Welches ist ein bekanntes weihnachtslied in erzgebirgischer mundart?

’s Raachermannel ist ein Weihnachtslied in erzgebirgischer Mundart, dessen Text und Melodie 1937 von Erich Lang verfasst wurden.

Welches ist ein bekanntes weihnachtslied in erzgebirgischer mundart?

Ein Räuchermann, wie er im Lied besungen wird.

Das Lied handelt vom Räuchermann, einer Erfindung der Spielzeugmacher aus dem Erzgebirge. Es besteht aus vier Strophen, die (der Reihenfolge nach) den erzgebirgischen Brauch des Männelweckens, die Beschreibung der Figur des Räuchermännchens, das Zusammenkommen der Familie zum Weihnachtsfest und die Feier des Heiligen Abends zum Thema haben.

 

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1. Strophe
Gahr fer Gahr gieht’s zen Advent of’n Buden nauf,
werd e Mannel aufgeweckt: „Komm, nu stist de auf!“
Is es unten in dr Stub, rührt sich’s net von Flack,
′s stieht, wu’s stieht. Doch bal gieht’s lus: ’s bläst de Schwoden wag.

Refrain
Wenn es Raachermannel nabelt un es sat kaa Wort drzu,
un dr Raach steigt an dr Deck nauf,
sei mr allezamm su fruh.
Un schie ruhig is in Stübel, steigt dr Himmelsfrieden ro,
doch im Harzen lacht’s un jubelt’s;
Ja, de Weihnachtszeit is do.

2. Strophe
’s hot zwaa stackendürre Baa un ann huhlen Leib,
zieht bedachtig an dr Pfeif ze sann Zeitvertreib.
Hot a fei schiens Gackel a, of ne Kopp ann Hut,
ober Maul un Nos sei schwarz, weil’s viel dampen tut.

3. Strophe
Kimmt zen Fast dr gruße Gung aus dr Fremd aham,
springt dr Klaane rüm ver Fraad, ach, dos is e Laabn!
Bricht drnoch de Dammring rei, nam mr’n Raacherma,
stelln ne mitten of’n Tisch, zünden a Kerzel a.

4. Strophe
Is dr Heilge Obnd nu ra, werd jeds ze ann Kind.
Wieder waarn in jeden Haus Lichter agezündt.
Jeds hofft, daß zen Heiling Christ aah e Packel kriegt.
Überol is Glanz un Pracht, un wie gut dos riecht!

Das Lied gilt als eines der beliebtesten erzgebirgischen Weihnachtslieder.[1][2] Besonders weite Verbreitung fand eine Aufnahme der Crottendorfer Spatzen,[3] die erstmals 1974 auf der Eterna-LP Erzgebirgs-Weihnacht erschien[4][5] und seither mehrfach auf CD wieder veröffentlicht wurde.[6] Weitere Einspielungen stammen u. a. von der Helmuth-Stapff-Gruppe,[7] den Zschorlauer Nachtigallen,[8] den Bergsängern Geyer,[9] Gitta Walther[10] und Stefanie Hertel.[11]

Die erste Zeile des Refrains wurde von Karl-Heinz Schmidt als Titel eines Erzählbandes übernommen.[12]

  • Karl-Heinz Melzer: Wenn's Raachermannel naabelt. Erzgebirgische Räuchermännel und Räucherkerzen [das erzgebirgische Räuchermännchen und seine Geschichte]. Altis, Friedrichsthal 2014, ISBN 978-3-910195-68-4, S. 7–8.
  • ’s Raachermannel. In: Helmuth Stapff (Hrsg.): Unner Haamit. Lieder aus dem Silbernen Erzgebirge. neue veränderte Auflage. Hofmeister, Leipzig 1952, S. 69. 
  • ’s Raachermannel auf erich-lang.info
  • ’s Raachermannel auf raachermannlmuseum.de
  1. Es Raachermannel nabelt. In: Lokalanzeiger Erzgebirge. 20. November 2015, archiviert vom Original am 24. Dezember 2016; abgerufen am 31. Oktober 2018. 
  2. Anne Hähnig: Sei mr allezamm su fruh. In: Die Zeit Nr. 52/2012, 19. Dezember 2012, abgerufen am 24. Dezember 2016.
  3. Wenn is Raachermannel naabelt, Crottendorfer Spatzen auf YouTube
  4. Various – Erzgebirgs-Weihnacht bei Discogs
  5. Erzgebirgs-Weihnacht. Eterna 835054, DNB 353299138.
  6. Erich Lang: Diskographie. In: erich-lang.info. Archiviert vom Original am 24. Dezember 2016; abgerufen am 31. Oktober 2018. 
  7. Weihnachten im Erzgebirge. Christophorus 74620, DNB 352505745
  8. Heiligabend im Erzgebirge. Glückauf 2524-2, DNB 357285832
  9. Liebe Weihnacht, nu kimmst du. 2008, DNB 990980731
  10. Weihnachtslieder aus dem Erzgebirge. Laserlight 12 415, 1994, DNB 355420562
  11. Stefanie Hertel: Dezembergefühl. Telamo (LC 29281) 2014, DNB 1060517876
  12. Karl-Heinz Schmidt: Wenn es Raachermannel naabelt: ein heiteres Weihnachtsbüchlein in erzgebirgischer Mundart. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 1996, ISBN 3-374-01619-7.

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=’s_Raachermannel&oldid=215154845“

Das Heiligabendlied ist das wohl bekannteste Weihnachtslied des ebenso weihnachtsbegeisterten wie sangesfreudigen Erzgebirges. Es gibt kaum ein Liederbuch des Erzgebirges, in dem das Heilig-Ohmd-Lied oder Heilign-Obnd-Lied, wie es dort heißt, nicht zu finden wäre. Den Text verfasste die 1784 in Annaberg geborene Johanne Amalie von Elterlein vermutlich um 1799, als sie in der Nähe des Annaberger Marktes (später am heutigen Benkertberg/Wilischtraße 7) wohnte. Einige Quellen nennen als Entstehungszeit auch die Jahre um 1830. Die Verse passen jedoch deutlich besser in das Lebensbild einer Jugendlichen.

Die älteste bekannte Aufzeichnung des Lieds findet sich in einem Notizbuch der Christiane Concordie Ritter in Annaberg und ist mit der Datumsangabe "25. Dezember 1836" versehen. Die Verfasserin ist nicht genannt. In dieser Aufzeichnung fehlen die 5., 7. und 16. Strophe. Die 7. und 16. Strophe fehlen ebenfalls in einem wenig später erschienen handschriftlichen Scheibenberger Liederbuch. Hier wurde auch erstmals eine Singweise angegeben.

Als erste gedruckte Aufzeichnung gilt die Erwähnung im 1. Heft der 1844 erschienenen »Wanderungen« des Schwarzenberger Bürgermeisters Johann Traugott Lindner Auch hier fehlet die 16. Strophe und die 14, während die 7. Strophe nun enthalten ist.

Im Jahre 1862 veröffentlichte der Schulrat Moritz Spieß in Annaberg in seiner Schrift »Aberglauben, Sitten und Gebräuche des sächsischen Obererzgebirges. Ein Beitrag zur Kenntniß des Volkslebens im Königreich Sachsen« erstmals alle 16 Strophen - allerdings ohne Singweise, dafür aber mit dem Namen der Verfasserin: Johanne Amalie von Elterlein, die damals noch in Schwarzenberg lebte.

Durch die Veröffentlichungen von Spieß und Lindner erlangte das Lied eine große Verbreitung und wurde zum beliebten Volkslied und Erzgebirgisches Gemeingut.

Später wurden in verschiedenen Orten des Erzgebirgs neue Strophen hinzugedichtet.

Heute gilt das Heiligabendlied als das längste der Welt, was aber nicht ganz stimmt, denn eine Internetaktion brachte es bei einem anderen Lied auf über 600 Strophen. Trotzdem, die 156 Verse, die inzwischen - offiziell - zusammenkamen, machen es zu einem der längsten Weihnachtslieder der Welt.

Die volkstümliche Weihnacht

Spätestens seit der Aufnahme der Randfichten ist das Heilg-Ohmd-Lied auch über die Grenzen des Erzgebirges hinaus bekannt geworden. Legendär sind die Auftritte der Randfichten mit prominenten Gästen, die gemeinsam alle 156 Strophen an einem Stück präsentierten und damit 1 Stunde Weihnachtsshow zum Mitsingen boten.

Denn das Heiligabendliedchen aus dem Erzgebirge, das klingt so ganz anders, als die anderen bekannten Adventlieder und Weihnachtslieder. Es ist fröhlich, weniger feierlich. Und den »tra-ra ti-ral-la-la« Refrain kann jeder nach dem ersten Anhören mitsingen.

Bei den Strophen wird es etwas schwieriger. Die erzgebirgische Mundart ist nicht jedermanns Sache, wenngleich die Geschichte des Lieds recht einfach gehalten ist. Erzählt wird das Brauchtum zum Weihnachtsfest der damaligen Zeit aus der Sicht eines Kindes. Da ist vom Bleigießen die Rede und von Kerzen die gekauft werden, aber für den Leuchter zu groß sind. Weihrauchkerzen, Weihnachtsengel und der im Erzgebirge typische Bergmann dürfen eben so wenig fehlen. Und dann geht es natürlich auch um das leibliche Wohl. Die Mutter, »die alte, gute Haut«, hat gekocht.

Aber auch hier kommt der Spaß nicht zu kurz. Da ist die Rede von dreizehn Butterstollen - »lang wie 'n Ufenbank« - und die Sorge um das leibliche Wohlbefinden wenn die allesamt "gefrassen warn". Und auch dem Alkohol wurde selbst an Weihnachten wohl gerne zugesprochen. In Strophe 13 heißt es: »Den heiling' Ohmd um Mitternacht, do läft statt Wasser Wei.«

Erst in der letzten Strophe kehrt der Ernst wieder ein. Wenn es nachts um ein Uhr in die Betten geht und die bange Frage im Raum steht:

Ob mer ä Weihnacht wieder erle'm?
Wie Gott will, su gescheh's.

Das Schicksal wird ergeben in Gottes Hand gelegt. Wie er will, so soll es geschehen. Das ist mehr als kindliche Ergebenheit, es ist gelebter Glaube inmitten der weihnachtlichen Ausgelassenheit. Und auch das gehört zum Erzgebirge: der christliche Glaube an die Weihnacht ebenso wie die einfache aber fröhliche Lebensweise. Das Heilig-Obnd-Lied ist ein Stück erzgebirgischer Geschichte.

Claudia Nicolai, 22. Juni 2016