Wie viele deutsche wollen sich impfen lassen

Nicht nur Sicherheits-Bedenken: Umfrage zeigt, warum Deutsche sich nicht impfen lassen

Donnerstag, 16.09.2021 | 12:31

FOCUS Online/Wochit Nicht nur Sicherheits-Bedenken: Umfrage zeigt, warum Deutsche sich nicht impfen lassen

Seit Monaten stagniert der Impfprozess in Deutschland. Und das obwohl die vierte Welle bereits begonnen hat. Eine Umfrage zeigt jetzt, welches die vier Hauptgründe dafür sind, warum sich viele Deutsche nicht impfen lassen wollen.

Mittlerweile sind in Deutschland 62,3 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Das reicht bei weitem nicht aus, um die vierte Welle, die bereits begonnen hat, auszubremsen. Doch obwohl die deutschlandweite Inzidenz mittlerweile auf über 80 angestiegen ist und die Zahl der täglichen Neuinfektionen im 7-Tage-Mittel bei über 10.000 pro Tag liegen, geht die Zahl der täglichen Corona-Impfungen immer weiter zurück.

Umfrage unter Ungeimpften im Alter von 18 bis 74

Warum sich immer weniger Menschen impfen lassen, zeigen aktuelle Zahlen des Covid-Snapshot-Monitorings (Cosmo), an dem unter anderem die Universität Erfurt, das Robert-Koch-Institut sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beteiligt sind. Ungeimpfte Menschen im Alter von 18 bis 74 mussten dazu Aussagen zu folgenden Aspekten auf einer Skala von eins (trifft gar nicht zu) bis sieben (trifft voll und ganz zu) bewerten:

  • Confindence: Wie hoch ist das Vertrauen in die Effektivität und die Sicherheit der Impfung?
  • Complacency: Wie hoch wird das Erkrankungsrisiko durch Corona eingeschätzt und wie wichtig stuft man die Impfung ein?
  • Constraints: Ist eine Impfung mit zu viel Organisations- und Zeitaufwand verbunden?
  • Calculation: Wie schätzt man aufgrund der Informationslage Nutzen und Risiko der Impfung ein?
  • Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft: Wie hoch ist die soziale Motivation sich zum Schutze anderer (z.B. Kinder und Kranker) impfen zu lassen?

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Warum sich Ungeimpfte nicht impfen lassen

Anhand dieser Bewertungen konnten die Wissenschaftler herauslesen, dass folgende vier Gründe die größte Rolle dabei spielen, warum sich gerade viele Menschen nicht impfen lassen - wobei die Probanden auch mehrere Gründe angeben konnten:

1. Ungeimpfte zählen auf Schutz durch Geimpfte

Laut der Cosmo-Zahlen vom 7. September gaben 75 Prozent der Befragten an, dass sie eine Impfung als unnötig erachten, wenn viele andere geimpft sind. Lediglich zwölf Prozent stimmten dem nicht zu.

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Wie die Auswertung zeigt, nahm der Anteil derer, die sich auf den Impfschutz der anderen verlassen in den vergangenen Wochen deutlich zu: Noch am 24. August stimmten dieser Aussage lediglich 44 Prozent zu.

2.  Nutzen-Risiko-Abwägung fällt nicht zugunsten der Impfung aus

Auch das Abwägen von Nutzen und Risiko scheint bei vielen Ungeimpften im Vordergrund zu stehen. Laut Cosmo-Auswertung gaben dies 72 Prozent bei der Umfrage an. Lediglich 16 Prozent der Befragten sagten, dass dies nicht zuträfe und zwölf Prozent waren untentschieden.

Gerade dieser Aspekt hat vor allem in den letzten Wochen stark zugenommen. Noch am 24. August gaben lediglich 45 Prozent an, dass dies bei der Impfentscheidung eine Rolle spiele.

3. Wenig Vertrauen in die Sicherheit der Impfung

Was die Einschätzung der Sicherheit der Impfung anbelangt, zeigen 40 Prozent der Befragten Bedenken. Laut Cosmo gehörten eine nicht ausreichende Forschungslage, eine angebliche zu schnelle Zulassung sowie mögliche unbekannte Spätfolgen zu den Hauptanliegen unter den Ungeimpften.

Auch die Angst vor seltenen Nebenwirkungen und Verunsicherung durch die Medien spielten eine Rolle. Während 25 Prozent diesbezüglich unentschieden waren, sagten 35 Prozent, dass diese Begründung eher nicht auf sie zutreffen würden.

Dass Alltagsstress oder gar der organisatorische und zeitliche Aufwand, sich impfen zu lassen, ein Grund sei, gaben 35 Prozent an – 26 Prozent enthielten sich und 39 Prozent stimmten dem nicht zu.

Fazit:

Insgesamt zeigt die Cosmo-Umfrage, dass die Faktoren Sicherheit und Nutzen der Impfung zu den relevantesten Faktoren für eine Impfentscheidung gehören. "Bei all diesen Faktoren zeigen sich immer wieder bestimmte soziodemographische Faktoren, die auf eine geringe Impfbereitschaft durch fehlendes Vertrauen, geringe Risikowahrnehmung und Trittbrettfahren hinweisen", heißt es in der Studie.

So sinke seit Anfang Mai das Vertrauen in die Impfung sowie die Angst vor einer Erkrankung. "Gleichzeitig steigt das Informationsbedürfnis und auch die Überzeugung sich eher auf den Impfschutz der Anderen zu verlassen", heißt es weiter. Der Aussage, dass eine Impfung sinnlos sei, weil Covid momentan keine wirkliche Bedrohung darstelle, stimmten lediglich zwölf Prozent zu. Am 24. August gaben noch 72 Prozent an, dass dies zuträfe.

Dass immerhin 35 Prozent angeben, dass sie sich aus Zeitgründen aktuell nicht impfen lassen, macht Hoffnung, dass zumindest manche Menschen durch niedrigschwellige Impfangebote wie Impfbusse oder Impfaktionen in Einkaufszentren noch erreicht werden können.

Aktionswoche soll Impfquote schnell erhöhen

Seit Montag findet in Deutschland die Impfaktionswoche statt. An hunderten alltäglich besuchten Orten können sich Bundesbürger gegen Corona impfen lassen - meist ohne Termin. Damit wollen Bund, Länder und Kommunen gezielt auf die Menschen zugehen, die bisher keine Corona-Impfung haben. 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte auf WDR 5, dass es nötig sei, mehr Menschen zu überzeugen, um sicherer durch Herbst und Winter zu kommen. Es gelte, sich auf eine weiter steigende Corona-Welle mit der Deltavariante vorzubereiten. "Es gibt immer noch diejenigen, die eigentlich gar nichts gegen das Impfen haben, die vielleicht sogar schon mal einen Termin hatten, den haben sie verpasst und sie haben sich einfach keinen neuen gemacht", so der Minister weiter. 

Die Regierung strebt bei den Über-60-Jährigen eine Quote von über 90 Prozent an, bei den 12- bis 59-Jährigen von 75 Prozent, wie Spahn vergangene Woche gesagt hatte. Nötig seien dafür noch rund fünf Millionen Impfungen.

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cs/Mit Material von dpa

Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland will sich nach einer RKI-Umfrage gegen SARS-CoV-2 impfen lassen. Beim Wissen über die Impfung und die Vakzinen sind aber noch Lücken vorhanden.

Von Julia Frisch Veröffentlicht: 02.03.2021, 13:13 Uhr

Berlin. 66,8 Prozent der im Zuge des COVID-19-Impfquoten-Monitorings (Covimo) rund 1000 befragten Erwachsenen gaben an, sich auf jeden Fall impfen lassen zu wollen. Weitere 13,2 Prozent der Teilnehmer sind „eher“ dazu bereit. „Auf keinen Fall“ wollen sich 3,9 Prozent eine Spritze gegen COVID-19 geben lassen. 4,2 Prozent haben vor, sich „eher nicht impfen“ zu lassen. Unentschlossen dagegen sind noch knapp 12 Prozent der Befragten.

Laut Projektleiterin Nora Katharina Schmid-Küpke unterscheidet sich die Impfbereitschaft des medizinischen Personals nicht signifikant von Personen, die nicht in diesem Bereich arbeiten. Auch das Geschlecht, Bildungsniveau oder das Vorliegen von ein oder mehreren Risikofaktoren spielten keine signifikante Rolle.

Insgesamt, heißt es in dem jetzt veröffentlichten ersten Covimo-Report zu den Befragungen von Mitte Januar bis Mitte Februar, sei festzustellen, dass die Impfbereitschaft umso höher sei, „je stärker Personen der Impfung vertrauen, je eher Personen das Risiko der Erkrankung wahrnehmen und je stärker das Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft“ ist.

Das Monitoring offenbart, dass in Bezug auf die Impfstoffe noch große Wissenslücken bestehen, was angesichts der Vielzahl neuer Erkenntnisse nicht verwunderlich ist. Ein Beispiel: 44,5 Prozent der Befragten wissen nicht, ob die Aussage „Eine Person, die gegen COVID-19 geimpft ist, kann andere Personen sicher nicht mehr anstecken“ korrekt ist. 32 Prozent sind sich nicht sicher, ob die Aussage „Alle Personen, die sich impfen lassen, sind gegen COVID-19 geschützt“ stimmt.

In einer nächsten Auswertung soll näher beleuchtet werden, welche Informationsquellen die Befragten nutzen oder bevorzugen. Ziel von Covimo ist es, die Impfbereitschaft und -akzeptanz verschiedener Bevölkerungsgruppen in Deutschland zu erfassen und „zeitnah mögliche Barrieren der Impfinanspruchnahme zu erkennen“, teilt das RKI mit. Dazu werden seit Januar alle drei bis vier Wochen rund 1000 Personen telefonisch befragt.

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