Die Paulskirchenverfassung ging aus der Märzrevolution 1848 hervor. Sie wurde von der Frankfurter Nationalversammlung ausgearbeitet und war die erste deutsche Verfassung, die Grund- und Freiheitsrechte für deutsche Bürger beinhaltete. Die Paulskirchenverfassung scheiterte jedoch letztendlich. Trotzdem war sie ein Vorbild für die darauffolgenden Verfassungen von 1919 und 1949. Im folgenden Artikel erfährst du was genau die Paulskirchenverfassung beinhaltete und warum sie auch heute noch von Bedeutung ist. Show
Die Paulskirchenverfassung ist Bestandteil des Fachs Geschichte und ist ein Unterthema der Revolution 1848. Paulskirchenverfassung VorgeschichteMärzrevolutionDer Deutsche Bund bestand seit dem Wiener Kongress 1815 aus vielen souveränen Einzelstaaten. Sie waren also in einem Staatenbund miteinander verbunden. Die Deutschen entwickelten mit der Zeit ein immer größeres Nationalbewusstsein, was auch durch die Revolution in Frankreich bestärkt wurde. Die Bürger wurden politisch aufmerksamer und aktiver. Während des Vormärz forderten sie die Gründung eines Nationalstaats mit Freiheits- und Grundrechten. Sie wollten eine Abkehr der Fürstenherrschaft und wehrten sich gegen die Repressionen. Die industrielle Revolution führte zu der Entstehung einer Arbeiterschaft, die lohnabhängig war. Die Arbeiter waren vom Pauperismus geplagt und sehnten sich nach sozialen Verbesserungen. Auch die Bauern litten vor allem 1846/47 an einer Missernte. Die unteren Gesellschaftsschichten schlossen sich deswegen ebenfalls den politischen Protesten an. Abb1: Berliner Aufstand Quelle: Wikipedia MärzforderungenDie Bürger verbreiteten durch Flugblätter, Demonstrationen und Petitionen die sogenannten Märzforderungen. Diese zielten auf die bürgerlichen Rechte, vor allem auf die Meinungs- Pressefreiheit, sowie auch auf eine verfassungsstaatliche Ordnung und eine nationalstaatliche Einigung Deutschlands. Außerdem forderten die Bürger öffentliche Gerichtsverfahren und höhere Löhne für die Arbeiter. Folgen der MärzrevolutionDie Monarchen gaben in allen Staaten der Revolution und Märzforderungen der Bürger und Arbeiter nach. Die Fürsten waren durch den starken Revolutionsgeist quasi zu politischen Reformen gezwungen. Die Macht der deutschen Fürsten konnte teilweise gebrochen werden. Sie versprachen Verfassungen, übernahmen die Forderung eines deutschen Nationalstaats und setzten als Zeichen ihres guten Willens neue, liberale Minister, die Märzminister, ein. Zudem wurden vom Frankfurter Bundestag die Karlsbader Beschlüsse aufgehoben, was wieder Meinungs- und Pressefreiheit gewährte. Frankfurter NationalversammlungEs entstanden zahlreiche politische Vereine und Parteien. Das Volk erzwang daraufhin eine Einführung eines Parlaments. Am 18. Mai 1848 tritt die Nationalversammlung, das erste deutsche Parlament, in der Frankfurter Paulskirche zusammen, wobei Abgeordnete aus den verschiedensten politischen Richtungen aufeinander trafen. Sie bestand aus Bürgern, Akademikern und Juristen aus allen deutschen Staaten. Aufgrund ihrer überwiegend akademischen Zusammensetzung sprach man von einem Professorenparlament. AufgabenDas Parlament hatte vorerst drei zentrale Probleme zu lösen:
Die Frage der provisorischen Reichsregierung übernahm der österreichische Erzherzog Johann. Jedoch blieb diese vorläufige Regierung ohne reale Macht und konnte keine wirkliche Exekutive sein. Außerdem waren einige Staaten, darunter Österreich und Preußen, nicht bereit, ihre Truppen der Reichsregierung zu unterstellen. Die Lösung der nationalen Frage erwies sich als besonders kompliziert. Das Hauptproblem war der Vielvölkerstaat Österreich und ob eine großdeutsche Lösung, also der Anschluss der deutsch-österreichischen Länder oder eine kleindeutsche Lösung, die Erhaltung Österreichs und Trennung aller seiner Bestandteile vom deutschen Bund, beschlossen werden sollte. Auch die Erarbeitung einer Verfassung nahm viel Zeit in Anspruch, vor allem die Formulierung der allgemeinen Grundrechte. Politische GruppierungenMan konnte die Abgeordneten in drei Gruppen einteilen:
Die Demokraten entstanden aus dem intellektuellen Milieu, sahen sich aber selbst als Sprecher für die untere Schicht. Die Anhänger der Demokraten waren vor allem sozial bedrohte Gruppen wie Handwerker oder Bauern. Sie forderten soziale Reformen, die Entmachtung der Fürsten und Monarchen, sowie eine deutsche Republik. Ihre Kernforderungen bestanden aus einem allgemeinen Wahlrecht, dem Ausgleich von Kapital und Arbeit, sowie Freiheits- und Grundrechte. Über die Frage der kleindeutschen oder großdeutschen Lösung waren sie sich uneinig. Die Liberalen kamen auch aus den intellektuellen Kreisen. Jedoch vertraten sie die Interessen des Besitz- und Bürgertums. Sie strebten eine konstitutionelle Monarchie an, da die oberen Klassen davon von Geld und Macht profitieren würden. Der Monarch sollte aber nicht ganz allein regieren, sondern vom Parlament stärker kontrolliert werden. Außerdem verlangten die Liberalen eine Presse- und Versammlungsfreiheit, persönliche Freiheitsrechte und eine unabhängige Justiz. Über die Frage der kleindeutschen oder großdeutschen Lösung waren sie sich ebenfalls uneinig. Die Konservativen lehnten jegliche Reformen ab. Sie wollten, dass die Sonderrechte des Adels weiterhin unantastbar bestehen bleiben. Ihre ideale Staatsform beinhaltete die Souveränität der Fürsten beizubehalten. Zudem verlangten sie einen deutschen Nationalstaat. Die Konservativen waren sich einig, dass sie die großdeutsche Lösung, also mit Anschluss Österreichs, befürworteten. Diese Fraktionen mussten nun zusammen eine Verfassung erarbeiten. Die ausgewählten Vertreter der Nationalversammlung trafen sich am 18. Mai 1848 erstmals in der Frankfurter Paulskirche, um Ziele und Entwürfe einer Verfassung zu planen. Am 24. Mai 1848 wurde dann der erste Verfassungsausschuss bekannt gegeben. Das Grundgerüst der Verfassung stand also fest. RegierungDie Paulskirchenverfassung bestand aus den drei Gewalten:
Die Legislative wurde vom Reichstag gebildet, welche aus zwei Häusern bestand. Dem Volkshaus, welches alle drei Jahre vom Volk gewählt wird und dem Staatenhaus mit ca. 180 Vertretern der 38 beteiligten Staaten. Das Staatenhaus bekommt von den Landesparlamenten, welche von dem wahlberechtigten Volk gewählt werden und den Landesregierungen, Abgeordnete gesendet. Die Exekutive Gewalt besteht aus dem Kaiser und dem Reichsminister, wobei der Kaiser das Staatsoberhaupt ist. Der Kaiser ist erblich und unverletzlich, ernennt den Reichsminister und kann Gesetze aufschieben. Die Judikative ist unabhängig von dem Reichstag und der Reichsregierung. Sie bildet das Reichsgericht. WahlberechtigungAlle Männer waren ab ihrem 25. Lebensjahr wahlberechtigt. Frauen durften damals noch nicht wählen. GrundrechteVor allem die Formulierung der allgemeinen Grundrechte nahm viel Zeit in Anspruch. Am 20. Dezember gab es sogenannte Lesungen der Grundrechte und am 21. Dezember 1848 verabschiedete die Nationalversammlung das „Reichsgesetz betreffend der Grundrechte des deutschen Volkes“. Zum ersten Mal wurde beschlossen, dass Grundrechte für deutsche Bürger und Bürgerinnen gelten sollten. Diese Grundrechte galten im neuen Grundrechtskatalog:
ReichsverfassungAm 27. März 1849 verabschiedete die Nationalversammlung die offizielle Reichsverfassung. Die sogenannte Paulskirchenverfassung sollte einen föderalen deutschen Einheitsstaat konstituieren, dem mit Ausnahme des Kaisertums Österreich alle Staaten des Deutschen Bundes angehörten. Das bedeutet sie entschieden sich für die kleindeutsche Lösung. Die konstitutionelle Monarchie sah einen erblichen Kaiser als Staatsoberhaupt vor, der auch das Recht zur Einsetzung der Regierung hatte. Als Kaiser hatte man den König Friedrich Wilhelm IV. geplant. Der Reichstag setzte sich aus einem Staatenhaus und einem demokratisch zu wählenden Volkshaus zusammen und kontrollierte die Gesetzgebung, das Budgetrecht und die Exekutive. Jedoch blieb die zentrale Frage der Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Parlament noch offen. Dies sollte später geregelt werden. Scheitern der PaulskirchenverfassungDie im Dezember veröffentlichten Grundrechte traten letztendlich aber nicht in Kraft. Aufgrund der Meinungsverschiedenheiten und mangelnden Einigungen der Verhandlungen, zog sich die Errichtung der Verfassung sehr lange. Dies gab den alten Mächten die Möglichkeit wiederzuerstarken und eine Konterrevolution einzuberufen. Die Konterrevolution gab vor allem Österreich und Preußen wieder mehr Macht. Die neue Verfassung wurde auch von 28 deutschen Staaten anerkannt. Trotzdem scheiterte sie letztendlich am Veto der Großmächte Preußen und Österreich. Am 3. April lehnt König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angebotene Kaiserkrone ab, da er sich selbst als Gottesgnaden sah und die Krone nicht von revolutionären übergeben bekommen wollte. Am 27. April 1949 beschloss er die erste Kammer zu vertagen und die zweite aufzulösen. Nach und nach verließen immer mehr Abgeordnete die Nationalversammlung. Am 18. Juni 1849 wurde die übrige Versammlung gewaltsam aufgelöst. Somit war die Nationalversammlung und die Revolution 1848/49 offiziell gescheitert. Grundrechte 1848 und heute VergleichObwohl die Paulskirchenverfassung letztendlich gescheitert ist, war sie ein bedeutsames Vorbild für die darauffolgenden Verfassungen von 1871, 1919 und 1949, unserer heutigen Verfassung. Deutsches Kaiserreich1871 wurde für das deutsche Kaiserreich eine neue Verfassung aufgestellt. Diese beschloss eine konstitutionelle Monarchie, die sich aus einer Personalunion zusammensetzte. Der deutsche Kaiser war ebenfalls der preußische König und der deutsche Reichskanzler war genauso der preußische Ministerpräsident. Dadurch hatte Preußen eine bestimmende Rolle im Kaiserreich. Außerdem galten allgemeine, freie und gleich Wahlen. Weimarer RepublikNach der Niederlage des ersten Weltkriegs führte Deutschland wieder neue Reformen durch. Die Weimarer Republik wurde ausgerufen. Die Weimarer Verfassung war eine parlamentarische Demokratie, in der der Reichspräsident eine hohe Stellung hatte. Durch den Artikel 48 konnte er sogar den Reichstag auflösen und Grundrechte außer Kraft setzen. Die Weimarer Verfassung übernahm die Grund- und Freiheitsrechte der Paulskirchenverfassung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in zwei Teile aufgeteilt, Ost- und Westdeutschland. Sowohl für die DDR, als auch für die BRD, galten ab 1949 unterschiedliche Verfassungen. Auch die Verfassung der BRD richtete sich stark nach der Paulskirchenverfassung. BRDDie Verfassung der BRD wurde vom parlamentarischen Rat in Bonn, der vorläufigen Hauptstadt, ausgearbeitet. DDRIn der Verfassung der DDR war am wichtigsten die bestimmende Rolle der SED, nach dem Vorbild der KRdSU in der Sowjetunion. Inhaltlich hatte die Verfassung der DDR aber nicht mehr viel mit dem Vorbild der Paulskichenverfassung zu tun. Deutschland heuteAb 1990 war Deutschland wiedervereinigt. Mit der Aufnahme der DDR in die BRD nahmen die neuen Länder das Grundgesetz als gesamtdeutsche Verfassung an. Paulskirchenverfassung - Das Wichtigste auf einen Blick
Aufgrund der Meinungsverschiedenheiten und mangelnden Einigungen der Verhandlungen, zog sich die Errichtung der Verfassung sehr lange. Dies gab den alten Mächten die Möglichkeit wiederzuerstarken und eine Konterrevolution einzuberufen. Die Konterrevolution gab vor allem Österreich und Preußen wieder mehr Macht. Diese legten ein Veto gegen die Verfassung ein. Am 3. April lehnt König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angebotene Kaiserkrone ab.
Die Paulskirchenverfassung ging aus der Märzrevolution 1848 hervor. Sie wurde von der Frankfurter Nationalversammlung ausgearbeitet und war die erste deutsche Verfassung, die Grund- und Freiheitsrechte für deutsche Bürger beinhaltete.
Die Paulskirchenverfassung wurde am 27. März 1849 verabschiedet, trat jedoch nie in Kraft. Trotzdem gilt sie noch bis zum heutigen Tage als Vorbild für die Verfassungen von 1919 und auch für die des heutigen Bundestags.
Frage
Wodurch entstand die Paulskirchenverfassung?
Antwort
Frage
Wer verfasste die Paulskirchenverfassung?
Antwort
Die Frankfurter Nationalversammlung
Frage
Wer war in der Nationalversammlung vertreten?
Antwort
Frage
Welche politische Gruppierungen gab es in der Nationalversammlung?
Antwort
Frage
Was war das Problem der verscheidenen Gruppierungen?
Antwort
Frage
Wann und wo traf sich die Nationalversammlung zum ersten Mal?
Antwort
am 18.Mai 1848 in der Paulskirche
Frage
Wann wurde der erste Verfassungsausschuss bekannt gegeben?
Antwort
Frage
Was beinhaltete der erste Verfassungsausschuss?
Antwort
Frage
Antwort
Frage
Antwort
Frage
Antwort
Frage
Antwort
Männer ab dem 25. Lebensjahr
Frage
Wann wurden die Grundrechte veröffentlicht? Was beinhalteten sie?
Antwort
Frage
Wann wurde die offizielle Reichsverfassung veröffentlicht? Was beinhaltete sie?
Antwort
Frage
Warum trat die Paulskirchenverfassung nicht in Kraft?
Antwort
Frage
Warum ist die Paulskirchenverfassung trotz ihres Scheiterns von großer Bedeutung gewesen?
Antwort
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