Wie viele Punkte gibt ein Grand Slam Sieg?

Wenn man sich ein Tennisturnier im Fernsehen anschaut, wird immer wieder darauf hingewiesen, wer gesetzt ist und auf welcher Position. Diese Setzliste, die die Grundlage aller Turniere - selbst der kleinen Nachwuchsturniere - darstellt, basiert auf der Weltrangliste. Es gibt eine solche bei den Damen und bei den Herren und auch beim Doppel. Getrennt wird nach Damen und Herren durch die Verbände. Bei der ATP findet man die aktuelle Reihung für Herren-Einzel und Herren-Doppel, bei den Damen ist die WTA zuständig.

Grundlage der Weltrangliste sind die besten Ergebnisse der letzten 12 Monate, also des abgelaufenen Jahres. Fängt eine neue Woche an, dann fallen die eroberten Punkte aus der ältesten Woche heraus, sodass es immer ein Jahr ist, das zusammengerechnet wird und das Jahr bewegt sich ständig. Im Juli 2014 wird bis zum Juli oder August 2013 zurückgerechnet, abhängig vom aktuellen Tag.

Wie viele Punkte gibt ein Grand Slam Sieg?
Bildquelle: pixabay.com / leausmith

Die zweite Grundlage sind die zu vergebenden Punkte. Bei den Grand Slam Turnieren gibt es die meisten Punkte, bei kleinen Turnieren gibt es viel weniger Punkte zu holen, dafür ist dort die Chance zu gewinnen höher, weil weniger Stars mitspielen. Und neben den Punkten gibt es als dritte Grundlage einen Schlüssel, wie viele Turniere berücksichtigt werden.

ATP-Weltrangliste

Bei der ATP werden die Herren nach der Vorgabe gereiht, dass die maximal besten 19 Ergebnisse berücksichtigt werden. Dazu zählen die vier Grand Slam Turniere, acht der neun Masters-Turniere (Monte Carlo zählt nicht dazu) und noch sechs Ergebnisse der kleineren Turniere - wobei die kleineren Turniere auch ein Millionenpreisgeld beinhalten können, zum Beispiel die ATP500-Turniere. 19 Ergebnisse schaffen aber nur die Topstars, weil Voraussetzung für Ergebnis 19 ist die Teilnahme an der ATP-Weltmeisterschaft am Ende des Jahres, wozu ausschließlich die besten acht der Weltrangliste zugelassen sind.

Für den Sieg beim Grand Slam Turnier (Melbourne, Paris, Wimbledon sowie New York) gibt es satte 2.000 Punkte. Finalist und alle Teilnehmer bis zur ersten Runde bekommen abgestuft weniger Punkte zugesprochen. Für ein Masters oder ATP1000-Turnier gibt es 1000 Punkte, gleiches gilt für ATP500 oder ATP250 mit 500 oder 250 Punkte. Für die Nachwuchsturniere wie Challenger und Futures gibt es viel weniger Zähler. Früher gab es auch Bonuspunkte für den Sieg mit Berücksichtigung der Weltranglistenposition, sodass ein Außenseitersieg gegen einen der besten aus der Weltrangliste reich belohnt wurde - aber das wurde wieder fallen gelassen.

Die Turnierpunkte und die Bonuspunkte werden für die letzten 19 (18) Ergebnisse herangezogen und so ergibt sich eine Reihung. Wer die meisten Punkte hat, ist die aktuelle Nummer eins der Herren.

Für das Doppel gilt ein ähnliches System, denn auch hier wird ein Jahr zurückgerechnet und am Ende des Jahres gibt es das finale Turnier der besten Doppel im abgelaufenen Jahr. Wieder sind die Grand Slam Turniere am wichtigsten, die ATP1000-Turniere sind ebenfalls ein fester Bestandteil der besten Doppelpaarungen.

Link: ATP-Weltrangliste

WTA-Weltrangliste

Für die Damen ist die WTA zuständig und für Singles und Doppel gilt ein ähnliches System wie bei den Herren. Bei den Singles werden die besten 16 Ergebnisse berücksichtigt, wieder zurückblickend auf das letzte Jahr vom aktuellen Datum ausgehend. Beim Doppel sind es elf Ergebnisse.

Das Grand Slam Turnier bringt auch 2.000 Punkte, danach gibt es Abstufungen in den Premier-Turnieren mit 1000, 900 und 470 Punkte abhängig von der Einstufung. Auch bei den Damen gibt es die WTA-Weltmeisterschaft am Ende des Jahres, gleiches gilt für das Doppel.

Link: WTA-Weltrangliste

Champion Race

Schon vom Jänner an gibt es eine zusätzliche Liste, in der angeführt wird, wie viele Punkte jemand im aktuellen Jahr (Kalenderjahr!) zusammengetragen hat. Da am Ende des Jahres die besten für die Weltmeisterschaft zugelassen sind, kann man hier ablesen, wer eine Chance auf diesen Platz hat, wobei sich dies durch die großen Turniere rasch ändern kann.

Ursprünglich war bei den Herren dieses Ranking zusätzlich öffentlich gemacht worden, aber das klappte nicht. Denn als Thomas Muster das erste Turnier des Jahres gewonnen hatte, war er natürlich als Nummer eins mit den meisten Punkten gereiht, hatte aber in der ATP-Weltrangliste eine deutlich schwächere Position. In den Medien stand jedoch zu lesen, dass er wieder die Nummer eins ist und so führt man die Liste weiter, sie ist aber vor den US Open kein Thema, weil erst dann alle Grand Slam Turniere gespielt sind und abzuschätzen ist, wer sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren könnte.

Themenseiten

Die Grundlage des Profitennis sowohl im Einzel wie auch im Doppel ist die Weltrangliste. Bei den Damen ist dies über die WTA geregelt, bei den Herren ist die ATP als Spielervertretung zuständig. Das gesamte Jahr über gibt es Tennisturniere unterschiedlicher Größe und damit auch Bedeutung, wobei der Unterschied im Preisgeld und den Punkten für die Weltrangliste zu sehen ist. Der Tennisplatz ist stets gleich groß, das Netz das gleiche Hindernis, nur die Zuschauerränge sind in Wimbledon oder Paris ungleich größer als bei einem kleinen Futures, bei dem man um seine ersten Weltranglistenpunkte kämpfen möchte.

Welche Tennisturniere gibt es überhaupt?

  • Futures
  • Challenger
  • 250er-Turnier
  • 500er-Turnier
  • Masters oder 1000er-Turnier
  • Grand Slam Turnier

Einstieg über kleine Turniere und Wildcards

Wenn man als junge Spielerin oder junger Spieler seine Profikarriere beginnen möchte, braucht es erst einmal eine Grundlage, um überhaupt zu Punkte für die Weltrangliste zu kommen. Man wird keinen Platz im Hauptfeld eines Grand Slam Turniers erhalten, weil man dann zumindest um die Position 200 in der Weltrangliste platziert sein muss, um überhaupt bei der Qualifikation mitmischen zu dürfen und zu können. Also muss man andere Wege wählen, um überhaupt dorthin zu gelangen.

Der klassische Weg ist dadurch vorgezeichnet, dass man an Futures teilnimmt. Dabei werden 10.000 US-Dollar Preisgeld oder ähnliche Beträge meist bis 25.000 US-Dollar ausgespielt und es gibt für das Weiterkommen in die nächste Runde dein einen oder anderen Weltranglistenpunkt. Gewinnt man so ein Turnier, können bis zu 35 Weltranglistenpunkte eingefahren werden und damit kann man in der Weltrangliste schon einige Positionen nach oben gelangen. Aber es braucht mehr solcher Turniersiege, um sich besser präsentieren zu können. Nach den Futures sind die Challengers ein Thema. Bei diesen Turnieren kann das Preisgeld schon bis zu 150.000 US-Dollar reichen und man kann über 100 Weltranglistenpunkte für den Turniersieg erwerben. Damit steigt man in der Weltrangliste schon deutlich nach oben.

Eine Abkürzung gibt es auch und zwar mit der Wildcard. Große Turniere laden auf diese Art und Weise Spielerinnen und Spieler ein, am Hauptbewerb oder vielleicht auch in der Qualifikation teilzunehmen, auch wenn die Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Das passiert zum Beispiel bei jungen Spielern aus dem eigenen Land, denen man die Chance geben möchte, sich zu zeigen und Punkte einzufahren. Für die Veranstalter gibt es dann mehr nationale Vertreter, um mehr Publikum anzulocken und für die Spielerinnen oder Spieler ist dies eine große Chance, bei einem Sieg oder gar mehreren wertvolle Punkte einzufahren.

Vom kleinen Turnier zum Grand Slam

Hat man sich in der Weltrangliste nach vorne gearbeitet und eine Position um die 200 erreicht, dann wird man auch für die allgemeinen Turniere interessant. Dabei gibt es immer wieder neue Namen und neue Strukturen, doch die Turniere erfolgen stets über die Raster vom 32er-Raster bis zum 128er-Raster des Grand Slam Turniers, also von 32 bis 128 Teilnehmer und meist gibt es die folgende Struktur:

  • 250er-Turniere
  • 500er-Turniere
  • Masters / Premier
  • Grand Slam Turniere

Beim 250er-Turnier gibt es 250 Punkte für die Weltrangliste, wenn man das Turnier gewinnt, wobei das Preisgeld nicht auch 250.000 US-Dollar beträgt - es kann deutlich höher dotiert sein. 500 Punkte gewinnt man bei den 500er-Turnieren etwa in der ATP-Tour der Herren und das Preisgeld geht bis zu zwei Millionen US-Dollar.

Bei den Herren gibt es mit dem Masters große Turniere, die immer wieder neue Namen erhalten haben. Vergleichbar dazu gibt es die Premier Turniere der Damen, die man lange als Tier I bezeichnet hatte. Gleich ist, dass es hier richtig viele Punkte für die Weltrangliste gibt, etwa im Rahmen der ATP-Tour 1000 Punkte für den Turniersieg. Bekannte Turniere sind Miami, Indian Wells oder Monte Carlo.

Darüber gibt es nur noch die vier Grand Slam-Turniere, für die es gleich 2000 Punkte abzuholen gibt, wenn man siegreich ist. Dazu muss man sieben Spiele siegreich gestalten (als Qualifikation 10, weil man drei Runden Qualifikation spielt). Gespielt wird in Melbourne (Australien), Paris (Frankreich), Wimbledon (England) und New York (USA).

Grand Slam und Golden Slam

Schafft man alle vier Turniersiege in einem Jahr, hat man den Grand Slam gewonnen - das gelang bisher nur Rod Laver, der hatte es dafür zweimal erreicht. Bei den Damen konnte Steffi Graf dies schaffen. Es gelang ihr sogar noch mehr: nämlich der Grand Slam plus der Sieg bei den Olympischen Sommerspielen 1988, was zum Golden Slam führt. Diese Dominanz hat es seither nicht mehr gegeben.

Es gab schon ein paar Situationen, in denen von den French Open bis zu den Australian Open im nächsten Jahr alle vier Grand Slam Turniere in Serie gewonnen wurden, aber nicht innerhalb eines Jahres. Man könnte dann auch vom indirekten Grand Slam sprechen.

Weltmeisterschaften im Profitennis

In vielen Sportarten gibt es eigene Weltmeisterschaften, die mit Gold, Silber und Bronze die besten drei Teilnehmer jedes Bewerbs belohnen. Im Tennis hat man mit den olympischen Sommerspielen diese Möglichkeit wieder erhalten, obwohl das umstritten ist, weil Tennis ohnehin immer präsent ist. Andere Sportarten haben nur die olympischen Bewerbe, um sich zu präsentieren. Aber darüber hinaus gibt es keine eigentliche Weltmeisterschaft.

Doch am Ende der Saison spielen bei Damen und Herren die besten acht der Weltrangliste noch ein eigenes Turnier, das mal so und mal anders heißt. Bei den Herren hieß es lange ATP Championship und im Deutschen ATP-WM, mittlerweile heißt das Turnier ATP Finals. Bei den Damen heißt es statt WTA Championsship WTA Tour Championship.

In beiden Fällen gibt es ein Turnier mit einer Gruppenphase von zwei Gruppen zu vier Spielerinnen oder Spieler und die besten zwei steigen in das Halbfinale auf. Dann folgt das Finale wie gehabt und wenn man gewinnen kann, hat man einen dicken Scheck und 500 weitere Weltranglistenpunkte eingestreift.

Teambewerbe: Davis Cup und Fed Cup

Außerdem gibt es noch die Teambewerbe im Profitennis. Die Damen spielen im Fed Cup, die Herren im Davis Cup. In beiden Fällen gibt es eine Struktur der besten Mannschaften, die um den Gewinn des Cups spielen und untere Klassen, von denen man nach oben aufsteigen kann, ähnlich einem Meisterschaftsprinzip. Bei den Damen wird an einem Wochenende ein Duell von zwei zugelosten Nationalmannschaften mit vier Einzel und einem Doppel gespielt, sodass man von 3:2 bis 5:0 gewinnen kann, um in die nächste Runde aufsteigen zu können. Das geht bis ins Finale, um den Cup auszuspielen, wobei es Heimrecht und Auswärtsrecht gibt - also keinen fixen Spielort, sondern nationale Organisationen. So kann etwa das deutsche Team in Berlin die Partie genauso austragen wie in Hamburg oder München, wenn man Heimrecht hat.

Bei den Herren galt dies auch lange, wobei die Einzelspiele Best-of-five gespielt wurden, also konnte es auch lange Fünfsatzpartien geben. Das hat man geändert, vor allem in den nachgereihten Klassen und spielt Best-of-three auf zwei Gewinnsätze wie bei den meisten Turnieren, aber mit dem Jahr 2019 wurde die Struktur gänzlich verändert und es gibt eine Qualifikationsrunde mit Best-of-three-Spielen und nach der Saison ein finales Turnier an einem fixen Ort, womit Heimrecht und Auswärtsspiel wegfallen. Ob das so bleibt, muss man abwarten, weil begeistert sind nicht allzuviele davon.