Wie viele Vegetarier und Veganer gibt es in Deutschland?

Am 1. Oktober wird der internationale "Weltvegetariertag" gefeiert. Er wurde anlässlich des Welt-Vegetarier-Kongresses 1977 in Schottland von der "North American Vegetarian Society" eingeführt, findet seither immer am 1. Oktober statt und erinnert jedes Jahr an die Vorteile einer fleischfreien Lebensweise.

Zum Weltvegetariertag bietet der VEBU (Vegetarierbund Deutschland) einen Rundumblick auf aktuelle Zahlen und Entwicklungen. In Deutschland leben mittlerweile sieben Millionen Vegetarier, das sind etwa 8-9 Prozent der Bevölkerung. Mindestens 800.000 Menschen davon ernähren sich vegan, Tendenz steigend. Nach einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg hat sich die Zahl der vegetarisch lebenden Menschen seit 1983 mehr als verfünfzehnfacht. Damals ernährten sich nur etwa 0,6 Prozent der Bevölkerung vegetarisch. Der Anstieg im Konsum vegetarischer Produkte zeigt den Boom, den die vegetarische Lebensweise weiterhin erfährt. Das Wachstum im Marktsegment vegetarischer Teilfertigprodukte im Lebensmitteleinzelhandel ist so hoch wie nie zuvor. Der Umsatz hat sich innerhalb von vier Jahren nahezu verdreifacht. Aktuell ist ein Umsatzplus von 34 Prozent zu verzeichnen. In jeder mittelgroßen Stadt Deutschlands gibt es mittlerweile vegetarisch-vegane Cafés und Restaurants. Allein in Berlin gibt es über 50 vegetarische Gastronomiebetriebe – von Fastfood bis hin zu Gourmetspeisen. Auch bei der Kochausbildung tut sich einiges. Das VEBU-Projekt "Vegucation" setzt sich seit Oktober 2012 für die Aus- und Weiterbildung vegetarischer Köche ein. Für Veggiefreunde, die lieber daheim zum Kochlöffel greifen, mangelt es nicht an Rezepten. Stetig wächst die Zahl der vegetarischen und veganen Kochbücher. Sie beherrschen aktuell die deutschen Bestsellerlisten. Der typische Vegetarier ist weiblich, jung, überdurchschnittlich gebildet und lebt in der Großstadt. Dies ergab die Vegetarierstudie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter 4.000 vegetarisch und vegan lebenden Menschen. Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des VEBU und der Firma Tofutown kam außerdem zu dem Ergebnis, dass in Deutschland aktuell 42 Millionen sogenannter "Teilzeitvegetarier" bzw. "Flexitarier" leben. Knapp zwei Drittel aller Frauen und 38 Prozent der Männer sind laut eigenen Angaben bereits "Teilzeitvegetarier". Die Gründe, warum sich immer mehr Menschen für eine fleischfreie Ernährung entscheiden, sind vielfältig. Tierliebe und Kritik an der Massentierhaltung, der Wunsch nach aktivem Klima- und Umweltschutz, die Problematik des Welthungers sowie Lebensmittelallergien oder andere gesundheitliche Probleme spielen eine Rolle. Die am häufigsten angegebenen Gründe für eine vegetarische Lebensweise sind moralisch-ethischer Natur. Eine ausgewogene Ernährung vorausgesetzt, haben vegetarisch lebende Menschen einige Gesundheitsvorteile. Eine Studie der London School of Hygiene and Tropical Medicine hat zwölf Jahre lang den Gesundheitszustand von Vegetariern mit dem von Mischköstlern verglichen. Das Ergebnis: Wer sich fleischfrei ernährte, hatte niedrigere Blutdruck- und Blutfettwerte, eine bessere Nierenfunktion und ein gesünderes Körpergewicht. Die Sterberate bei den Vegetariern war um 20 Prozent und die Krebstodesrate sogar um 40 Prozent niedriger als bei der fleischessenden Kontrollgruppe. Zudem leben Vegetarier statistisch gesehen allgemein gesünder. Sie rauchen seltener, trinken weniger Alkohol und bewegen sich mehr als die Durchschnittsbevölkerung. Bewusste Vegetarier haben so die Aussicht auf ein gesünderes und ein längeres Leben. Pro Jahr und Person werden in Deutschland rund 60 Kilogramm Fleisch verzehrt. Wenn alle Bundesbürger einen fleischfreien Tag in der Woche einlegen, werden pro Jahr rund 688 Millionen Kilogramm weniger Fleisch gegessen. Zum Vergleich: Um 1 Kilogramm Rindfleisch zu produzieren werden 15.500 Liter Wasser benötigt, mehr als zehn Mal so viel wie für ein Kilogramm Brot. Verglichen mit einer Ernährung, die Fleisch beinhaltet, verbraucht eine vegetarische Ernährung über eine halbe Million Liter Wasser weniger pro Jahr. Ein fleischfreier Tag in der Woche wäre laut VEBU ein guter Anfang. Nach einer Studie der FAO (Landwirtschaftsorganisation der UNO) ist die sogenannte Nutztierhaltung zu rund einem Fünftel für den Treibhauseffekt verantwortlich. Viehzucht schädigt das Klima damit stärker als der gesamte Verkehrssektor. Der Ressourcenverbrauch für die Viehhaltung ist immens. Insgesamt werden rund 90 Prozent der Zerstörung des tropischen Regenwaldes durch Massentierhaltung verursacht. Alle zwei Sekunden wird ein Waldgebiet von der Größe eines Fußballfeldes zerstört – größtenteils für die Neugewinnung von Weideflächen und zum Futtermittelanbau. Der Wasserhaushalt, das Klima und der Kohlendioxidgehalt der Luft werden nachhaltig verändert. Rund 50 Prozent der weltweiten Getreideernte und 90 Prozent der globalen Sojabohnenernte werden an sogenannte "Nutztiere" verfüttert. Potenzielle Nahrungsmittel landen so im Trog statt auf dem Teller.

Weitere Informationen gibt es unter www.vebu.de



Hier erklären wir das neue vegetarische Produkt Quorn

Noch vor einigen Jahren waren pflanzliche Fleisch- und Wurstalternativen nur in ausgewählten Bioläden zu finden. Heute gehören sie in jedem Supermarkt zum Sortiment. ProVeg analysierte, was zwischen 2018 und 2020 im europäischen Einzelhandel über das Warenband lief. Das Ergebnis präsentiert der Plant-based Food Sector Report: Deutschland ist in Europa einer der größten und am schnellsten wachsenden Märkte für Fleischalternativen. Zwischen Oktober 2019 und September 2020 setzten Supermärkte mit Veggie-Fleischersatz 357 Millionen € um, etwas mehr als die Hälfte davon mit veganen Produkten.

Vegan-Trend: Milchalternativen boomen

Pflanzenmilch ist hierzulande ein echter Verkaufsschlager und das Alternativprodukt mit dem größten Umsatz – 2019 waren es knapp 400 Millionen €. Am beliebtesten ist Hafermilch, gefolgt von Soja- und Mandelmilch. Die Menschen entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen für pflanzliche Alternativen: Wegen des günstigen Nährstoffprofils, aus Geschmacksgründen oder für den Tierschutz. Außerdem spielen die geringere Umweltbelastung, eine Kuhmilchallergie beziehungsweise Laktoseintoleranz oder der Wunsch nach mehr Abwechslung auf dem Speiseplan eine Rolle.

Wie viele Vegetarier und Veganer gibt es in Deutschland?
Die Herstellung von Pflanzenmilch benötigt weniger Fläche und verursacht geringere Treibhausgas-Emissionen als die von Kuhmilch. Bild: ProVeg / Pflanzenmilch-Report

Ob Cashew-Parmesan oder Mandel-Mozzarella: Für viele Käsesorten gibt es mittlerweile pflanzliche Alternativen. Als Grundlage setzen die Hersteller auf vielfältige Rohstoffe wie Nüsse, Stärke, Hefeflocken, Kokosöl und Vollkornreis. Veganer Käse liegt im Trend: Deutschland hat in Europa einen der am stärksten wachsenden Märkte für Käsealternativen. Auch deshalb, weil das Potenzial für Innovationen groß ist: Die Menschen wünschen sich noch deutlich mehr gute, bezahlbare Alternativen zu Camembert, Frischkäse und Co.

Wie viele Vegetarier und Veganer gibt es in Deutschland?

Käsealternativen lassen sich zum Beispiel aus Mandeln, Cashews, Sojajoghurt und Hefeflocken zubereiten. ProVeg präsentiert die 10 leckersten veganen Käsesorten mit Rezepten für die Zubereitung zu Hause.

Dass immer mehr vegane Alternativprodukte gekauft werden, liegt auch an den aufgeschlossenen jungen Menschen. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung ernährten sich 2020 doppelt so viele 15- bis 29-Jährige vegetarisch oder vegan. Drei Viertel dieser Altersgruppe lehnen die heutige Fleischproduktion ab. Diese Generation wünscht sich mehr Klimaschutz und bessere Tierschutzstandards. Die eigene Ernährungsform sieht die Generation Z als politisches Statement.

Wie viele Vegetarier und Veganer gibt es in Deutschland?

Vor allem junge Menschen entscheiden sich immer öfter für eine pflanzliche Ernährung. Welche Nährstoffe für Kinder und Jugendliche besonders wichtig sind.

Mehr und mehr Veggie-Produkte werden mit dem V-Label ausgezeichnet. Das V-Label ist ein international geschütztes Qualitätssiegel zur Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Produkten. Laut einer Studie von 2021 kannten es 66 % der Verbraucher:innen. Damit hat es seit 2020 von 40 getesteten Gütesiegeln den größten Bekanntheitszuwachs erlebt. In Deutschland trugen es 2021 bereits 10.000 Produkte, weltweit sind es 40.000. Mit der Lizenzierung von Burger-King-Produkten wurde es in Deutschland erstmals an die Gastronomie vergeben.

Vegan kochen: so einfach wie nie

Ob für Neulinge oder Gourmets, für Sporttreibende oder Reisefreudige: Mittlerweile gibt es hochwertige vegane Koch- und Backbücher für jeden Geschmack. Hinzu kommen zahlreiche Foodblogs im Internet, die mit abwechslungsreichen Rezepten und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zeigen, wie lecker und unkompliziert das Kochen mit Gemüse, Hülsenfrüchten und Co. ist. Die zugehörigen Instagram-Kanäle haben Hunderttausende Fans und zeigen: Vegane Küche inspiriert.