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Veröffentlicht am 17.11.2016
Lehrstellen: Warum Firmen Azubis mit schlechten Noten nehmen Quelle: Hendrik Schmidt/ZB/picture alliance
In Deutschlands Unternehmen findet ein Umdenken statt. Der Trend geht zu Auszubildenden mit Förderbedarf. Die sollen sich auf lange Sicht eher auszahlen als Einserkandidaten. Eine Firma berichtet.
Wie viele Bewerbungen sie geschrieben hat? Jessica Schira weiß es nicht mehr so genau. Viele, sagt die 20-Jährige. „Es kamen nur Absagen – oder es gab gar keine Rückmeldung.“ Die junge Frau steht im Autohaus Daub in Horb am Neckar unweit von Stuttgart. Mit erstaunlich lockerem, selbstsicherem Lächeln berichtet sie von damals, als sie nach der mittleren Reife die Schule abbrach und bei einem Notenschnitt von „so 3,3 oder 3,4“ auf Lehrstellensuche ging. Seit September ist sie Azubi in dem Autohaus – weil der Firmenchef Noten für nachrangig hält. „Wir brauchen Schaffer“, sagt Unternehmer Michael Daub. Jessica Schira steht daneben und strahlt. Die 20-Jährige ist ein Beispiel für den Azubi-Nachwuchs, der immer wichtiger wird für die deutsche Wirtschaft: Bewerber mit schlechten Noten. Die Zahl der Anwärter auf Lehrstellen nehme Jahr für Jahr wegen des demografischen Wandels und des Drangs junger Leute hin zu Universitäten ab, sagt Arbeitsmarkt-Experte Clemens Wieland von der Bertelsmann-Stiftung – dementsprechend bessere Karten haben Bewerber, die in ihrer Schulzeit nicht glänzen konnten. Christian Rauch, Arbeitsagentur-Chef in Baden-Württemberg, sieht großes Potenzial in dieser Gruppe junger Menschen. „Auch wenn der Bewerber auf den ersten Blick nicht der Wunschkandidat war – ihn anfangs etwas intensiver zu betreuen und zu fördern zahlt sich auf lange Sicht für die Unternehmen aus: Häufig bleiben die Auszubildenden dem Betrieb treu.“ Die Arbeitsagentur bietet diverse Hilfen an, darunter sogenannte Einstiegsqualifizierungen – also vor allem die Finanzierung von Praktika. Bertelsmann-Experte Wieland sieht es ähnlich wie Behördenchef Rauch. „Der Klebeeffekt bei solchen Azubis ist größer“, sagt er. „Sie bleiben nach der Lehre viel häufiger im Betrieb, während der Azubi mit Abi nach dem Ausbildungsabschluss oft noch auf die Uni will.“ Bei deutschen Firmen findet nach Wielands Einschätzung allmählich ein Umdenken statt. „Die meisten Unternehmen konnten jahrzehntelang aus dem Vollen schöpfen, bei der Auswahl ihrer Azubis nur die besten nehmen – diese Zeiten sind vorbei“, sagt der Bertelsmann-Experte. „Anstatt Bewerber wegen schwächerer Noten sofort abzulehnen, gucken die Unternehmen inzwischen lieber zweimal hin.“ Bei den Kandidaten aus der zweiten Reihe handelt es sich meistens um Menschen, die nach der regulären Schulzeit im sogenannten Übergangssystem gelandet sind – also bei beruflichen Schulen oder in berufsvorbereitenden Maßnahmen. Böse Zungen sagen, dort würden die jungen Leute bloß „zwischengeparkt“ – einziger Sinn und Zweck dieser Maßnahmen ist die Vermittlung in Ausbildung und generell in den Arbeitsmarkt, anerkannte Abschlüsse gibt es nicht. Auch Neu-Azubi Schira hat eine solche Maßnahme besucht, wo sie Unterricht und Bewerbungshilfen erhalten habe. Von zwölf in der Maßnahme hätten es bisher nur zwei geschafft. „Ich bin eine davon“, sagt Schira. Sie wolle nach dem Azubi-Abschluss auf jeden Fall bleiben, sagt sie. „Automobil-Kauffrau ist mein Traumberuf – studieren wäre nicht so meins“, sagt sie. Der Chef nickt und lächelt. Neben den beiden steht Nils Apelt, ebenfalls Azubi in dem Autohaus mit seinen 30 Beschäftigten. Ähnlicher Fall: schlechte Schulnoten, schwierige Lehrstellensuche. Seit September 2015 ist er Azubi. „Na klar will ich bleiben“, sagt der 21-Jährige und schiebt etwas schüchtern hinterher: „Wenn es die Möglichkeit gibt.“ Die gibt es – der Firmenchef plant auch nach der Lehre fest mit ihm, Apelt soll langfristig mithelfen bei dem Ausbau der Geschäfte. Der Einstieg erfolgte bei beiden über ein halbjähriges Praktikum. Sie hätten sich als kommunikativ starke, gut motivierte Mitarbeiter bewiesen, sagt Daub. Und die schlechten Schulnoten? „Die Rechtschreibung muss ordentlich sein, aber die Noten in Bio oder Physik sind nicht so relevant – da war ich in meiner Schulzeit früher auch nicht so der Held“, meint der 38-Jährige. Die Mitarbeiter dürften nicht zimperlich sein, auch bei Regen müsse man mal raus auf den Parkplatz. „Es bewerben sich auch junge Leute mit guten Noten auf die Ausbildung, aber die sind oft schlechte Schaffer.“ Bild: bear © ivan kmit / fotolia Du kennst das vielleicht schon aus der Schulzeit: Das schlechte Gefühl, wenn man wieder mit einer fetten 5 im Gepäck nach Hause kommt und sich die Vorwürfen der Eltern anhören muss. Nun, in der Ausbildung wird es nicht unbedingt besser: Es können ja zusätzlich noch die Vorwürfe vom Chef und vom Ausbilder hinzukommen. Aber was kann man bloß dagegen tun? Wieso schreibe ich so schlechte Noten?Wenn Du in der Berufsschule schlechte Noten schreibst, obwohl Du Dich bemühst und immer lernst und es im Betrieb alles super läuft, dann hat das nicht zu bedeuten, dass Du für das Fach zu dumm bist. Keine Note hat jemals Deine Intelligenz widergespiegelt, sondern zeigt Dir lediglich, wie gut Deine Lernmethoden zu Dir passen. Nun, das ist natürlich die perfekte Entschuldigung für schlechte Noten, soll aber keine Ausrede liefern, dass Du nichts an den Noten ändern könntest. Denn tatsächlich kannst Du eine Menge tun, um Deine Noten zu verbessern. Also nicht den Kopf in den Sand stecken. Was kann ich ändern?Zuallererst einmal: Lernen. Ich geh jetzt mal davon aus, dass Du das natürlich schon tust. Um Dir den Lernprozess zu vereinfachen, kannst Du Dir unsere Lernvideos von Prozubi angucken. Wenn alles Lernen nichts hilft, liegt es meistens an Deinen Lernmethoden oder Deiner Einstellung zu dem Thema. Versuche jedem Thema aufgeschlossen zu begegnen und nicht von vornherein zu sagen: „Mathe konnte ich aber noch nie.“ oder „Englisch habe ich schon seit der 5. Klasse aufgegeben.“ Da Du in der Ausbildung alles lernst, was Du für Deinen Beruf brauchen wirst, solltest Du den Themen also etwas freudiger gegenüber stehen, etwa so: „Hey, bei dem Lehrer hab ich endlich die Chance, Mathe zu verstehen!“ Und Du solltest vielleicht noch einmal anfangen, das Lernen zu lernen. Während man in der Schule noch oft den Stoff auswendig lernen konnte, ist das spätestens in der Ausbildung nicht mehr der Fall. Hier geht es ums Verstehen und Anwenden. Überdenke Deine Lernmethoden, vielleicht lernst Du ja mit den vollkommen falschen Mitteln? Hier findest Du eine Vielzahl von Artikeln, die Dir genauere Informationen über die verschiedensten Lernmethoden geben können. Ein paar grundlegende Tipps:Präsentiere Deiner Familie oder Deinen Freunden, was Du gerade gelernt hast. Das musst Du nicht auswendig können. Es genügt auch, wenn Du mit Deinen Notizen in der Hand Deiner Mama erklärst, wie beispielsweise eine Inventur gemacht wird. Kannst Du es ihr schlüssig erklären, weißt Du, dass Du das Thema auch verstanden hast und nicht nur einzelne Phrasen auswendig gelernt hast, die zusammen keine Sinn ergeben. Du kannst Dich natürlich auch von jemandem abfragen lassen, um zu sehen, ob Du auch alles Wichtige im Kopf verankert hast. Was Du jedoch auswendig draufhaben solltest, sind Formeln oder Definitionen, denn hier genügt es dem Lehrer nicht, wenn Du stets um den heißen Brei herum redest. Wenn es um Rechenaufgaben geht, dann genügt es natürlich nicht, noch einmal über die alten Aufgaben drüber zu schauen, sondern Du solltest Dir gezielt neue Aufgaben zum Lösen suchen. Nur so merkst du, ob Du das Prinzip wirklich anwenden kannst. Und natürlich solltest Du wissen, dass Lernen ein langwieriger Prozess ist. Es bringt also nichts, sich einen Tag vor der Prüfung hinzusetzen und mit dem Lernen zu beginnen. Dann ist der Zug schon längst abgefahren. Es ist schlicht unmöglich, in 24 Stunden alles zu lernen, fang‘ also lieber zu früh mit dem Lernen an als zu spät, dann kommst Du auch nicht unnötig in Stress. Ein anderer Tipp ist, dass Du natürlich mit Deinen Lehrern redest. Zeige ihnen, dass Du Dich zumindest bemühst und Dich verbessern möchtest. Außerdem können sie Dir vielleicht einen Tipp geben, wo genau Deine Schwächen liegen. Mit Zusatzleistungen, wie einem Referat oder Ähnlichem, kannst Du Deine Note vielleicht wieder etwas verbessern. Das Wichtigste zum Schluss:Es geht um den Abschluss Deiner Ausbildung, also nimm schlechte Noten nicht auf die leichte Schulter und hole Dir Hilfe. Es gibt eine Menge Hilfe für Auszubildende in dieser Lage. Eine Möglichkeit kann es natürlich sein, Lernvideos von Prozubi zu schauen 🙂 Ob IHK-Zwischenprüfung oder Abschlussprüfung…wir bieten Dir hunderte Lernvideos und tausende Übungsaufgaben, mit denen Du optimal auf Deine Prüfung vorbereitet wirst. Und sollte mal was unklar sein – kein Problem: in unserem Experten-Chat kannst Du gerne jederzeit Fragen stellen, die wir Dir schnell und leicht verständlich beantworten. Bildnachweis: © ivan kmit – Fotolia.com |