Wie alt ist Tim Lehmann von Gewitter im Kopf?

Wie alt ist Tim Lehmann von Gewitter im Kopf?

Screenshot: YouTube/Gewitter im Kopf - Leben mit Tourette

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… der 21-jährige Jan Zimmermann aus Bonn. Er betreibt seit Februar 2019 den Youtube-Kanal „Gewitter im Kopf“, auf dem er zusammen mit seinem besten Freund Tim Lehmann seinen Alltag mit dem Tourette-Syndrom zeigt. Bei „Gewitter im Kopf“ sprechen Jan und Tim über so ziemlich alles: Dass man mit Tourette alle Sportarten ausüben kann. Dass Jans Tics heftiger werden, sobald er Alkohol trinkt und sie aufhören, wenn er Sex hat. Und sie filmen sich dabei, wie Jan mit seinem Tourette kellnert, kocht oder ins Museum geht. Auf eine Interviewanfrage von uns haben sich Jan und Tim leider nicht gemeldet.

… humorvoll mit seiner Krankheit um: Jan und Tim nennen sie liebevoll „Gisela“. Die Community heißt „Team Pommes“ – benannt nach einem Tic von Jan, bei dem er laut „Pommes!“ ruft. Jan findet es meistens nicht schlimm, wenn Menschen wegen seiner Tics lachen. Das tut er selbst ganz oft – vor allem, wenn Gisela ihn Sachen sagen lässt, die er selbst noch nicht von sich kannte. So hat Jan in einem Youtube-Video eine nasse Hose, weil er vorher mit dem Fahrrad in den Regen gekommen ist. „Ich bin feucht zwischen den Schenkeln“, sagt Gisela dazu. Viele von Jans Tics werden durch bestimmte Situationen getriggert, manchmal ruft Jan einfach ohne Grund „Wichser!“ oder „Fick dich!“.

… mittlerweile gut mit dem Tourette klar. So sieht es zumindest aus. Vorher hatte er lange Zeit große Probleme, einen Job zu finden. Denn seine Tics sind auch körperlich, wie man in manchen Videos sieht: Darin steckt Jan manchmal seinen Finger in Tims Ohr, kneift ihm in die Wange oder beißt ihn. Seine Ausbildung zum Physiotherapeuten musste Jan abbrechen, weil seine Tics immer heftiger wurden und er Patienten damit sogar gefährden könnte. Mit seinen Social-Media-Kanälen ist Jan allerdings inzwischen ziemlich erfolgreich, er hat auch eine neue Ausbildung angefangen.

… durch seine Krankheit in sehr unangenehme Situationen kommen. In einem Video beschreibt Jan Gisela wie einen Kobold oder eine Person, die Zugriff auf seine Stimmbänder oder seinen Körper hat. Dann kribbelt es kurz vorher in seinen Stimmbändern, wie bei einem Niesanfall. Und dann kommt der unkontrollierte Laut oder die Beleidigung in kehliger Stimme aus Jans Mund. Einmal sprach er mit einem Personalleiter, der schielte. Den fragte Gisela: „Ist die Wand etwa interessanter als ich?“ Seinen besten Freund Tim stören die Beleidigungen nicht. Seit der sechsten Klasse sind Jan und Tim Freunde. Damals waren Jans Tics noch nicht so extrem, er hatte nur motorische Tics, er zuckte also vor allem. Vor zwei Jahren hat Gisela angefangen, Menschen zu beleidigen. Auf die Standard-Beleidigungen reagiert Tim gar nicht mehr, über die Tics die perfekt in die Situationen passen, lacht er.

… dass Menschen mit Tourette-Syndrom sich nicht willentlich agressiv verhalten. Das muss Jan aber immer wieder beweisen. Polizisten musste er seinen Behindertenausweis zeigen, nachdem Gisela ihnen den Mittelfinger gezeigt hatte. Oft glauben Menschen nicht, dass Jan sie nicht mit Absicht beleidigt. Einmal hat jemand ihn deshalb mit einer Wodkaflasche abgeworfen. Der 21-Jährige stellt außerdem auf seinem Kanal klar, dass die Ausprägung seines Tourette-Syndroms nicht der Regelfall ist, auch wenn Jan dem Klischee des schimpfenden Tourette-Patienten entspricht. Diese Form der Krankheit mit Koprolalie, also dem Ausstoßen von obszönen Wörtern oder Sätzen, tritt eher selten auf. Einer Studie zufolge zeigen lediglich etwa 25 Prozent der Betroffenen dieses Symptom. In Deutschland sind rund 40 000 Menschen an Tourette erkrankt. Eine Heilung für die Krankheit ist sehr unwahrscheinlich, weil das Tourette-Syndrom nicht gut erforscht ist. Das liegt vor allem daran, dass Tourette nicht lebensbedrohlich ist. In wirklich lebensgefährliche Situationen kann Jan sich übrigens besser beherrschen, sagt er.  

… dass es mal eine Umfrage der „Tourette Gesellschaft Deutschland“ zu „Gewitter im Kopf“ gab. Die hat ergeben, dass viele Betroffene und Angehörige von Tourette-Kranken den Kanal von Jan und Tim nicht hilfreich in Bezug auf Toleranz, Respekt und Akzeptanz gegenüber der Krankheit empfinden. Viele Familien, in denen ein Mitglied Tics hat, seien wegen der besonders starken Symptome von Jans Tourette sehr verängstigt hinsichtlich der Entwicklung der Krankheit. Dennoch: Durch den hohen Unterhaltungswert des Kanals und Tims und Jans humorvolle Art, mit der Krankheit umzugehen, ist „Gewitter im Kopf“ seit Januar 2019 auf 1,6 Millionen Abonnenten herangewachsen.

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Köln – „Wir hätten wirklich niemals damit gerechnet, dass wir so viel Aufmerksamkeit bekommen“, erklärt Youtuber Tim Lehmann (21) am Dienstag (2. Februar) im EXPRESS-Interview.

Tim und Jan Zimmermann (22) wurden mit dem Kanal „Gewitter im Kopf“ über Nacht zu Internet-Stars. Mit ihren Videos leisten die beiden Rheinländer wichtige Aufklärungsarbeit, denn thematisch dreht sich alles um Jans Erkrankung.

  • Youtube-Kanal „Gewitter im Kopf“ geht seit 2019 durch die Decke
  • Der Kanal wurde von Tim Lehmann und Jan Zimmermann gegründet
  • Jan Zimmermann leidet am Tourette-Syndrom

Der 22-Jährige leidet unter dem Tourette-Syndrom – einer Nervenkrankheit, die willkürliche Bewegungen sowie das Ausstoßen von vokalen Ticks auslöst.

Statt der Krankheit mit Missgunst zu begegnen, heißen Jan und Tim sie jeden Tag willkommen – und taufen das Syndrom auf den Namen „Gisela“.

Gewitter im Kopf: Jan Zimmermann und Tim Lehmann hätten niemals mit Erfolg gerechnet

Dass ihr Youtube-Kanal „Gewitter im Kopf“ in so kurzer Zeit so viel Publikum erreichen konnte, erscheint den beiden Internet-Stars auch heute noch unwirklich.

Wie alt ist Tim Lehmann von Gewitter im Kopf?

Tim Lehmann (l.) und Jan Zimmermann (r.) stecken hinter dem Youtube-Kanal „Gewitter im Kopf“.

„Es war vor allem in der Anfangszeit nicht greifbar. Ich fand es absolut ungewohnt, dass man von fremden Leuten auf der Straße angesprochen wird. Ich kann mich auch noch ganz gut an die erste Situation erinnern. Ich war bei meinem Vater in Berlin zu Besuch und wollte eine Frau nach dem Weg fragen, sie sagte mir dann, dass sie den Weg nicht kennt, aber dafür mich“, sagt Jan Zimmermann im EXPRESS-Interview.

Jan Zimmermann: „Es fing mit leichten motorischen Tics an“

Jan, der mittlerweile in Köln wohnt, habe sein ganzes Leben lang mit Tics zu tun gehabt. Allerdings sei sowohl ihm, seinen Eltern als auch den behandelnden Ärzten lange unklar gewesen, was genau in ihm vorgeht.

Wie alt ist Tim Lehmann von Gewitter im Kopf?

„Es fing mit leichten motorischen Tics an. Gerade in jungen Jahren hatte man das dann immer als Zappeln bezeichnet. Als ich dann in den Kindergarten kam, begann ich so allmählich mit dem Ausstoßen von Geräuschen. Daraufhin konsultierten meine Eltern einen Kinderarzt, der diese Symptome mit einer Epilepsie in Verbindung gebracht hatte. Als man mich dann aber 2005 mit einem Langzeit-EEG in der Bonner Uniklinik untersuchte, kam heraus, dass es das Tourette-Syndrom ist. Epilepsie kam dann erst später dazu.“

Im Laufe der Jahre seien diese Symptome aber Stück für Stück aus dem Sichtfeld verschwunden – und somit auch aus seinem Alltag.

„Die Tics ließen seltsamerweise von Jahr zu Jahr immer mehr nach. Das Thema wurde also zur Nebensache. Nach dem Schulabschluss nahm das Tourette-Syndrom dann aber kurioserweise ganz schleichend wieder Fahrt auf. Und dann wurde es immer mehr.“

Gewitter im Kopf: Jan Zimmermann und Tim Lehmann wollen aufklären

Als Jan dann die finale Diagnose der Ärzte vorlag, war er nicht der einzige, der zunächst nichts damit anzufangen wusste. Das Tourette-Syndrom ist für viele Menschen auch heute noch keine Krankheit, die man als geläufig beschreiben würde.

„Wir wollten mit unserem Kanal Aufklärungsarbeit betreiben, denn wir bemerkten im Alltag immer wieder, dass viele Menschen nicht wussten, unter welcher Krankheit Jan leidet – der Bedarf war somit extrem groß. Oftmals sind es situationsspezifische Tics, die auch teilweise sehr skurril sind – viele Menschen in der Öffentlichkeit reagierten deshalb irritiert“, erklärt Tim.

Daraufhin nahmen sich die Rheinländer eine Dokumentation über das Tourette-Syndrom zum Anlass, ein Informations-Video zu drehen – so fing alles an.

„Nachdem vor zwei Jahren im Fernsehen ein Beitrag über Jans Tourette-Syndrom gelaufen ist, bemerkten wir, dass im Netz ein großes Interesse an der Krankheit zu entstehen schien. Deshalb beschlossen wir, ein Frage-Antwort-Video zu drehen, in dem ich den Menschen genau erkläre, worum es sich bei dieser Nervenerkrankung handelt“, sagt Jan.

Gewitter im Kopf: Jan Zimmermann erlebte viele skurrile Momente

Viele Menschen seien zunächst irritiert, wenn es zu einem vokalen Tic in der Öffentlichkeit kommt. Andere fühlten sich sogar angegriffen und unterstellten dem Youtuber böse Absichten.

„Es ist schon häufig vorgekommen, dass Menschen sehr irritiert reagierten, als ich sie unbeabsichtigt mit den Tics konfrontiert habe. Es kam schon mal vor, dass Leute dachten, dass ich Drogen genommen hätte, oder aufgrund meiner obszönen vokalen Tics sogar fremdenfeindliche Ansichten hätte. Viele denken auch, dass ich einfach auf Streit aus bin.“

Besonders die Polizei habe es Gisela angetan, denn die Uniform strahle eine Art Autorität aus, die seine Koprolalie anregt.

„Es gab schon viele Begegnungen mit Polizisten, die sich von mir beleidigt gefühlt haben. Natürlich hab ich sie beleidigt – aber nicht mit Absicht.“

„Bullenfo…“, schrie Jan plötzlich und zögerte keine Sekunde, sich direkt zu erklären: „Das war jetzt ganz blödes Timing, genau in diesem Moment fuhr gerade ein Polizeiauto an meinem Fenster vorbei.“

Besonders in Erinnerung geblieben sei den beiden ein Vorfall, der sich im vergangenen Sommer ereignete.

„Im vergangenen Jahr ist etwas sehr Blödes passiert: Ich habe in einem Hotel nach einem motorischen Tic auf den Feueralarm gedrückt. Daraufhin rückte die Feuerwehr mit Polizei im Schlepptau an und das gesamte Hotel musste evakuiert werden. Das hatte aber keine strafrechtlichen oder finanziellen Folgen für mich. Allerdings hatten sich die Polizisten daraufhin bei mir beschwert, dass sie deswegen nachts aufstehen mussten“, scherzt Jan.

Köln: Live-Koch-Show „DAS VERF$%§TE DINNER“ wird zum Mega-Erfolg

Auch das Kochen gehört zum elementaren Bestandteil des Youtube-Kanals. Wenn Jan und Tim mal wieder ein Koch-Video drehen, darf natürlich auch Gisela nicht fehlen – und die meint es manchmal nicht allzu gut mit den Rezept-Ideen der beiden. Da kann es also schon mal vorkommen, dass die Schüssel quer durch die Küche fliegt, oder der Teig mit besonderen Zusatzgewürzen wie Salz ergänzt wird.

Da besonders die Koch-Videos großen Zuspruch innerhalb der Fan-Szene fanden, entschloss sich das Duo dazu, genau jene Koch-Auftritte auf die Bühne zu verlegen und erstmals vor Live-Publikum aufzutreten. „DAS VERF$%§TE DINNER“ im Kölner Tanzbrunnen wurde zum Mega-Erfolg.

„Zu Beginn unserer Youtube-Karriere wurden wir zu unserem ersten Live-Event eingeladen, was sich im Nachhinein als absolut überwältigend herausstellen sollte. Wir dachten, dass wir dort vielleicht ein paar Menschen treffen, die sich für uns interessieren, letztendlich war der Ansturm aber so groß, dass wir sogar fast an die Wände gedruckt wurden. Da sich das Kochen in unserem Video total etabliert hat, dachten wir, dass wir genau das vor Live-Publikum durchziehen wollen“, erklärt Tim.