Bei Diabetes ist Zucker verboten und man muss sich an einen strengen Diätplan halten – diese Ernährungsempfehlungen bei Diabetes sind zum Glück längst wieder überholt. Heute gilt: Die Ernährung muss zu einem passen, man muss sich wohlfühlen. Was Sie beim Essen beachten müssen, wenn Sie Diabetes haben oder jemanden mit Diabetes bekochen. Show Diabetes – wenn man diese Diagnose bekommt, ist auf einmal alles anders. Was darf man bei Diabetes noch essen? Und vor allem: Was darf man jetzt nicht mehr essen? Muss man bei Diabetes ganz anders essen? Und darf man mit Diabetes keine Kohlenhydrate mehr essen? Diabetes - Essen wie alle anderenOb nun Diabetes oder nicht - das macht beim Essen kaum mehr einen Unterschied. Dachte man vor ein paar Jahren noch, bei Diabetes dürfe man keinen Zucker essen, müsse strenge Diät halten und spezielle Diabetikerprodukte kaufen, ist man bei der Wahl des Essens heute viel freier - trotz Diabetes. Heute heißt die Devise: Iss, was dir schmeckt und guttut! „Natürlich gibt es günstige und weniger günstige Sachen. Damit Diabetiker eine Ernährung finden, die zu ihnen passt, sollten sie sich individuell beraten lassen. Aber klassische „Verbote“ gibt es nicht,“ weiß Dr. Jens Kröger, Diabetologe aus Hamburg. So wie bei Gesunden empfiehlt Kröger auch bei Diabetes eine gesunde Ernährung, im Sinne einer vollwertigen Mischkost. Also:
Denn auch Süßigkeiten sind bei Diabetes nicht verboten. Es sollte nur keine überhandnehmen – aber das gilt für Gesunde ebenso. „Auch die alten Ratschläge, bei Typ-1-Diabetes müsse zu festen Uhrzeiten gegessen werden oder bei Diabetes bräuchte man sechs Mahlzeiten am Tag, sind längst überholt“, weiß der Diabetesexperte. Es komme bei Diabetes vielmehr darauf an, eine Ernährung zu finden, die umsetzbar ist, zu einem passt und die man deswegen auch durchhalten kann. Das ist umso wichtiger bei Typ-2-Diabetes, wenn die Diabetiker abnehmen (müssen). Ob nun Typ-1-Diabetes - bei dem ein Insulinmangel vorliegt, weil die insulinproduzierenden Zellen meist durch eine Autoimmunreaktion zerstört wurde – oder Typ-2-Diabetes, bei dem entweder die Zellen nicht mehr auf das Insulin reagieren (Insulinresistenz) oder die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin bildet, die Ernährungsempfehlungen unterscheiden sich nicht mehr von Gesunden.
Diabetes: Abnehmen, nur wie?Oftmals geht mit Typ-2-Diabetes Übergewicht einher. Denn außer den Genen kann auch die Art, wie man sich ernährt, diese Form von Diabetes erklären. Wenn man aber abnimmt, verbessert sich die Insulinwirkung wieder: Die Zellen reagieren wieder besser auf Insulin und werden mit Glucose, ihrer Energiequelle, versorgt. Ein wichtiges Therapieziel bei Typ-2-Diabetes ist es deswegen, abzunehmen. Übertreiben sollte man es mit dem Wunschgewicht trotz Diabetes aber nicht. Wenn Sie schon fünf bis zehn Prozent (bei einem Startgewicht von 90 kg wären das schon etwa vier bis neun Kilo) Ihres Ausgangsgewichts verlieren, haben Sie viel erreicht und können sehr stolz auf sich sein. Viel wichtiger als die Traummaße zu erreichen, ist es, das geringere Gewicht auch zu halten - das gilt übrigens nicht nur bei Diabetes. Diabetes: Abnehmen mit Low CarbDoch trotzdem fragen sich viele Diabetiker, ob nicht gerade für sie eine kohlenhydratarme Diät das Beste wäre, weil ihr Körper dann weniger Insulin ausschütten muss. Oder ist es genau deswegen gefährlich, auf Nudeln & Co. zu verzichten, wenn man Insulin spritzt? Hier gibt der Experte Entwarnung: „Es ist eine Typfrage, wie und mit welcher Methode man bei Diabetes am besten abnimmt.“ Für die einen ist es zum Beispiel ideal, abends auf Kohlenhydrate zu verzichten, weil das ihrem Rhythmus und Geschmack am besten entspricht. Für andere Diabetiker kann das aber ein Grund sein, die Diät abzubrechen. „Wenn man bei Diabetes abends die Kohlenhydrate reduzieren will, muss man nur die Menge an Insulin anpassen. Sonst kann es sein, dass man in der Nacht in eine Unterzuckerung kommt.“ Es ist also theoretisch alles möglich, man muss nur die Medikamente entsprechend anpassen. „Auch mit Typ-1-Diabetes kann man sich nach LOGI ernähren, also wenig Kohlenhydrate, aber dafür viel Eiweiß und Fett essen. Dann müssen die Menschen mit Typ-1-Diabetes nur wissen, dass ein Teil der Grundbausteine der Eiweiße (Aminosäuren) in Glucose umgewandelt werden und der Blutzuckerspiegel steigt. Nach einer Schulung lernen die Menschen dann wie Sie auch für diese Fette und Eiweiße (Fett-Protein-Einheiten) kleine Mengen Insulin spritzen müssen“, erklärt der Diabetesexperte. Deswegen gilt auch hier: Wenn der Arzt Bescheid weiß, kann er die Insulinmenge wieder anpassen. Egal, bei welcher Ernährungsform Sie sich am wohlsten fühlen, sprechen Sie es am besten immer mit Ihrem Diabetologen ab. Auch ein bis zwei Mahlzeiten durch sogenannte Formula (Diätdrinks) zu ersetzen, hat sich bei Diabetes als langfristig wirksam erwiesen. Aber alle Mahlzeiten durch diese Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen zu ersetzen, lohnt sich auch bei Diabetes nur kurzzeitig. Maximal drei Monate können Menschen mit einem BMI über 30 kg/m2 auf diese Nahrungsergänzungsmittel setzen, wenn sie kurzfristig abnehmen müssen. Auf keinen Fall vergessen sollte man in dieser Zeit ausreichend oder sogar eher mehr zu trinken als normalerweise (2,5 Liter pro Tag). Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man unbedingt einen Arzt zu Rate ziehen.
Diabetes - Kohlenhydrate und BlutzuckerKohlenhydrate sind bei Diabetes immer ein großes Thema, weil sie den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Steigt der Blutzuckerspiegel bei Gesunden an, schüttet der Körper Insulin aus. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt, um dort als Energiequelle zur Verfügung zu stehen. Bei Diabetikern funktioniert dieser Mechanismus aber nicht mehr so gut: Entweder bildet die Bauchspeicheldrüse gar kein Insulin (Typ-1-Diabetes) oder nur noch wenig (Typ-2-Diabetes), oder die Zellen reagieren nicht mehr so gut auf das Insulin (Typ-2-Diabetes). Die Folge: Der Blutzuckerspiegel bleibt hoch und den Zellen fehlt der Zucker. Deshalb muss man bei Diabetes darauf achten, welche und wie viele Kohlenhydrate man isst. Diabetes: Vollkornprodukte sind die beste Wahl„Ausgewogen zu essen, bedeutet mindestens 50 Prozent Kohlenhydrate zu essen. Es ist bei Diabetes auch möglich, weniger davon zu essen, solange es in der Therapie berücksichtigt wird“, sagt Kröger. Deshalb fragen sich Diabetiker oft, ob Kartoffeln, Nudeln oder Reis die beste Kohlenhydratquelle bei Diabetes ist: „Kartoffeln erhöhen den Blutzucker weniger schnell als Reis oder Nudeln. Die Vollkornvariante an Reis und Nudeln ist hinsichtlich des Blutzuckerspiegels aber noch günstiger“, erklärt der Diabetologe aus Hamburg. Denn nach Vollkornreis, -nudeln, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten steigt der Blutzucker nur langsam, weil diese Lebensmittel viele Ballaststoffe enthalten, die der Körper nur langsam auseinander bauen kann. So werden die Zuckerbausteine nur nach und nach freigesetzt. Das ist bei Typ-2-Diabetes besonders gut, weil der Körper mehr Zeit hat, Insulin zu bilden und die Zellen auch nur nach und nach Zucker aufnehmen müssen – damit werden sie nicht überfordert. Auskunft darüber, wie schnell Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen, gibt der so genannte Glykämische Index. Je niedriger die Zahl ist, desto langsamer steigt der Blutzuckerspiegel an und desto besser ist es bei Diabetes. Auch manche Diäten nutzen dieses Prinzip, weil die vielen Ballaststoffe auch länger sättigen und ein geringer Blutzuckeranstieg und damit eine geringere Insulinausschüttung auch beim Abnehmen helfen kann. Bei Typ-1-Diabetes ist noch eine weitere Maßeinheit für Kohlenhydrate wichtig: die Broteinheit, kurz BE oder KE (Kohlenhydrateinheit). Eine BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten und eine KE 10 Gramm Kohlenhydraten, berücksichtigen aber nicht, wie schnell sie den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Wer als Diabetiker Insulin spritzt, der muss wissen, wie viele Kohlenhydrate in einer Mahlzeit stecken. Wie viele Einheiten Insulin pro BE gespritzt werden müssen, wird durch den behandelnden Arzt bestimmt. So lassen sich eine Über- oder Unterzuckerung verhindern.
Diabetes: So äußert sich die KrankheitEin typisches Anzeichen, das auf Diabetes hindeuten kann, ist starker Durst, der trotz Trinken nicht gestillt werden kann. Außerdem sind Diabetiker bei einem dauerhaft erhöhten Blutzucker oft müde, sie fühlen sich schlapp und antriebslos. Durch dauerhafte Schwankungen des Blutzuckerspiegels kann es auch zu Veränderungen im Körper kommen, die länger unbemerkt bleiben können: Herz, Gehirn, Niere, Augennetzhaut, Arme und Beine werden unter Umständen schlechter durchblutet. Bleibt der Diabetes unbehandelt, kann man erblinden, die Nieren können geschädigt werden und es kann zu Arteriosklerose führen. Diabetes: Die unterschiedlichen TypenDiabetes ist nicht unbedingt gleich Diabetes, denn die Erkrankung gibt es in vielen verschiedenen Formen. Gemeinsam ist all diesen Formen von Diabetes, der hohe Blutzucker, die Über- und Unterzuckerung. Am häufigsten kommen Typ-1-Diabetes (3-5 % der Fälle), Typ-2-Diabetes (85-95 % der Fälle) und Schwangerschaftsdiabetes vor. Außer diesen drei Formen des Diabetes gibt es noch spezielle Unterformen, die aber nur sehr selten vorkommen.
Dr. Jens Kröger leitet eine Diabetesschwerpunktpraxis in Hamburg und ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied bei der Deutschen Diabetes-Hilfe. Die Deutsche Diabetes-Hilfe (diabetesDE) gibt Betroffenen Informationen zur Therapie bei Diabetes. Hier finden sich auch aktuelle Studien, ein Diabetes-Dolmetscher, ein Lexikon, Infomaterial und noch viel mehr nützliche Tipps und Hilfestellungen für Diabetiker. Copyright Foto: privat |