Wo brennt es in portugal

121 Tote und eine halbe Million Hektar abgebrannter Wald war die Bilanz des Katastrophensommers 2017 in Portugal. Das dürfe sich nicht wiederholen, erklärte damals Staatschef Marcelo Rebelo de Sousa und Ministerpräsident António Costa versprach tiefgreifende Veränderungen bei der Brandverhütung, der Brandbekämpfung sowie bei der Forst- und Strukturpolitik.

Denn was damals brannte, waren vor allem Eukalyptusplantagen und oft unkontrolliert wachsende Kiefernwälder im kaum bevölkerten und schwer zugänglichen Landesinneren und im Norden. Nicht ein Problem war zu lösen, sondern viele, die alle miteinander zusammenhingen.

"Heute sind die Gefahrenherde identifiziert, die ersten Maßnahmen eingeleitet", versichert Luís Lopes von der damals gegründeten Staatsagentur AGIF, die die Waldbrandbekämpfung koordinieren soll. Er ist zuständig für die Landesregion "Zentrum". Dort sind die Probleme am größten. "Aber eine so komplexe Situation lässt sich nicht in ein paar Tagen lösen. Das dauert Jahre."

Da wäre zunächst der Eukalyptus-Wildwuchs, der Portugal seit Jahrzehnten zu schaffen macht: Er liefert den Rohstoff für Portugals mächtige Zelluloseindustrie, die mit ihren Exporten immerhin eineinhalb Prozent des Bruttoinlandsproduktes darstellt - Geld, das das nicht eben reiche Land dringend benötigt.

Viele Kleinbauern haben die langsam wachsenden einheimischen Baumarten durch die aus Australien stammenden Pflanze ersetzt, weil sie schon nach zehn Jahren geschlagen werden kann und schnellen Gewinn verspricht. Inzwischen ist mehr als jeder vierte portugiesische Baum ein Eukalyptus, er ist zur wichtigsten Baumart des Landes geworden.

Nur braucht der Eukalyptus für sein Wachstum nicht nur sehr viel Wasser, er brennt auch wie Zunder. "Der Funkenflug kann Waldbrände kilometerweit ausbreiten", erklärt Luís Lopes von der AGIF, der früher Feuerwehrkommandant war und weiß, wie gefährlich brennende Eukalyptusplantagen sein können.

Ex-Feuerwehrmann Luis Lopez weiß um die enorme Gefahr, die in Eukalyptus-Monokulturen schlummern

Nur könne er auch die verstehen, die dieses Einkommen brauchten. Das seien oft ältere Waldbesitzer, die von Renten um die 300 Euro leben müssten. Die sollen jetzt mit Zuschüssen dazu bewegt werden, andere, ungefährlichere, aber langsam wachsende Baumarten zu pflanzen. Gleichzeitig beschloss die Regierung einen Anbaustopp für Eukalyptus. Neue Plantagen dürfen nur noch angelegt werden, wenn dafür alte, eventuell weniger produktive, in andere Wälder umgewandelt werden.

Klingt einfach, ist es aber nicht. "Die Eukalyptus-Lobby ist sehr stark", stellt Francisco Castro Rego fest. "Und die Lobbies anderer Baumarten, die durchaus auch Profit abwerfen können, sollten stärker sein." Ein gut bewirtschafteter Fichtenwald zum Beispiel produziere nicht nur wertvolles Holz, sondern auch Harz, das von der weiterverarbeitenden Industrie sehr gut bezahlt werde.

Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen - und damit auch die Waldbrandgefahr in Portugal

Doch seien die Wälder vieler Besitzer einfach zu klein, um Zuschüsse für Neuanpflanzungen zu bekommen. Und eine geplante Sonderabgabe für Eukalyptusplantagen, die das hätte ändern können, wurde nie eingeführt.

Fehlende Planung begünstigt Waldbrände

Castro Rego ist anerkannter Fachmann für Wälder, Professor an der Universität Lissabon und Vorsitzender einer Kommission, die das Parlament in Sachen Waldbrände beraten soll. Er klagt: "Während sich bei der Waldbrandbekämpfung inzwischen viel verbessert hat, liegt alles andere noch im Argen. Es fehlt an Planung und Vielfalt. Alle Maßnahmen auf diesen Gebieten waren bis jetzt zögerlich und hatten kaum Konsequenzen." Regionalentwicklungspläne müssten umgeschrieben werden, die Raumordnungspläne der Gemeinden und Landkreise an die neue Lage angepasst werden.

Keine leichte Aufgabe: Gut ein Drittel Portugals ist mit Wäldern bewachsen, zählt man auch die Buschlandschaften hinzu, sind es sogar mehr als zwei Drittel. Die sind zu 97 Prozent in Privatbesitz, 85 Prozent davon obendrein kleiner als fünf Hektar. Durch die Landflucht im Hinterland werden die Ackerflächen immer weniger, die Wälder immer größer. Mitten drin eher schwach bebaute Industrie- und Wirtschaftsgelände, die wegen ihrer Lage extrem brandgefährdet sind. "Solange wir nicht definieren, welche Wälder wir wo wollen, ist das Problem nicht zu lösen", zieht der Waldfachmann Castro Rego Bilanz.

"Es gibt noch viel zu tun!", mahnt Francisco Ferreira von der Umweltschutzorganisation ZERO

"Wir versuchen, die Waldbesitzer direkt anzusprechen, sie zu überzeugen, sich in Produktionsgenossenschaften zusammenzuschließen und die Waldflächen besser zu bewirtschaften", hält Luís Lopes von der Waldbrandagentur dagegen. Viele Gesetze und Vorschriften seien noch in der Mache und die bereits erlassenen bräuchten Zeit, bis sie greifen.

Obendrein könne der Staat den Besitzern nicht vorschreiben, was sie mit ihren Wäldern tun müssten. Immerhin sei das Problembewusstsein der Forstwirte gestiegen, hätten hohe Geldbußen dafür gesorgt, dass die Waldflächen regelmäßig gereinigt würden und so die Waldbrandgefahr geringer geworden sei.

Dem stimmt auch Francisco Ferreira von der Umweltschutzorganisation ZERO zu. Von mehr Artenvielfalt und der Wiedereinführung ökologisch sinnvoller einheimischer Mischwälder aber sei Portugal noch weit entfernt.

Dabei würden die nicht nur die Ausbreitung von Waldbränden verlangsamen, sie könnten sich nach Feuern sogar oft selbst regenerieren. "Trotzdem setzt die Zelluloseindustrie weiter auf große Monokulturen, wächst auf den abgebrannten Waldflächen wieder Eukalyptus", stellt Ferreira fest.

Und da es wegen des Klimawandels in Portugal immer trockener und immer heißer werde, könnte die große Katastrophe sich jedes Jahr wiederholen. Dafür sprechen auch die Zahlen aus diesem Jahr: 2020 gab es die schlimmsten Waldbrände seit 2017. Bis jetzt brannten rund 61.000 Hektar, starben vier Feuerwehrleute. Es gebe, so der Umweltschützer Francisco Ferreira, noch viel zu tun.

Auf der Flucht vor den Flammen

Verwüstung und Verzweiflung

Ein Paar hält mitten im Brandgebiet vom Almeda inne. Das Ausmaß der Zerstörung im Süden des US-Bundesstaates Oregon ist erschütternd, ganze Städte sind niedergebrannt. Mehr als 42.000 Bewohner mussten die Region verlassen, viele werden vermisst. Mindestens 33 Menschen kamen laut dem US-Sender NBC in den drei Westküstenstaaten Kalifornien, Oregon und Washington ums Leben.

Auf der Flucht vor den Flammen

Schneise der Zerstörung

Im US-Bundesstaat Oregon haben die Flammen mehr als 600.000 Hektar vernichtet. Die verkohlte Kinderschaukel und das ausgebrannte Auto sind die traurigen Überreste einer Ansiedlung in dem 500-Einwohner Ort Gates.

Auf der Flucht vor den Flammen

Erstarrte Metallpfützen

Seltener Anblick: Auf einem ausgebrannten Bauhof in dem Städtchen Molalla in Oregon hat die Feuersbrunst Metalle in Autowracks und ausgekohlten Gebäuden zum Schmelzen gebracht. Nachdem die Flammen erloschen waren, erstarrte das Metall und nahm eigenwillige Formen auf dem Boden an.

Auf der Flucht vor den Flammen

Mit dem Leben davon gekommen

Ein paar Habseligkeiten konnten sie vor den Flammen retten. Die drei Geschwister Italia, Penelope und Thomas sitzen auf der Ladefläche eines Trucks und warten auf ihren Vater. Der Trailerpark in Talent, in dem sie gewohnt haben, liegt in Schutt und Asche.

Auf der Flucht vor den Flammen

Trauma in Talent

Ein Bewohner in Talent in Oregon steht auf dem Dach eines Haus und verfolgt die Zerstörung seines Ortes durch die Feuersbrunst. Über 6.000 Hektar Fläche verbrannten, die meisten Gebäude liegen in Schutt und Asche. Oregons Gouverneurin Kate Brown zeigte sich erschüttert: "Wir haben noch nie so viele unkontrollierte Brände in unserem Bundesstaat erlebt."

Auf der Flucht vor den Flammen

Atmen ist gefährlich

Dichter Smog, graue Aschewolken, unerträgliche Hitzwellen und giftige Gase: In vielen Brandregionen hat die Luftqualität ein gesundheitsschädliches Niveau erreicht. In Oregon kamen die Brände auch der Großstadt Portland nahe. Laut der Datenbank IQAir war sie weltweit die Stadt mit der größten Luftverschmutzung.

Auf der Flucht vor den Flammen

Hauptsache weg

Kalifornien trifft es am härtesten: Mehr als 12.700 der insgesamt 19.000 abgebrannten Quadratkilometer befinden sich in dem Westküstenstaat. Die Bevölkerung flieht in Massen vor den Flammen und der giftigen Luft. US-Präsident Trump reist am Montag erstmals in ein Krisengebiet in der Nähe der Stadt Sacramento in Kalifornien.

Auf der Flucht vor den Flammen

Immer wieder neue Brandherde

Ein Brandherd ist gelöscht, und schon lodert der nächste: Nicht nur in Oregon und Kalifornien, auch in den US-Bundesstaaten Utah, Wyoming, Arizona, Colorado oder Idaho fressen sich die Feuer durch den Wald. Nach Angaben der US-Behörde "National Interagency Fire Center" kämpfen mehr als 29.000 Feuerwehrleute in den betroffenen Regionen gegen die Flammen an.

Auf der Flucht vor den Flammen

Apokalyptische Dämmerung

Von wegen Sonnenuntergang: Das orangefarbene Licht rund um die Golden Gate Bridge in San Francisco stammt nicht von der Sonne, sondern von den Waldbränden. Schon jetzt zählen sechs der derzeitigen Brände zu den 20 größten in der Geschichte Kaliforniens seit Beginn der Aufzeichnungen um 1930. Für Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom ist dies eine der Folgen des Klimawandels.