Wo befindet sich der abendstern

Am 30. April erreicht die Venus ihren größten Glanz. Neben Sonne und Mond ist sie das hellste Objekt am Nachthimmel. Ab halb zehn Uhr abends kann man den inneren Planeten gut beobachten. Die Sonne wird ab 20.32 Uhr untergehen und die Nacht einläuten.  

Wer seinen Blick eine Stunde später gen Westen richtet, wird hoch oben am Firmament den Mond erblicken. Weiter unten bewegt sich die Venus und wird in den nächsten Stunden hinterm nordwestlichen Horizont verschwinden. Gegen ein Uhr nachts wird man sie nicht mehr sehen können.

Doch zuvor erleuchtet sie die Nacht als Abendstern. Mit -4,7 mag erreicht der zweite Planet unseres Sonnensystems seine höchste abendliche Leuchtkraft. Hinter der Bezeichnung mag verbirgt sich Magnitude, die scheinbare Helligkeit eines Objektes. Ihre Zahl gibt an, wie hell ein anderer Himmelskörper oder Fixstern ist, wenn man ihn von der Erde aus betrachtet. Je geringer die Zahl, desto heller der Stern. Zum Vergleich: Die Sonne hat von der Erde aus getrachtet eine absolute Helligkeit von zirka -27 mag, der Vollmond von fast -13 mag und der Polarstern leuchtet mit fast 2 mag. Dies zeigt auch, dass nicht der Polarstern der hellste Stern am Himmel ist.

Doch warum leuchtet die Venus über Monate hinweg so hell? Das erklärt Carolin Liefke, wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Haus der Astronomie in Heidelberg: "Da spielen sich zwei Effekte gegeneinander aus. Zum einen sind Erde und Venus je nachdem wo sie sich auf ihren Umlaufbahnen um die Sonne befinden unterschiedlich weit voneinander entfernt. Je näher sie sich kommen, desto größer erscheint die Venus und desto heller ist sie. Zum anderen hat die Venus Phasen, ähnlich wie der Mond, und je größer der beleuchtete Anteil der Venusoberfläche, desto heller ist sie. Zur Zeit befinden wir uns zwischen Voll- und Halbvenus (Anmerkung der Redaktion: Anfrage wurde am 7. Februar 2020 gestellt), aber die Venus ist noch weit weg. Im April wird die Venus zur Sichel, die uns zwar größer erscheint, aber gleichzeitig immer schmaler wird."

Ein tatsächlicher Helligkeitsunterschied ist aber nur für Experten mit den entsprechenden Messgeräten wahrzunehmen. Bereits seit Jahresbeginn leuchtet die Venus hell am Himmel. Bis Ende Mai wird der Planet weiterhin als Abendstern zu sehen sein. Im Juni wird die Venus dann als Morgenstern am Himmel erscheinen. Ihre volle morgensternliche Leuchtkraft wird sie am 10. Juli erreichen - doch auch hier bleibt anzumerken, dass sich der tatsächliche Unterschied nur auf hintere Nachkommastellen bezieht.

Kurz nach Sonnenuntergang erstrahlt im November der Abendstern am Horizont. Lest hier, welcher Himmelskörper sich hinter dem hellen Licht verbirgt und in welch auffälliger Gesellschaft er sich befindet. 

Unsere GEOlino.de-Rubrik „Hallo Himmel“ entsteht in Zusammenarbeit mit dem Planetarium Hamburg. Hier erklärt euch die Astrophysikerin Dr. Mariana Wagner vom Sternentheater jeden Monat ein aktuelles Himmelsphänomen zum Beobachten, Staunen und Weitererzählen.

Was ist ein Wanderstern?

Wandersterne sind keine klassischen Sterne wie etwa der Polarstern, der hellste Stern im Sternbild Kleiner Bär. "Wanderer" ist die Übersetzung für das altgriechische Wort planētēs (πλανήτης), auf das auch unser deutsches Wort "Planet" zurückgeht. Wandersterne sind also die Planeten unseres Sonnensystems. Dazu gehört auch unser Nachbar, die Venus – die aktuell als sogenannter Abendstern erstrahlt.

Was macht Venus zum „Abend“- oder „Morgenstern“?

Die ganze Nacht über können wir nur Planeten am Himmel sehen, deren Umlaufbahnen sich hinter der unsrigen befinden. Am längsten zeigen sie sich uns, wenn sie in sogenannter Opposition zur Sonne stehen. Dann bilden Sonne, Erde und Planet eine Art Perlenkette – wir in der Mitte.

Mit Venus wäre dies nie möglich. Denn als zweiter Planet unseres Sonnensystems wandert sie innerhalb der Erdbahn um die Sonne. Daher findet man Venus immer in ihrer Nähe. Und das sehr auffällig: Nach dem Mond leuchtet kein Himmelskörper so hell wie der Abend- oder Morgenstern.

Wann leuchtet der Abendstern?

Im November geht die Sonne bereits vor 17 Uhr unter. Etwa eine halbe Stunde danach leuchtet Abendstern Venus tief am Südwesthorizont. Mehr als doppelt so hoch weiter links zeigt sich der Gasgigant Jupiter. Es ist der größte aller Planeten. Und obwohl Venus zwölfmal kleiner ist als Jupiter, leuchtet sie viel heller – einfach, weil sie viel näher an uns dran ist.

Doch auch der Gasriese ist nicht zu übersehen. So sind Venus, Jupiter und der Mond die hellsten Gestirne an unserem Himmel.

Beeindruckender Blick

Vom 7. bis 12. November sind die drei Himmelskörper besonders schön anzuschauen. Dabei werden sie von dem unauffälligeren Saturn begleitet. Jeden Abend bietet sich euch ein etwas anderer Anblick. Unser Mond wandelt sich dabei von einer schlanken Sichel zum Halbmond. 

Wenn ihr euch unsicher seid, welche hellen Lichtpunkte ihr dort oben seht, greift einfach zum Smartphone. Unsere App-Tipps findet ihr hier:

Sternenhimmel im April

Der April 2020 bietet am Sternenhimmel einiges. Vor allem die Venus ist auffällig: Sie steht nach Sonnenuntergang hell strahlend im Westen.

  • Der „Stern“, der derzeit im Westen hell am Abendhimmel strahlt, ist der Planet Venus
  • Die Venus trägt auch die Spitznamen „Morgenstern“ und „Abendstern“
  • Wie man Planeten und Sterne unterscheiden kann und was im April 2020 am Sternenhimmel zu sehen ist

Sie ist bereits seit Monaten hell am Abendhimmel zu sehen, doch offenbar fällt sie vielen Menschen erst jetzt richtig auf: Die Venus. Das ist kein Wunder: Der Himmel ist derzeit häufig sternenklar, die Temperaturen werden im Frühling angenehmer - da hat man es bei Anbruch der Dunkelheit vielleicht nicht ganz so eilig, ins Warme zu kommen und bewundert auch einmal kurz den Sternenhimmel.

Venus strahlt heller als die Sterne - Planet gilt als „Morgenstern“ und „Abendstern“

Dort ist die Venus abends derzeit kaum zu übersehen, sie erscheint kurz nach Sonnenuntergang im Westen und strahlt dort hell. Der Nachbarplanet der Erde ist nicht immer am Himmel zu sehen, doch wenn er sichtbar ist, dann ist er sehr auffällig: Die Venus steht dann entweder als hell strahlender „Stern“ am Abend- oder am Morgenhimmel - daher hat sie auch ihre beiden Spitznamen: Sie gilt als „Morgenstern“ und „Abendstern“ - dabei ist die Venus natürlich kein Stern, sondern ein Planet.

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Dass es sich bei dem hell strahlenden „Stern“, der derzeit abends im Westen zu sehen ist, um einen Planeten und nicht um einen Stern handelt, kann man mit bloßem Auge erkennen - wenn man genau hinschaut und weiß, worauf man achten muss. Generell gilt, dass das Licht von Sternen, die deutlich weiter von der Erde entfernt sind, häufig flackert. Es wird von der Erdatmosphäre gestört. Das Licht von Planeten, die der Erde deutlich näher sind, wird weniger gestört und flackert in der Regel nicht (Ausnahme: starke Turbulenzen in der Erdatmosphäre).

Wer den Sternenhimmel regelmäßig beobachtet, wird außerdem feststellen, dass sich die Position der Sterne in Bezug zueinander nicht verändert - der „Große Wagen“ beispielsweise wandert zwar über den Himmel, die Form des Sternbilds bleibt jedoch immer bestehen. Planeten „wandern“ jedoch durch die Sternbilder: Sie bewegen sich jede Nacht ein Stückchen weiter. Aus diesem Grund wurden Planeten früher „Wandelsterne“ genannt.

Planet Venus strahlt besonders hell - Annäherung an die Plejaden am 3. April

In Punkto Helligkeit kann jedoch kein Planet mit der Venus mithalten. Ende April erreicht die Venus ihren so genannten „größten Glanz“, ihre größte scheinbare Helligkeit. Die steigt im April auf -4,8 mag - der höchste Wert, den die Venus überhaupt erreicht. Vergleichbar ist diese Helligkeit in etwa mit der schmalen Mondsichel. Die Sonne (-26,7 mag) und der Vollmond (-12,7 mag) sind die einzigen Himmelsobjekte, die heller als die Venus sind.

Die Venus zieht im April durch das Sternbild Stier. Besonders sehenswert war der Anblick der Venus am 3. April: Der Planet Venus stand im offenen Sternhaufen Plejaden, dessen hellste Sterne man bereits mit bloßem Auge gut erkennen kann.

Vom 24. bis 28. April zieht der zunehmende Mond als sehr schmale Sichel an der Venus vorbei - auch das dürfte sehenswert sein. Im Mai verschwindet die Venus als „Abendstern“, um im Juni wieder aufzutauchen: Als „Morgenstern“ am Morgenhimmel.

Wer neben der Venus weitere Planeten am Himmel sehen möchte, der muss derzeit morgens früh aufstehen: Vor Sonnenaufgang sind im Südosten gleich drei Planeten zu sehen: Jupiter, Saturn und Mars. Am 15. April wandert der abnehmende Halbmond an dieser Planetenparade im Südosten vorbei - gegen 5 Uhr morgens steht der Mond zwischen Jupiter und Saturn.

Sternenhimmel im April 2020: „Supermond“ und Sternschnuppen

Am 8. April 2020 um 4.35 Uhr ist der Mond voll, am Abend vorher kommt er der Erde mit 356.910 Kilometern besonders nah. Dieses Zusammentreffen von Erdnähe und Vollmond - umgangssprachlich auch „Supermond“ genannt - führt regelmäßig zu Springfluten und starken Gezeiten. Ein weiteres Highlight, das der Monat April im Jahr 2020 zu bieten hat, sind die Sternschnuppen der Lyriden. Ihr Höhepunkt ist am 22. April 2020 morgens.

Außerdem gibt es immer wieder die Möglichkeit, die „Starlink“-Satelliten von SpaceX bei einem Überflug zu beobachten. Die Satelliten sind in der Regel morgens vor Sonnenaufgang oder abends nach Sonnenuntergang am Himmel zu beobachten - sie sehen aus wie eine Lichterkette, die schnell über den Himmel zieht. Außerdem gibt es im April und Mai möglicherweise einen Kometen, der mit bloßem Auge zu sehen sein wird. Der April hat für Sternengucker also jede Menge zu bieten - auch dann, wenn man den Blick nur zufällig zum Himmel hebt.

Von Tanja Banner