Wann öffnen die schulen in bayern wieder

  • Die Corona-Zahlen steigen weiter an.
  • Die sich ausbreitenden Mutationen gefährden Lockerungen der Corona-Regeln.
  • Bayern geht seit Anfang Februar schrittweise zum Präsenzunterricht zurück.
  • Weiterführende Schulen sollen ab 15. März wieder öffnen.
  • Darüber wurde auch auf dem Corona-Gipfel am 03.03.2021 diskutiert.

Nach rund einem Vierteljahr Corona-Zwangspause dürfen ab dem 15. März auch alle weiterführenden Schulen in Bayern wieder öffnen - im Wechselunterricht und nur in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100. In Regionen mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen bleibt es laut Kabinettsbeschluss dabei, dass es an allen Schularten nur noch Distanzunterricht geben darf. Eine Ausnahme soll es dort lediglich für die Abschlussklassen geben.

An den Kitas wird nun ebenfalls in Stufen verfahren: In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 dürfen Kinderbetreuungseinrichtungen in den normalen Regelbetrieb wechseln. Zwischen 50 und 100 bleibt es beim eingeschränkten Regelbetrieb, also in festen Gruppen. Und in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 wird auf Notbetreuung umgestellt.

Damit können zwei Wochen vor den Osterferien in weiten Teilen Bayerns alle Schülerinnen und Schüler wieder die Schule besuchen, mindestens zeitweise und in kleineren Gruppen. Rund 90 Prozent der Schüler hätten die Chance, vor den Ferien wieder die Schule zu sehen, sagte Söder. An den Osterferien hält er fest.

Bislang hatten neben den Abschlussklassen lediglich Grundschulen wieder Wechselunterricht für die Kinder anbieten dürfen - ausgenommen in Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100.

Nach der umstrittenen Streichung der Faschingsferien hat Söder eine Verkürzung der Osterferien am Freitag, 05.03., noch einmal ausgeschlossen. Zu weiteren Ferien - zu Pfingsten oder im Sommer - äußerte er sich in einer Regierungserklärung am Freitag im Landtag nicht. Söder zufolge müsse aber im Laufe des Jahres überlegt werden, ob und wie das Wissen der Schüler vielleicht ergänzt und verbessert werden könne.

Zudem kündigte Söder an, gemeinsam mit dem Kultusminister über „ein Angebot“ für Schüler in Regionen mit einer 7-Tage-Inzidenz von 100 überlegen zu wollen. In solchen Regionen ist bislang - auch laut dem neuen Kabinettsbeschluss - ausschließlich Distanzunterricht möglich.

Um mehr Sicherheit zu schaffen, können sich Lehrkräfte, Kita-Personal sowie ältere Schüler und Schülerinnen in Bayern ab März regelmäßig selbst auf das Coronavirus testen - und zwar kostenlos. 1,3 Millionen Selbsttests würden den Schulen und Kitas in Bayern zur Verfügung gestellt, teilte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mit.

„Ab März können sich insgesamt rund 350.000 Lehrkräfte, Betreuerinnen und Betreuer sowie weiteres Personal zwei Mal pro Woche selbst testen - kostenlos und freiwillig“, sagte Holetschek. Zudem sollen sich auch ältere Schüler selbst testen können. „Die Jugendlichen ab 15 Jahren können weitere mehr als 600.000 Selbsttests nutzen, um sich einmal pro Woche zu testen“, sagte der Minister.

Die ersten Selbsttests sind seit Ende Februar zugelassen. Bayern hatte sich nach Worten Holetscheks frühzeitig 8,6 Millionen dieser Tests pro Monat gesichert. Die Selbsttests werden an alle Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in Bayern geliefert, also an

  • staatliche, kommunale und private Schulen
  • schulvorbereitende Einrichtungen
  • Kindertageseinrichtungen
  • Kindertagespflegestellen
  • heilpädagogische Tagesstätten

Wann öffnen die schulen in bayern wieder

Testkonzept für einen sicheren Schulbetrieb und eine sicher Kinderbetreuung - kostenlos mindestens ein Corona-Test pro Woche für alle Pädagogen und Kinder.
© Foto: Chris Wille

Der Stufenplan in fünf Schritten, wie er in der Beschlussvorlage aufgeführt ist, sorgt aktuell für reichlich Verwirrung. Das Finanzministerium unter Leitung von Minister Olaf Scholz hat eine Grafik erarbeitet, die das Szenario optisch aufbereitet.

Wann öffnen die schulen in bayern wieder

So könnte die Öffnungsstrategie, wie sie in der Beschlussvorlage vor dem Corona-Gipfel beschrieben wurde, aussehen.
© Foto: Bundesministerium der Finanzen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in den vergangenen Tagen immer wieder vor übereilten Lockerungen gewarnt und zugleich für einen bundeseinheitlichen Weg geworben. Für Regionen mit stabil niedrigen Infektionszahlen stellte er dabei auch Öffnungen - etwa an Schulen - in Aussicht. Im Gegenzug sieht Söder aber auch den Bedarf für Verschärfungen, sollten die Infektionszahlen wieder steigen.

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betonte: „Die Selbsttests machen unsere Schulen für unsere Kinder und Lehrkräfte noch sicherer. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Präsenzunterricht.“ Er sei froh, dass der Freistaat den Schulen eine große Anzahl dieser Tests zur Verfügung stellen könne. Familienministerin Carolina Trautner (CSU) sagte: „Wir wollen unserem pädagogischen Personal, das Herausragendes leistet, den bestmöglichen Schutz geben.“ Zudem stelle man den Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen, den Kindertagespflegestellen und den heilpädagogischen Tagesstätten 20 medizinische Masken pro Person kostenfrei zur Verfügung.

Holetschek betonte: „Gerade angesichts der Virusmutationen ist es wichtig, das Infektionsgeschehen genau zu beobachten.“ Die Selbsttests seien dafür ein weiterer wichtiger Baustein. „Sie sind einfach anzuwenden und tragen dazu bei, asymptomatisch Infizierte zu entdecken.“ Ein Erklärfilm zur richtigen Anwendung werde demnächst auf der Homepage des Gesundheitsministeriums verfügbar sein.

Bayerns Lehrer sehen die Schulöffnungen hingegen kritisch: Ohne rasche Corona-Impfungen des Schulpersonals sollten nicht noch mehr Klassen in die Schulhäuser zurückgeholt werden. „Alle Lehrerinnen und Lehrer und das gesamte Personal an Schulen müssen geimpft werden, bevor sie in den Präsenzunterricht gehen“, sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, am Dienstag in München. „Die Testkonzepte, der Grenzwert der 7-Tage-Inzidenz von 100 und die Impfstrategien müssen einheitlich, professionell und konsequent vor Ort eingehalten werden.“

Unterdessen müssen die Schüler der elften Klassen in Bayern in diesem Schuljahr pro Fach nur eine Klausur schreiben. „Wir sichern trotz Corona die hohe Qualität des bayerischen Abiturs und Fachabiturs. Wichtig ist mir aber auch, dass wir eine Ballung von Schulaufgaben und Klausuren in den Präsenzphasen vermeiden“, begründete Kultusminister Piazolo diese Entscheidung. Es sei auch deswegen notwendig, weil sich die 11. Klassen an Gymnasien und Fachoberschulen derzeit noch vollständig im Distanzunterricht befänden.

Bei den Schulaufgaben sieht die Neuregelung vor, dass im gesamten Schuljahr eine Klausur pro Fach geschrieben werden muss. Wenn im ersten Halbjahr bereits eine Schulaufgabe geschrieben wurde, muss im zweiten Halbjahr keine weitere mehr erbracht werden. Die im gesamten Schuljahr 2020/21 erbrachten Leistungen können als Ergebnis für das erste wie für das zweite Schulhalbjahr gewertet werden.

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Michael Piazolo, Kultusminister von Bayern und Generalsekretär der Freien Wähler in Bayern, senkt die Anforderungen für Schülerinnen und Schüler der elften Klasse. Sie müssen in diesem Schuljahr pro Fach nur eine Klausur schreiben.
© Foto: Matthias Balk/DPA

Für den Abiturjahrgang 2021, der bereits seit 1. Februar meist im Wechselunterricht zurück an den Schulen ist, hatte Piazolo bereits die Abiturtermine verschoben und die Zahl der Schulaufgaben im zweiten Halbjahr reduziert – Klausuren finden hier nur noch in den schriftlichen Abiturfächern statt.

Auch für die 12. und 13. Klasse der Beruflichen Oberschulen seien nun auch die Vorgaben für die sogenannten sonstigen Leistungsnachweise angepasst worden. Hier seien coronabedingt in Ausnahmefällen auch etwa nur zwei rein mündliche Leistungsnachweise pro Halbjahr ausreichend. „Trotz Corona wird es ein faires und qualitativ hochwertiges Abitur bzw. Fachabitur geben“, sagte Piazolo.

Kaum geöffnet, müssen manche Schulen in Bayern schon wieder schließen. So auch im Landkreis Berchtesgadener Land. Dort sind Schulen und Kindergärten ab Mittwoch wieder zu. Der Grund: Steigende Corona-Infektionszahlen.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) lag die 7-Tage-Inzidenz in dem Kreis am Montag bei 106,7. Ab einem Wert von 100 müssen Schulen und Kitas in Bayern schließen. Dem Landratsamt zufolge gehen die Neuinfektionen auf mehrere private Zusammenkünfte in verschiedenen Gemeinden zurück.

Im Herbst 2020 war das Berchtesgadener Land bundesweiter Corona-Hotspot mit einer Inzidenz von knapp 273. Für den Landkreis war daraufhin ein strenger Lockdown angeordnet worden.