Wer glaubt dass die pharmaindustrie gesunde menschen will


Leseprobe

Abstract

1. Einleitung

2. Kritik am deutschen Pharmamarkt

3. Gesundheit als Ware 3.1 Ärzte als Instrumente 3.2 Probleme des Zweiklassensystems 3.3 Das Erfinden von Krankheiten

3.4 Medikamente mit schweren Folgen

4. Ursachen und Problematik

5. Prognose

6. Lösungsvorschläge

7. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abstract

This seminar paper is dealing with critic works about the german pharma industry which badly influences the german health care system with negative effects on the healthiness of the people. I am focusing the question if and how physicians are just instruments of the industry to reach economic objects.

In the end I summarize different proposals how to avoid treating patients like products in order to improve the whole system.

1. Einleitung

Die Medizin besitzt einen hohen Stellenwert, da sie auf Unabhängigkeit und Objektivität basiert und im Vordergrund die kompetente Behandlung des Patienten steht (vgl. Weiss 2008:9).

Der Weltärztebund als oberste ethische Instanz der Medizin hat diese Grundlagen in der

´Deklaration von Helsinki´ folgendermaßen formuliert: ´ Die Gesundheit meines Patienten soll mein vornehmstes Anliegen sein. Der Arzt soll bei der Ausübung seiner ärztlichen Tätigkeit ausschließlich im Interesse des Patienten handeln . In der medizinischen Forschung haben Überlegungen, die das Wohlergehen der Versuchsperson betreffen, Vorrang vor den Interessen der Wissenschaft und der Gesellschaft.´ (Weiss 2008:9)

In meiner Arbeit werde ich mich hauptsächlich mit der Fragestellung beschäftigen, wie stark besonders Ärzte und Patienten durch die Pharmakonzerne beeinflusst werden und ob die o.g. Aussage gegenwärtig der Realität entspricht. Das Geschäft mit den Krankheiten stellt im Okzident den größten Wirtschaftsfaktor dar und liefert der Bevölkerung eine Menge an sicheren Arbeitsplätzen. In Europa ist die medizinische Versorgung insgesamt sehr gut, im Gegensatz zu den Ländern der Dritten Welt oder den USA. Allerdings ziehen Pharmafirmen ihre Vorteile aus dieser Situation, indem sie immer mehr neue Erkrankungen etablieren, die vorgeblich mit innovativen Medikamenten zu behandeln sind (vgl. Walach 2012:4).

„Unser gesamtes Gesundheitssystem ist völlig auf Krankheit eingestellt. An der Krankheit wird verdient. Je mehr Kranke es gibt, desto höher der Profit.“ (Felsch de Vellnagel 2006:16f) Die Therapie von chronischen Erkrankungen führt zu enormen Ausgaben, welche die gesetzlichen Krankenkassen lediglich partiell erstattet. Ein Normalverdiener kann die restlichen Kosten meist kaum kompensieren – hier wird Gesundheit zum Luxusgut (vgl. Jesse 2006:34). Diese Denkweise trägt die Schuld an der Defiziten unseres Gesundheitssystems (vgl. Felsch de Vellnagel 2006:17).

Die Kosten des deutschen Gesundheitssystems erhöhen sich stetig, während die Einnahmen sich wiederum verringern. Eine Reformation zur Erweiterung der Qualität und Konditionen ist von daher unabdingbar (vgl. Huffmann 2006:5).

2. Kritik am deutschen Pharmamarkt

Die Pharmaindustrie hat ein mächtiges System geschulter Angestellter und Lobbyisten aufgestellt, die Ärzte und Bevölkerung zugleich beeinflussen und gefügig machen (vgl. Walach 2012:5f.).

Die deutschen Universitätskliniken und die zugehörigen Professoren müssen sich der Pharmaindustrie aus finanziellen Gründen immer stärker unterordnen, da sich nur auf diese Weise eine international wettbewerbsfähige Forschung in der Medizin etablieren kann (vgl. Lauterbach 2009:186f.).

Sie befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Wirtschaft, weil sie mittlerweile nicht mehr selbständig über den Forschungsgegenstand entscheiden dürfen – bis hin zur Fälschung von Forschungsergebnissen aus finanziellen Gründen! Patienten werden also unwissend zum Kunden einer bestimmten Pharmafirma und verhelfen dem Arzt dadurch zu einem immensen Plus auf seinem Konto (vgl. Dörner 2003:162ff.).

Viele Wissenschaftler sind als Berater von Arzneimittelherstellern tätig, treten als ständige Referenten bei Firmensymposien auf, stellen ihren Namen für von Ghostwritern geschriebene Firmenpublikationen zur Verfügung, setzen sich für bestimmte Geräte oder Medikamente ein, streichen je nach Position großzügige Zuwendungen ein, schließen Patent- und Beteiligungsverträge ab, erwerben Firmenanteile in Form von Aktien und Optionen oder gründen eigene Firmen [...] (Dörner 2003:161f.).

Zudem widersetzt sich die Pharmaindustrie auffallend intensiv gegen einen zeitgleichen Import von Präparaten neben seinen eigenen Markteinführungen und begründet dieses Agieren damit, dass durch die Vernichtung von Importmonopolen, der Patentschutz und die Eigentumsgarantie zu Grunde gerichtet werden würde (vgl. Messeiller 2006:66).

Die Pharmaindustrie versucht permanent neue teure Medikamente auf dem Markt zu etablieren. Dadurch steigen ihre Erträge, eine Senkung der Kosten für Medikamente erfolgt jedoch nicht. Es ist deshalb die Aufgabe der Krankenkassen durch Beitragserhöhung die hohen Kosten zu tragen. Oberstes Ziel ist die Steigerung des Gewinns in Form von Renditen und Kursgewinnen, während ethische Werte nur eine untergeordnete Rolle spielen (vgl. Zakl 2006:184f.).

Es ist wichtig anzumerken, dass das Gesundheitssystem schon seit Dekaden nicht nur durch die Pharmariesen beherrscht wird, sondern auch durch entsprechende Lobbyisten, zu denen besonders Ärzte und ihre Berufsverbände zählen. Viele Kritiker behaupten, dass Deutschland ein Paradies für Pharmakonzerne darstellt. Sie prangern die Selbstverständlichkeit der außergewöhnlich hohen Medikamentenkosten für Patienten an, die in Deutschland partiell doppelt so hoch sind wie in anderen europäischen Staaten, während bestimmte hilfreiche Therapien von den Krankenkassen nicht mehr übernommen werden und der Kassenpatient sie

privat begleichen muss. Aufgrund der nicht vorhandenen Preisbarrieren werden neue Medikamente zuerst in Deutschland vertrieben. Im Anschluss versuchen die Produzenten mit den staatlichen Institutionen anderer Nationen eine ähnliche Preisstufe zu verhandeln.

Auf einer Positivliste, die sämtliche deutsche Gesundheitsminister bisher erfolglos versucht haben geltend zu machen, sind von 50.000 Medikamenten lediglich 1500 für die Erhaltung der Gesundheit der Gesamtbevölkerung obligatorisch. Bei den abkömmlichen Mitteln handelt es sich um Nachahmungen, die nur minimal abgeändert werden und anschließend als innovatives und überteuertes Produkt vermarktet werden und von den Krankenkassen erstattet werden (vgl. Fromm/Rickelmann 2010:9ff.). Viele Medikamente werden nach Ablauf des Patentschutzes also durch ein günstigeres, sogenanntes Generikum ausgetauscht. Durch diese treten oft Nebenwirkungen z.B. in Form von Allergien auf, die zur Weiterbehandlung neuer Erkrankungen führen können. Fakt ist, dass auch durch diese Maßnahme keine Kosten eingespart werden (vgl. Messeiller 2006:66).

In Deutschland sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel zwischen 1993 und 2009 von 14,2 Milliarden Euro auf 32,4 Milliarden Euro gestiegen und haben sich damit mehr als verdoppelt – […] Pharmaexperten halten [aber] Einsparungen bei Arzneimitteln von sieben, acht Milliarden Euro für möglich, ohne dass auch nur eine einzige sinnvolle Arzneimitteltherapie gefährdet würde. (Fromm/Rickelmann 2010:10)

In Deutschland obwaltet kein Gesetz darüber, dass Ergebnisse von Arzneimittelstudien angegeben, geschweige den publiziert werden müssen – im Gegensatz zu den USA. Dort werden seit September 2008 Pharmafirmen dazu angehalten, alle erforderlichen klinischen Studien registrieren zu lassen, um die Ergebnisse anschließend in einer allgemein zugänglichen Datenbank freizugeben (vgl. Fromm/Rickelmann 2010:162).

Unter der Überschrift ´Nicht alle klinischen Studien sollen veröffentlicht werden´, zitiert am 6. Januar 2010 das Deutsche Ärzteblatt den parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Daniel Bahr (FDP). Damit die Vertraulichkeit der Daten gewahrt bleibe und die legitimen Interessen der Sponsoren geschützt würden. (Fromm/Rickelmann 2010:163)

„Betrügerische oder illegale Marketingmethoden, Verheimlichung oder Verharmlosung von Nebenwirkungen, irreführende oder verbotene Werbung.“ (Weiss 2008:201)

Im Werk Korrupte Medizin zeigt Hans Weiss auf, dass solche Machenschaften in der Pharmaindustrie den Alltag bestimmen. In der Gesundheitswirtschaft werden ethischen Werte aufgrund des lukrativen Geschäfts stark vernachlässigt (vgl. Weiss 2008:201).

Harald Walach behauptet in seinem Artikel Agenten statt Patienten , dass die moderne Medizin Krankheiten wie einen Störfall und den menschlichen Organismus wie eine Maschine behandele. Das biologische Maschinenmodell entziehe dem Patienten seine Rechte, gewissermaßen befinde er sich als passiver Leistungsempfänger in einer Abhängigkeit zu ärztlichen Therapien. Es sei aber eine dringliche Notwendigkeit den Patienten als

Handelnden, Symptome als aktive Zeichen des Körpers und Erkrankungen als Indiz eines Defekts in den Handlungsmöglichkeiten zu betrachten. Erst dann könne eine wirkliche Rekonvaleszenz erfolgen. In einem Wort: unsere Gesellschaft benötige die Wandlung der Patienten zu Agenten und der behandelnden Ärzte zu Mitwandlern!

Patienten sollten für ihre Gesundheit mehr Eigenverantwortung tragen und akzeptieren, dass vor allen Dingen chronische Krankheiten nicht im Handumdrehen zu heilen sind und dass man sie quasi beherrschen muss (vgl. Walach 2012:4f.). Eine aktive Eigenverantwortung könnte z.B. „die Umstellung des Lebensstils, Veränderung von Haltungen oder Beziehungen oder dergleichen, sinnvolle und gesunde Ernährung mit ausreichender Zufuhr von […] genug Gemüse und Früchten, Vermeidung von Übergewicht, ausreichende Bewegung, Kultivation eines stabilen sozialen Netzwerks“ (Walach 2012:5) sein, während Ärzte versuchen sollten, die Patienten bzw. Agenten beim Veränderungsvorgang zu unterstützen.

Im Buch Wird Gesundheit zum Luxusgut? wird diese Meinung geteilt – auch hier glaubt man, dass in einer gewissen Eigenverantwortung und einer Entwicklung zu einem gesünderen Lebensstil, die Vorbeugung von Krankheiten verborgen liegen (vgl. Felsch de Vellnagel 2006:13).

Die Entwicklung der Medizin basiert auf einer Ideologie menschlicher Selbstbestimmung. Die Entwicklung einer medizinischen Heilkunde in Abgrenzung zu der nichtmedizinischen Heilkunde ist der erste bekannte Versuch in der Kulturgeschichte, die Gewalt über die Qualität und Dauer irdischer Existenz nicht den kaum einschätzbaren überirdischen Mächten zu überlassen, sondern in die Hände der Menschen selbst zu legen. Die Schaffung der Medizin ist nichts weniger als ein erster gewaltiger Akt einer existentiellen Befreiung der Menschen. (Unschuld 2011:16)

Eine Kultur des Bewusstseins , d.h. mehr Achtsamkeit bzw. Empathiefähigkeit gegenüber uns selbst und unserer Umgebung könnte uns zu einer deutlichen Optimierung unseres Lebensstils verhelfen. Krankheiten würden dann quasi weniger den wirtschaftlichen Gewinn der Pharmakonzerne erhöhen, sondern wären Solidarfälle – in dem Sinne, dass jedes Individuum sich so gut wie möglich von Krankheiten fernhält und gleichzeitig indirekt seine Umgebung vor Ansteckung schützt. Eine Reform der menschlichen Denkstruktur ist hierbei Grundvoraussetzung! Die Macht des Patienten, der als Agent Eigenverantwortung übernehmen kann und der Arzt, der sich durch die Therapien die er eigenverantwortlich verordnet, seine Macht (die ihm das Pharmanetz entzog) zurückerobern kann.

Thomas Kuhn hat dafür den Begriff Paradigma geprägt. Momentan ist das wirksamste Denkmodell und Paradigma immer noch das Maschinenmodell, das Descartes vor etwa 400 Jahren eingeführt hat. Es macht aus Organismen Maschinen und damit aus Handelnden Passive, aus Agenten Patienten. Das müssen wir ändern. Wir können es ändern, indem wir uns selber als verantwortlich Handelnde begreifen und unsere Patienten als Agenten. (Walach 2012:6)

3. Gesundheit als Ware

Zu Beginn der Geschichte des Sozialsystems war das eigentliche Ziel der Herstellung von Gesundheit des Volkes, einen soliden Staat sicherzustellen (vgl. Unschuld 2011:126).

Es stellte sich jedoch heraus, dass „das Geschäft mit der Krankheit […] gesamtökonomisch profitabler ist, als die Sicherung der Gesundheit.“ (Unschuld 2011:126) Ein kranker Mensch ist für die Volkswirtschaft mittlerweile profitbringender, als ein Gesunder (vgl. Unschuld 2011:91). Die ehrliche und idealistische Arbeit von vielen in der Medizin Tätigen leidet unter der immer stärker werdenden Kommerzialisierung im Gesundheitswesen. Der Patient wird immer stärker als „lukrativer Kunde“ betrachtet, wodurch sich das ursprüngliche Ziel der Medizin stark gewandelt hat. Ärzte und Apotheker beispielsweise werden als Entscheider marginalisiert, denn sie verhindern oftmals die Transformation von Gesundheit zur Ware und ihre Vermarktung (vgl. Unschuld 2011:125f.).

Das Vertrauen gegenüber den „Göttern in Weiß“ nimmt derzeit immer weiter ab, da sich die Patienten über ihre Funktion in der Krankheitswirtschaft bewusst werden und einige Fälle an die Öffentlichkeit geraten (vgl. Unschuld 2011:129). Diese Problematik ist sicherlich das folgenschwerste Resultat der Gesundheitsmaschinerie (vgl. Unschuld 2011:82).

„Die Qualitätssicherung des Lebens wird von ebenso maßgeblichen wie erfolgreichen Akteuren im ökonomisierten Gesundheitswesen als eine rein persönliche Konsumfrage interpretiert.“ (Unschuld 2011:94) Der Patient als Ware stärkt das Wirtschaftswachstum enorm. Der Autor Paul Unschuld führt an, dass die Gesundheitspolitik gegenwärtig eine Wirtschaftspolitik darstelle und sich deshalb wahrscheinlich nicht einfach umpositionieren lasse – in dem Sinne, dass Gesundheit keine Ware sein soll. Die schulmedizinisch legitimierte Wirtschaft mit den Krankheiten fördert politisch betrachtet die Gesamtwirtschaft und ist nicht mehr rückgängig zu machen. Bei ernsten Krankheiten führt kein Weg daran vorbei, die teure konservative Medizin zu konsultieren, während die Menschen aufgrund der medizinischen Fortschritte immer älter werden, was sich besonders lukrativ und positiv auf die Wirtschaft auswirkt (vgl. Unschuld 2011:127ff.). Zusammengefasst streben die Menschen seit ihrer Existenz nach vollkommener Gesundheit. So ist eine starke Förderung der Mediziner durch die Industrie naheliegend:

Eine Allianz aus Ärzten, Pharmakonzernen und Patienten nährt die Utopie vom makellosen Menschen. Lebensgenussmedikamente werden von gesunden Menschen geschluckt, um besser als gut zu sein. Die Zahl entsprechender Arzneimittel hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Mittel zur Verbesserung des Hirnstoffwechsels (Nootropika), Psychopharmaka, Hormone, Vitamin-A-Präparate oder etwa das Bakteriengift Botulinumtoxin sollen das Wohlbefinden gesundheitswütiger Konsumenten perfektionieren. Die Gesundheit wird zu einem Zustand gemacht, den keiner mehr erreichen kann […] (Blech 2003:18).

Eine weitere Wirtschaftssparte ist die Impfmedizin, deren Verfechter gekonnt die Schwäche des Immunsystems z.B. von Kindern durch Impfungen dementieren. Dabei vernachlässigen sie, dass die konventionellen Impfungen parallel zu einer Zeit lanciert wurden, als die Zahl von Infektionskrankheiten schon längst rückläufig war (vgl. Langbein/Ehgartner 2002:257). Denn die risikoreichste Phase durchlebt ein Baby während des 6. und 14. Lebensmonats, in dieser Zeit werden sie durch die Antikörper der Mutter versorgt. Problematisch ist in der Gegenwart, dass die meisten Mütter mittlerweile selbst beispielsweise gegen die Masern geimpft worden sind, wodurch der Schutz für das Kind verschwindet (vgl. Langbein/Ehgartner 2002:259f.).

In den 90er Jahren eröffnet sich ein neues Gebiet in der Medizin: die Gentherapie. Renommierte Konzerne fügen ihrem Unternehmen Gentherapieabteilungen hinzu, parallel werden kleine Firmen mit dem gleichen Inhalt gegründet. Sie werden hauptsächlich durch private Investoren finanziert, was einen enormen Leistungszwang und vorschnelle mediale Publikationen von Forschungsergebnissen (ohne Langzeiterkenntnissen) zur Folge hat (vgl. Langbein/Ehgartner 2002:318). „Es ist alles erlaubt, lautet die neue, oberste Maxime, was den Menschen optimiert – und sei es um den Preis der Tötung oder den der Umgehung aller ethischen Grenzen.“ (Langbein/Ehgartner 2002:360)

Laut des Münchner Orthopäden Martin Marianowicz seien 80 Prozent aller durchgeführten Wirbelsäulenoperationen unnötig. Man verschwende Milliarden, obwohl man mit einer entsprechenden Vorbeugung, einer präziseren Diagnostik und einer ausführlichen konventionellen Therapie eine deutlich günstigere und schonendere Genesung erzielen könne. Die Politik solle dringendst einschreiten, bevor die finanzielle Kapazität unseres Gesundheitssystems komplett destruiert wird (vgl. Fromm/Rickelmann 2010:12f.).

Nirgends sonst in Europa konsultiert die Bevölkerung sooft den Arzt wie es in Deutschland der Fall ist – dieses Verhalten hat nicht selten hysterische Züge. Dementsprechend finden sog. IGeL- Offerten bei Patienten hohen Anklang. Hierbei handelt es sich um medizinische Leistungen (wie Vorsorgeuntersuchungen, spezielle Injektionsbehandlungen, etc.), die der Patient privat finanzieren muss und die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Auch die Angebote der unzähligen Vitamin- und Ergänzungstabletten oder Schlank- und Fitmacherpillen gehen besonders frequentiert über die Ladentheken. Eine neue Vertrauenskultur zwischen Patient und Arzt ist von Nöten, da es durchaus kritische Patienten gibt, deren Vertrauen erst wieder hergestellt werden muss (vgl. Fromm/Rickelmann 2010:222ff.).

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Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Arbeit zitieren Bettina Beinlich (Autor:in), 2012, Die Ware Gesundheit in der deutschen Pharmaindustrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214888

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