Die
Auerbacher Ein wichtiger Faktor der mittelalterlichen Stadtbefestigung waren neben Mauern, Türmen, Toren usw. sicher auch die Türmer oder Turner, die Tag und Nacht über den Dächern der Häuser, seit 1555 auf dem Kirchturm von luftiger Höhe aus, über Auerbach und die Umgebung wachten.
aus einem Flyer des Türmermuseums Vilseck (Quelle 4) Die ersten Türmer in Auerbach
Den für die Stadt so wichtigen Wachtdienst versahen bis Mitte des 15. Jahrhunderts ausschließlich die „Thorwärtl“ auf den Türmen der 3 Stadttore. Auch als der neue Turm bei der Pfarrkirche 1445 fertig gestellt war, sollte es noch 110 Jahre dauern, ehe durch den Bau eines weiteren Stockwerkes die Türmerwohnung hoch oben über den Dächern der Kirche und der ganzen Stadt eingerichtet wurde. Seit 1555 gab es damit einen „Stadttürmer“ oder „Stadtturner“ in Auerbach auf dem Kirchturm. Dass er Kirchturm heißt und die Kirchenglocken beherbergt, aber im Eigentum und damit in der Baulast der Stadt Auerbach ist, sei nur am Rande erwähnt. Doch nun zu den Türmern. Türmer auf dem Kirchturm Wer heute den Auerbacher Kirchturm besteigt, um gleichsam aus der Vogelperspektive die weite Aussicht zu genießen, wird kaum daran denken, dass jahrhundertlang Menschen diesen relativ beschwerlichen Weg nach oben und wieder nach unten mehrmals am Tag zu gehen hatten, um Ausschau zu halten zum Schutze der Stadt und ihrer Bewohner. Der Turm war bis zum verheerenden Stadtbrand von 1868 sogar noch ein Stockwerk höher.
Die Türmer oder Turner, auf dem Kirchturm hatten nun bis zu Beginn des 20. Jahrhundert als städtische Angestellte diese sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Die ersten „Turner“ auf dem Kirchturm entstammten wohl der Familie Dillmann. Sie wie alle ihre
Nachfolger hatten zahlreiche Pflichten zu erfüllen. So hatten die Türmer Tag
und Nacht den Wachtdienst zu versehen und bei einem Brand die Feuerglocke, bei
einem Gewitter die Wetterglocke, bei einem Todesfall das Sterbeglöcklein, bei
einer Hinrichtung das Armesünderglöcklein zu läuten. Wenn feindliche oder
einfach unbekannte Personen die Stadt umschlichen oder gar Verdächtige sich den
Toren näherten, dann waren mit dem Horn oder der Glocke bestimmte Signale zu
geben. Auch wenn besonders hochgestellte Personen nahten, mussten die Türmer dies mit einem besonderen Signal ankündigen, damit der Bürgermeister mit Gefolge zum entsprechenden Tor eilten, um den hohen Gast gebührend zu empfangen. (siehe weiter unten bei Versäumnisse der Turner)
Türmer und „Stadtpfeifer“
Auch bei der Kirchenmusik hatte der Turner gegen geringen Lohn mitzuwirken; er
hatte aber dafür das Privileg, dass nur er bei Kindtaufen, Hochzeiten und
Kirchweihfesten
gegen Entgelt aufspielen durfte. Dabei machten ihm allerdings über die
Jahrhunderte hinweg andere Musikanten, oftmals die Stadthirten, Konkurrenz und
„schnappten ihm das Brot weg“. Versäumnisse der Turner
Unter dem 28. Januar 1678 kann man lesen, dass der Türmer Daniel Schrumpf 24 Stunden bei Wasser und Brot in den Kollerer gesperrt wurde und am nächsten Tag sein Geselle und sein Lehrjunge ebenfalls, weil alle drei die Feuersbrunst an der Zogenreuther Mühle übersehen hatten. Die Türmergenerationen
Peißner
Das Ehepaar Peißner hatte zwei Kinder, von denen Sohn Karl (1890-1952) ein erfolgreicher Musiker und Komponist wurde. (nach 2, Seite 274) Bruno Peißner, einer der beiden Söhne des Karl P., besuchte vor kurzem die Wirkungsstätte seiner Vorfahren hier in Auerbach.
1898 legte Johann Peißner das Türmeramt nieder und wurde Chorregent in Auerbach, wo er 1907 starb. (über die Türmer Peißner s. auch 3)
Der letzte Stadttürmer Metz lebte mit seiner Familie auch nach Abschaffung des Türmeramtes weiterhin in diesem nach ihm später so benannten „Metzschulhaus“ (Pfarrstraße 5; Foto), und versah den Mesnerdienst in der Pfarrkirche. Mit Johann Baptist Metz erlosch an Silvester 1910 in unserer Stadt Auerbach ein Berufsstand, der nahezu ein halbes Jahrtausend zum Wohle der Bürger sozusagen von oben herab als Türmer gewirkt und gewacht hatte. verwendete und weiterführende Quellen
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 22. November 2021
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