Wenn stillende Frauen ein Medikament einnehmen müssen, das dem Kind schaden könnte, dürfen sie vorerst nicht mehr stillen. Sobald sie jedoch das Mittel abgesetzt haben, können sie wieder weiter stillen. Während der Medikamenteneinnahme können Frauen ihre Milch abpumpen, sodass ihre Milchproduktion nicht endet. Die abgepumpte Milch muss natürlich weggeschüttet werden.
Stillende Mütter sollten ihren Arzt zu Rate ziehen, wenn es um Arzneimittel geht, die sie einnehmen oder einzunehmen gedenken.
Raucherinnen sollten ihr Baby frühestens 2 Stunden nach der letzten Zigarette stillen und sollten niemals in Gegenwart ihres Babys rauchen, ob sie stillen oder nicht. Rauchen verringert die Milchproduktion und beeinträchtigt die normale Gewichtszunahme beim Baby.
Wenn große Mengen an Alkohol konsumiert werden, kann dies beim Baby zu Schläfrigkeit und übermäßigem Schwitzen führen. Das Längenwachstum des Babys nimmt möglicherweise nicht normal zu, und es legt eventuell übermäßig an Gewicht zu. Das Trinken von bis zu einem alkoholischen Getränk am Tag scheint das stillende Kind nicht zu schädigen, vor allem wenn die Frau nach dem Konsum vor dem Stillen mindestens 2 Stunden wartet.
Ärzte lassen stillende Mütter mit der Frage des Weiterstillens oft allein, wenn sie ihnen Medikamente verschreiben. Häufig empfehlen sie sogar, besser abzustillen. Dabei erfordert eine medikamentöse Therapie nur sehr selten eine Stillpause oder sogar Abstillen. Informationen auf dem Beipackzettel oder in der Roten Liste, auf die sich die behandelnden Ärzte berufen, sind zu allgemein gehalten und bieten wenig praktische Entscheidungshilfe. Denn: Zwar gehen bei den meisten Medikamenten Spuren in die Muttermilch über, Symptome beim gestillten Kind sind selten und kaum dramatisch. Bei Antibiotika z.B. wird bei lediglich 10 % der Säuglinge ein dünnerer Stuhlgang beobachtet, die anderen Babys zeigen keine Symptome. Es lässt sich für fast jede Behandlungsindikation eine Therapie finden, die weiterstillen erlaubt. Toxische Effekte sind grundsätzlich eher beim jungen Säugling zu bedenken. Außerdem gibt es unter den Säuglingen individuelle (genetisch festgelegte) Unterschiede, die dafür sorgen, dass manche Säuglinge Symptome zeigen und andere nicht. Ein Standardnachschlagwerk für Fachleute ist das Buch „Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit“ (Elsevier Verlag, 2011). Seit 2008 werden vom Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie (Berlin) auch im Internet Informationen zur Verfügung gestellt (www.embryotox.de). Im internationalen Umfeld bietet außerdem die Datenbank „Drugs and Lactation“ der Nationalen Medizinbibliothek der USA zuverlässige Informationen für Fachleute. Allerdings sind in den USA zum Teil andere Medikamente zugelassen als in der EU. In komplizierten Fällen können sich Fachleute (Ärzte, Apotheker, Hebammen, Stillberaterinnen) auch direkt an die Embryonaltoxikologie in Berlin wenden. Direkt werden stillende Mütter aus Kapazitätsgründen leider nicht mehr von Embryotox beraten. In der Praxis hat sich gezeigt, dass viele Ärzte noch nie von der Beratungsstelle Embryotox gehört haben, vor allem Fachärzte, die sonst wenig mit stillenden Müttern zu tun haben. Sie verlassen sich auf die Beipackzettel oder die Rote Liste und raten den Müttern zum Abstillen, damit die Therapie durchgeführt werden kann, oder zum Aufschub der Therapie, bis die Mutter abgestillt hat. Beides kann für die Mutter oder das Kind beträchtliche negative Folgen haben. Es kann erforderlich sein, dass betroffene Mütter die behandelnden Ärzte über dieses Beratungsangebot informieren und sehr deutlich darauf bestehen, dass der Arzt die Stillverträglichkeit des Medikaments unter www.embryotox.de nachschaut oder, in komplexen Fällen, Embryotox direkt kontaktiert. Die Ergebnisse der Beratung können sich die Mütter anschließend einfordern. Bei nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sollten normalerweise die Apotheken die Ansprechpartner sein. Allerdings haben nicht alle Apotheken die erforderlichen Nachschlagewerke und bei weitem nicht alle Mitarbeiter können die Eltern in Bezug auf eine Arzneitherapie in der Stillzeit kompetent beraten. Auf diese Fragestellung haben sich die so genannten Babyfreundlichen Apotheken spezialisiert. Die MitarbeiterInnen in Babyfreundlichen Apotheken sind auf Beratungen zu Arzneimitteln in Schwangerschaft, Stillzeit und Säuglingszeit speziell geschult. Entsprechende Literatur muss laut Satzung vorhanden sein. Eltern, die eine Babyfreundliche Apotheke in der Nähe haben, können sich dort persönlich oder telefonisch beraten lassen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen informiert über Medikamente in der Stillzeit. Beraterinnen der La Leche Liga können über ihren medizinischen Beirat ebenfalls Informationen einholen. Grundlegende Prinzipien der Medikamenteneinnahme während der Stillzeit
Medikamente bei alltäglichen Erkrankungen
Quellen:
AUCH INTERESSANT:
© Dr. Z. Bauer – Publikationen in der Stillförderung. 2003-2020. Letzte Änderungen: Juni 2017. |