einen poetischen Bereinigungspunçt errichtet, und die deutschen Musen zur sammenruft, in Gefahr, der Zudringlichkeit des Mittelma


Page 21

chender als feine vorhergegangenen Staatengeschichten. Es kam darauf an, diesen Stoff, der seiner Natur nach, nach einem kleinlichen elenden Detail hinstrebt, und mit unendlich retardirendém Gange sich fortbewegt, in große fruchtbare wassen zu ordnen und mit wenigen Hauptstri

: chen ihm den Geist abzugewinnen. So aber geht der Historifer eben fo umständlich und schwerfällig seinen Gang wie die Reichsverhandlung, er schenkt uns feinen kleinen Reichstag, fein nüklofes Colloquium, man muß durch alles hindurch. In den Urtheilen herrscht eine jugendliche schwächliche Wohlweisheit, ein gewisser Geist der Kleinigfeit und der Nebenfache; in den Darstellungen Gunst und Abgunst. Bey allen dem liest sich das Buch nicht ohne. Interesse. - Ihren - Brief an H. werde ich morgen früh auf die Post geben. Leben Sie recht wohl, und alle guten Geister seyen mit Ihnen.

XXXIV. Un Denfelben.

Weimar den 23. September 1800, $}" Ihre neuliche Vorlesung hat mich mit einem großen und vornehmen Eindruck entlassen; der edle hohe Geis der alten Tragödie iveht aus dem Monolog einem entge: gen und macht den gehörigen Effect, indem er ruhig mächtig das Liefste aufregt. Wenn Sie auch fonst nichts Poetisches aus Jena zurückbråchten als dieses, und was Sie über den fernern Gang diefer tragischen Partie schon mit sich ausgemacht haben, so wäre Jhr Äufenthalt in Jena belohnt. Gelingt Ihnen diefe Synthese des Edeln mit dem Barbarischen, wie ich nicht zweifle, fo wird auch der Schlüssel zu dem übrigen Theil des Ganzen gefunden fenn, und es wird Ihnen alsdann nicht fchwer feyn/ gleichsam analytisch von diesem Punct aus den Sinn


Page 22

and Geist der übrigen Parthien zu bestimmen und zu vers theilen: denn dieser Gipfel, wie Sie ihn selbst nennen, muß von allen Puncten des Ganzen gesehen werden und nach allen hinsehen. Ich habe mich gestern an die Uusare

beitung meines Briefes gemacht, und wenn ich Freytags 1

wie ich hoffe, damit fertig werde, so habe ich große Lusi

fie selbst nach Jena zu bringen. Von einem einsamen 1

Aufenthalt in meinem Garten, auch wenn das Wetter mich nicht gerade sehr begünstigen foute, erwarte ich eis nen guten Einfluß, und im October ist auf einige ange.

nehme Tage gewiß zu rechnen. Die Frau findet sich dars #ein, und es fommt hier dues nur auf die Gewöhnung an.

Wir wollen uns übrigens beyde in unsern Arbeiten nicht stören, wenn Sie die absolute Einsamkeit lieber haben. Ich habe Mellish gestern gesprochen, und das lebhafte Interesse das er jeßt schon an Ihrer Dptif nimmt, nach allen Kräften zu unterhalten gesucht. Wenn ich hinüber konimen folte, fo würde ich auf eine Zusammenkunft mit ihm antragen, und Sie bitten, ihm noch einige entscheidende Aufschlüsse und weitere Anweisung zu geben. Er

hat einen großen Begriff von der Sache, und sie scheint ! ihm fo sehr bedeutend, daß eben fein Erstaunen ihm noch

einen Zweifel erweckt. Wenn Sie ihn also von der Uns y haltbarkeit der Newtonischen Lehre durch den Augenschein

überführen, fo wird ihm die Sache wichtig genug seyn, um alles daran zu wenden. -- Daß Sie die Anzeige der

neuen Preisaufgaben schon abgesendet, thut Meiern und | mir beynahe leid; denn wir wollten Shnen wegen der I

zweyten Aufgabe noch einige Vorstellungen machen. Auch i wollte ich Ihnen einen Einfal der mir gekommen ist, vor:

ob man nähmlich nicht das Publikum interessiren könnte, 150 oder 200 Loofe, eins für einen Ducaten ! zu kaufen und alsdann die zwey oder drey besten Stücke


Page 23

ich diese nicht ben Lodern einladen, weil es ungewiß ift, ob Sie zu rechter Zeit eintreffen. Vielleicht entschließen Sie sich dann, wieder mit uns herüber zu fommen. Ich war in diesen Tagen ziemlich bey meiner Arbeit, und habe die Scenen mit den Trimetern beendigt. Wegen unserer secularischen Festigkeiten habe ich ben Iffland und auch bey Dpig angefragt, und erwarte nun ihre Antwort. Iffland schrieb mir vor einigen Tagen wegen der Maria, die jest bald foll gegeben werden. Ich febe aus feinen Meußerungen, daß er mit seiner Lage in Berlin unzufries den ist, und sich besonders auch als Schauspieler zurück. gefeßt sieht, so daß er nach einer Rolle die ihn wieder heben kann, schmacytet. Da fleck, wie er schreibt, in der Maria spielen wird, fo' muß es mit seiner Krankheit nicht so arg feyn als man gemacht, und es wäre vielleicht mög. lich, wenn uns Iffland nicht befuchen kann, Fleck mit sei- ner Frau hierher zu bekommen. Unsere Porschläge wegen des Jubiläums circuliren jeßt hier, man wird dieser Tage den Herzog darum angehen, daß von dieser Seite fein Hinderniß entsteht. Wenn ich nach Zena komme, fo wole

len wir unsere Ideen zusammen tragen. Leben Sie recht

wohl und genießen Ihren Aufenthalt. Lodern bitte mich schönstens zu empfehlen. 1.

Sch. 1. XXXIX. Un Denselben.

Weimar im November 1800. Eben schreibt mir Iffland, daß er vierzehn Tage nach Neujahr zu kommen hoffe, und fragt an, ob uns im Falle feines Nachkommens, Fleds willkommen seyn würden. Da ich ihm schnell zurückschreiben muß, fo hinterlassen Sie mir oder dem Herrn Hoffammerrath Ihre Vollmachten wegen Flecks. Guten morgen und glückliche Reife. ẽ .


Page 24

mehr erhohlen, und das Manufcript auf Ihrem Sische nicht müßig liegen! leben Sie recht wohl! Ich hoffe Sie morgen zu sehen.

Sch. XLIV. Un Denselbe n.

Weimar den 9. februar 1801. Ich habe Ihnen von meiner Jungfrau fchon fo viel einzelnes Zerstreutes verrathen, daß ich es fürs Beste halte, Sie mit dem Ganzen in der Ordnung bekannt zu machen. Uuch brauche ich jegt einen gewissen Sporn, um mit frischer Thätigkeit bis zum Ziel zu gelangen. Drey Acte find in Ordnung geschrieben; wenn Sie Lust haben sie heute zu hören, so werde ich um sechs Uhr mich einfinden. Oder wollen Sie felbst 3hr Zimmer wieder eins mahl verlassen, fo fommen Sie zu uns, und bleiben Sie zum Abendessen. Dieß, würde uns viele Freude machen, und ich felbst wagte weniger, wenn ich nach der Era higung eines zweystündigen Lesen8 mich nicht der Luft aus: gufeßen brauchte. Wenn Sie kommen, so haben Sie die Güte es Meiern auch zu fagen, doch daß er vor acht Uhr nicht kommt.

ody. XLV. 2n Denfelben.

Weimar. den 21. februar 1800. Ich zweifle ob ich mit meinen Depeschen nach Leip. zig und nach Berlin, die ich für heute Abend und More gen frühe zu erpediren habe, noch zeitig genug fertig werde, um Sie heute noch zu sehen. Es ist jeßt eine fatale Zeit für mich, wo sich diese Geschäfte ganz unver: nünftig zusammert häufen, ich habe schon drey Tage an meine Fragödie nicht kommen können. Morgen habe


Page 25

haben. Ich habe alfo zwar nichts in der Lotterie gewone nen, habe aber doch im Ganzen meinen Einfas wieder.

Auch von der hiesigen Welt babe ich, wie es mir immer 1 geht, weniger profitirt als ich geglaubt hatte; einige Ger

spräche mit Schelling und Niethammern waren alles. Erst . vor einigen Tagen habe ich Schelling den Krieg gemacht,

wegen einer Behauptung in seiner Transcendental-Philosophie, daß vin der Natur von dem Bewußtlofen angefans

gen werde, um es zum Bewußten zu erheben in der Kunst 1 hingegen man vom Bewußtsenn ausgehe zum Bewußtlos Defen.« Ihm ist zwar hier nur um den Gegensaß zwischen id dem Natur- und dem Kunstproduct zu thun, und in fo fern Ik hat er ganz recht. Ich fürchte aber, daß diese Herren

Jdealisten ihrer Ideen wegen allzuwenig Notiz von der Die Erfahrung nehmen, und in der Erfahrung fängt auch der # Dichter nur mit dem Bewußtlosen an, ją er hat sich glücks slich zu schägen, wenn er durch das klarste Bewußtseyn

feiner Operationen nur so weit kommt, um die erste dunkle -en Totalidee feines Werks in der vollendeten Arbeit, unges !! fchwacht wieder zu finden. Ohne eine solche dunkle aber o mächtige Totalidee, die allem Technischen vorhergebt, kann

kein poetisches Werk entstehen, und die Poesie, däucht mir, Es besteht eben darin, jenes Bewußtlose aussprechen und mit: 5 theilen zu können, d. h. es in ein Object überzutragen.

Der Nichtpoet fann so gut als der Dichter von einer poeti: fchen Idee gerührt seyn, aber er fann sie in fein Object Legen, er kann sie nicht mit einem Unspruch auf Nothwendigkeit darstellen, Eben fo kann der Nichtpoet fo gut ale der Dichter ein Product mit Bewußtseyn und mit Noth. wendigkeit hervorbringen, aber ein solches Werk fängt nicht

aus dem Bewußtseyn an, und endigt nicht in demselben. 3

Es bleibt nur ein Werk der Besonnenheit. Das Bewußtı lose mit dem Besonnenen vereinigt, macht den poetischen


Page 26

und Bewegungen, wo das Bein ganz lang nach hinten uad nad der Seite ausgesiredt wird, nicht gewöhnt. Sie feben unschidlich, indecent und nichts weniger als ichón CUS. Aber die Leichtigkeit und Fluchtigkeit, und das mu: Fikalische Maß hat sehr viel Ergoßendes. Cotta ist in diesen Tagen durchgereist, hat sich aber nur einige Stun. den aufgebalten, und wird auf seiner Rückreise etwas lán: ger bier bleiben, wo er auch Sie hier zu finden hofft. Er bat den Kupferstecher Müller aus Stuttgart mitges bracht, den Sie auch schon von Person fennen, fo viel

i weiß. Es ist ein braver Mann, aber der Mann und feine Sunst erklären einander wechselweise: er hat gan; Das Sorgfältige, Reinliche, Kleinliche und Delicate seis ses Griffels. Es sind auch vier Zeichnungen Bachters

um Wallenstein mitgekommen, die zu vielerley Betrach: ruagen, besonders wieder über die Wahl der Gegenstänoc, Anlaß geben. Aber es ist etwas recht Túchtiges,

harakteristisches und Kräftiges darin. Meier hat sie noch nint gerebea, ich bin neugierig ob er den Künstler er: sách. — Der Nathan ist ausgeschrieben und wird Ihnen augesbickt werden, daß Sie die Rollen austheilten. Ich grill mit dem Schauspielervolt nichts mehr zu schaffen haben, denn durch Vernunft und Gefälligkeit ist nichts aušjurichten, es gibt nur ein einziges Verhältniß zu ihs nen; den furzen Imperativ, den ich nicht auszuüben habe.

Die Jungfrau habe ich vor acht Tagen dem Herzog fchiden müssen, und habe sie noch nicht aus seinen HänDen jurud erhalten. Wie er sich aber gegen meine Frau und Schwägerinn geäußert, To hat sie eine unerwartete Birkung auf ihn gemacht. Er meint aber, sie fónne nicht gespielt werden, und darin fónnte er Recht haben. Nach Langer Berathsálagung mit mir selbst, werde ich sie auch nicht aufs Theater bringen, ob mir gleich einige Vortheile