Wie lange braucht ein Kaugummi zum verrotten

Hitzig wurde Anfang des Jahres das Verbot von Plastiktüten diskutiert. Und nachdem sie dann teilweise verboten oder kostenpflichtig wurde, stellte sich dummerweise heraus, dass die Papiertüte nicht zwangsläufig eine bessere Alternative ist (Stichwort Herstellungsprozess und Haltbarkeit).

Mein Tipp an dieser Stelle: Fair gehandelte Biobaumwolltasche besorgen und bis ans Lebensende nutzen. Und manchmal tuen es sogar die Hände, um den Einkauf ein paar Meter bis ins Auto zu transportieren.

Doch im Schatten der Plastiktüte gibt es weitere Alltagsünden, die die Umwelt belasten und deren Entsorgung meist nicht ganz korrekt abläuft. Nicht umsonst gibt es in vielen Regionen die „Aktion saubere Landschaft“, bei der Freiwillige losziehen, um die Straßen um und in den Ortslagen von Müll zu befreien. Jeder der sich hier einmal beteiligt hat, wird festgestellt haben, dass das Müllproblem nicht mit der Plastiktüte aufhört.

Es gibt weitere Beispiele, wo wider besseres Wissen die Bequemlichkeit siegt und die ordnungsmäßige Entsorgung auf der Strecke bleibt. Hier drei Beispiele:

Kaugummi

Der Kaugummi ist quasi ein naher Verwandter der Plastiktüte. Und das nicht nur wegen der Tatsache, dass man ihn im Regelfall kostenpflichtig erwerben muss. Kaugummi besteht zu einem wesentlichen Teil aus dem gleichen Grundstoff; Plastik und ist entsprechend schwer abbaubar. Bis zu fünf Jahre verbleibt der Kaugummi auf der Straße, der Schulbank oder wo er auch immer in die Freiheit entlassen wurde.

Daher sollte jeder, der gerne Erdöl mit künstlichen Zusatzstoffen – so genannten Kaugummi – kaut, diesen, wie die Plastiktüte ordnungsgemäß entsorgen.

Außerdem kann jeder der einmal versucht hat, Kaugummi von der Schulbank, der Schuhsohle oder einfach vom Boden zu entfernen bestätigen, dass dies ein äußerst schwieriges Unterfangen darstellen kann. Deshalb muss im öffentlichen Bereich häufig viel Energie und Wasser aufgewandt werden, um mit Spezialmaschinen die entstandenen Flecken auf Straßen und Gehwegen zu entfernen.

Also bitte den Kaugummi ordnungsgemäß entsorgen und gleich auf biologisch abbaubare Kaugummis umsteigen.

Coffee To Go-Becher

Ein weiterer sehr bekannter und auch in den Medien präsenter Vertreter der absolut unnötigen Umweltverschmutzung ist der Coffee To Go-Becher.

Laut Deutscher Umwelthilfe werden stündlich 320.000 Coffee To Go-Becher verbraucht, wobei das Wort verbraucht hier eine entscheidende Bedeutung hat. Denn die Becher werden in erster Linie zwar auch gebraucht, aber eben nur einmal. Pro Jahr kommen auf diese Weise fast 3 Milliarden Einwegbecher zusammen, die zu einem großen Teil achtlos weggeworfen werden und sich in den Straßengräben und in der Natur wiederfinden.

Zudem sind die Einwegbecher in der Regel auf der Innenseite beschichtet und bestehen deshalb aus bis zu fünf Prozent Polyethylen (Kunststoff). Mit Rührstab und einen Plastikdeckel haben wir auch hier wieder eine beträchtliche Menge Plastik mit bekanntem Abbauproblem.

Dabei ist es doch ganz einfach, seinen eigenen Becher mitzubringen, um den morgendlichen Kaffee von der Bäckerei bis ins Büro zu transportieren. Die Becher gibt es in allen möglichen Varianten, halten sogar noch länger warm und sehen auch einfach besser aus. Viele Läden bieten inzwischen auch eine Vergünstigung, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt.

Zigarettenstummel aka. „Kippe“

Zigarette ausgeraucht, auf den Boden geschmissen und ausgetreten. Eine für manche Leute alltägliche Routine. Oder eben einfach in den Graben, den Gullideckel oder den Bachlauf „geschnipst“.

Zigarettenkippen sind der häufigste Müll in der Landschaft und nicht nur aus ästhetischer Sicht ein folgenschweres Problem. Denn ungeachtet ihrer Größe sind Zigarettenstummel Müll, eigentlich sogar Sondermüll, denn in einem Stummel befinden sich bis zu 4.000 schädliche Stoffe.

Um dies zu verdeutlichen machten Wissenschaftler der San Diego State University 2011 einen Test mit Fischen (Tobacco Control, Bd.20, S.i25, 2011). Zur Verunreinigung des Wassers wurde eine Kippe pro Liter Wasser verwendet. Anschließend ließen die Forscher Fische in diesem Wasser schwimmen. Resultat: Die Hälfte der Fische starb!

Auch Zigarettenkippen werden nur sehr langsam abgebaut und verrotten erst nach 5-10 Jahren. Im Wasser sogar wesentlich langsamer. Währenddessen gibt die Kippe giftige Chemikalien an die Umwelt ab, die sowohl Tiere, Pflanzen und auch Kleinkinder gefährden.

68 Euro. Das ist die Strafe die man in Paris zahlen muss, wenn man eine Zigarettenkippe unsachgemäß entsorgt. Eine erzieherische Maßnahme um den geschätzten 350 Tonnen Zigarettenkippen in Paris entgegen zu wirken. In Singapur bezahlt sogar über 1.000 Euro für ein derartiges Vergehen.

Geht es nur über den Geldbeutel?

Es wäre schön, wenn statt drakonischer Strafen Aufklärung, Verantwortung und Menschenverstand ausreichen würden, diesem Problem Herr zu werden.

Die Plastiktüte hat inzwischen einen Preis erhalten. Beim Coffee To Go-Becher denkt man ebenfalls darüber nach und den Kippen will man mit Strafgebühren bei ordnungswidriger Entsorgung entgegenwirken

Doch selbst all diese monetären Maßnahmen können den ökologischen Schaden in keinster Weise aufwiegen.

Oft ist es nur die Bequemlichkeit, die einen daran hindert umweltbewusst zu handeln. Manchmal auch fehlende Aufklärung zu den oben aufgeführten Sachverhalten. Es sollte auf jeden Fall ein Leichtes sein, diese Probleme –ordnungsgemäß- aus der Welt zu schaffen.

Artikelbild: Unsplash, Andrew Pons

  • Foto: Daniel Karmann, dpa

    Idealerweise kommen organische Reste wie der Apfel aus der Region. Bleibt davon maximal der Strunk übrig, verrotten diese Lebensmittel schnell, sollten sie nicht ohnehin schon von Tieren gefressen worden sein. Ein Apfelgehäuse zersetzt sich dann innerhalb von zwei Wochen. Anders verhält es sich bei Bananenschalen. Als Tropenfrüchte sind sie noch stärker mit Spritzmitteln und Pestiziden belastet als heimisches Obst und Gemüse. Eine Bananenschale braucht daher mindestens sechs Wochen, um zu vergammeln. Noch länger dauert es bei Orangenschalen: bis zu zwei Jahre braucht das Obst - bei kühlen Temperaturen auf dem Berg oft sogar mehr als das.

    Schädlich für die Natur und die Tierwelt sind einzeln weggeworfenen Schalen zwar nicht. Sehr viele dieser exotischen Lebensmittel aber könnten zu einem ökologischen Problem werden. Deshalb gilt: Obstreste haben in der Natur nichts verloren.

  • Foto: David Ebener, dpa

    Papier besteht aus Zellulose, die aus Holz gewonnen wird. Demnach kann auch Papier biologisch abgebaut werden. Cornflakes- und Müslischachteln, aber auch Verpackungen von Nudeln und Zucker benötigen bis zu sechs Wochen, um zu zerfallen.

    Das kommt daher, dass viele Hüllen und Behälter aus Papier mit bestimmten Stoffen - zum Beispiel Lack, Kunststoff oder Klebstoff - beschichtet sind. Je stärker sie damit bearbeitet wurden, desto problematischer und langfristiger gestaltet sich der Abbau in der Natur. So benötigt ein Taschentuch beispielsweise fünf Wochen, Zeitungen sogar bis zu drei Jahre.

  • Foto: Julian Leitenstorfer

    Verrotten kann nur Material, das sich durch Mikroorganismen abbauen kann. Andere Materialien wie Metalle korrodieren, bis sie sich zersetzt haben. Bei Aluminium, das für Getränkedosen verwendet wird, geschieht das deutlich langsamer als bei Eisen. Getränkedosen sind erst nach 80 bis 200 Jahren zu sprichwörtlichem Staub zerfallen. Bei Aluminiumpapier kann es bis zu 700 Jahre dauern.

  • Jahrhunderte und noch länger benötigt auch Glas, um zu zerfallen. Hergestellt aus Quarzsand ist es kein organischer Stoff und verrottet daher auch nicht. Eine Glasflasche kann also zwischen 4000 und einer Millionen Jahre bestehen. Umso wichtiger ist es, dass Materialien wie Glas wiederverwendet und recycelt werden.

  • Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Selbiges gilt für Kunststoffe, die größtenteils nicht biologisch abbaubar sind. So ein Plastikbecher im Wald liegt also unter Umständen für immer da, wenn er nicht entfernt wird. Während dünne Plastiktüten ungefähr zehn Jahre überleben, sind es bei dicken Beuteln bereits 120 Jahre und mehr.

    Auch PET-Flaschen sollten unbedingt recycelt werden, da es gut 500 Jahre dauern kann, bis sie sich zersetzt haben. Schlimm sind die Überreste besonders in den Ozeanen, die mit Mikroplastikteilen geradezu verseucht sind. Schildkröten, Wale aber auch kleinere Organismen verenden daran.

    Ähnlich zeigt es sich bei Kaugummis. Die Grundsubstanz des Kaugummis, die sogenannte Gum Base besteht zu einem Großteil aus Kunststoff, der aus Erdöl hergestellt wird. Für Geschmack, Farbe und Konsistenz sorgen künstliche Aromen, Farbstoffe und Weichmacher.

    Unachtsam weggeworfen können Kaugummis fünf Jahre überstehen. Häufig werden sie von Vögeln und Meerestieren für Nahrung gehalten und verschluckt. Die Tiere verhungern dann oft.

  • Auch sie sind ein enormes Umweltrisiko: Zigarettenstummel. Mehrere Millionen weggeworfener Kippen verschmutzen nicht nur Städte, sie sind auch eine Gefahr für die Natur. Denn die Glimmstängel enthalten unter anderem Nikotin, Dioxin, Formaldehyd und Cadmium. Gelangen diese Substanzen über das Regenwasser in die Erde, verunreinigen sie rund 40 Liter Grundwasser. Und nicht nur das: Die Giftmenge, die in einem verbliebenen Zigarettenfilter enthalten ist, kann sogar einem Kleinkind das Leben kosten. Erst nach zehn bis 15 Jahren kann sich so ein Filter auf natürliche Weise zersetzen.

    Deshalb gilt für alle Wanderer, Spaziergänger und Weggefährten: Dinge, die zu einem Ort, Berg oder Wald transportiert wurden, sollten auch beim Heimweg wieder den Weg in diesen Rucksack finden. (AZ)