Wie lange blieb Raupe Nimmersatt im Kokon?

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Veröffentlicht am 20.03.2009

Sollte es Kinder geben, die ohne dieses hinreißende Buch aufgewachsen sind, so haben sie etwas verpasst: "Die kleine Raupe Nimmersatt", jene freundliche, aber unmissverständliche Warnung vor ungesundem Essen. Vor 40 Jahren ist "Nimmersatt", eines der bekanntesten Kinderbücher weltweit, erschienen.

"Die kleine Raupe Nimmersatt" war das zweite Buch des Kinderbuchautors und -illustrators Eric Carle und blieb zugleich bis heute sein erfolgreichstes Werk. Die kleine Geschichte der „Nimmersatt“, die im März 1969 zunächst in die amerikanischen Buchläden kam, wurde in 47 Sprachen übersetzt und weltweit 29 Millionen Mal verkauft.

Eine knallgrüne Raupe schlüpft aus dem Ei, sie ist hungrig. „Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel, aber satt war sie noch lange nicht. Am Dienstag fraß sie sich durch zwei Birnen, aber…“ Am Samstag hat sie noch immer Hunger und frisst sich durch ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke, einen Lolli, und vieles mehr. Danach ist sie so satt, dass sie Bauchschmerzen bekommt. Am Sonntag gibt es nur noch ein grünes Blatt, dann baut sie sich einen Kokon, zwängt sich zwei Wochen später heraus und ist ein wunderschöner Schmetterling.

1970 erschien „Nimmersatt“ auch in Deutschland und gehört seitdem zur Basisliteratur im Kinderzimmer. Fast hätte das kleine Werk auch den Deutschen Bilderbuchpreis bekommen. Angeblich hat der Lolli das verhindert. Seit wann fressen Raupen Lollis, soll sich die Jury gefragt und den Preis verhindert haben.

Für die Geschichte, die jetzt durch so manche Geburtstagswürdigung geistert, gibt es allerdings keinen Beleg. Carles Buch habe 1971 tatsächlich auf der Auswahlliste in der Sparte Bilderbuch gestanden, sagt Julia Lentge vom Arbeitskreis Jugendliteratur. Wieso das Buch dann aber nicht den ersten Preis bekommen hat, dafür findet sie im Archiv des Hauses keinen Grund. Vielleicht also doch der Lolli?

Aber auch ohne die Auszeichnung gehört „Die kleine Raupe Nimmersatt“ zu dem beliebtesten Kinderbüchern. Ein Erfolg, der auch zu so mancher steiler Interpretation führte. So hat erst kürzlich der „Generation Golf“-Autor Florian Illies in der „Zeit“ Carles Raupe zu einer Art Schlüsselwerk des Nachkriegsdeutschlands erhoben. Die farblose Mondnacht des Anfangs ist für ihn die Stunde Null, 1945. Das große Fressen der Raupe dann ein Symbol des Wirtschaftswunders. Und wie die Raupe habe sich so mancher daran überfressen, was als Gegengewicht die Öko-Bewegung hervorbrachte. Illies Interpretation gipfelt im Schlüpfen des Schmetterlings, für ihn die Wiedervereinigung.

Die „Raupe Nimmersatt“ als Gleichnis für 40 Jahre Bundesrepublik? Dann hätte Carle hellseherische Kräfte haben müssen, um schon 1969 zu wissen, was sich 20 Jahre später auf einem anderen Kontinent ereignen würde. Carle selbst hat den Sinn des Buches einmal deutlich einfacher beschrieben: „Ich denke darin steckt eine Hoffnungsbotschaft: Ich kann auch groß werden. Ich kann meine Flügel (meine Talente) auch ausbreiten und in die Welt fliegen.“ Ein Buch übers Großwerden also, das auch nach 40 Jahren noch funktioniert und keinen Staub angenommen hat. Da ist höchstens der angedeutete erhobene Zeigefinger in Sachen Esskultur, galt doch schon 1970 das elterliche Mantra: Nicht zu viel und nicht alles durcheinander essen, sonst gibt es Bauchschmerzen. Aber da ist ja auch etwas dran.

Doch Kinder fasziniert die Vorstellung, sich durch alles Leckere und mitunter Verbotene durchzufuttern, und dass sich im Buch tatsächlich Löcher zeigen, wo sich die Raupe durchgearbeitet hat, macht die Geschichte so anschaulich. Gestanzte Löcher im Buch waren 1969 neu, ebenso wie Buchseiten, die vom Apfel am Montag bis zu den fünf Apfelsinen am Freitag immer breiter werden. Und im Kinderbuch neu war auch die Collage-Technik von Eric Carle. Erst hat er dünnes Seidenpapier bemalt und in Flächen geschnitten, um diese dann übereinander zu kleben.

Gelernt hat er diese Technik in seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Carle war in den USA geboren, als Kind deutscher Auswanderer. 1935, als er sechs Jahre alt war, kehrte er nach Deutschland zurück und lebte dort 17 Jahre, bis er in die USA zurückkehrte. Der heute 79-Jährige zog nach Massachusetts, wo er 2003 das Eric-Carle-Museum für Bilderbuchkunst eröffnete. Inzwischen hat er 70 Kinderbücher illustriert und die meisten auch selbst geschrieben.

Das brauchen wir:

Material

  • Buchausgabe Die kleine Raupe Nimmersatt

  • Ausgeschnittene oder gebastelte und angemalte Schauobjekte: Die großen Früchte und das Blatt werden im Raum versteckt, die Samstagsleckereien liegen in einem großen Korb beim Vorleser.

  • Holzspielzeug Die kleine Raupe Nimmersatt

Personen

  • Vorleser

  • 2 Helfer-Kinder (Aufgaben ergeben sich aus der Lesung, keine Einweisung erforderlich)

  • Zuhörer = Mitspieler

Und los geht’s!
Die Kinder werden gebeten, sich um den Vorleser herum auf den Boden zu setzen. Liebe Kinder, ihr kennt sie alle, die kleine Raupe Nimmersatt. Aber habt ihr sie auch schon mal nachgespielt? Nein? Dann machen wir das jetzt. Macht alle mit! Zum Blättern im Buch brauche ich ein Helfer-Kind. Wer blättert die Buchseite auf, zeigt sie den anderen und hilft auch später beim Weiterblättern?

Vorleser: „Nachts im Mondschein lag auf einem Blatt ein kleines Ei.“

Kinder, wir legen unsere Handflächen aneinander und schmiegen unseren Kopf an – wie nachts beim Schlafen – und schnarchen ganz laut.

Wiederholung: „Nachts im Mondschein …“

„Und als an einem schönen Sonntagmorgen die Sonne aufging, hell und warm, da schlüpfte aus dem Ei – knack – eine kleine hungrige Raupe.“

Es ist morgen, wir stehen langsam auf und beschreiben mit unseren Armen einen großen Kreis, die Sonne. Dann gähnen wir und recken und strecken uns wie die kleine Raupe, die gerade aus dem Ei geschlüpft ist.

Hier ist die kleine Raupe auch zu sehen (Holzraupe zeigen). Wer ist mein zweites Helfer-Kind und hält diese kleine Holzraupe bei unserer Mitmachlesung in der Hand?


Wiederholung: „Und als einem schönen Sonntagmorgen …“

„Sie machte sich auf den Weg, um Futter zu suchen.“

Steht mal auf, ein Kind fasst dem anderen mit beiden Händen auf die Schultern. Unser zweites Raupen-Helfer-Kind macht den Anfang mit der Holzraupe in der Hand, alle anderen hängen sich an. Dann schlängelt ihr euch wie eine lange Raupe einmal durch den Raum, schaut schon mal rechts und links, ob es irgendwo Raupenfutter gibt, und kommt zu mir zurück.

Wiederholung: „Sie machte sich auf den Weg …“

„Am Montag fraß sie sich durch einen …(benennen lassen) Apfel, aber satt war sie noch immer nicht.“
Wer von euch hat denn bei der Futtersuche einen Apfel entdeckt und kann ihn holen? (Kind holt den Apfel und hält ihn hoch.) Den Apfel muss unsere kleine Raupe probieren! Und ihr dürft heute mal laut schmatzen, wie es eine hungrige Raupe eben tut. Unser zweiter Helfer lässt die Holzraupe währenddessen durch das Loch im Apfel knabbern.

Wiederholung: „Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel ...“


Alle sprechen mit mir gemeinsam und schütteln mit dem Kopf: „Aber satt war sie noch immer nicht.“
Also macht sich die Raupe wieder auf den Weg, um Futter zu suchen. Wieder bilden wir eine lange Raupe und ziehen los, der zweite Helfer mit der Raupe in der Hand wieder vornweg.

„Am Dienstag fraß sie sich durch … (zählen und benennen lassen) zwei Birnen, aber satt war sie noch immer nicht.“
Wer von euch hat denn eine Birne entdeckt und kann sie holen? (Kind holt) Bitte hochhalten, unser zweiter Helfer lässt die Holzraupe durch das Loch knabbern. Wir anderen schmatzen.

Wiederholung: „Am Dienstag …“


Alle gemeinsam: „Aber satt war sie noch immer nicht.“
Also macht sich die Raupe wieder auf den Weg, um Futter zu suchen. Wir ziehen los.

„Am Mittwoch fraß sie sich durch … (zählen und benennen lassen) drei Pflaumen, aber satt war sie noch immer nicht.“
Wer holt die Pflaume und hält sie hoch, damit wir sie alle sehen und die Raupe durch das Loch knabbern kann? (Kind holt) Alle schmatzen dazu.
Wiederholung: „Am Mittwoch …“
Alle gemeinsam: „Aber satt war sie noch immer nicht.“
Also macht sich die Raupe wieder auf den Weg, um Futter zu suchen. Los geht´s.

„Am Donnerstag fraß sie sich durch … (zählen und benennen lassen) vier Erdbeeren, aber satt war sie noch immer nicht.“
Wer hat eine Erdbeere für die Raupe entdeckt? (Kind holt). Die Raupe knabbert sich durch das Loch. Wir schmatzen dazu.
Wiederholung: „Am Donnerstag …“
Alle gemeinsam: „Aber satt war sie noch immer nicht.“
Also macht sich die Raupe wieder auf den Weg, um Futter zu suchen. Wieder ziehen wir los.

„Am Freitag fraß sie sich durch …(zählen und benennen lassen) fünf Apfelsinen, aber satt war sie noch immer nicht.“
Jetzt fehlt noch die Apfelsine. Wer holt sie uns? (Kind holt) Und wieder knabbert sich die Raupe durch das Loch und wir schmatzen noch einmal alle.
Wiederholung: „Am Freitag …“
Alle gemeinsam: „Aber satt war sie noch immer nicht.“
Also macht sich die Raupe wieder auf den Weg, um Futter zu suchen. Und wieder geht´s los.

„Am Sonnabend fraß sie sich durch ein Stück … (von allen benennen und von einem Kind aus dem Korb holen und zeigen lassen) Schokoladenkuchen, eine … (benennen und zeigen lassen) Eiswaffel, eine saure … (benennen und zeigen lassen) Gurke, eine Scheibe … (benennen und zeigen lassen) Käse, ein Stück … (benennen und zeigen lassen) Wurst, einen … (benennen und zeigen lassen) Lolli, ein Stück … (benennen und zeigen lassen) Früchtebrot, ein … (benennen und zeigen lassen) Würstchen, ein … (benennen und zeigen lassen) Törtchen und ein Stück … (benennen und zeigen lassen) Melone. An diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen.“ Kinder, das müsst ihr nachmachen: Zuerst wird gefuttert und geschmatzt, und dann krümmen wir uns, reiben unseren Bauch, als hätten wir Bauchschmerzen, und rufen „Au, au!“

Wir wiederholen und unser zweiter Helfer zeigt dazu mit der Holzraupe auf jedes Lebensmittel im Buch. „Am Sonnabend ...“

„Der nächste Tag war wieder ein Sonntag. Die Raupe fraß sich durch ein grünes Blatt. Es ging ihr nun viel besser.“
Wer hat das Blatt entdeckt? (holen und zeigen lassen) Unsere Raupe knabbert sich jetzt durch das Blatt. (von zweitem Helfer knabbern lassen).
Wir wiederholen: „Der nächste Tag war wieder ein Sonntag…“

„Sie war nicht mehr hungrig, sie war richtig satt. Und sie war auch nicht mehr klein, sie war groß und dick geworden.“

Wie dick war sie wohl? Zeigt mal wie dick ihr wärt, wenn ihr ganz, ganz viel essen würdet.

Wiederholung: „Sie war nicht mehr hungrig …“

Leise: „Sie baute sich ein enges Haus, das man Kokon nennt, und blieb darin mehr als zwei Wochen lang.“ Pause. „Dann knabberte sie sich ein Loch in den Kokon, zwängte sich nach draußen und …“


Wir rollen uns ganz klein zusammen, warten einen Moment, knabbern um uns herum und strecken uns nach oben. „... war ein wunderschöner Schmetterling!“
Wiederholung mit Pause: „Sie baute sich ein enges Haus…“ Wir tanzen mit flatternden Armen als Schmetterlinge durch den Raum.

Wiederholung: „Sie zwängte sich nach draußen und war ein wunderschöner Schmetterling!“

Zur Erinnerung kann von allen Mitspielern ein Gruppenfoto gemacht werden. Wenn ein Kind nicht erkennbar fotografiert werden darf, kann es sich hinter einer Raupenfrucht verbergen und nur durch das Loch schauen.