Wer war adele bei star im star

Nach dem Riesen-Erfolg der Musikshow "The Masked Singer" auf ProSieben versteckt nun auch Konkurrent RTL Prominente zum Singen unter einer Maske. "Big Performance - Wer ist der Star im Star?" heißt das neue Samstagabend-Format. RTL kündigte dafür  "aufwendige Special-Effects-Masken" an. Etwa hinter der Aufmachung von Jennifer Lopez, Mick Jagger, Tom Jones, Elton John und Adele gilt es Prominente zu enttarnen. Sie alle hätten professionelles Coaching für Mimik, Gestik, Gesang und Tanz ihrer Lieblingsmusik-Legende erhalten, berichtete der Kölner Privatsender im Vorfeld.

Michelle Hunziker, Motsi Mabuse und Guido Maria Kretschmer raten in den vier Shows der Staffel, welcher Star sich hinter welcher Musiklegende verbergen könnte. Jeder Auftritt beginnt damit, dass die Prominenten Playback singen. Erst im Verlauf des Liedes wechselt die Performance in den Live-Gesang. "Dadurch und durch Einspielfilme über die Maskierten wird das Ratespiel weiter angeheizt", versprach RTL. Jurorin Hunziker hat einen kleinen Rate-Vorteil.

Wer war adele bei star im star

Sie hat einige der Stars bereits "in echt" erlebt, wie sie gegenüber RTL sagt. "JLo war damals bei uns bei 'Wetten, dass..?' auf Mallorca zu Gast. Und mit Tom Jones habe ich vor langer Zeit einmal auf einer Bühne in Italien gesungen, das hat sehr viel Spaß gemacht." Trotzdem tappte die Jury bei Adele - zumindest scheinbar - im Dunkeln. Auf Twitter ist man sich einig: "Patricia oder Maite Kelly", lautet der Tenor der User im Netz. Die Jury würde nur versuchen, mit ihren Vermutungen vom Offensichtlichen abzulenken, meinen einige Zuseher auf Twitter. Hunziker hatte in der zweiten Sendung nämlich Unternehmerin und Moderatorin Judith Williams hinter der Maske vermutet.

In drei Shows performen vier Prominente jeweils zwei Songs. Das Studiopublikum wählt, wer seinen Star am besten verkörpert hat, das Jurypanel entscheidet zwischen den beiden Letztplatzierten, wer von ihnen ausscheidet und wer die wahre Identität enthüllen muss. Für den Prominenten, der die Show verlassen muss, rückt in der nächsten Show ein neuer Star in neuer Maske nach. Schlägt sich die falsche Adele also so gut wie die echte, müssen sich ihre Fans bis zum Finale gedulden, bis sie enttarnt wird.

Im Finale kämpfen schließlich drei Stars um den Sieg. Moderator der Show ist Daniel Hartwich. Bereits ausgestrahlte Folgen können auf TVNOW nachgesehen werden.

Wer war adele bei star im star
Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Da stelle mer uns ma janz dumm un sage: Steckt unter der Adele-Vollverspachtelung vielleicht gar die echte Adele? Hat sich etwa Jorge Gonzales als Prince verkleidet, obwohl der allein schon vom Körperbau her komplett anders aussieht? Und steckt unter dem Jennifer-Lopez-förmigen Effekt-Make-up nicht vielleicht wirklich die quietschöse Evelyn Burdecki?

Das jedenfalls waren die Tipps von Michelle Hunziker, Guido Maria Kretschmer und Motsi Mabuse, der möglicherweise etwas unterengagierten Jury von "Big Performance - wer ist der Star im Star?", des neuen RTL-Formats, bei dem es darum geht, singende Promis zu erkennen, die aufwendig als andere Promis geschminkt und verkleidet wurden. 

Das kommt einem natürlich vom Konkurrenzsender Pro7 her bekannt vor, und tatsächlich ist "Big Performance" die Promikniffel-Show für alle, denen "The Masked Singer" zu viel Cola getrunken hat. Hier ist nichts überdreht, die Jury weit entfernt von jeder hysterischen Entgleisung, und der routinierte bis reservierte Moderator Daniel Hartwich läuft auf keinen Fall Gefahr, sich in ein pinkes Monsterchen zu verlieben. Kein THC-seliges Faultier, kein Chamäleon mit Puddingknien, kein Testo-Kudu: Ausstattungsmäßig ist die RTL-Interpretation deutlich gesetzter als das grellere Pro7-Format, sie wirkt im ersten Moment wie eine erwachsene Variante. Dann aber auch wieder deutlich kindischer, weil man natürlich immer an die "Mini Playback Show" denken muss, und weil es wirklich albern ist, mit ernstem Gesicht zu behaupten, hier sei in Performance und vor allem Gesang kein Unterschied zu den Originalen zu erkennen, wie die Jury halsstarrig mehrfach insistiert.

Allein rein optisch ist das eine dreiste Showlüge: Natürlich muss man die Arbeit der Make-up-Künstler und -Künstlerinnen anerkennen, denn sämtliche gemeinten Stars sind klar erkennbar - allerdings könnte es durchaus sein, dass man von dem einen oder anderen Gummigesicht im Anschluss schlecht träumt, weil die aufgekneteten Antlitze eben doch gebastelt aussehen - irgendwas zwischen im aufgeheizten Auto vergessener Spitting-Image-Maske, missratener Einbalsamierung und Botox-Beulen. Extrem kindlich ist es auch zu jubeln und zu klatschen, wenn die Nachahmer zu Beginn ihres Auftritts zunächst noch zur Stimme des Originals nur die Lippen bewegen, bevor sie irgendwann mit eigener Stimme singen, wie es Jury und Hallen-Publikum irritierenderweise tun.

Das eigentliche Problem ist aber grundsätzlicher: Auch wenn der RTL-Account zum Sendungsbeginn mit Oscar Wilde twittert, Nachahmung sei die höchste Form der Anerkennung - Nachahmung ist eben auch meistens langweiliger als Neuinterpretation und Bricolage, als Spiel und Verstörung.

Während "The Masked Singer" für seine Performer trotz Kostümkorsett vor allem maximale Freiheit bedeutet, die Möglichkeit bietet, eine Heavy-Metal-Version von "Atemlos" zu singen und sittsamen volkstümlichen Musikantinnen wie Stefanie Hertel  die Chance gibt, als Latexwams-Pantherin unerkannt eine andere Facette von sich zu zeigen, zielt "Big Performance" auf Nachmacherei, bei der man als Kopist oder Kopistin maximal Achtungsapplaus bekommen, aber nie gegen das Original gewinnen kann.

Zudem wirkt die Show vor allem in der zweiten Hälfte fad, wenn alle ein zweites Mal singen, um zu ermitteln, wer gleich rausfliegt, und teilweise ermüdend konventionell: Wenn erst penetrant damit kokettiert wird, welch grandiose Weltstars die Imitationsobjekte doch allesamt seien, man dann aber in taffigen, lieblosen Einspielern sicherheitshalber doch noch mal erklärt, wer Jennifer Lopez noch mal war und für welche Lieder man Prince kennt.

Was leider nicht davon ablenkt, dass man fast alle mummenverschanzten Promis schon in ihren Einspielern zu erkennen glaubt, die sie bei den Vorbereitungen und den Proben zeigen, spätestens dann in den Hinweisen, die im Gegensatz zu den deutlich verklausulierteren Tipps beim "Masked Singer" extrem prosaisch wirken. Als Prince wurde in der ersten Show nämlich "Deutschland sucht den Superstar"-Gewinner Prince Damien demaskiert, was nach dem Dschungelcamp-Stern an seiner Garderobentür nicht wirklich überraschte, und auch die anderen Masken scheinen zumindest eher durchsichtig. "Ich liebe es, wenn es explosiv wird", sagt die nachgemachte Jennifer Lopez, und es wäre schon ziemlich schnöde, wenn dahinter tatsächlich die zumindest auf Twitter als Hauptverdächtige gehandelte "Explosiv"-Moderatorin Nazan Eckes stecken würde, wofür rein äußerlich und von den Tanzskills her einiges spräche.

Meint der Fake-Tom-Jones mit dem Satz "in meiner Karriere gab es Momente, da ging es auf und ab" wirklich die "Männer, Männer"-Fahrstuhl-Szene mit Heiner Lauterbach und ist folglich Uwe Ochsenknecht, was zu seiner Augenpartie passen würde? Und verweist die nachgemachte Adele schon mit dem Einspielersatz "Ich bin in der ganzen Welt zu Hause" ernsthaft auf ein Mitglied der Kelly Family, um diesen Verdacht dann durch ganz und gar nicht adeligen Gesang, sondern ein tatsächlich charakteristisch kellyhaftes Tremolo zu untermauern? Wenn diese augenscheinlich offensichtlichen Hinweise in den folgenden Sendungen nicht noch heftig den Arm verdreht bekommen, fühlt man sich davon als ernsthaft Mitratender fast schon beleidigt. Und kann sich nicht recht vorstellen, wie die überschaubare Spannung über drei weitere Shows tragen soll. 

Das Lustigste und Spannendste an "Big Performance" ist darum tatsächlich, wie die Jurymitglieder versuchen, beim "Rätseln" die offensichtlichsten Verdächtigen zu umkurven. Und das Schönste an diesem Format ist, dass man sich jetzt wieder so richtig auf die neue Staffel von "The Masked Singer" freut, die noch im Herbst bei Pro7 starten soll.