Wie viele Ehemänner hatte die Schauspielerin Zsa Zsa Gabor vor ihrem letzten Mann Frederic Prinz von Anhalt?

Sie war Hollywoods erstes It-Girl – ohne größeres schauspielerisches Talent war Zsa Zsa Gabor als eine der ersten einfach nur berühmt wegen ihrem Berühmtsein. Dafür sorgte ein Leben voller Ausschweifungen und Skandale. Mit 99 Jahren verstarb die frühere Miss Hungary 2016 in Los Angeles. Ihr Mann, Frédéric Prinz von Anhalt, will nun ihre Asche an ihrem Geburtsort Budapest beisetzen lassen. Im Gespräch mit der Budapester Zeitung erzählt er, warum und auch wie es war, mit einer echten Diva verheiratet zu sein.

Vom Glamour, der Frédéric Prinz von Anhalt, gern gesehener Gast zahlreicher Hollywoodpartys, sonst umgibt, ist an diesem Morgen nicht viel zu sehen. Gerade beendet er sein Frühstück auf der Hotelterrasse des InterContinental in Budapest. In einem Outfit aus T-Shirt und schwarzer Jeans wirkt Seine Durchlaucht eher wie jemand, der inkognito bleiben möchte. Gelingen tut ihm das an diesem Tag jedoch nicht, noch während des Interviews sprechen ihn zwei deutsche Touristen an, die sich gerne mit ihm fotografieren lassen würden.

Letzte Ruhe in Budapest

Bekanntheit erlangte der Deutsche, der 1943 als Hans-Robert Lichtenberg das Licht der Welt erblickte, nicht nur durch seine adelige Adoption, die ihm den Familiennamen Prinz von Anhalt einbrachte, sowie durch seine Auftritte in den Medien. Einen Namen machte sich Frédéric Prinz von Anhalt vor allem als Ehemann von Hollywood-Legende Zsa Zsa Gabor. Insgesamt 36 Jahre waren die beiden verheiratet und gingen in dieser Zeit durch dick und dünn. Die letzten Jahre bis zu ihrem Tod 2016 pflegte von Anhalt seine Frau in ihrem gemeinsamen Anwesen im luxuriösen Bel Air.

Nun will er ihren letzten Wunsch erfüllen: Die Asche von Zsa Zsa Gabor soll in ihrer ungarischen Heimat beigesetzt werden. „Es war ihr Wille und sie hat es auch schriftlich niedergelegt, dass sie zurück nach Budapest will. Sie wurde in Budapest geboren und sie wollte auch in Budapest beerdigt werden“, erzählt von Anhalt. Dass dies bis dato nicht geschehen ist, liegt wie man munkelt zum einen an den Kosten des Begräbnisses, zum anderen aber auch an einem Streit über den Ort der Beisetzung. So behauptete Edward Lozzi, Gabors ehemaliger Agent, medienwirksam, die Hollywood-Diva habe sich gewünscht, auf dem Friedhof Westwood Village Memorial Park neben ihrer Schwester Eva Gabor und ihrer Tochter Francesca Hilton Ruhe zu finden.

Zsa Zsa Gabor war im Herzen immer Ungarin

Als Gabors Witwer und Alleinerbe entscheidet letztlich aber von Anhalt, und der drängt auf eine Rückkehr nach Ungarn. Zsa Zsa Gabor sei in ihrem Herzen immer eine Ungarin geblieben, erklärt er. „Die ungarische Flagge und das ungarische Wappen hingen bei uns überall“, sagt der Prinz. Sogar das Geschirr in ihrem Haus habe aus Ungarn gestammt – aus der Porzellanmanufaktur Herend. Gabor habe ihn oft gewarnt, besonders vorsichtig mit den filigranen Stücken umzugehen, andererseits habe die temperamentvolle Ungarin aber auch nach ihm „ein paar Stücke im Affekt geschmissen.“

Dass Gabor ihrer europäischen Heimat immer treu blieb, habe sich in vielen Dingen geäußert, erzählt uns von Anhalt. „Wir hatten ganz viele ungarische Gäste und sie hat ausschließlich Ungarisch mit ihrer Familie gesprochen. Da konnte ich gar nichts verstehen“, erzählt er lächelnd. Mit ihrem Mann unterhielt sich die sprachbegabte Gabor, die daneben auch Englisch, Türkisch und drei weitere Sprachen beherrschte, meist auf Deutsch.

Oft habe sich die selbst im hohen Alter noch betont sexy gekleidete Diva auch ungarische Studenten der kalifornischen Universität eingeladen: „Sie saß am Piano und dann mussten die etwas Ungarisches singen. Wenn jemand auf der Violine dazu spielte, dann ist sie aufgeblüht wie eine Rose. Dann hat sie ungarische Lieder gesungen. Wenn wir in Ungarn in einem Restaurant waren, wo es ungarische Musik gab, dann hat sie sogar getanzt.“ Wie von Anhalt erklärt, habe sich Zsa Zsa Gabor nie „amerikanisiert“.

Ein Leben wie aus einem Hollywood-Drehbuch

Geboren wurde die spätere Hollywood­berühmtheit 1917 in Budapest unter dem Namen Sári Gábor. Bereits ihre europäische Jugend war gefüllt mit Extra­vaganz und dramatischen Wendepunkten. Sie war die zweite von drei Töchtern des Unternehmers Vilmos Gábor und der Schauspielerin Janka – Jolie – Tilleman. Die Familie lebte in Wohlstand, besaß eine Villa auf dem Rosenhügel und fuhr als eine der ersten in der Stadt einen Mercedes-Benz.

Zsa Zsa, wie sich Sári Gábor selbst nannte, besuchte Anfang der 1930er-Jahre ein Internat in der Schweiz. Hier entdeckte Operntenor Richard Tauber ihr musikalisches Talent. Er ermöglichte ihr eine Ausbildung an der Wiener Musikakademie. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss debütierte sie in der Operette „Der singende Traum“. Zsa Zsa Gabor hatte jedoch nicht nur eine schöne Stimme. Im Alter von 19 Jahren gewann sie einen landesweiten Schönheitswettbewerb und wurde mit dem Titel „Miss Hungary 1936“ gekrönt.

Nur ein Jahr später trat Gabor erstmals vor den Traualtar. In einem Versuch sie dem erstarkenden Antisemitismus und Faschismus in Ungarn zu entziehen, verheirateten ihre Eltern sie an den damaligen Pressesekretär der türkischen Botschaft in Budapest, Burhan Belge. Mit ihm zog die 20-Jährige nach Ankara. Hier begegnete sie auch dem damaligen türkischen Präsidenten Kemal Atatürk. Es wird gemunkelt, dass der „Vater der Türken“ dem Charme der jungen ungarischen Schönheit erlegen sein soll. Zsa Zsa Gabor selbst befeuerte diese Gerüchte ein Leben lang.

Was auch immer wirklich in der türkischen Hauptstadt geschehen sein mag, die Ehe mit Burhan Belge ging 1941 zu Ende und Gabor verließ Europa in Richtung Amerika. Als sie New York erreichte, besaß sie nichts außer den Kleidern am Leib und einigen Habseligkeiten in ihrem Koffer. Doch das Blatt wendete sich schon bald für Zsa Zsa Gabor, als sie den Hotelmagnaten Conrad Hilton traf. Sie eroberte den Millionär im Sturm und landete – nun zum zweiten Mal verheiratet – an der Spitze der US-amerikanischen Gesellschaft.

Mit ihrem Hang zu teuren Pelzen und luxuriösen Juwelen wurde sie schnell zur Glamour-Ikone ihrer Zeit, begehrt von den Männern und beneidet von jeder Frau. Mit ihren ungewöhnlich großen Augen, dem blonden Haar und ihrer natürlichen Präsenz erregte sie bald auch die Aufmerksamkeit verschiedener Hollywood-Regisseure. Ihre Filmkarriere startete mit Rollen in Filmen wie „Moulin Rouge“ oder „We’re Not Married!“, wo sie neben Stars wie Ginger Rogers und Marilyn Monroe vor der Kamera stand, zunächst sogar richtig durch.

Ehemänner und Geliebte

1947 brachte Zsa Zsa Gabor ihr einziges Kind, Tochter Francesca Hilton, zur Welt. Noch im selben Jahr erfolgte die Scheidung von Conrad Hilton. Dem folgte in den 50ern, 60ern und 70ern eine kaum enden wollende Reihe von Geliebten und Ehemännern, zu denen zahllose berühmte Schauspieler, Geschäftsleute und sogar ein paar Politiker gehörten. Schon kurz nach ihrer Ehe mit Hilton heiratete sie den Schauspieler George Sanders, gefolgt von dem Investment-Banker Herbert Hutner, dann Öl-Erbe Joshua S. Cosden, Erfinder der Barbie-Puppe Jack Ryan und Anwalt Michael O’Hara – und das waren nur die Männer, mit denen Gabor den „Bund fürs Leben“ eingegangen war. Zu ihren Geliebten gehörte unter anderem Bond-Darsteller Sean Connery, dessen Haut sich laut Gabor „samtweich anfühlte“, Schauspieler Richard Burton, der „sich gerne anzüglich ausdrückte“ und Frank Sinatra, der sich nach Gabors Erzählung geweigert hatte, sein Auto aus der Einfahrt zu fahren, solange sie nicht mit ihm schläft.

1983 heiratete Gabor den Rechtsanwalt Felipe de Alba. Doch die Ehe wurde schon einen Tag später annulliert, als sich herausstellte, dass die Ungarin noch immer mit O’Hara verheiratet war. Aus diesem Grund besteht auch bis heute Uneinigkeit darüber, ob Gabors letzter Partner Frédéric von Anhalt nun als Ehemann Nummer Acht oder Nummer Neun zu zählen ist.

Auch in die Politik pflegte Gabor rege Kontakte. Sie war gut mit dem US-Präsidenten Richard Nixon befreundet. Dieser brachte sie sogar mit seinem damaligen Sicherheitsberater Henry Kissinger zusammen, der ein zweites Date nur absagte, da ihm die Invasion Kambodschas dazwischenkam. US-Präsident John F. Kennedy wiederum, so wird gemunkelt, hat von Zsa Zsa Gabor einen Korb bekommen.

Doch auch freundschaftliche Beziehungen verband Gabor mit den Mächtigsten im Staat. Unter anderem US-Präsident Ronald Reagan sowie die Familie Bush gehörten zu den vielen, berühmten Persönlichkeiten, die in der Bel-Air-Residenz der Hollywood-Diva bewirtet wurden.

Laut von Anhalt stellte Gabor das Menü für ihre Gäste bei solchen Gelegenheiten selbst zusammen: „Sie hat sogar selber gekocht. Da durfte keiner in die Küche. Oft hat sie eine Art Gulasch gemacht, das nannte sie Drakula-Gulasch, da war auch Sauerkraut drin. Zum Schluss kam immer ein Schlag saure Sahne dazu.“

Auffallen um jeden Preis war die Devise von Zsa Zsa Gabor

Auch wenn Zsa Zsa Gabor häufig als Schauspielerin bezeichnet wird – wohl auch aus Ermangelung eines besseren Wortes –, war die Rolle, die sie am besten spielte, sie selbst. Oder wie von Anhalt es ausdrückt: „Sie wusste immer, dass sie nicht die weibliche Hauptrolle bekommen würde. Sie war keine richtige Schauspielerin, sie konnte das einfach nicht.”

Der Film habe sie nur in dem Maße interessiert, wie er ihr Aufmerksamkeit versprach. „Sie wollte immer nur kurze Sachen machen, einen kleinen Auftritt. Dabei wollte sie aber keinesfalls mit einem Skript arbeiten. Sie wollte so sein, wie sie ist“, erzählt Prinz Frédéric von Anhalt. Er glaubt, dass eben diese Eigenart Zsa Zsa Gabor zu einer einzigartigen Ikone Hollywoods gemacht habe. „Jeder Tellerwäscher in Los Angeles wollte ein Filmstar werden. Nur Zsa Zsa Gabor, die wollte das nicht. Deshalb war sie immer etwas Besonderes in Hollywood.“

In Interviews betonte Zsa Zsa Gabor häufig, dass es ihr egal sei, was die Leute sagen, solange sie über sie sprechen. Die Hollywood-Diva stellte sicher, dass sie jederzeit und überall das Zentrum der Aufmerksamkeit war. In ihren glorreichen Hollywood-Jahren reichten allein ihre makellose Schönheit, ihre ständigen Affären sowie ihr Titel als „erfolgreichste Kurtisane des 20. Jahrhunderts“ aus, um ihre Berühmtheit zu garantieren. Mit den Jahren schaffte es Zsa Zsa Gabor aber auch, als eine Frau bekannt zu werden, die nie um eine schlagfertige Antwort verlegen ist. Zu ihren bekanntesten Aussprüchen gehört etwa diese Äußerung: „Ich bin eine hervorragende Haushälterin, immer wenn ich einen Mann verlasse, behalte ich sein Haus. (eng.: I am a marvelous housekeeper. Every time I leave a man, I keep his house.)”

So schaffte es Gabor, selbst im hohen Alter stets im Scheinwerferlicht zu bleiben. In diesem Zusammenhang erinnert sich Frédéric von Anhalt an einen Besuch bei der Verleihungszeremonie der Golden Globes: „Sie kam gerne in einem roten Kleid. Die Farbe ihrer Kleidung musste unbedingt auffallend sein, das war ihr wichtig. Und dann gingen wir über den roten Teppich und die Fotografen sammelten sich um sie herum. Da konnte hinter ihr der größte Star vorbeigehen, die Fotografen hielten nur auf Zsa Zsa Gabor drauf. Später hieß es: Wenn Zsa Zsa vor dir läuft, halte dich zurück, geh erst, wenn sie weg ist, sonst bekommst du keine Fotos.“

Zsa Zsa Gabor: “Ein kleiner Skandal ist die beste Publicity”

Doch nicht nur mit kessen Sprüchen und gewagten Kleidern schaffte es die Hollywood-Diva auf die Titelseiten: „Zsa Zsa Gabor wusste, wie man Skandale macht“, erklärt ihr letzter Ehemann Frédéric von Anhalt. Der Witwer geht sogar so weit, zu sagen, dass seine Frau es regelrecht genossen habe, Skandale zu verursachen. Wie er erklärt, habe ihn Gabor damit ganz schön auf Trab gehalten: „Ich fahre im Auto über den Sunset Boulevard, will eben nach Hause, da höre ich in den Radionachrichten: Breaking News, Zsa Zsa Gabor festgenommen.“

Was passiert war, sollte später am Tag nicht nur von Anhalt, sondern bald auch der Rest der Welt herausfinden. Gabor wurde von einem Polizeibeamten in ihrem Rolls Royce angehalten und konnte keinen gültigen Führerschein vorweisen. „Der Polizist war dann wohl ein bisschen frech“, erklärt von Anhalt. „Doch Zsa Zsa Gabor, die schoß bei so etwas immer sofort zurück. Die hat sich den Umgangston einfach nicht gefallen lassen.“ Die ungarische Berühmtheit gab dem Beamten eine Ohrfeige. Der darauffolgende Prozess dauerte 14 Tage und wurde von den Medien mit großem Interesse verfolgt. „So ging das jeden Tag. Die Zuschauer wussten schon, um 17 Uhr geht’s los, da hat Zsa Zsa Gabor ihre Gerichtsverhandlung“, erinnert sich Frédéric von Anhalt.

Auf den Prinzen, der derartige Skandale aus Europa nicht gewöhnt war, wirkten diese ersten Skandale noch befremdlich: „Damit konnte ich nicht so richtig etwas anfangen. Aber später, als ich länger in Hollywood lebte, merkte ich, die Skandale gehören dazu. Die sind oft sogar wichtiger als die Filme.“

„Es muss nicht der Wahrheit entsprechen, der Punkt ist, dass die Leute über mich reden.“

Nach Ansicht des Prinzen waren Skandale für Gabor vor allem ein gutes PR-Werkzeug. Hatte sie das Gefühl, dass den Vorgängen die nötige Brisanz fehlte, erzählt von Anhalt, neigte sie dazu, den Fakten in ihrer Erzählung einfach noch etwas zusätzliche Würze zu verleihen. Auf ihre Ausschmückungen angesprochen sagte die Diva einmal: „Es muss nicht der Wahrheit entsprechen, der Punkt ist, dass die Leute über mich reden.“ In diesem Punkt schien Zsa Zsa Gabor viel mit ihrer Mutter Jolie und ihrer Schwester Eva Gabor – beide ebenfalls Schauspielerinnen und Promis – gemein zu haben. Das Erfinden „alternativer Fakten“ über das eigene Leben schien so etwas wie ein Familiensport.

Cindy Adams, langjährige Freundin der Familie, erzählte einmal in einem Interview: „Sie hat über alles gelogen.“ Adams, die auch eine Biografie über Jolie Gabor verfasst hat, erinnert sich etwa an einen Vorfall, der passierte, während sie an ihrem Buch arbeitete: Zsa Zsa Gabors jüngere Schwester Eva stand kurz vor ihrer Hochzeit mit einem katholischen Mann und trug ein riesiges Kreuz zur Schau. Auf die Frage, warum ihre jüdische Tochter eine christliche Insigne trug, soll Jolie Gabor geantwortet haben: „Evas künftiger Gatte hasst die Juden. Im Buch machst du uns bitte zu Katholiken.“ Laut Adams hätten sich die Gabors nicht im geringsten um die faktische Wirklichkeit gekümmert: „Es steckte meist nicht mal ein Körnchen Wahrheit hinter den Dingen.“

Der Hang, es mit der Wahrheit nicht zu genau zu nehmen, verband Zsa Zsa Gabor auch mit ihrem letzten Ehemann. Ebenso wie in der von ihnen geliebten Welt von Hollywood, ging es Gabor und von Anhalt immer nur um das Erzählen großartiger Geschichten. Jedes neue Interview, jeder öffentliche Auftritt war für sie die Chance, ihren sowieso schon unglaublichen Erzählungen noch eins draufzusetzen. War ein Detail nicht dramatisch oder witzig genug, wurde es aufgeblasen, geändert oder einfach gestrichen. Dies führte auch dazu, dass bestimmte Aspekte ihrer beiden Biografien heute nur noch teilweise und mithilfe der Aussagen Dritter nachvollzogen werden können.

Auch der Prinz erscheint wie eine mysteriöse Gestalt aus einem Hollywood-Märchen, die Umstände, wie er letztendlich zu seinem Adelstitel gekommen ist, liegen zum Teil im Dunkeln. Fakt ist, mit 36 Jahren ließ er sich von Marie Auguste Prinzessin von Anhalt gegen das Versprechen einer monatlich zu zahlenden Rente adoptieren. Für die Vermittlung des Kontaktes sollte er eine Gebühr von 200.000 Mark an einen Titelhändler zahlen. Dieser Verpflichtung entzog er sich jedoch.

Von Anhalt scheint halb gewiefter Hochstapler, halb Entertainer. Es ist daher wohl auch keine Überraschung, dass der Prinz, selbst Mitglied der republikanischen Partei, ein großer Fan von US-Präsident Donald J. Trump ist.

Eine Liebesgeschichte wie in einer romantischen Komödie

Wie bei jeder Geschichte über Gabor und von Anhalt, sind auch die Details ihrer ersten Begegnung heute nicht mehr exakt nachzuvollziehen. Der Budapester Zeitung erzählt der Prinz die Begebenheit wie folgt: Beim Versuch, Kontakte zu Hollywoods High Society zu knüpfen, besucht von Anhalt eine Party des Schriftstellers Sydney Sheldon. Natürlich trägt er als „echter“ Prinz eine Uniform und lässt sich von einem kurzfristig angeheuerten Chauffeur und einem Sicherheitsmann in einem Rolls-Royce-Cabrio herumfahren. Die Verkleidung reicht, um bis in die exklusive Gesellschaft vorzudringen. „In Deutschland hätten sie mich in die Irrenanstalt gesteckt, aber in Hollywood geht alles“, ergänzt von Anhalt lachend und fährt fort: „Dann hat sich ein Spalt geöffnet und hier kommt Zsa Zsa Gabor. Sie sagt, oh, ich spreche auch Deutsch und kommt zu mir. Wir haben fünf Minuten gesprochen, danach hat sie mich allen Leuten als ihren besten Freund aus Deutschland vorgestellt. So ist das damals passiert.“

Wie ein entzaubertes Aschenputtel geht von Anhalt später nach Hause. Doch schon am nächsten Tag schickt Zsa Zsa Gabor ihren Chauffeur, um ihren Prinzen vom Hilton-Hotel abzuholen und in ihre Residenz nach Bel Air bringen zu lassen. „Und dann war ich drin“, fasst von Anhalt den Beginn ihrer Beziehung zusammen. Ob diese Geschichte tatsächlich die ganze Wahrheit ist oder nur eine zugespitzte, medienwirksame Version derselben, ist nicht klar. Doch wie dem auch sei – Gabor hatte ein Auge auf den vor Selbstbewusstsein strotzenden deutschen Prinzen geworfen und ab da konnte die beiden nichts mehr trennen.

Wer die Hosen in der Beziehung anhatte, zeigen auch die Umstände ihrer Hochzeit 1986. Von Anhalt erinnert sich daran, dass er eines Morgens zum Frühstück runterkam und in der Halle bereits von Gabors Anwalt, Sekretär, Manager und Presseagenten erwartet wurde: „Der Presseagent klopft mir auf die Schulter und sagt zu mir: ‚Wir machen das dann am vierzehnten.‘ Ich frage: ‚Was machen wir dann?‘ Und er antwortet: ‚Na, die Hochzeit.‘ So ist das damals gelaufen. Ich habe dann gesagt, dass das aber nicht geht, weil ich dann nach Deutschland muss. Ich hatte ja meine Geschäfte dort. Plötzlich kam Zsa Zsa raus in die Halle und zeigt mit den Fingern auf mich. Sie sagt: ‚Wenn du nach Deutschland gehst, wirst du mich nie mehr wiedersehen.‘“ Natürlich blieb von Anhalt an Ort und Stelle und heiratete am 14. August 1986 Zsa Zsa Gabor.

Die Hochzeit wurde von der Öffentlichkeit mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar stimmte fast jeder mit Gabors Mutter Jolie überein, die einst sagte: „Zsa Zsa Gabor war jetzt acht Mal verheiratet, beim nächsten Mal muss ein Prinz oder Graf her.” Allerdings wurde von Anhalt teilweise auch misstrauisch beäugt. Ausgerechnet Mutter Jolie Gabor täuschte am Hochzeitstag einen Herzinfarkt vor, um die Heirat noch in letzter Minute zu verhindern. Geändert hat es nichts, die Zeremonie fand wie geplant statt.

Doch waren Gabor und von Anhalt wirklich verliebt? „Sich nur deshalb scheiden zu lassen, weil man einen Mann nicht mehr liebt, ist fast so dumm, wie zu heiraten, nur weil man es tut“, soll die ungarische Diva einmal gesagt haben. Doch von Anhalt ist sich sicher: „Zsa Zsa war vom ersten Tag an in mich verliebt!“ Von sich selbst behauptet der Prinz jedoch, dass er ihre Liebe erst mit der Zeit erwidert habe.

Zerbrechlicher Familienfrieden

Was auch immer Zsa Zsa Gabors Mutter und ihre Schwestern über Frédéric Prinz von Anhalt gedacht haben mögen, die Familie brauchte einen Mann wie ihn, der dabei half, ihre extravaganten Existenzen am Laufen zu halten. Nach eigenen Aussagen ist der Prinz häufig durch das ganze Land gereist, um etwa für Jolie Gabor Personalfragen zu regeln. „Die Mutter war eigentlich immer der General der Familie“, erklärt von Anhalt. „Erst wenn sie ihr OK gegeben hat, durfte etwas gemacht werden. Die Töchter haben fast immer auf sie gehört.“ Sowohl Magda und Eva als auch Zsa Zsa Gabor fuhren häufig zum Anwesen der Mutter in Palm Springs, um sich Rat zu holen.

Als einziger Mann in einer Familie von, wie der Prinz sagt, streitsüchtigen Frauen war es aber auch häufig von Anhalts Job, den Familienfrieden aufrechtzuerhalten. „Das war für mich oft harte Arbeit, die zusammenzuhalten“, erinnert er sich. „Die haben sich auf Ungarisch gestritten, da wusste ich natürlich nicht, wer hier jetzt recht hat. Aber ich wusste, wenn sie aneinandergeraten sind, musste ich wieder Frieden schaffen. Man hat sich dann oft eine Weile lang nicht gesehen und dann habe ich sie wieder zusammengebracht.“

Der letzte Akt

2002 war Zsa Zsa Gabor in Los Angeles in einen Verkehrsunfall auf dem Sunset Boulevard verwickelt, der sie fortan an den Rollstuhl fesselte. Wenige Jahre später erlitt sie zudem einen Schlaganfall. Ab diesem Zeitpunkt verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand der Hollywood-Diva zunehmend. Anfangs planten Gabor und von Anhalt gemeinsam nach Ungarn umzuziehen. „Sie wollte in ihre Heimat zurückkehren. Auch weil man ihr damals empfohlen hatte, sie solle Thermalbäder besuchen. Sie brauchte Massagen und Physiotherapie. Ich hatte da mit einem ungarischen Arzt gesprochen und der sagte, in Budapest wäre man da perfekt aufgehoben. Dort könne man das alles machen.“

Dem Umzug setzte sich allerdings Gabors Tochter aus zweiter Ehe, Francesca Hilton, entgegen. Diese hatte schon immer eine schlechte Beziehung zu Frédéric Prinz von Anhalt und fürchtete, dieser würde so einen Keil zwischen Mutter und Tochter treiben. Wie von Anhalt erklärt, habe ihm Hilton damals die sprichwörtliche Pistole auf die Brust gesetzt: „Wenn ihr geht, bringe ich mich um“, soll sie gesagt haben, weshalb das Paar mit der Umsetzung seiner Pläne zögerte. Die Zeit nahm ihnen schließlich die Entscheidung ab, denn Zsa Zsa Gabor war schon bald zu krank, um noch weite Reisen auf sich nehmen zu können.

Bald kostete es den Prinzen, wie er sagt, große Überredungskünste, um seine Frau überhaupt aus dem Haus zu locken: „Meine Frau sagte, im Rollstuhl gehe ich überhaupt nicht raus! Da habe ich mal Liz Taylor angerufen, die auch im Rollstuhl saß, und habe sie gebeten: ‚Komm doch mal her und zeig ihr, wie du das machst.‘“ Von Anhalt war sich sicher: „Wenn ich sie einmal rausbekomme, geht sie immer wieder.“

2011 musste Zsa Zsa Gabor nach einer Entzündung im Unterschenkel das rechte Bein oberhalb des Knies abgenommen werden. Danach konnte sie ihr Bett nur noch selten verlassen. „In den letzten Jahren hat sie nicht mehr so gut sehen können und auch nicht mehr alles mitbekommen, aber sie konnte meine Hand drücken. Dadurch wusste ich, sie war noch bei mir“, verrät von Anhalt. Die Kunde vom Tod ihrer langjährigen Freundin Elizabeth Taylor erschütterte sie 2011 so sehr, dass ihr Mann beschloss, sie von weiteren schlechten Nachrichten abzuschirmen. So erfuhr Gabor auch nie, dass ihre Tochter Francesca im Januar 2015 an einem Schlaganfall verstarb.

Nach Jahren der Krankheit verstarb Zsa Zsa Gabor am 18. Dezember 2016, nur drei Monate vor ihrem 100. Geburtstag.

Die große Rückkehr in ihre ungarische Heimat

Entsprechend den Wünschen seiner verstorbenen Frau organisiert Frédéric Prinz von Anhalt nun die Beisetzung in Budapest. Es soll ein Begräbnis werden, dass dem Leben der Hollywood-Diva angemessen ist. Nach eigenen Aussagen ist der Prinz überrascht, wie viele Menschen hier in Ungarn noch für Zsa Zsa Gabor schwärmen. „Ich wusste nicht, dass sie hier so beliebt ist“, sagt er. „Ihr Name ist noch immer groß in Ungarn. Das habe ich in den letzten vier Tagen hier in Budapest besonders erfahren können. Da habe ich mir gedacht, es wäre doch schön, wenn sich vielleicht das Kultusministerium einklinken und sagen würde, lass uns mal was machen. Ich wäre zu allem bereit.“

Ihre letzte Ruhe soll die Hollywood-Diva auf dem Budapester Friedhof an der Fiumei út finden, von Anhalt bittet zudem um die Ehre eines Staatsbegräbnisses – wohl auch aus finanziellen Gründen. Zu diesem, sagt er, wolle er nicht nur Zsa Zsa Gabors Stern vom Walk of Fame in Hollywood mitbringen, der am Grabstein angebracht werden soll, sondern auch zahlreiche Prominente, die der Ungarin ihre letzte Ehre erbieten wollen. Bis der Traum von der großen Hollywood-Beerdigung wahr wird, verbleiben die sterblichen Überreste in einer Urne im Wohnzimmer von Frédéric von Anhalt in Bel Air.

Für die Zukunft plant der Prinz, der bald selbst dauerhaft zurück nach Europa, genauer gesagt nach München ziehen möchte, zudem die Einrichtung eines Zsa-Zsa-Gabor-Museums in Budapest, in dem es allerlei Memorabilia aus dem aufregenden Leben des ersten Hollywooder It-Girls zu sehen geben soll. Die Diva würde es wohl freuen, wenn sie wüsste, dass sie auf diese Weise noch immer von sich reden macht.