Für eine Fußball-Weltmeisterschaft können sich Länder beim Weltverband FIFA bewerben. Dabei sind auch gemeinsame Bewerbungen mehrerer Nationen möglich. Die Entscheidung über den Austragungsort fällt das Exekutiv-Komitee der FIFA per Abstimmung in dem Gremium. Bei Stimmengleichheit zählt das Votum des FIFA-Präsidenten doppelt. Häufiger wurden mehrere Turniere gleichzeitig vergeben, so erstmals die Weltmeisterschaften 1950 in Brasilien und 1954 in der Schweiz beim FIFA-Kongress am 26. Juli 1946. Die Fußball-Weltmeisterschaften 1974 (Deutschland), 1978 (Argentinien) und 1982 (Spanien) wurden allesamt beim FIFA-Kongress am 6. Juli 1966 in London vergeben. Die WM 1986 wurde bereits 1974 an Kolumbien vergeben. Vier Jahre vor dem Turnier trat der nationale Verband aus finanziellen Gründen von dem Vorhaben zurück, sodass eine neue Ausschreibung erfolgen musste, bei der sich einstimmig für Mexiko entschieden wurde. Auch die Endrunden 2018 in Russland und 2022 in Katar wurden zusammen beim FIFA-Kongress im Jahr 2010 vergeben. Wie ist die Fußball-WM entstanden?Fußball wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts gespielt, der erste nationale Fußballverband gründete sich 1863 mit der englischen Football Association (FA), das erste offizielle Spiel nach FA-Regeln wurde am 9. Januar 1864 ausgetragen. Um die Jahrhundertwende hatten sich in Europa und Amerika bereits viele nationale Fußballverbände gegründet. Am 21. Mai 1904 schlossen sich sechs europäische Nationen sowie der Verein Real Madrid als Vertreter Spaniens zum Weltverband FIFA zusammen. Noch am selben Tag trat auch der Deutsche Fußballbund (DFB) telegrafisch dem neuen Bündnis bei. Obwohl bereits 1905 innerhalb der FIFA der Vorschlag für ein Weltturnier auf große Zustimmung stieß, wurde der Plan jedoch nicht konsequent weiterverfolgt. Stattdessen wurde bei den Olympischen Sommerspielen 1908 in London erstmals ein internationales Fußballturnier mit Nationalmannschaften ausgetragen. Zwar war Fußball schon 1900 als Demonstrationswettbewerb und 1904 als offizieller olympischer Wettbewerb dabei, allerdings nahmen damals nur je drei Vereinsmannschaften teil. Zu einem echten Weltturnier wurde es erst 1924 bei den Spielen in Paris, als mit Ägypten, Uruguay und den USA erstmals außereuropäische Nationen teilnahmen. Der überlegene Olympiasieg von Uruguay machte erstmals die südamerikanische Dominanz in dem Sport deutlich. 1928 gewann Uruguay erneut die Goldmedaille im Finale gegen Argentinien. Mit den Erfolgen der Südamerikaner wurde auch bekannt, dass es dort bereits gut organisierte Fußballligen gab und Fußballer für Geld spielten. Weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Sport gegen Bezahlung nicht mit dem olympischen Gedanken vereinbaren konnte, wurden für das Olympischen Turnier nur noch Amateure zugelassen. Deshalb entschied sich die FIFA für ein eigenes Weltturnier. Pläne dafür hatten der damalige FIFA-Präsident Jules Rimet und der wohlhabende uruguayische Diplomat Enrique Eduardo Buero bereits seit Olympia 1924 gehegt und 1928 dem Weltverband schließlich vorgestellt. Zur Feier seiner 100-jährigen Unabhängigkeit im Jahre 1930 bewarb sich Uruguay um die Ausrichtung der ersten WM. Mit Italien, Schweden, Spanien, Niederlande und Ungarn zeigten auch fünf europäische Nationalverbände Interesse. Beim entscheidenden FIFA-Kongress am 18. Mai 1929 in Barcelona waren schließlich nur noch Uruguay, Italien und Ungarn übrig. Nach einer überzeugenden Rede des argentinischen Delegierten Adrian Beccar Varela für sein Nachbarland zogen auch die beiden verbliebenen Europäer ihre Bewerbung zurück. Somit fand die erste Fußball-Weltmeisterschaft vom 13. bis 30. Juli 1930 in Uruguay statt. Alle 17 Spiele wurden in der Hauptstadt Montevideo ausgetragen. Der Gastgeber und zweimalige Olympiasieger dominierte und wurde mit einem 4:2-Erfolg im Endspiel gegen Argentinien der erste Fußballweltmeister. Wie läuft die WM-Qualifikation ab?Mit Ausnahme der Gastgeber - und bis zur WM 2002 auch der Titelverteidiger - muss jedes Land für die Endrunde vorab eine WM-Qualifikation bestreiten. Diese wird innerhalb der sechs Kontinentalverbände Europa, Nord- und Mittelamerika/Karibik, Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien ausgetragen. Zugelassen dafür sind alle FIFA-Mitglieder. Für die WM 2022 in Katar mit 32 Teilnehmern stehen Europa (13) und Afrika (5) eine feste Anzahl an Startplätzen zu. Dem asiatischen Verband inklusive Australien stehen vier oder fünf Startplätze zur Verfügung, ebenso Südamerika. Aus dem Kontinentalverband für Nord- und Mittelamerika/Karibik können sich drei oder vier Nationen qualifizieren, aus dem Verband für Ozeanien maximal ein Teilnehmer. Die Entscheidung über die offenen Plätze fällt in zwei Playoff-Duellen zwischen Vertretern aus den vier Verbänden. Die beiden Spielpaarungen werden ausgelost. In welchem Modus die Qualifikation ausgespielt wird, ist jedem Kontinentalverband selbst überlassen. In Europa treten die 55 Mitglieder der UEFA in zehn Gruppen an. Die Gruppensieger sind direkt bei der WM dabei, die Gruppenzweiten spielen eine Playoff-Runde zusammen mit den beiden besten Gruppensiegern der UEFA Nations League, die in ihrer Qualifikationsgruppe nicht Erster oder Zweiter geworden sind. Diese zwölf Teilnehmer werden in drei K.o.-Runden mit jeweils Halbfinale und Finale eingeteilt. Hier gibt es jeweils nur eine Begegnung, die Finalsieger sind auch für die WM qualifiziert. In Afrika gibt es zunächst eine Vorrunde mit den laut FIFA-Rangliste 28 schwächeren Nationen, die sich im K.o.-System in ausgelosten Duellen mit Hin- und Rückspiel für die zweite Runde qualifizieren können. Dort steigen dann die 26 besser platzierten Länder in die WM-Quali mit ein. Die zweite Runde wird in zehn Gruppen mit je vier Nationen gespielt. Die Gruppensieger spielen schließlich wieder nach einem K.o.-System mit Hin- und Rückspiel die fünf WM-Teilnehmer aus. In Südamerika spielen alle zehn Nationen in einer Gruppe jeweils zweimal gegeneinander. Die ersten Vier in der Tabelle qualifizieren sich direkt für die Weltmeisterschaft, der Fünftplatzierte kann sich noch über ein Entscheidungsspiel gegen einen Vertreter aus einem anderen Kontinentalverband qualifizieren. Im Verband für Nord- und Mittelamerika sowie die Karibik wird die Qualifikation normalerweise in zwei größtenteils unabhängigen Wettbewerben ausgespielt. Dabei treten die sechs besten Nationen gemäß der FIFA-Weltrangliste in einer Gruppe gegeneinander an, wobei sich drei direkt für die WM qualifizieren und der Viertplatzierte in einer Playoff-Runde gegen einen Vertreter der schwächeren Nationen, die eine eigene Qualifikation mit Gruppenphase spielen, antritt. Der Sieger bestreitet schließlich ein weiteres Playoff-Duell gegen einen Vertreter aus einem anderen Kontinentalverband. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde für die WM 2022 der Modus in drei Runden geändert, wobei die fünf stärksten Nationen bereits für die dritte Runde qualifiziert sind, während die übrigen in einer Gruppenphase (Runde 1) und K.o.-Spielen (Runde 2) die weiteren drei Teilnehmer dafür ermitteln. Diese acht Nationen spielen in einer gemeinsamen Gruppe um drei direkte Startplätze und den Playoff-Platz. Dem Verband Ozeanien steht nur ein möglicher Startplatz über ein Playoff-Spiel gegen einen Vertreter aus einem anderen Kontinentalverband zu. Der Modus variierte in der Vergangenheit. Für die WM 2014 wurde der Playoff-Teilnehmer in drei Runden und einer finalen Gruppenphase ermittelt, für die WM 2018 wurde die dritte Runde in zwei Gruppen gespielt, deren Gruppensieger dann ein Finale um den Playoff-Platz spielten. Dieser Modus war auch für die WM 2022 geplant, aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Terminplan jedoch nicht eingehalten werden. Der Verband kündigte stattdessen ein Qualifikationsturnier im Januar 2022 an. WM 2022 - Stadien und Spielorte in Katar Page 2Page 3Page 4
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