Was muss man beim Frauenarzt selber zahlen

Gynäkologie ist die Lehre von den Erkrankungen und Behandlungen der weiblichen Sexual- und Fortpflanzungsorgane. Das deutsche begriffliche Pendant dazu ist Frauenheilkunde. Eine gynäkologische Untersuchung dient der Diagnose von Krankheiten und zur Vorsorge Krebserkrankungen bei Frauen.

Was ist eine gynäkologische Untersuchung?

Es wird empfohlen, sich ab dem 20. Lebensjahr jährlich gynäkologisch untersuchen zu lassen. Anlass gynäkologische Leistungen in Anspruch zu nehmen sind neben der Basisanamnese und dem eigenständigen Bericht der Patientin über ihren aktuellen Zustand (Routinevorstellung, Notfallvorstellung, körperliche Beschwerden etc.) die systemorientierte gynäkologische Anamneseerhebung, bei der folgende Fragen seit der letzten gynäkologischen Vorstellung gestellt werden:

  • Zeitpunkt der letzten Menstruation
  • Fragen zu Schmerzen, Zyklusunregelmäßigkeiten, Kontrazeption, Infektionen
  • Kinderwunschanamnese
  • Besonderheiten oder Veränderungen seit dem letzten Arztbesuch

Auch wird eine gynäkologische Untersuchung als Vorsorgeuntersuchung durchgeführt. Sie dient zur Früherkennung von ernsten Erkrankungen, insbesondere einer Krebserkrankung. Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, üblicherweise einmal im Jahr.

Darüber hinaus sollte der Frauenarzt stets bei akuten Beschwerden aufgesucht werden – möglichst unverzüglich. Die Untersuchung dient dann dem Ziel, die Ursache festzustellen, ggf. Erkrankungen zu diagnostizieren und eine entsprechende Therapie einzuleiten. Untersuchungen können auch unabhängig davon im Zusammenhang mit Fragen zu Schwangerschaft und Verhütung angezeigt sein. Der Untersuchungszweck bestimmt dabei den Untersuchungsinhalt und -ablauf.

Gynäkologische Untersuchung - Gründe

Abgesehen von Vorsorge sowie Schwangerschaft und Verhütung als Untersuchungsanlässe ist der Weg zum Frauenarzt immer bei empfundenen Abweichungen vom Normalzustand angezeigt, wenn diese nicht zeitnah von selbst wieder verschwinden. Konkrete Gründe für einen Untersuchungstermin können sein:

  • außergewöhnlich starke Regelbeschwerden wie langanhaltende oder starke Blutungen, Regelschmerzen
  • Brennen, Juckreiz oder Schmerzen im Genitalbereich – beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen oder auch unabhängig davon
  • Scheidenausfluss
  • festgestellte Fehlbildungen am äußeren Genital wie zum Beispiel das Vorliegen von Kondylomen (Feigwarzen)
  • festgestellte Auffälligkeiten an der Brust wie Knoten oder Verhärtungen
  • Verdacht auf Fehlbildungen, Entwicklungsstörungen oder sexuellen Missbrauch bei jungen Mädchen

Gynäkologische Untersuchung - Ablauf

Gynäkologische Anamnese

Am Beginn der Untersuchung steht zunächst die Anamnese – die professionelle Erfragung der Vorgeschichte, der aktuellen Befindlichkeit und ggf. der Beschwerden durch den Gynäkologen. Typische Themen der Anamnese sind:

  • Vorkommen von Brust- oder Gebärmutterhalskrebs in der Familie (Hinweis für mögliche familiäre Vorbelastung)
  • Regelmäßigkeit, Stärke und Dauer der Regelblutung
  • Sexualität und Partnerschaft, Verhütung
  • Auftreten von Zwischenblutungen oder Scheidenausfluss
  • eingenommene Medikamente
  • bestehende Stoffwechselerkrankungen

Üblich ist auch die Erhebung einer Urinprobe. Dabei wird der Urin auf Blut untersucht und gibt außerdem Hinweise auf Krankheitserreger, eventuelle Entzündungen oder eine Schwangerschaft.

Geschlechtsorgane und Bauchdecke

Die Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane und der Bauchdecke schließt sich an die Anamnese an und findet auf dem gynäkologischen Stuhl statt – einem Stuhl mit nach hinten klappbarem Rückenteil und zwei Stützen zum Ablegen der Beine. Die Patientin befindet sich in der sogenannten Steinschnittlage, einer medizinischen Lagerungsposition, bei der die Patientin auf dem Rücken liegt und ihre Beine im Hüftgelenk um etwa 90° gebeugt sind und die Unterschenkel auf vorhandenen Beinhalterungsstützen in einem abgespreizten Winkel platziert sind.

Die Patientin kann so bequem liegen und die gynäkologische Inspektion auf Fehlbildungen oder Infektionen sowie die Spekulumeinstellung und weitere  gynäkologische Untersuchung können durchgeführt werden.

Der Arzt begutachtet die äußeren Geschlechtsorgane und kann bereits Auffälligkeiten – Rötungen, Schleimhautveränderungen, Verletzungen oder Fehlbildungen – feststellen. Ein physiologischer Befund liegt vor, wenn die Vagina reizlose Schleimhautverhältnisse aufweist und der Vaginalausfluss eine weißlich-milchige Farbe (Fluor albus) annimmt. Außerdem werden der Unterbauch und die Lymphknoten in der Leistenregion abgetastet.

Rektale und vaginale Untersuchung

Danach folgt die gynäkologische Untersuchung der Scheide und des Gebärmutternundes (Portio vaginalis).

Diese Lagerungsposition in Steinschnittlage ermöglicht eine Spekulumeinstellung, bei welcher ein Rinnenspekulum oder ein sogenanntes Entenschnabelspekulum eingesetzt wird und dadurch eine Inspektion der gesamten Vagina bis hin zum hinteren Scheidengewölbe sowie dem äußeren Gebärmuttermund, der Portio vaginalis, möglich ist. Mit einer kleinen Bürste oder einem Spatel kann nun Zellmaterial aus dem Gebärmutterhalskanal entnommen werden und für den PAP-Test verwendet werden.

Mit Hilfe eines Kolkoskops, einer Art Mikroskop für gynäkologische Untersuchungen können Aufnahmen von den inneren Schleimhäuten der Vagina gemacht werden, um auffällige Veränderungen festzustellen, zum Beispiel Gewebedefekte, Mini-Geschwülste oder Mikroblutungen.

Ab dem 50. Lebensjahr wird im Rahmen der Vorsorge auch der Enddarm (digital rektale Tastuntersuchung) untersucht. Eine digital rektale Untersuchung kann von Patientinnen als unangenehm empfunden werden, ist aber Teil einer vollständigen körperlichen Untersuchung und unerlässlich. Nachdem die Patientin gebeten wird leicht zu pressen wird der mit einem Handschuh geschützte und mit Gel bestrichene Zeigefinder der Ärztin/ des Arztes peranal eingeführt und der Analkanal sowie das Rektum der Patientin betastet. Mittels digital rektaler Untersuchung kann der Sphinktertonus und das Vorliegen einer Druckschmerzhaftigkeit beurteilt werden und mögliche Resistenzen (zum Beispiel Hämorrhoide, Abszesse) festgestellt werden.

PAP-Abstrich

Der PAP-Abstrich ist die Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Mit einer kleinen Bürste oder einem Spatel kann Zellmaterial aus dem Gebärmutterhalskanal entnommen werden. Diese werden anschließend auf einen Objektträger aufgebracht, zur zytologischen Untersuchung an ein Labor geschickt und von diesem über die sogenannte Papanicolaou-Färbung sichtbar gemacht, so dass eine Beurteilung möglich ist.

Mittels mikroskopischer Untersuchung des gewonnenen Zellmaterials wird ermöglicht, eventuelle vorhandene bösartige Veränderungen im Gebärmutterhals frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Für den Befund gibt es verschiedene Pap-Werte – von Pap I : physiologischer und unauffälliger Befund bis Pap V : Zellbefund eines malignen Zervixkarzinoms.

Ultraschall

Als apparative Untersuchung in der Gynäkologie kommt die Ultraschalluntersuchung, die Sonographie, zum Einsatz, welche sowohl vaginal als auch über die Bauchdecke (abdominelle Ultraschalluntersuchung) erfolgen kann. Dafür gibt es spezielle Anwendungen mit Schallköpfen, die leicht in die Scheide eingeführt werden können. Die Ultraschalluntersuchung dient der Beurteilung der Gebärmutterwand und -schleimhaut (Endometrium) – eine vaginale Ultraschalluntersuchung ist Mittel der ersten Wahl, um das innere weibliche Genital zu beurteilen.

Die abdominelle Ultraschalluntersuchung stellt die einfachste Methode zur Beurteilung von Eierstöcken (Ovarien), Gebärmutter (Uterus) und Abdomen dar, ist allerdings der vaginalen Ultraschalluntersuchung – aufgrund der mangelnden Auflösung – unterlegen und wird häufig ergänzend zur vaginalen Sonographie angewendet.

Brustuntersuchung

Bei der Brustuntersuchung wird die Brust nach Knoten, Verhärtungen oder Schmerzen abgetastet. Der ideale Zeitpunkt für eine Tastuntersuchung ist postmenstruell, da vor der Menstruation, prämenstruell, die Brüste vieler Frauen druckempfindlich sind und Wassereinlagerungen aufweisen, wodurch die Untersuchung verzerrt werden könnte. Bei der Tastuntersuchung der Brust ist es wichtig, alle vier Quadranten von außen nach innen abzutasten und zusätzlich die Brustwarzen (Mamille) und Achselregion zu untersuchen. Im Rahmen einer Brustuntersuchung sollten Patientinnen auch zur Selbstuntersuchung ermutigt und angelernt werden, da 80 Prozent der Tumoren durch die Patientinnen selbst und nicht seitens der Gynäkologie entdeckt werden.

Bei Frauen ab 50 kommt das Mammografie-Screening zum Einsatz. Die Zielgruppe wird dazu alle zwei Jahre eingeladen. Die Mammografie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, die vor allem der Früherkennung von Brustkrebs dient, der häufigsten Krebsursache bei Frauen. Mögliche Befunde einer Mammographie können sein: Gutartige Veränderungen, wie Fibroadenome, Zysten und Lymphknoten, sowie Mikorverkalkungen, die als helle Verschattung sichtbar werden und malignitätsverdächtig sein können, insbesondere dann, wenn viele gruppierte Verkalkungen vorliegen. Bei einem auffälligen Befund ist eine rasche weitere Abklärung indiziert.

Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung

Es wird immer wieder die Frage nach der Häufigkeit der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung gestellt. Im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sind Vorsorgeuntersuchungen in bestimmten Zeitabständen – abhängig vom Lebensalter – vorgesehen (siehe nächster Abschnitt).

Wichtig ist die Regelmäßigkeit, weil diese die größte Sicherheit im Hinblick auf die Früherkennung von ernsten Erkrankungen bietet. Bei erblicher Vorbelastung oder Vorerkrankungen kann auch eine häufigere Vorsorge als im „offiziellen Rhythmus“ angebracht sein. Das ist am besten mit dem Frauenarzt abzuklären.

Gynäkologische Untersuchung - Kosten

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen und sonstige medizinisch angezeigte Untersuchungen. Bei Vorsorgeuntersuchungen gelten bestimmte Regeln. Bei Frauen ab 20 wird die jährliche Vorsorgeuntersuchung bezahlt. Ein PAP-Abstrich und zusätzlich ein HPV-Test wird nur alle drei Jahre für Frauen ab 35 getragen. Für Frauen zwischen 50 und 69 wird außerdem das zweijährig vorgesehene Mammografie-Screening übernommen.

Wer die Untersuchungen häufiger ohne medizinische Notwendigkeit nutzt, muss dies aus eigener Tasche bezahlen. Dabei belaufen sich die Kosten für einen HPV-Test auf 48 bis 80 Euro. Für ein Mammografie-Screening müssen zwischen 40 und 150 Euro bezahlt werden. Ein Ultraschall kostet zwischen 35 und 75 Euro.