Wie viele Luchse gibt es in Deutschland 2022?

Wie viele Luchse gibt es in Deutschland 2022?

Im Untersuchungszeitraum 2018/2019 stieg die Anzahl an weiblichen Tieren, die sich fortpflanzen, im Vergleich zum Vorjahr um acht Exemplare.

Foto: Getty Images/imageBROKER

Bis zu 1,30 Meter lang, geflecktes Fell, kurzer Schwanz und die typischen "Pinselohren": Der Luchs ist in seinem Erscheinungsbild in Europa einzigartig. Einst erstreckten sich die Reviere der Tiere von den Pyrenäen durch ganz Eurasien bis zum Pazifik. Heute ist der Bestand stark gefährdet und steht deshalb unter besonderem Schutz.

Population nicht gesichert

Derzeit können 137 Luchse in zehn deutschen Bundesländern nachgewiesen werden – das ist das Ergebnis des jüngsten "Luchs-Monitorings" der Bundesländer. Im Untersuchungszeitraum 2018/2019 zeigten sich insgesamt 28 Luchsweibchen mit Jungtieren. Damit stieg die Anzahl an weiblichen Tieren, die sich fortpflanzen, im Vergleich zum Vorjahr um acht Exemplare. Das ist ein positives Zeichen für die Weiterentwicklung des Bestands in Deutschland. Allerdings ist die Anzahl an Luchsweibchen mit Nachwuchs insgesamt immer noch sehr gering. Die Population gilt nicht als gesichert.

Erfolgreiche Wiederansiedlung

Die meisten Vorkommen des Luchses in Europa liegen in waldreichen Landschaften. Die Tiere benötigen geschützte Lebensräume mit ausreichend Beutetieren, zu denen hauptsächlich Rehe zählen. Hierzulande hat sich die Wildkatze in drei Populationen in der Harzregion, in Ostbayern und in Rheinland-Pfalz angesiedelt. Einzelne Tiere wurden auch in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen gesichtet. Dass der Luchs hier überhaupt wieder heimisch geworden ist, geht auf Wiederansiedlungsprojekte in den vergangenen Jahrzehnten und Tiere zurück, die aus Nachbarländern zugewanderte sind.   

Die Bundesregierung setzt sich sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene für den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten sowie den Erhalt der biologischen Vielfalt ein.

Der Tag des Artenschutzes hebt jedes Jahr die Schutzbedürftigkeit bedrohter wildlebender Tiere und Pflanzen hervor. Der Aktionstag geht auf das Washingtoner Artenschutzübereinkommen zurück. Das internationale Übereinkommen, auch CITES genannt, regelt den internationalen Handel mit gefährdeten frei lebenden Tieren und Pflanzen. Demnach darf der Handel mit Exemplaren einer Art nur dann stattfinden, wenn er als unschädlich für den Erhalt der Art gilt. Deutschland gehört zu den Erstunterzeichnern des 1973 angesichts des dramatischen Rückgangs vieler Arten durch Wilderei und Handel geschlossenen Abkommens.

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„Trotz jährlich nachgewiesenem Nachwuchs zeigt der Gesamtbestand des Luchses in Deutschland seit Jahren leider kaum Zuwachs. Auffällig ist vor allem, dass über das Kernvorkommen im Bayerischen Wald hinaus trotz zahlreicher prinzipiell für den Luchs geeigneter Lebensräume, keine weitere Ausbreitung zu verzeichnen ist. Vor allem durch den Straßenverkehr ist die Art gefährdet. Aber auch illegale Tötungen und Krankheiten stellten in den vergangenen Jahren ein Problem für den Luchs dar“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

Die Zahl der Luchse, die bereits vom Muttertier unabhängig sind, ist im Vergleich zum Vorjahr von 70 Individuen auf 77 Individuen angestiegen. Die leichte Bestandszunahme ist auf die Wiederansiedlungen von Luchsen im Pfälzerwald zurückzuführen. Im Monitoringjahr 2016/17 wurden zudem 37 Jungtiere und damit mehr Nachwuchs als in den Vorjahren erfasst. Die Zahl der totgefundenen Luchse ist dagegen mit nur vier bekannt gewordenen Fällen im Vergleich zu 22 Fällen im Vorjahr deutlich gesunken. Eine deutlich höhere Dunkelziffer ist allerdings wahrscheinlich.

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist in Deutschland streng geschützt. Nachdem er lange Zeit aus seinem heimischen Lebensraum verschwunden war, gibt es heute wieder zwei voneinander isolierte Vorkommen in der Region des Harzes und im Bayerischen Wald. Heutige Luchsvorkommen gehen auf Wiederansiedlungsprojekte in den vergangenen Jahrzehnten und auf aus Nachbarländern zugewanderte Tiere zurück. In Rheinland-Pfalz läuft gegenwärtig ein weiteres Wiederansiedlungsprojekt. In Baden-Württemberg wurden mehrere männliche Luchse nachgewiesen, die aus der Schweiz zugewandert sind. Bislang gibt es dort noch keinen Nachweis von Reproduktion. Auch in Sachsen wurde ein einzelner Luchs nachgewiesen. 

Der Luchs ist in Deutschland weiterhin in einer ungünstigen Erhaltungssituation und wird auf der Roten Liste als stark gefährdet gelistet. Die häufigsten nachgewiesenen Todesursachen sind Verkehrsunfälle, Krankheiten und illegale Tötungen. In vielen Fällen blieb die Ursache unbekannt. 
Luchse benötigen einen möglichst störungsarmen und unzerschnittenen waldreichen Lebensraum. Sie brauchen große Reviere mit ausreichend gegen Wind und Regen geschützten Rückzugsorten. Im Nahrungsspektrum der Luchse machen Rehe den größten Anteil aus, Haus- und Nutztiere bilden nur einen geringen Anteil.

Der Luchs kehrt langsam zurück nach Deutschland, sein Bestand ist im vergangenen Monitoringjahr leicht gestiegen. Für Tierschützer ist das aber noch lange keine Entwarnung

Der registrierte Bestand der streng geschützten Luchse in Deutschland hat leicht zugenommen. Im Monitoringjahr 2019/20 seien deutschlandweit 194 Luchse nachgewiesen worden, teilte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am Donnerstag in Bonn mit. Im vorhergehenden Zeitraum seien es 137 gewesen. Die Zahlen gehen aus der Erläuterung einer Karte des BfN zum Luchsvorkommen hervor. Laut BfN wurden im jüngsten Monitoringjahr 32 Luchsweibchen mit 59 Jungtieren gezählt und bestätigt, zuvor waren es 27 Weibchen mit Nachwuchs. Das jährliche Monitoring läuft vom 1. Mai bis zum 30. April des Folgejahres.

Derzeit gebe es drei voneinander getrennte Vorkommen in Deutschland, erklärte die Behörde. Das größte Vorkommen liege im Harz und dessen Umfeld, ein weiteres in Ostbayern und seit 2016 ein drittes im Pfälzerwald und dessen näherer Umgebung. In Baden-Württemberg und Sachsen seien einzelne männliche Luchse nachgewiesen worden. Die etwa schäferhundgroßen Raubtiere benötigten «möglichst unzerschnittene, waldreiche Lebensräume mit ausreichend Beutetieren wie Rehen», erklärte das Bundesamt. Sie bewohnten große Reviere und bräuchten darin ruhige Rückzugsorte.

«Illegale Tötungen und die schlechte Vernetzung von Luchslebensräumen bleiben ein Problem»

Der Naturschutzbund Nabu kommentierte, trotz des leichten Anstiegs sei die Ausbreitung des Luchses immer noch gefährdet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND erklärte: «Zum ersten Mal seit Jahren streifen deutlich mehr Luchse durch unsere Wälder – das ist ein gutes Zeichen». Doch eine Entwarnung sei es nicht. Das Pinselohr sei in Deutschland laut Roter Liste nach wie vor vom Aussterben bedroht, erklärte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock.

Die Umweltstiftung WWF Deutschland nannte den positiven Bestandstrend «erfreulich». Zugleich werde deutlich, dass der Luchs nur sehr langsam nach Deutschland zurückkehre, obwohl er seit fast 50 Jahren wieder in Deutschland heimisch sei. «Illegale Tötungen und die schlechte Vernetzung von Luchslebensräumen bleiben ein Problem», erklärte WWF-Wildtierexperte Moritz Klose.

dpa

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Bundesamt für Naturschutz. (25. Februar, 2021). Anzahl der Luchse in Deutschland in den Jahren 2016 bis 2020 [Graph]. In Statista. Zugriff am 30. März 2022, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/807239/umfrage/anzahl-der-luchse-in-deutschland/

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Bundesamt für Naturschutz. (2021). Anzahl der Luchse in Deutschland in den Jahren 2016 bis 2020. Statista. Statista GmbH. Zugriff: 30. März 2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/807239/umfrage/anzahl-der-luchse-in-deutschland/

Bundesamt für Naturschutz. "Anzahl Der Luchse In Deutschland In Den Jahren 2016 Bis 2020." Statista, Statista GmbH, 25. Feb. 2021, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/807239/umfrage/anzahl-der-luchse-in-deutschland/

Bundesamt für Naturschutz, Anzahl der Luchse in Deutschland in den Jahren 2016 bis 2020 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/807239/umfrage/anzahl-der-luchse-in-deutschland/ (letzter Besuch 30. März 2022)