Konventionelle landwirtschaft und ökologische landwirtschaft im vergleich

Die ökologische Landwirtschaft

  • nutzt zum Schutz vor Schädlingen natürliche Pestizide, den Anbau robuster Sorten, Fruchtwechsel, Nützlinge und mechanische Maßnahmen wie Hacken und Abflammen
  • verwendet vor allem Düngemittel wie Kompost oder Mist, in denen Stickstoff natürlich gebunden ist oder Stickstoff sammelnde Pflanzen (Leguminosen)
  • nutzt vielfältige Fruchtfolgen, damit Felder mit verschiedenen Kulturen bepflanzt werden
  • erlaubt nur eine begrenzte Zahl an Tieren pro Fläche

Die konventionelle Landwirtschaft

  • setzt zum Schutz vor Insekten, Pilzen und Unkraut vor allem chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ein
  • verwendet künstliche, mineralische, leicht lösliche Dünger (meist Stickstoff, Phosphor oder Kalium), um das Pflanzenwachstum zu beschleunigen
  • ist meist spezialisiert auf eine Pflanzenart – der Anbau von Monokulturen ist im Rahmen der Spezialisierung unvermeidbar
  • kann auch deutlich größere Viehbestände halten

Qualität von Böden und Wasser

Der Boden ist für die Landwirtschaft ein wichtiges Gut, doch gehen Landwirte mit dieser Ressource nicht immer sorgsam um. Zwar brauchen Pflanzen zum Wachsen Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor – zu viel aber können sie nicht aufnehmen. In Gebieten mit intensivem Gemüseanbau oder hohen Tierbeständen wird deshalb häufig schädliches Nitrat gefunden, das durch Stickstoffüberdüngung oder tierische Gülle in den Boden gelangt – und von dort auch Grund- und Oberflächenwasser belasten kann. So werden die EU-Nitrat-Grenzwerte in Deutschland regelmäßig überschritten, vor allem wegen intensiver Landbewirtschaftung.

Der Ökoanbau kann dieses Problem mindern, wie eine Vergleichsstudie des Thünen-Instituts zeigt: Durch den Verzicht auf mineralische Düngemittel gelangen hier im Schnitt 28 Prozent weniger Stickstoff in den Boden. Auch die Viehhaltung belastet den Boden weniger. Denn in Ökobetrieben dürfen nur so viele Tiere gehalten werden, dass deren Gülle nur den Nährstoffbedarf der Pflanzen auf den eigenen Flächen deckt – und keine Überschüsse entstehen. Außerdem fördern ökologische Anbaumethoden die Humusbildung und die Artenvielfalt im Boden. In den Feldern der Ökobauern leben beispielsweise deutlich mehr Regenwürmer als im konventionellen Landbau – die Böden sind dadurch fruchtbarer.

Einsatz von Pestiziden

Pflanzenschutzmittel sind chemische oder biologische Wirkstoffe, die Landwirte einsetzen, um die Ernte vor Insekten, Pilzen und Unkraut zu schützen. Der konventionellen Landwirtschaft steht dafür eine breite Palette zur Verfügung: Etwa 270 Wirkstoffe sind in Deutschland zugelassen. Das Problem: Sie bleiben nicht nur auf den Feldern. Verteilen sich die Pestizide über die Luft oder werden sie nach Regenfällen von Ackerflächen geschwemmt, können sie auch in benachbarte Biotope oder Gewässer gelangen.

Und das hat Folgen: Der intensive Einsatz hochwirksamer Herbizide und Insektizide führt auch dazu, dass die Pflanzenwelt verarmt – Vögeln und Insekten, die auf oder in der Nähe von Feldern leben, wird dadurch die Nahrungsgrundlage entzogen. Besonders umstritten sind drei Neonicotinoide (Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam), die ein Risiko für Wild- und Honigbienen darstellen. Die EU-Kommission hat einem Verbot der Insektizide im Freilandeinsatz mittlerweile zugestimmt.

Im Ökoanbau sind chemisch-synthetische Pestizide verboten. Doch ohne Pflanzenschutzmittel kommen auch Biobauern nicht aus. Der Unterschied: Sie nutzen natürliche Mittel, die biologisch abbaubar sind – etwa Kupfer, Schwefel, Bienenwachs, oder Pflanzenöle.

Doch Biopestizide sind nicht zwangsläufig weniger schädlich. Während chemische Pestizide meist ganz gezielt den Schädling bekämpfen, wirken Biopestizide oft breiter – und können so auch anderen Lebewesen schaden.

Um Wein, Kartoffeln oder Obst vor Pilzbefall zu schützen, greifen viele Biobauern etwa auf Kupfer zurück – eins der ältesten Pestizide, das auch konventionelle Landwirte nutzen. Kupfer ist ein sehr wirkungsvolles Biopestizid, aber: Das Schwermetall kann sich auch im Boden anreichern, dort Regenwürmern und anderen Mikroorganismen schaden und die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigen. Ab 100 Milligramm Reinkupfer im Boden konnten Untersuchungen bei Regenwürmern Fluchtverhalten und eine verringerte Reproduktionsleistung beobachten. Bisher gibt es speziell für den Obst-, Wein- und Hopfenanbau aber noch keine wirkungsvolle Kupferalternative.

Insgesamt umfasst die Liste der im Biolandbau zugelassenen Wirkstoffe aber nur ein Zehntel der Pestizide, die konventionellen Landwirten zur Verfügung stehen. Allein dadurch minimieren sich negative Effekte auf die Umwelt. Stattdessen nutzen Biobauern oft auch natürliche Methoden, um Schädlingen vorzubeugen: Sie bauen robuste Sorten an oder variieren die Pflanzen, die auf einem Feld wachsen (Fruchtwechsel) – so werden dem Boden nicht immer dieselben Nährstoffe entzogen und er bleibt länger fruchtbar. Übrigens: Bis ein Wirkstoff verwendet wird, durchläuft er ein strenges Zulassungsverfahren. Das gilt für biologische und konventionelle Pflanzenschutzmittel.

Biodiversität

Auf konventionell bewirtschafteten Äckern wird meist nur eine Kultur angebaut – zum Beispiel nur Raps oder nur Mais. Doch Monokulturen können dem Boden schaden, denn identische Pflanzen entziehen den Böden die immer gleichen Nährstoffe und bieten weniger Lebensraum für Tiere. Bienen etwa benötigen eigentlich verschiedene Pflanzen mit unterschiedlicher Blühzeit. Den Einsatz von chemischen Pestiziden wiederum machen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für starke Populationsrückgänge bei Feldvögeln, Wildbienen, Hummeln, Wildkräutern und Amphibien verantwortlich.

Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und das niedrige Düngeniveau wird im Ökolandbau die Vielfalt des Tier- und Pflanzenlebens gefördert. Eine Metastudie konnte zeigen, dass auf Biofeldern etwa 35 Prozent mehr Feldvögel und 23 Prozent mehr blütenbestäubende Insekten leben. Die Pflanzenvielfalt ist auf Bioäckern sogar um 86 Prozent höher als im konventionellen Landbau. Ausnahme: Mit steigendem Kupfergehalt im Boden kann auch auf Bioäckern die Biodiversität sinken.

Fazit:

Der Ökoanbau wirkt sich positiv auf Böden und Biodiversität auf den Feldern aus und hat ein hohes Potenzial, Grund- und Oberflächenwasser zu schützen. In diesen Punkten kann die konventionelle Landwirtschaft meist nicht mithalten.

Direkte Treibhausgasemissionen

Der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen ist in aller Munde. Daran ist die Landwirtschaft nicht ganz unbeteiligt: Im Jahr 2016 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von insgesamt 65,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich, berichtet das Umweltbundesamt (UBA). Das sind 7,2 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen dieses Jahres. Hinzu kommen klimaschädliche Methan- und Lachgasemissionen, die zu 59 und 80 Prozent aus der Landwirtschaft stammen.

Methan entsteht während des Verdauungsvorgangs von Rindern oder Schafen sowie bei der Lagerung von Düngern wie Mist oder Gülle. Die Methanemissionen aus der Tierverdauung sind nahezu vollständig auf die Rinderhaltung zurückzuführen. Die bedeutsamsten Emittenten: Milchkühe. Lachgas entsteht vor allem als Folge mineralischer Stickstoffdüngung auf den Feldern.

Natürlich stößt auch die ökologische Landwirtschaft Klimagase aus – im Pflanzenbau wie in der Tierhaltung. Im Emissionsvergleich schneiden Biobauern allerdings besser ab, wie das Thünen-Institut zeigt: Die Lachgasemissionen sind im Mittel um 24 Prozent niedriger, da der Ökolandbau auf Mineraldünger verzichtet. Außerdem emittieren Ökobetriebe im Schnitt 1082 Kilogramm weniger CO2 pro Hektar als konventionelle Höfe – denn Biorinder bekommen mehr Grünfutter, was sich günstig auf den Stoffwechsel und die Methanproduktion der Tiere auswirkt.

Indirekte Treibhausgasemissionen

Ökolandwirte produzieren weniger als die konventionelle Landwirtschaft: Je nach Kultur sind es neun bis 40 Prozent weniger Erträge. Das ist nicht verwunderlich, schließlich verzichten sie auf mineralische Dünger – außerdem werden im Ökolandbau die Äcker weniger dicht bepflanzt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Biobauern benötigen mehr Fläche für dieselbe Menge Ertrag. Das führt indirekt zu höheren CO2-Emissionen, so das Ergebnis verschiedener Studien, die die Klimaeffekte pro Tonne Ertrag messen.

Um den stark gestiegenen Bedarf an Biolebensmitteln bei uns zu decken, werden auch Bioprodukte importiert. Aus Spanien und Italien kommen vor allem Früchte und Gemüse. Israel liefert neben Kartoffeln größere Mengen Paprika und Tomaten, aus Italien kommt ein gutes Drittel der in Deutschland verkauften Bioäpfel. Durch den Transport nach Deutschland fallen zusätzliche Emissionen an, die man streng genommen auf die Gesamtbilanz ökologisch erzeugter Produkte draufschlagen muss. Aber: Konventionell hergestellte Lebensmittel importieren wir noch mehr.

Speicherung von Kohlenstoff im Boden

Böden unterscheiden sich auch in einer weiteren wichtigen Eigenschaft: Kohlenstoff im Boden zu speichern. Hier zeigen Studien, dass der Gehalt an organischem Bodenkohlenstoff im Ökoanbau um zehn Prozent höher ist. Die Kohlenstoffspeicherung im Boden ist somit eine der wichtigsten Stellschrauben für den Klimaschutz auf dem Acker und lässt sich über geeignete Zwischenfrüchte, organische Dünger wie Gülle oder Kompost und eine schonende Bodenbearbeitung steigern, wie es Biobauern längst tun.

Fazit:

Der Klimabeitrag hängt von der Perspektive ab. Ökolandwirte erzeugen weniger direkte Emissionen – dafür verschlechtern mehr indirekte Emissionen pro Fläche das Ergebnis. Vergleicht man die Treibhausgasbilanz über den gesamten Lebensweg, verändert sich das Bild noch einmal: Ökobetriebe emittieren weniger Klimagase aus Vorketten wie der Düngemittelproduktion, sie wirtschaften meist energieärmer und binden mehr Kohlenstoff im Boden. Generell gilt: Die meisten Emissionen erzeugt die Tierhaltung – egal ob ökologisch oder konventionell.

Nährstoffgehalt der Lebensmittel

Biolebensmittel genießen den Ruf, sich positiv auf die Gesundheit auszuwirken. Doch viele Studien konnten kaum Unterschiede hinsichtlich Nährwert, Vitaminen, Mineralien und Proteinen zu konventionellen Produkten finden – und sprechen Biolebensmitteln somit keine gesundheitlichen Vorteile zu. Andere Studien zeigen sogar Vorteile für konventionell hergestellte Produkte: Demnach enthält konventionelle Milch 70 Prozent mehr Jod (ein Spurenelement, das die Schild­drüse braucht), da Tiere in der konventionellen Landwirtschaft jodiertes Futter bekommen. Auch Aminosäuren lassen sich in konventionellen pflanzlichen Produkten zum Teil häufiger finden, da sie stickstoffhaltigen Dünger bekommen. Und Stickstoff kurbelt nicht nur das Pflanzenwachstum an, sondern ist auch ein Baustein für Eiweiße.

Andere Studien wiederum fanden Vorteile für Bioprodukte: Zum Beispiel einen etwas höheren Vitamin-C-Gehalt – oder, dass Biofleisch und Biomilch rund 50 Prozent mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Dieses Plus an Fett­säuren kommt durch Grünfutter zustande, das ökologisch gehaltene Kühe bekommen. Für Verbraucher ist dieser Unterschied allerdings weniger relevant, so Stiftung Warentest: Ein halber Liter konventionelle Voll­milch deckt den Tages­bedarf ungesättigter Fettsäuren zu 11 Prozent, ein halber Liter Biomilch zu 16 Prozent. Zum Vergleich: Ein Lachs­steak bringt es auf ganze 50 Prozent.

Insgesamt schwanken die Nährstoffgehalte von biologisch und konventionell erzeugten Lebensmitteln von Studie zu Studie stark, wie eine Metaanalyse schlussfolgert – und zwar nicht nur zwischen Lebensmittelgruppen wie Obst, Gemüse oder Getreide, sondern auch zwischen einzelnen Anbaugebieten. Man muss also jeweils den Einzelfall betrachten.

Gehalt an Antioxidantien

Als sekundäre Pflanzenstoffe kommen Antioxidantien in zahlreichen Gemüse- und Obstarten, Kräutern und Samen vor. Laut einer Metaanalyse ist der Gehalt in biologisch hergestellten Nutzpflanzen höher. So wurden etwa 18 Prozent mehr Phenolsäuren, 51 Prozent mehr Anthocyane und 69 Prozent mehr Flavanone in Biopflanzen gefunden. Zwar wird vermutet, dass natürliche Antioxidantien gesundheitsfördernde Eigenschaften haben. Wissenschaftler sind sich aber nicht einig, wie viel Obst und Gemüse man überhaupt essen müsste, um von der Wirkung der Antioxidantien zu profitieren.

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln

Pflanzenschutzmittel werden zu verschiedenen Zeiten auf dem Feld eingesetzt und je nach Wirkstoff unterschiedlich abgebaut. Insbesondere, wenn sie kurz vor der Ernte eingesetzt werden oder ihre Wirkstoffe eher langlebig sind, muss zum Erntezeitpunkt mit Rückständen auf oder in einem Lebensmittel gerechnet werden, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Rückstände sind in einem gewissen Rahmen sogar erlaubt. Denn Pestizide dürfen nur in solchen Mengen verwendet werden, dass ihre Rückstände nach derzeitigem Wissensstand keine Risiken für Mensch und Umwelt darstellen. Wie hoch dieser sogenannte Rückstandshöchstgehalt sein darf, wird schon im Rahmen der Zulassung berechnet.

Um dennoch Sicherheit für Verbraucher zu gewährleisten, werden alle Lebensmittel in der EU regelmäßig auf Pestizidrückstände getestet. Im Jahr 2015 wurden in der EU 84.341 Proben untersucht. Das Ergebnis: 97 Prozent der Proben bewegten sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen, etwa 53 Prozent der Proben enthielten keine quantifizierbaren Rückstände. Biolebensmittel waren bedeutend weniger mit Pestiziden belastet als konventionelle Ware – was nicht überrascht, da Biobauern insgesamt weniger Pestizide verwenden. Eine Ausnahme ist Kupfer, das im biologischen wie konventionellen Anbau von Obst, Wein und Hopfen verwendet wird. Für den Menschen stellt Kupfer aber keine direkte Gefahr dar, wie eine Übersichtsarbeit schlussfolgert. Denn Kupfer kann sich zwar im Boden anreichern, es gelangt aber nicht in die Frucht und ist auch in den späteren Produkten nicht zu finden. Die Minimierung des Kupfereinsatzes als Pestizid im ökologischen und konventionellen Landbau wird dennoch von Politik und Wissenschaft forciert.


Fazit:

Generell ist eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse der Gesundheit zuträglicher, als allein auf Bioprodukte zu setzen. Übrigens: Statt sich vor Pestizidrückständen im Essen zu fürchten, sollte man das Augenmerk auf Bakterien und Pilze richten: Dafür sind Bioprodukte genauso anfällig wie konventionelle Lebensmittel.

Richtlinien für die Tierhaltung

Das Ziel ökologischer Landwirtschaft ist eine möglichst artgerechte Tierhaltung, geregelt über spezielle Richtlinien. Eine lautet: keine langen Lebendtransporte von Schlachtvieh über große Distanzen. Eine andere: Die Tiere sollten möglichst hofeigenes Futter bekommen, statt zugekauftes Futter aus Übersee. Und: Um Boden, Grundwasser und Oberflächengewässer nicht mit Stickstoffüberschüssen zu belasten, ist die Anzahl der Tiere pro Fläche begrenzt. Klingt kompliziert, aber: Es dürfen nur so viele Tiere pro Hektar gehalten werden, dass sie über ihren Mist nicht mehr als 170 Kilogramm Stickstoffäquivalent produzieren – eine Menge, die derselben Fläche an landwirtschaftlichem Boden direkt als Dünger dienen kann. Diese Regelung erlaubt etwa zwei Milchkühe, 14 Mastschweine oder 230 Legehennen pro Hektar Fläche.

Ein direkter Platzvergleich zeigt: Dem Mastschwein aus ökologischer Haltung stehen mindestens 1,3 Quadratmeter im Stall und 1 Quadratmeter im Freien zu. Ein Mastschwein aus konventioneller Haltung hat dagegen mindestens 0,75 Quadratmeter Platz im Stall, Auslauf im Freien ist nicht vorgeschrieben. Biohühner haben 0,16 Quadratmeter Stallfläche und 4 Quadratmeter Auslauf. Einem konventionellen Huhn in Freilandhaltung stehen 0,11 Quadratmeter Stallfläche zu, der Auslauf ist derselbe wie beim Biohuhn.

Laut EU-Ökoverordnung gelten noch weitere Regeln: Eingriffe wie das Anbringen von Gummiringen an den Schwänzen von Schafen, das Kupieren von Schwänzen, das Abkneifen von Zähnen, das Stutzen von Schnäbeln und die Enthornung dürfen in der ökologischen Tierhaltung nicht routinemäßig durchgeführt werden. Mit spezieller Genehmigung sind diese Eingriffe aber auch auf Biohöfen verbreitet – aus Sicherheitsgründen oder zur Verbesserung von Hygienebedingungen, so lauten zumindest die Begründungen für Ausnahmegenehmigungen.

Auch für konventionelle Landwirte gibt es gesetzliche Mindeststandards für Platz, Licht- und Temperaturverhältnisse – oder für die Bedingungen, unter denen Eingriffe wie Kastration zulässig sind. So dürfen (wie im Ökolandbau auch) keine Antibiotika als leistungsfördernde Futtermittelzusatzstoffe eingesetzt werden. Die Haltung von Hühnern in Legebatterien ist in Deutschland seit 2010 untersagt. Insgesamt sind die Mindeststandards für die konventionelle Tierhaltung aber deutlich schwächer.

Auswirkung auf Emotionen und Verhalten

Selbst die besten Vorschriften für Unterbringung und Weidegang garantieren keine rundum zufriedenen Tiere. Auch im komfortabelsten Ökostall kann sich ein Tier eine schmerzhafte Euterentzündung oder andere Krankheiten einhandeln. Die nachhaltige Verbesserung der Tiergesundheit im Ökolandbau ist somit immer noch ein aktuelles Problemfeld.

Dass es Tieren in ökologischer Haltung nicht zwangsläufig besser geht, spiegelt sich auch in der Forschung wider: Nur in 35 Prozent der untersuchten Fälle wies die ökologische Haltung Vorteile auf. In 46 Prozent zeigte sich dagegen kein Unterschied der Haltungsformen. Allerdings gibt es in diesem Forschungsfeld bisher wenige stichhaltige Untersuchungen, die bisherigen Studien beziehen sich vor allem auf Kühe.

Fazit:

In der ökologischen Haltung von Tieren gelten deutlich strengere Standards als in der konventionellen Tierhaltung. Das garantiert aber nicht zwangsläufig, dass es den Tieren auch besser geht. Denn neben mehr Platz und Auslauf ist auch der Umgang mit den Tieren entscheidend. Experten streiten außerdem, ob die Ökostandards überhaupt ausreichen, um wirklich artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten.

Wer Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität schützen möchte, sollte mit seinem Einkauf ökologische Anbausysteme unterstützen, die auf Mineraldünger und synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten und durch Fruchtwechsel Vielfalt auf die Felder bringen. Unter Klimaschutzaspekten ist Bio aber nicht immer besser. Die direkten Emissionen des Ökolandbaus sind zwar geringer, doch eine konventionell angebaute Tomate, die im Folientunnel wächst, ist hinsichtlich Energie- und Ressourcenverbrauch im Zweifel vorteilhafter als eine Biotomate, die aus Spanien importiert wird.

Eindeutig höhere Nährwert-, Protein- und Vitamingehalte konnten Bioprodukte bislang nicht liefern. Wer sich gesundheitsbewusst ernähren möchte, sollte deshalb insgesamt mehr Obst und Gemüse kaufen, unabhängig vom Biosiegel. Weniger Fleischkonsum kann sich positiv auf das Klima auswirken. Denn die Tierhaltung ist sowohl in der ökologischen, als auch in der konventionellen Landwirtschaft für die meisten Emissionen verantwortlich. Eine weltweite Versorgung ausschließlich mit Bioprodukten wäre laut einer Studie sowieso nur möglich, wenn wir uns weitestgehend vegetarisch oder vegan ernähren.

Ein ideales Leitbild für eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft ist also auch der Ökolandbau nicht. Am Ende haben beide Anbausysteme ihre Vor- und Nachteile. Wir sollten deshalb aufhören, die biologische und herkömmliche Landwirtschaft strikt voneinander zu trennen, und die Vorteile beider Systeme kombinieren.

Unter allen genannten Gesichtspunkten gilt für Verbraucher: im Zweifel saisonal und regional kaufen statt bio. Vor allem kleine Höfe sind nicht biozertifiziert – da der Prozess für sie zu teuer und aufwendig wäre –, obwohl sie unter Biobedingungen produzieren.

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  • Frische, Tobias (Umweltbundesamt, Fachgebiet Pflanzenschutzmittel)
  • Kühne, Stephan (Julius-Kühn-Institut, Stabsstelle „Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau“)
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Konventionelle landwirtschaft und ökologische landwirtschaft im vergleich

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