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Die Politik will bereits seit 2013 mehr Quereinsteiger als Lehrer in die Schulen holen, neben den berufsbildenden auch in den allgemeinbildenden Fächern der Sekundarstufe (etwa Deutsch, Geografie). Erste Angebote sollten eigentlich mit Blick auf die Pensionierungswelle schon damals starten, in der Praxis gibt es Quereinsteiger-Angebote in der Allgemeinbildung aber de facto bis heute nicht. Nun startet das Bildungsministerium einen neuen Anlauf. Schon jetzt werden bei Lehrermangel Absolventen von fachlich in Frage kommenden Studien ohne Lehrerausbildung an den Schulen eingesetzt, etwa Diplom-Anglisten als Englischlehrer. Diese bekommen allerdings nur einen schlechter bezahlten Sondervertrag und müssen innerhalb von fünf Jahren Zusatzprüfungen im Umfang von 30 bis 60 ECTS-Punkten nachweisen (60 ECTS entspricht einem Jahr Vollzeitstudium). Mit der Reform der Lehrerausbildung wurde eigentlich die Möglichkeit geschaffen, dass Absolventen facheinschlägiger Studien mit einem Quereinsteiger-Studium von 120 ECTS die Berechtigung zum Unterrichten von einem Fach (statt wie sonst üblich zwei Fächern) erhalten. Allerdings gab es hier mit Ausnahme der Musiklehrer-Ausbildung in Wien und Niederösterreich kein Angebot an den Hochschulen. In einem aktuellen Gesetzesentwurf des Bildungsministeriums ist nun ein neues Quereinsteiger-Modell für Absolventen facheinschlägiger Studien vorgesehen, die bereits Berufserfahrungen beim Unterrichten in allgemeinbildenden Fächern der Sekundarstufe (u.a. Mittelschule, AHS, BMHS) haben und aktuell auch an einer Schule tätig sind. Die Quereinsteiger-Ausbildung soll nun laut Erläuterungen "grundsätzlich neu gestaltet" und auch nicht mehr von Unis und Pädagogischen Hochschulen (PH), sondern nur mehr von PHs angeboten werden. Ziel sei ein erleichterter und vereinheitlichter Quereinstieg, wobei hochwertige Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote insbesondere im pädagogischen Bereich festgelegt werden sollen. Auch Anpassungen im Dienstrecht werden dabei notwendig, diese sollen noch heuer erfolgen. Die Hochschullehrgänge für Quereinsteiger - beim Lehramt Sekundarstufe sind auch außerordentliche Masterstudien möglich - sollen "nach Maßgabe des Bedarfs" eingerichtet werden, wie es in den Erläuterungen zum Gesetzesentwurf heißt. Der Umfang wird vom Ministerium auf APA-Nachfrage mit 120 bis 150 ECTS bzw. nach Anrechnung der Berufspraxis mit 60 bis 90 ECTS angegeben. Nähere Details der Ausbildung wie Bildungsziele, Umfang der jedenfalls verpflichtend vorzusehenden Studienfachbereiche oder - soweit für eine einheitliche Ausbildung nötig - Grundsätze für die nähere Gestaltung der Studienpläne sollen noch in einer Verordnung geregelt werden. Die Entwicklung sei schon sehr weit, man sei dabei in enger Abstimmung mit Unis und PHs, betont die zuständige Sektionschefin im Bildungsministerium Margareta Scheuringer gegenüber der APA. "Derzeit wird hier ein Modell entwickelt, das praktikabel und für Leute, die in den Schulbereich einsteigen wollen, auch attraktiv ist." Die Zeiten, in denen man an die Uni gehe und danach für den Rest des Lebens denselben Beruf ausübe, seien vorbei. In der Zusammenarbeit mit der Initiative Teach for Austria merke man, dass es bei Quereinsteigern einen guten Markt gibt. Ziel müsse es sein, die richtigen Leute an die Schulen zu bringen. "Wir sind dabei und möchten das möglichst rasch auf den Markt bringen." In dem Gesetzesentwurf ebenfalls verankert wird der angekündigte Quereinsteiger-Lehrgang für Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen. Zielgruppe des neuen Angebots sind "facheinschlägig vorgebildete Personen" wie Absolventinnen und Absolventen eines Bachelorstudiums Pädagogik, Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Nach Abschluss des Hochschullehrgangs "Elementarpädagogik" an einer PH (Umfang: 60 ECTS) sollen sie zum Führen einer Gruppe berechtigt sein.
Rund 300 Lehrerstellen könnte Johann Heuras, niederösterreichischer Bildungsdirektor, aktuell besetzen. Wären da nicht 200 Studentinnen und Studenten sowie Lehrkräfte, die Überstunden machen, müssten wohl einige Stunden ausfallen. Niederösterreich ist kein Einzelfall – Corona sowie die Ukrainekrise haben das Problem des Lehrermangels verschärft. Das weiß man im Bildungsministerium und reagiert: So soll es bei den Quereinsteigern Änderungen geben, indem man sie in das Gehaltsschema der Lehrenden einbettet. Bisher erhielten sie Sonderverträge, die finanziell nicht immer attraktiv waren. Demnächst sollen ihnen bis zu zwölf Jahren einschlägiger Vordienstzeiten angerechnet werden. Das neue Gehaltsschema biete zudem attraktivere Einstiegsgehälter. Zudem werde es ab dem Sommersemester 2022 an den Pädagogischen Hochschulen für Quereinsteiger, die ein Fachstudium mit mindestens 180 ECTS-Punkten absolviert sowie drei Jahre Berufserfahrung haben, eine Zusatzausbildung geben, damit diese in der Sekundarstufe 1 und 2 unterrichten können. Eine Garantie, dass jeder nach dem Lehramtsstudium einen Job bekommt, gibt es aber nicht. „Es kommt immer darauf an, welche Fächer man studiert hat“ , sagt Heuras. So seien z. B. Geschichte und Geografie keine gefragte Kombination. „Anders sieht es in den MINT-Fächern wie Mathe und Chemie oder den kreativen Fächern und im Sport aus.“ Er empfiehlt jedem, der Lehramt studieren will, ein Trägerfach wie Mathe, Deutsch oder Englisch zu wählen und daneben ein Zweitfach. Doch nicht nur Lehrer für bestimmte Gegenständen fehlen: „Wir haben schulartspezifische und regionale Probleme“, sagt Heuras. So fehlen in Sonderschulen und vielen Mittelschulen Lehrkräfte. Im Wiener Speckgürtel oder dem Waldviertel sei der Lehrermangel besonders groß. © Bild: Kurier/Gerhard DeutschEine Ursache des Mangels sei die derzeitige Lehrerbildung. Nach dem Bachelor sollen die Studenten parallel in die Schulen gehen: „Sie arbeiten Teilzeit, was insbesondere in den Volksschulen, wo wir das Prinzip der Klassenlehrer haben, ein großes Problem ist“, meint Heuras. Weil in der Ausbildung nicht mehr zwischen AHS- und Mittelschullehrern unterschieden wird, gehen viele ins Gymnasium. „In Mittelschulen müssen sie auch fachfremd unterrichten, was viele abschreckt“, sagt Heuras. Für Thomas Krebs, Pflichtschulgewerkschafter in Wien, kommt hinzu, „dass die neue Lehrerausbildung nicht gut auf die Praxis in Mittelschulen vorbereitet“. Wien habe das Problem, dass aufgrund des Parkpickerls viele Pendler in die Bundesländer zurückkehren wollen. Immerhin: Laut Ministerium will man die Ausbildung „evaluieren und eventuell anpassen“. „Wir planen jedenfalls eine bessere Kooperation mit den Ausbildungsinstitutionen“, verspricht Heuras, der gleichzeitig bei Maturanten Werbung für den Beruf machen will. ute brühl
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