Was ist wenn der puls zu hoch ist

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Manche Menschen sind offenbar zu hoch getaktet: Ein Ruhepuls von mehr als 70 Schlägen pro Minute geht mit einem höheren Risiko für einen vorzeitigen Tod einher. Das gilt auch für Menschen, die noch keine Anzeichen für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.

Inwiefern der Ruhepuls mit der Sterblichkeit zusammenhängt, untersuchte das Team um Florian Custodis vom Universitätsklinikum des Saarlandes. Dafür ermittelten sie die Pulsfrequenz von 4.318 Personen mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren und beobachteten sie dann über einen Zeitraum von rund neun Jahren. Das Ergebnis: Menschen mit einem Ruhepuls von mehr als 70 Schlägen pro Minute hatten ein um 60 Prozent höheres Risiko, innerhalb des Beobachtungszeitraums zu versterben als Teilnehmer mit niedrigerem Ruhepuls.

Welche Krankheit verursacht meine Beschwerden?

Die Wahrscheinlichkeit, an einem Herzinfarkt zu sterben, lag für die hochtourig laufenden Teilnehmer sogar um 90 Prozent höher. Das galt auch für Personen, die beispielsweise noch keine Anzeichen für Arteriosklerose zeigten. Diese lässt sich am Zustand der Herzkranzgefäße ablesen – haben sich hier Ablagerungen gebildet, die die Blutversorgung des Herzens einschränken, steigt das Infarktrisiko. Außerdem berücksichtigten die Wissenschaftler, ob die Teilnehmer bereits blutfettsenkende oder pulsfrequenzsenkende Medikamente einnahmen.

Was bedeuten meine Laborwerte?

Ein Ruhepuls von 70 Schlägen pro Minute ist allerdings durchaus normal. Bei Erwachsenen liegt er gewöhnlich zwischen 60 und 80 – bei Kindern und alten Menschen ist der Puls durchschnittlich deutlich höher.Sportler hingegen haben einen niedrigeren Puls – bei ihnen hat sich das Herz an die Belastung angepasst. Es ist leistungsstärker, mitunter sogar etwas größer, und kann daher im Ruhezustand mit weniger Schlägen den Körper mit Blut versorgen. Mit Sport, insbesondere Ausdauertraining, lässt sich der Ruhepuls also gezielt senken.

Den eigenen Ruhepuls kann jeder sehr einfach selbst ermitteln. Setzen sie sich dazu einen Moment entspannt hin. Legen Sie dann zwei Finger auf die Innenseite Ihres Handgelenks oder seitlich des Kinns auf die Halsschlagader, wo er gut tastbar ist. Stoppen Sie nun mittels einer Uhr  15 Sekunden und zählen sie währenddessen Ihre Pulsschläge. Anschließend multiplizieren sie die ermittelte Zahl mit vier.  (cf)

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, 11.04.2015, DGK-Abstract V 122 : F. Custodi: Die Herzfrequenz ist ein unabhängiger Prädiktor für Gesamtmortalität und Myokardinfarkte in der Allgemeinbevölkerung mittleren Alters

Autoren- & Quelleninformationen

ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.

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Typisch fürHerzrasen (med.: Tachykardie) ist ein schneller Herzschlag mit starkem Herzklopfen bis in den Hals hinauf. Damit reagiert der Körper zum Beispiel auf Angst, Aufregung oder Vorfreude. Aber auch Herzkrankheiten können mit Herzrasen einhergehen. Schlägt das Herz dauerhaft mehr als 100-mal pro Minute, sollte sich das unbedingt ein Arzt ansehen. Schließlich kann Herzrasen auch zu plötzlichem Herztod führen. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Herzrasen.

Artikelübersicht

Herzrasen

  • Richtig verhalten bei Herzrasen

  • Wann müssen Sie zum Arzt?

  • Was ist Herzrasen? Beim Herzrasen (Tachykardie) schlägt das Herz mehr als 100-mal pro Minute (Erwachsene). Nach dem Ort ihrer Entstehung unterscheidet man supraventrikuläre Tachykardie (entsteht außerhalb der Herzkammern) und ventrikuläre Tachykardie (entsteht in den Herzkammern). Außerdem wird zwischen akuter und chronischer Tachykardie unterschieden.
  • Ursachen: z.B. Vorhofflattern/Vorhofflimmern, Kammerflattern/Kammerflimmern, Sinustachykardie, AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, Wolff-Parkinson-White-Syndrom, koronare Herzkrankheit (KHK), Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Hormonschwankungen während der Wechseljahre, Schock nach Verletzungen mit großem Blutverlust, Blutarmut (Anämie), Lungenembolie, Vergiftungen, Medikamente, Drogen, Nikotin, Koffein.
  • Erste Hilfe: Notarzt alarmieren bei zusätzlichen Symptomen wie Atemnot, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, starken Brustschmerzen, Angstgefühlen, Bewusstlosigkeit, Kreislaufstillstand. Erste Hilfe bei lebensbedrohlichem Kammerflimmern/Kammerflattern: Herzdruckmassage, Anwendung eines Defibrillators oder Faustschlag auf den Brustkorb. Gutartiges Herzrasen (Herzjagen) tritt plötzlich auf und verschwindet meist von selbst; evtl. helfen Tipps wie Entspannungsübungen, tiefes Ein- und Ausatmen, Valsalva-Manöver.
  • Wann zum Arzt? Herzrasen sollte man immer ärztlich abklären lassen!
  • Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, EKG, Langzeit-EKG, ggf. Herz-Ultraschall.
  • Behandlung: je nach Ursache zum Beispiel mit Medikamenten (Betablocker) oder Beruhigungsmitteln.

Was ist wenn der puls zu hoch ist

Formen von Herzrasen

Je nachdem, wo das Herzrasen entsteht, unterscheidet man::

  1. Supraventrikuläre Tachykardie: Hier entsteht das Herzrasen außerhalb der Herzkammern.
  2. Ventrikuläre Tachykardie: Dabei entsteht der beschleunigte Puls in der Herzkammer. Dies ist die gefährliche Form des Herzrasens, da daraus ein lebensbedrohliches Kammerflimmern hervorgehen kann.

Herzrasen kann zudem akut oder chronisch auftreten.

Körperliche Anstrengung (etwa beim Sport), Stress, Freude und Angst können den Puls schon in die Höhe treiben. Das ist ganz normal und nicht besorgniserregend. Wie schnell das Herz normalerweise schlägt, hängt außerdem vom Alter ab. So haben Kinder in der Regel einen höheren Puls als Erwachsene. Deshalb muss man sich bei Kleinkindern mit einer Herzfrequenz von 100 Schlägen pro Minute meistens keine Sorgen machen.

Anders ist es bei Erwachsenen mit einem derartig erhöhten Puls. Hier muss medizinisch abgeklärt werden, welche Ursache dahinter steckt. Sie findet sich entweder im Herz selbst, in einem anderen Organ oder in äußeren Einflüssen.

Das Herz als Ursache der Tarchykardie

Hauptverantwortlich für Tachykardien ist das Herz selbst. Dazu muss man wissen, wie der lebenswichtige Muskel arbeitet: Spezialisierte Herzmuskelzellen erzeugen elektrische Impulse (Erregungen). Diese werden über Leitungsbahnen im Herzen weitergeleitet und lösen eine Muskelkontraktion aus – den Herzschlag. Die Hauptrolle spielt dabei der sogenannte Sinusknoten im rechten Vorhof des Herzens mit einer Frequenz von 60 bis 80 Erregungen in der Minute. Wird dieses Erregungsleitungssystems zum Beispiel durch verminderte Durchblutung, zusätzliche Leitungsbahnen oder Fehlfunktionen des Sinusknotens gestört, kann Herzrasen entstehen.

Die wichtigsten herzbedingten (kardialen) Ursachen von Tachykardie sind:

  • Vorhofflattern/Vorhofflimmern: Ungeordnete elektrische Reizungen lassen hierbei die Muskulatur der Vorhöfe flattern oder flimmern. Die Folge ist meist ein beschleunigter, unregelmäßiger Puls von mehr als 100 Schlägen pro Minute. Das ist aber nicht gefährlich, viele Betroffene nehmen das Flattern oder Flimmern gar nicht wahr. Es besteht aber erhöhte Thrombosegefahr!
  • Koronare Herzkrankheit (KHK): Darunter versteht man Durchblutungsstörungen des Herzens, die auf einer Verengung der Herzkranzgefäße infolge von Arteriosklerose beruhen. Sie können unter anderem zu Herzrhythmusstörungen (wie Tachykardien) und Herzinfarkt führen.
  • Kammerflattern/Kammerflimmern: Hier kontrahieren sich die Herzkammern sehr schnell (zwischen 200- und 800-mal in der Minute). Dadurch wird das Blut nicht mehr in den Kreislauf gepumpt - Bewusstlosigkeit, Atem- und Kreislaufstillstand sind die Folgen. Es besteht akute Lebensgefahr!
  • Sinustachykardie: Der Sinusknoten arbeitet hier beschleunigt mit mehr als 100 Erregungen pro Minute. Diese Form von Herzrasen zeigt sich oft bei Angst, Panikattacken oder Fieber.
  • AV-Knoten-Reentry-Tachykardie: Beim Reentry (engl. für "Wiedereintritt") breiten sich kreisförmige Erregungen zwischen den Herzkammern und -vorhöfen aus und beschleunigen den Pulsschlag. Typisch ist plötzliches Herzrasen, das von selbst wieder verschwindet. Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie ist nicht gefährlich. Man kann sie manchmal selbst stoppen, etwa durch kurzen Druck auf die Halsschlagader. Dies muss man sich aber im Vorfeld von einem Arzt zeigen lassen!
  • Ventrikuläre Tachykardien: Durch zusätzliche Impulse in den Kammern schlägt das Herz schneller und ineffizienter. Gefährliche Folge kann ein Kammerflimmern sein.
  • Wolff-Parkinson-White-Syndrom: Die Betroffenen haben von Geburt an eine zusätzliche Reizleitung zwischen Vorhof und Kammer. Dies kann zu plötzlichem Herzrasen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Oft sind die Betroffenen jedoch beschwerdefrei, dann ist keine Behandlung erforderlich.
  • Bluthochdruck: Nicht nur ein hoher Blutdruck, sondern auch ein schneller Puls kann zu verstärktem Herzklopfen führen.

Andere häufige Herzrasen-Ursachen

  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
  • Hormonschwankungen während der Wechseljahre
  • Schock nach Verletzungen mit großem Blutverlust
  • Anämie (Blutarmut)
  • Lungenembolie
  • Vergiftungen
  • Medikamente
  • Drogen
  • Nikotin und Koffein

Gutartiges Herzjagen können Sie mit einigen Techniken selbst stoppen:

  • Atmen Sie tief ein und aus: Herzklopfen entsteht oft durch Stress oder Angst. In solchen Situationen kann es helfen, kurz inne zu halten, sich hinzusetzen und bewusst tief ein- und auszuatmen.
  • Massieren Sie Ihren Hals: Wo man am Hals den Puls spürt, sitzt der Karotissinusnerv. Er erfasst den Druck in den Halsschlagadern und steuert den Blutdruck. Massieren Sie diese Stelle leicht mit Zeige- und Mittelfinger. Dadurch kann der Herzschlag verlangsamt werden. Aber Vorsicht: Meist sinkt auch der Blutdruck ein wenig, weshalb man diese Technik nur im Liegen oder Sitzen anwenden sollte.
  • Machen Sie das Valsalva-Manöver: Dabei hält man sich die Nase zu und versucht bei geschlossenem Mund, sachte auszuatmen. Dadurch steigt der Druck im Brustkorb an und verlangsamt den Herzschlag.
  • Erst trinken, dann aufstoßen: Denselben Effekt wie das Valsalva-Manöver hat das schnelle Trinken eines kalten, am besten kohlensäurehaltigen Getränks und das anschließende Aufstoßen.
  • Auf Kaffee und Zigaretten verzichten: Leiden Sie öfter unter Herzrasen, sollten Sie auf Substanzen verzichten, die Herzschlag und Blutdruck erhöhen. Das sind beispielsweise Koffein und Nikotin.
  • Nicht stressen lassen: Die Hauptursache von Herzrasen ist und bleibt Stress. Lassen Sie es im Alltag langsamer angehen und wenden Sie Entspannungstechniken an. Dazu zählen beispielsweise Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder Yoga.

Grundsätzlich sollten Sie wiederkehrendes Herzrasen - auch wenn es von selbst wieder verschwindet - immer von einem Arzt untersuchen lassen. Nur der Mediziner kann die Ursachen erkennen und passende Behandlungsschritte einleiten.

In folgenden Fällen sollten Sie bei Herzrasen sofort den Notarzt rufen:

  • Die Tachykardie verschwindet nicht von selbst, und auch Aktionen wie Druck auf die Halsschlagader helfen nicht.
  • Atemnot, Kurzatmigkeit und ein Engegefühl in der Brust begleiten das Herzrasen.
  • Starke Brustschmerzen, Angstgefühle und Atemnot kommen hinzu.
  • Es kommt zu Bewusstlosigkeit bis hin zum Kreislaufstillstand.

Hinweis: Bei Kammerflimmern und Kammerflattern besteht akute Lebensgefahr! Deshalb muss sofort gehandelt werden. Ein starker elektrischer Impuls durch einen Defibrillator oder ein Faustschlag auf den Brustkorb können die rasende Reizleitung meist unterbrechen und einen neuen, langsamen Herzschlag einleiten.

Was ist wenn der puls zu hoch ist

Der Arzt wird sich zuerst mit Ihnen unterhalten, um wichtige Informationen zu Ihrer Krankengeschichte einzuholen (Anammese). Dazu kann er zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Wann ist das Herzrasen zum ersten Mal aufgetreten und wann zum letzten Mal?
  • Tritt das Herzrasen ausschließlich in Situationen auf, die beispielsweise mit Stress, Angst oder körperlicher Anstrengung verbunden sind?
  • Wie häufig leiden Sie an Herzrasen?
  • Tritt das Herzklopfen plötzlich oder allmählich auf? Und wie verschwindet es?
  • Wie hoch ist dabei der Puls? Schlägt das Herz während des Herzrasens regelmäßig? Wie lange dauert ein Anfall?
  • Waren Sie während eines Anfalls schon einmal bewusstlos?
  • Können Sie die Tachykardie selbst in den Griff bekommen (z.B. mit einem Medikament oder eigene Aktionen)?
  • Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Herzrasen?
  • Haben Sie zusätzliche Beschwerden wie Atemnot oder ein Druckgefühl in der Brust?

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt auch Ihre Herztöne abhört. Ergänzend kommen weitere Untersuchungsmethoden infrage, zum Beispiel:

  • Elektrokardiografie (EKG): Dabei werden die Herztströme aufgezeichnet, was unverzichtbar für die Diagnose ist. Sind die Herzströme verändert, kann dies auf verschiedene Herzerkrankungen hinweisen.
  • Langzeit-EKG: Im Gegensatz zur Momentaufnahme des klassischen EKGs wird die Herztätigkeit beim Langzeit-EKG kontinuierlich 24 Stunden lang aufgezeichnet. So lassen sich Unregelmäßigkeiten zuverlässig erkennen.
  • Herzultraschall (Echokardiografie): Diese Untersuchung kann von außen über die Haut oder von innen über die Speiseröhre erfolgen. Sie liefert Informationen über Funktion und Form der Herzklappen sowie die Größe des Herzens.

Tachykardie: Behandlung

Steht fest, was das Herzrasen verursacht, leitet der Arzt eine geeignete Behandlung ein. Einige Beispiele:

Oftmals helfen Medikamente gegen anfallsartig auftretendes oder anhaltendes Herzrasen. Beispielsweise werden bei Vorhofflimmern oft sogenannte Antiarrhythmika (Mittel gegen Herzrhythmusstörungen) verschrieben. Diese muss der Patient immer dann einnehmen, wenn das Herz aus dem Takt gerät. Meist erhält er zusätzlich Blutgerinnungshemmer gegen das bei Vorhofflimmern erhöhte Risiko für Thrombosen (wie Schlaganfall). Wenn psychische Faktoren wie Stress oder Ängste das Herzrasen auslösen, helfen oftmals Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine.

Nicht in allen Fällen reichen Medikamente aus, um eine Tachykardie in den Griff zu bekommen. Dann kommen je nach Ursache weitere Therapien in Frage. So kann es etwa beim WPW-Syndrom notwendig sein, die überzählige Erregungsleitungsbahn zu veröden (Katheterablation). Beruht das Herzrasen auf einem lebensbedrohlichen Kammerflimmern, versucht man es mithilfe von Stromstößen schnellstmöglich zu beenden (Elektrokardioversion).

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

  • Deutsche Herzstiftung: www.herzstiftung.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie, Springer-Verlag, 7. Auflage, 2009
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Kardionetzwerk e.V.: www.kardionetzwerk.de (Abruf: 09.08.2019)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 09.08.2019)