Welche blutdrucktabletten haben die wenigsten nebenwirkungen

24.04.2018, 14:45 Uhr 2 Min. Lesezeit

Welche Medikamente helfen bei Bluthochdruck? Stiftung Warentest hat gängige Arzneien unter die Lupe genommen - und gibt klare Empfehlungen.

Bluthochdruck wird oft auch als "lautloser Killer" bezeichnet - aus gutem Grund. Viele Betroffene merken nicht, dass sie ein Problem mit erhöhten Blutdruck haben. Das ist fatal: Bleibt der Blutdruck unbehandelt, drohen mit den Jahren Schäden am Herz, den Nieren und den Blutgefäßen. Außerdem steigt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Von Bluthochdruck sprechen Mediziner, wenn das Messgerät regelmäßig Werte von mindestens 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) anzeigt. Was ist dann zu tun?

Stiftung Warentest: Blutdruck-Medikamente sind gut untersucht

Gegen Bluthochdruck helfen zwei Maßnahmen: eine Lebensstiländerung und/oder Medikamente gegen Bluthochdruck. "Bei leichtem und mittelschwerem Bluthochdruck reicht es oft, gesünder zu leben", schreibt Warentest in der aktuellen Ausgabe. Dazu zählt: mehr Sport treiben, die Ernährung umstellen, häufiger Obst und Gemüse essen, mit dem Rauchen aufhören und nur wenig Alkohol trinken. An hohem Blutdruck ist neben dem Alter häufig ein ungesunder Lebenswandel schuld. In einigen Fällen können auch Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac den Blutdruck in die Höhe treiben. Nur selten liegen organische Ursachen wie verengte Nierenarterien vor.

Einige Patienten kommen um eine Therapie mit Blutdruck-Medikamenten jedoch nicht herum. Das sei vor allem bei Patienten mit schwerem Bluthochdruck der Fall, schreibt Warentest. Ein Grund zur Sorge sei das aber nicht - Bluthochdruckmittel zählen zu den am besten untersuchten Arzneien.

Doch welche Mittel sind wann empfehlenswert? In der aktuellen Ausgabe geben die Experten der Affiliate-LinkStiftung Warentest einen Überblick, welche Präparate und Wirkstoffe für einzelne Patientengruppen richtig sind. Berücksichtigt wurden ACE-Hemmer, Sartane, Kalziumantagonisten, Betablocker und Diuretika.

Welche Blutdruck-Werte sind noch normal?

systolisch (mmHg)

diastolisch (mmHg)

optimaler Blutdruck

unter 120

unter 80

normaler Blutdruck

120 bis 129

80 bis 84

"hochnormaler" Blutdruck

(der Blutdruck ist ein wenig  zu hoch, aber noch normal)

130 bis 139

85 bis 89

 Ab wann sprechen Ärzte von Bluthochdruck?

systolisch (mmHg)

diastolisch (mmHg)

leichter Bluthochdruck

140 bis 159

90 bis 99

mittelschwerer Bluthochdruck

160 bis 179

100 bis 109

schwerer Bluthochdruck

ab 180 und höher

ab 110 und höher

Quelle: Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie

Wichtig bei der medikamentösen Therapie: nicht nach Schema F zu behandeln. "Je nach Alter oder Begleiterkrankungen eignen sich unterschiedliche Mittel", schreibt Warentest. Während jüngere Patienten etwa von Betablockern profitieren können, ist das Mittel für Menschen über 60 nicht ganz so wirkungsvoll wie andere Präparate: Hier existieren Wirkstoffe, die einem Schlaganfall in dieser Altersgruppe effektiver vorbeugen. 

"Bei Schwangeren hat sich der Wirkstoff Methyldopa bewährt", so Warentest. Studien würden keine unerwünschten Nebenwirkungen auf das ungeborene Kind zeigen, Außerdem konnte das Medikament in Blutdruckkrisen sogar Fehlgeburten verhindern.

ACE-Hemmer seien "gut erprobt" und würden sich für Patienten mit und ohne Begleiterkrankungen (Herz-Kreislauf- oder Nierenleiden) eignen. Sartane seien sinnvoll für Patienten, "die ACE-Hemmer schlecht vertragen, etwa Reizhusten bekommen". 

Patienten, die bereits Probleme mit Herz oder Nieren haben, sollten auf Kalziumantagonisten verzichten. Für ansonsten gesunde Patienten sind die Präparate dagegen durchaus geeignet. "In dieser Gruppe ist für die Wirkstoffe Amlopidin und Nitrendipin am besten belegt, dass sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen", so Warentest.

Medikamente gegen Bluthochdruck - mögliche Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente können auch Arzneien gegen Bluthochdruck Nebenwirkungen hervorrufen. Zu den häufigsten zählen Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel. ACE-Hemmer führen etwa bei jedem fünften Patienten zu Reizhusten. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer, so Warentest. Betablocker können Müdigkeit auslösen, da sie den Herzschlag verlangsamen. Kalziumantagonisten können zu Zahnfleischproblemen und Hitze führen, Diuretika wiederum die Haut empfindlich für Sonne machen.

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Sartane sind Arzneistoffe zur Behandlung von hohem Blutdruck (Hypertonie) und Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Patientinnen und Patienten vertragen die Wirkstoffe gut.  Ein erhöhtes Krebsrisiko, wie früher vermutet, gilt heute als ausgeschlossen. 

Wie wirken Sartane im Körper?

Sartane (Angiotensin-Rezeptor-Blocker) sind eine Wirkstoffklasse mit mehr als 15 chemisch eng verwandten Vertretern, von denen nur Azilsartan, Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan und Valsartan tatsächlich eingesetzt werden. Alle Sartane hemmen eine spezielle Bindungsstelle im Körper, den AT1-Rezeptor. Das Hormon Angiotensin II, welches normalerweise den Blutdruck erhöht, kann nicht mehr andocken. Die glatten Muskeln an den Blutgefäßen ziehen sich weniger stark zusammen, und der Blutdruck sinkt. Sartane sind als Tabletten erhältlich, die geschluckt werden. Die Arzneimittel sind alle verschreibungspflichtig. Da sie eine lange Halbwertszeit aufweisen, reicht in der Regel eine einmalige tägliche Gabe für eine stabile Blutdruckwirkung aus.

Wer sollte auf Sartane verzichten?

Sartane eignen sich nicht für Patientinnen und Patienten mit schweren Funktionsstörungen der Leber oder der Nieren sowie mit Aorten- oder Mitralklappenstenose. Alle Informationen zu Anwendungsbeschränkungen und Gegenanzeigen finden Sie in der Packungsbeilage.

Welche Nebenwirkungen hat der Blutdrucksenker Sartane?

Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Auch kann es zu einer erhöhten Konzentration von Kalium im Blut kommen. Selten treten starke Schwellungen (Angioödeme) auf, die medizinisch einen Notfall darstellen. Alle Informationen zu Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage.
In der Vergangenheit haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrfach über das Krebsrisiko von Sartanen diskutiert. Hier sind zwei Aspekte zu unterscheiden:

  • Ab Mitte 2018 fand man in einigen Sartanen Verunreinigungen (Nitrosamine), die als „wahrscheinlich krebserregend“ einzustufen sind. In kleinen Mengen kommen Nitrosamine auch im Wasser und in Lebensmitteln vor. Die Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat daraufhin die betroffenen Chargen vom Markt genommen und Vorgaben zu einer verbesserten Qualitätskontrolle entwickelt.
  • Unabhängig davon kam der EMA (European Medicines Agency)-Ausschuss für Humanarzneimittel bereits 2012 zu dem Ergebnis, dass Sartane nicht – wie zuvor vermutet – zu einem leicht erhöhten Krebsrisiko führen. Basis dieser Einschätzung waren alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema.  

Haben Sartane Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?

Sartane zeigen vor allem Wechselwirkungen mit harntreibenden Mitteln (kaliumsparende Diuretika wie Spironolacton, Triamteren oder Amilorid). Hier kann sich der Kaliumspiegel im Blut gefährlich erhöhen. Außerdem erhöhen sie den Wirkstoffspiegel, falls Patientinnen und Patienten Lithium-haltige Medikamente einnehmen. Nicht zuletzt schwächt die gleichzeitige Einnahme bestimmter Schmerzmittel (nichtsteroidale antiinflammatorische Arzneimittel, NSAID) die Wirkung von Sartanen ab. Hier kann sich auch die Nierenfunktion verschlechtern.