Neue rezeptur nutella vergleich

„Nutella hat nun mehr Magermilchpulver, mehr Zucker, weniger Fett, weniger Kakao“, teilte die Verbraucherzentrale Hamburg auf ihrer Facebook-Seite mit und löste damit einen Sturm der Entrüstung in den sozialen Netzwerken aus. Viele der Fans der Genussmarke aus dem Hause Ferrero fühlten sich betrogen und kündigten an, ihrer Lieblingsmarke endgültig den Rücken zu kehren. Dabei liegen die Rezepturveränderungen im Prozentbereich und tangieren laut Geschmacksexperten den Schoko-Nuss-Creme-Status nicht wesentlich.

Der Hersteller Ferrero nennt die Gründe für seine „Feinjustierung“ nicht und lässt damit die Verschwörungstheorien ins Kraut schießen. Man war sich sicher, dass die geliebte Marke diese Geheimniskrämerei aushalten wird. Unterschätzt Ferrero die Kraft der Fans, die gerade ihren ungezügelten Unmut in den sozialen Netzwerken kundtun?

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„Nut“ (Nuss) und „ella“, die Kombination aus einem englischen Wort mit der italienischen weiblichen Verniedlichungsform hat aus dem Ferrero-Schokoladeaufstrich eine weltweit begehrte Genusssünde gemacht. In 160 Ländern – und seit 1964 in Deutschland – ist die Creme für das Frühstücksbrot und den Snack zwischendurch zu haben. Die Begehrlichkeit wurde durch die von Eltern gesteuerte Verknappung noch angeheizt. Generationen wuchsen mit Nutella auf. Oft als Belohnung, oft als Ritual auf dem Frühstückstisch, oft als Statusbeweis: Wer sie hatte, war im Himmel der großen Genüsse angekommen.

Stiftung Warentest: Geschmackssieger Nutella räumt ab

Nutella ist Kult. Selbst die kritischen Prüfer von Stiftung Warentest mussten 2016 der vornehmlich aus Zucker und Fett (zu 87 Prozent) bestehenden Creme im Geschmackstest die besten Noten geben. Nutella schmecke „aromatisch und kräftig nach frisch gerösteten Haselnüssen“. Streichfähigkeit, Farbe und Geschmack überzeugen – Ferrero war es mit Nutella und den daraus entstandenen Derivaten über Jahrzehnte gelungen, das nahezu perfekte Erlebnis für Gaumen und Auge zu bieten.

Mit 32 Millionen Facebook-Fans gehört Nutella zu den absoluten Superstars der Social-Media-Welt: Nur Oreo schafft bei den Lebensmittelmarken noch mehr nach oben gehaltene Daumen. Selbst der massive Vorwurf von Umwelt- und Verbraucherschützern, Ferrero würde durch die Verwendung von Palmöl zur Bedrohung des Regenwaldes beitragen, schadete der Marke wenig: Hier sticht das Verlangen nach Genuss das Umweltgewissen aus.

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Die präzise Nutella-Rezeptur bleibt, wie bei anderen Kultmarken im Range von Coca Cola oder Red Bull, ein Geheimnis. Die Begehrlichkeit nährt sich aus dem Verbotenen und Ungewissen. Weder ist Nutella gesund noch transparent. Was man von vielen anderen Lebensmitteln verlangt, wird den Genussmitteln erlassen. Nutella ist eben mehr eine Lebenseinstellung als ein Lebensmittel. Bei der Einführung in Deutschland im Jahr 1964 war Nutella das erste Produkt seiner Kategorie und hat Eiltempo die Herzen der Kinder erobert und den Geschmack vieler Erwachsener getroffen. Nie war Nutella billig zu haben, und nie gab es davon genug.

Nutella brüskiert leichtfertig seine Fans

Dabei war Nutella nie nur eine einzige Rezeptur. Im Süden Europas passte Ferrero Streichfähigkeit und Textur (glänzender, süßer und weicher) den Vorstellungen der dortigen Käufer an, während im Norden eine leicht geänderte Konsistenz (streichfester, matter, kakaolastiger) in die Gläser kam.

Fakt ist: Die in Prozentbereichen liegende Veränderung der Rezeptur mit dem Resultat einer leicht geänderten Farbe, ist nicht der Grund für die große Aufregung unter den Fans. Verrat!! „Mein Nutella“ wurde verändert. Mit Nutella identifiziert man sich und hat es zu „seiner“ Marke gemacht, die man liebt und verteidigt. Nutella ist als Marke mit Nostalgie und positiver Erinnerung aufgeladen – ein Stück leistbares Erbe aus der eigenen Kindheit. Das kann Ferrero mehr als freuen.

Doch wie geht man mit den wertvollen Fans um? Mit Erklärungen über die Veränderungen der Zusammensetzung agiert Nutella nun auf der rein rationalen Ebene. Das will in diesem Moment niemand hören. Denn es geht um emotionale Heimat und um eine geliebte Konstante in der wechselhaften Welt. Viele Fans zu haben, geht mit der Verpflichtung einher, sie zu verstehen und sich um sie zu kümmern. Der Nutella-Anhänger will keine Veränderung, und schon gar nicht, wenn dies im Geheimen geschieht. Ferrero muss sich auf ein länger anhaltendes Wutgeschrei einstellen. Mit ein wenig mehr Feingefühl für die eigene Nutella-Gemeinschaft hätte man dies verhindern können.

Aber am Ende werden Millionen wieder den Löffel ins Glas stecken und sich den kleinen Genussbringer in Form von Zucker und Fett auf der Zunge lustvoll und mit einem wohligen Gefühl zergehen lassen.

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Veröffentlicht am 05.11.2017

Mehr Milchpulver und Zucker, dafür weniger Kakao und Fett: Ferrero hat die Rezeptur von Nutella leicht geändert. Darauf macht die Verbraucherzentrale Hamburg aufmerksam. Ein Blick ins Glas zeigt den Unterschied.

Sei es Nutella, Nusspli, Nudossi, Nussano oder Nussetti: Wer Schokocreme liebt, schwört auf seine Marke. Darf es etwas nussiger sein – oder lieber etwas schokoladiger? Vielleicht sogar ein Produkt mit dunkler oder weißer Schokolade, Bio oder zuckerarm?

Für viele Deutsche gibt es nur eine wahre Nuss-Nougat-Creme. Und die trägt den Namen Nutella. Auch im Labor konnte sie punkten: Stiftung Warentest kürte die Creme mit der Note „gut“ im April 2016 zum Testsieger. In den Einzelkategorien „Aussehen, Geruch und Geschmack“ holte der süße Brotaufstrich, den manche Schokoholiker löffelweise verspeisen, sogar die Note „sehr gut“.

Doch Aussehen und Geschmack haben sich kürzlich geändert, wie die Verbraucherzentrale Hamburg auf Facebook mitteilt. „Ferrero hat seit vielen Jahren zum ersten Mal erkennbar die Rezeptur von Nutella geändert“, schreibt der Verein – und stellt im Vorher-nachher-Vergleich zwei Nutella-Produkte gegenüber. Optisch fällt direkt auf: Die Farbe des Aufstrichs mit der neuen Rezeptur ist deutlich heller.

Doch was steckt hinter der helleren Farbe? Die Verbraucherzentrale hat eine Vermutung, was der Auslöser sein könnte: „Der Anteil an Magermilchpulver liegt laut Zutatenliste jetzt bei 8,7 Prozent. Vorher waren 7,5 Prozent drin.“ Der Verein gehe davon aus, „dass mehr Milchpulver auf Kosten von Kakao zugesetzt wurde“. Kakao sei zudem in der Zutatenliste nach hinten gerutscht. Da Zutaten in der Reihenfolge ihres Gewichts angegeben werden müssen, bedeutet dies: In Gramm gesehen haben die davor stehenden Inhaltsstoffe den Kakao überholt.

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Wie stark die Veränderung wirklich ist, bleibt ungewiss. Leider müsse Ferrero die genaue Menge an Kakao oder vieler anderer Zutaten nicht angeben, bedauert die Verbraucherzentrale. Auch ihre Fragen dazu habe Ferrero nicht beantwortet. Zudem bleibe unklar, ob sich auch die Mengen von Zucker oder Palmöl verändert hätten. Auf eine Anfrage der WELT zu den Gründen für die neue Rezeptur, sowie weiteren Details zu den Produktveränderungen, gab der italienischen Konzern bislang ebenfalls keine Rückmeldung.

Laut Nährwerttabelle ist der Zuckergehalt jedoch weiter auf 56,3 Prozent (vorher 55,9 Prozent) gestiegen, allerdings ist der Fettgehalt geringfügig auf 30,9 Prozent (vorher 31,8 Prozent) gefallen, so die Verbraucherzentrale. Ihr Fazit: Nutella bleibt eine Zucker-Fett-Creme.

Doch nicht nur die Menge an Fett und Zucker ist bedenklich, auch die Art des Fettes. Denn das in der Creme verwendete Palmöl bildet während der Raffination bei hohen Temperaturen von etwa 200 Grad potenziell krebserzeugende Stoffe. Laut Ferrero begegnet das Unternehmen dem Problem, indem es ein Verfahren nutze, das Temperaturen unter 200 Grad und einen extrem niedrigen Druck kombiniere, um Kontaminationsstoffe zu minimieren. Dieses Verfahren dauere länger und koste 20 Prozent mehr als das Verfahren mit hohen Temperaturen, wie Ferrero erklärt.

Umweltschützer kritisieren den Gebrauch von Palmöl scharf. Sie werfen der Industrie seit Jahren vor, für Palmölplantagen in großem Stil tropische Wälder zu roden. In Europa gerät die 44 Milliarden Dollar schwere Branche nun wegen des möglichen Krebsrisikos unter Druck. Dennoch ist das pflanzliche Öl in etwa jedem zweiten Supermarktprodukt enthalten. Es steckt etwa in Lippenstiften, Waschmitteln, Margarine, Eiscreme und Backwaren.

Ungesund hin oder her: Echte Schoko-Fans lassen sich von Kalorienangaben, Fettgehalt oder Zuckermengen wohl nicht abschrecken. Für sie geht es vor allem um eines – den Genuss. Ob die Schokocreme ihrer Wahl nach der Rezepturumstellung jedoch genauso viel Befriedigung mit sich bringt, bleibt eine Frage, die noch beantwortet werden muss.

Neue rezeptur nutella vergleich

Nutella besteht zu einem großen Teil aus Palmöl

Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg

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