Was ist der unterschied zwischen verknöcherung und gleitwirbel

Bei einer Spondylolyse (ICD-Code: M43.0) verschieben sich die einzelnen Wirbelkörper der Wirbelsäule in ihrer Lage zueinander. Die „echte“ Spondylolyse ist eine Wirbel-Erkrankung, bei der sich im Wirbelbogen ein Riss oder Spalt bildet. Dadurch kann der Wirbelkörper instabil werden. Die degenerative Spondylolyse dagegen ist eine Alterserscheinung, die auf Grund von Abnutzungen an den Wirbeln entsteht. Eine Spondylolyse tritt am häufigsten im fünften, seltener im vierten Lendenwirbel auf. Bei einer Spondylolisthesis rutscht der obere Teil der Wirbelsäule nach vorn (ventral) über den darunterliegenden Wirbelkörper. Dies wird auch als Wirbelgleiten bezeichnet. Spondylosis deformans ist ein Sammelbegriff für verschiedene degenerative Veränderungen an den Wirbeln.

Spondylolyse: Was sind die Ursachen?

Während die degenerative Spondylolyse ältere Menschen betrifft, sind von einer echten Spondylolyse gerade Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase betroffen. Die Veranlagung zur Ausbildung einer echten Spondylolyse ist in vielen Fällen erblich bedingt (Dysplasie, Spina bifida). Beim Säugling und Kleinkind zeigt sich die Erkrankung noch nicht – sie bildet sich erst zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr heraus.

Häufige Überlastungen der Wirbel durch Sport oder andere körperliche Tätigkeiten sind ein weiterer Risikofaktor. Ein Riss oder ein Bruch am Wirbel kann auch durch eine akute Verletzung oder eine Knochenerkrankung wie Osteoporose hervorgerufen werden. Tumore und Entzündungen kommen eher selten als Verursacher einer Spondylolyse in Frage.

Risikosportarten zur Ausbildung einer Spondylolyse sind Kraftsport bzw. Gewichtheben und auf Grund der Überstreckungen der Wirbelsäule auch Ringen, Judo, Delphinschwimmen, Yoga, Gymnastik, Ballett und Kunstturnen.

Symptome einer Spondylolyse

Die Spondylolyse ist von Rückenschmerzen gekennzeichnet, die in Gesäß und Oberschenkel ausstrahlen. Wenn der Patient sich zurückbeugt, verstärken sich die Schmerzen. Beugung nach vorne wirkt entlastend; die Schmerzen werden dann weniger. Die Spondylolyse kann sich auch durch eine Verschiebung des Rumpfes und vermehrte Hohlkreuzbildung bemerkbar machen. Die kompensatorischen Haltungsänderungen können sich auch in Hüft- und Kniefehlstellungen zeigen.

In sehr vielen Fällen (schätzungsweise 80 %) verläuft eine Spondylolyse aber auch symptomfrei und wird dann allenfalls zufällig entdeckt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Muskeln und Bänder stark genug sind, um für ausreichende Stabilität der Wirbelsäule zu sorgen.

Die Symptome einer Spondylolyse und eines Bandscheibenvorfalls können sich ähneln. Klarheit schafft ein Röntgenbild, eine MRT- oder eine CT-Aufnahme.

Was tun bei Spondylolyse?

Die Behandlung einer Spondylolyse richtet sich nach den individuellen Begebenheiten: Schmerzen bzw. Bewegungseinschränkungen des Patienten, der Form der Spondylolyse, dem Alter des Patienten und dem Schweregrad der Erkrankung. Spondylolyse-Patienten, die keine Schmerzen oder neurologischen Auffälligkeiten haben, bedürfen keiner spezifischen Therapie.

Konservative Behandlung

Der bevorzugte Weg zur Behandlung einer Spondylolyse ist eine konservative Therapie, die auf eine Operation verzichtet. In drei Monaten ist mit einer konservativen Therapie üblicherweise eine Linderung oder Heilung der Spondylolyse zu erwarten. Falls eine Sportausübung die vermutete Ursache für die Spondylolyse ist, wird in der Regel eine Pause von der entsprechenden Sportart empfohlen. Dies bezieht sich jedoch nur auf Sportarten, die eine Spondylolyse begünstigen. Andere, vor allem Rücken- und Rumpfmuskulatur stärkende Sportarten sind empfehlenswert. Möglicherweise wird der betroffene Teil der Wirbelsäule auch mit Hilfe eines Korsetts, Gipsverbands oder Stützverbands ruhiggestellt bzw. stabilisiert.

Hilfreich sind spezielle Übungen aus der Physiotherapie, die vor allem die Rumpfmuskulatur stärken und so die Wirbelsäule stabilisieren. Zur Linderung von Schmerzen und um schmerzbedingte Fehlhaltungen zu vermeiden, werden häufig schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verordnet.

Der Verlauf der Erkrankung kann mittels Röntgenbildern bzw. CT oder MRT kontrolliert werden.

Operative Behandlung

Bringt die konservative Therapie nach mehreren Monaten keinen ausreichenden Erfolg und leidet der Patient unter starken Schmerzen, so kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Falls neurologische Symptome wie beispielsweise Lähmungen in den Beinen vorliegen, sollte rasch operiert werden, um dauerhaften Schädigungen der Nerven zuvorzukommen.

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen wird bei der Operation versucht, den Wirbelspalt zu schließen. Dabei wird der Spalt mit körpereigenem Knochenmaterial aufgefüllt und mittels Schrauben oder Stiften stabilisiert.

Bei Erwachsenen, die weitere Schädigungen des Wirbelgelenks und der Bandscheiben haben und bei jungen Menschen mit sehr starkem Wirbelgleiten kommt eine Versteifung des betroffenen Wirbels in Frage. Dabei wird der Wirbel mit einer Platte oder einem Stab aus Titan in seiner Position korrigiert und die Nervenwurzeln werden entlastet.

Als Nachsorge einer Wirbelsäulen-OP sollten Patienten in jedem Falle Physiotherapie in Anspruch nehmen. 

Reha zur Therapie oder nach Spondylolyse-OP

Eine Reha bei Spondylolyse kann sowohl im Rahmen einer konservativen Therapie als auch nach einer Spondylolyse-OP erfolgen. Neben der Schmerztherapie steht hier vor allem der Muskelaufbau im Bauch- und Rückenbereich zur Stabilisierung der Wirbelsäule im Vordergrund. Begleitend zu Sport und Physiotherapie werden oft Entspannungsübungen und Psychotherapie angeboten. Da Übergewicht auch die Wirbelsäule belastet, wird mit übergewichtigen Patienten an der Reduktion des Körpergewichts gearbeitet.

Nach einer Spondylolyse-OP benötigt der Körper etwa zwölf Wochen Ruhe. Erst dann sind die implantierten Fremdkörper verknöchert und halten den Belastungen durch den Muskelaufbau stand. Etwa drei Monate nach der Operation sollte eine Reha zur weiteren Stabilisierung und Mobilisierung durchgeführt werden.

Zuletzt geändert am: 27.04.2020

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Was ist der unterschied zwischen verknöcherung und gleitwirbel

Dr. Matthias Lemberger Chefarzt Orthopädie

Passauer Wolf Bad Griesbach

Das Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) kann aufgrund einer Wachstumsstörung schon beim jungen Menschen auftreten. Meist ist die Krankheit nicht symptomatisch, solange die Bandscheibe noch gesund ist. Die häufigere Form des Wirbelgleitens tritt im Rahmen der Facettengelenksarthorse auf. Der Verlust des Gelenkknorpels und das Abschleifen des Gelenkknochens erweitert den Gelenkspalt, sodass der obere Wirbel nach vorne gleiten kann. Wir sprechen dann von einer segmentalen Instabilität. Das heisst nicht, dass das Rückgrat auseinanderbricht, sondern dass die Wirbel beim Positionswechsel - etwa vom Liegen zum Stehen und umgekehrt- hin und her gleiten. Das allein kann schon erheblich Schmerzen verursachen, meist kommt es dabei auch noch zu einem Einklemmen der Spinalnerven.

Es gibt Verkrümmungen der Wirbelsäule zur Seite, die bei Kindern auftritt und oft schon in diesem Alter operative behandelt wird. Häufiger und durch die degenerative Erkrankung der Wirbelsäule bedingt kommt es zu Verkrümmungen der Lendenwirbelsäule beim älteren Menschen. Damit verbunden ist einerseits ein Haltungsverlust. Der Rücken kommt aus dem Gleichgeweicht, man hat eine gebückte Haltung (Pisa-Syndrom). Zusätzlich kommt es dabei auch zu Einengungen des Spinalkanales, wobei die Spinalnerven eingeklemmt werden. Diese Veränderung entwickelt sich in der Regel über Jahrzehnte. Sie beginnt mit einer leichten Asymmetrie, wodurch eine Seite der Wirbelsäule einseitig belastet wird, so dass dort die Abnützung stärker fortschreitet. Dies setzt einen Teufelskreis in Gang. Nach und nach kann die gesamte Lendenwirbelsäule betroffen sein. 

Ein stabilisierender Eingriff an der Wirbelsäule kann notwendig werden, wenn eine Verkrümmung korrigiert werden muss oder wenn die Verschiebung eines Wirbels (Wirbelgleiten) vorhanden ist. Die Stabilisierung der Wirbelsäule erfolgt mit Schrauben, welche jeweils in jedem Wirbel verankert und mit einem Stab verbunden werden. Zusätzlich wird entweder zwischen den Wirbeln oder seitlich an der Wirbelsäule Knochen angelagert, damit das Ganze schliesslich verknöchert und steif wird. Eine Stabilisierung der Wirbelsäule kann über einen grossen mittigen Zugang erfolgen. Dann wird die Rückenmuskulatur grossflächig vom Knochen abgelöst und die Implantate werden unter Sicht - kombiniert mit einer Röntgenkontrolle - eingebracht.

Alternativ kann man eine Stabilisierung sogenannte minimal-invasiv durchführen, also muskelschonend unter Röntgenkontrolle. Dabei werden die Schrauben und Stangen über kleine Hautschnitte direkt eingebracht ohne die Muskulatur vom Knochen ablösen zu müssen. Sind zusätzlich die Bandscheiben zu sehr abgenützt und verbraucht, müssendiese ersetzt werden. Dazu werden die noch vorhandenen Bandscheibenreste entfernt und Implantate, sogenannte Cages (Käfige), eingeführt. Diese haben Löcher, in die körpereigener Knochen oder Knochenersatzmaterial eingebracht wird, um eine feste und dauerhafte Durchknöcherung zu erreichen.