Wo ist die himmelsscheibe von nebra


Kurzinformation
Während der Bronzezeit, im 2. Jahrtausend v. Chr. war die Region Salzburg ein Zentrum der Welt. Die Kupferlagerstätten des Mitterberg-Reviers um Bischofshofen versorgten große Teile Mitteleuropas mit dem wertvollen Rohstoff und führten die Region zu wirtschaftlicher Blüte. Auch die weltberühmte „Himmelsscheibe von Nebra“, die um 1500 v. Chr. im 600 km entfernten Sachsen-Anhalt im Boden deponiert wurde, besteht aus Mitterberger Kupfer. In einer Sonderausstellung in Kooperation mit dem Ausstellungszentrum „Arche Nebra“ wird der Weg des Kupfers von der Lagerstätte bis in den Norden, vom Rohstoff bis zum Fertigprodukt nachgezeichnet. Sie schildert die faszinierende Welt des bronzezeitlichen Bergbaus mit Originalfunden aus den Stollen des Kupferreviers und präsentiert die astronomischen und kultischen Geheimnisse der Himmelsscheibe.

Kuratorisches StatementDie Himmelsscheibe von Nebra, die 1999 von kriminellen Raubgräbern im Zentrum des deutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalts gefunden wurde, ist eines der spektakulärsten Objekte der europäischen Urgeschichte. Die flache Kupferscheibe ist mit Goldauflagen verziert, die Gestirne, Sonne und Mond sowie bootsartige Objekte darstellen. Form und Position dieser Auflagen legen nahe, dass es sich um die realistische, genau bemessene Wiedergabe des nächtlichen Sternenhimmels der Zeit um 1500 v. Chr. handelt. Die Mondsichel, ihr Bezug zur Sonnenscheibe, vor allem aber das Sternbild der Plejaden  zeigen, dass die Himmelsscheibe als astronomisches Instrument zur Bestimmung präziser Kalenderdaten eingesetzt wurde. Nach dem Ende dieser Funktion  wurde sie eine Zeit lang als Kultobjekt verwendet und schließlich zusammen mit weiteren Objekten in der Erde deponiert.Die modernen archäologischen und naturwissenschaftlichen Analysen der Himmelsscheibe erbrachten den Nachweis, dass sie aus Kupfer hergestellt worden war, das aus dem Bergbaurevier um Bischofshofen im Land Salzburg stammte. Seit dem Beginn der Bronzezeit um 2000 v. Chr. förderte man hier den in ganz Europa begehrten Rohstoff zur Herstellung von Waffen, Werkzeugen, Geräten und Schmuck. Das Mitterbergrevier gilt daher als eines der wichtigsten europäischen Bergbauzentren, indem sich Wirtschaftskraft, politische Macht und militärische Stärke konzentrierten. Die Kombination dieser sozio-ökonomischen Faktoren spiegelt sich sinnfällig im Depotfund vom Pass Lueg, in dem der weltberühmte Helm, Bergbauwerkzeuge und Rohstoffe an einem wichtigen Verkehrsweg vereint sind. Der Fundort der Himmelsscheibe und die Herkunft ihrer Rohstoffe zeigen, dass sich das Netzwerk der bronzezeitlichen Eliten folglich über gewaltige Distanzen spannte und vermutlich auch der Verbreitung technologischer Impulse, mentaler Konzepte und Ideen diente. Die Ausstellung will diesen Mustern überregionaler Kontakte nachgehen und präsentieren, wie der wirtschaftliche, soziale und ideelle Austausch zwischen weit entfernten Gesellschaften der europäischen Bronzezeit stattfand. Auf diese Weise soll der Weg des Kupfers von den Lagerstätten der Inneralpen bis zum fertigen Kultobjekt und Instrument nachvollzogen werden. Der hohe Stand der damaligen Technik zeichnet sich sowohl in den komplexen Abbau- und Aufbereitungsmechanismen des Mitterberger Montanreviers, als auch in den komplexen mathematisch-astronomischen Inhalten der Himmelsscheibe ab. Als Herrschaftswissen dienten beide Komponenten der Macht und Kontrolle bronzezeitlicher Eliten.  

Kuratierung: Bettina Pfaff M.A. (Nebra), Dr. Holger Wendling M.A.

   Foto: Ausschnitt aus: Himmelsscheibe von Nebra, Bronze und Gold; Foto Juraj Lipták   

Die originale Himmelsscheibe von Nebra ist ein Besuchermagnet im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale). Die weltweit älteste konkrete Himmelsdarstellung wird in ihrer Dauerausstellung in Szene gesetzt. Eintauchen können Besucher dort auch in die Welt der Frühbronzezeit, die die Himmelsscheibe hervorbrachte, darüber hinaus gibt es spannende Einblicke in weitere Epochen von der Steinzeit bis ins Frühmittelalter.

Wo ist die himmelsscheibe von nebra

Dieser Jahrhundertfund mit dem dazugehörigen „Fundkrimi, der faszinierenden astronomischen und mythologischen Symbolik und dem Glanz des Goldes zieht jeden Betrachter in seinen Bann. 1999 gruben zwei Sondengänger auf dem Mittelberg illegalerweise eine bronzene Scheibe aus und verkauften sie an Hehler. Erst im Jahr 2002, nach mehreren Stationen, konnte die Scheibe samt Beifunden in einem Baseler Hotel von der Polizei und dem Landesarchäologen Sachsen-Anhalts sichergestellt werden.

Die Himmelsscheibe von Nebra zeigt die weltweit älteste bisher bekannte konkrete Darstellung des Kosmos, was sie zu einem einzigartigen Zeugnis der Menschheitsgeschichte macht. Die 3.600 Jahre alte Bronzescheibe misst 32 Zentimeter im Durchmesser und zeigt die Sonne – je nach Deutung auch den Vollmond –, eine Mondsichel sowie insgesamt 32 goldene Sterne. Es gibt nur wenige archäologische Exponate, die bei Museen so gefragt sind, wie die Himmelsscheibe von Nebra. Als Herzstück verschiedener Ausstellungen war sie bereits in Kopenhagen, Wien, Basel und Berlin zu sehen. Seit 2008 hat sie ihren festen Platz in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale), das zu den wichtigsten archäologischen Museen Mitteleuropas zählt.

Ausstellungen, die hier zu sehen sind, vermitteln aktuelle Forschung in großartigen Bildern, beeindruckenden Geschichten und Objekten von internationaler Bedeutung. Inszenierungen lassen ein realistisches Bild stein-, bronze- und eisenzeitlichen Lebens entstehen – mit wilden Höhlenlöwen und imposanten Mammuts, nachdenklichen Neandertalern, Schamanen, Totenkammern, goldreichen Fürstengräbern und natürlich der originalen „Himmelsscheibe von Nebra“.

Gut zu wissen: Vom 4. Juni 2021 bis zum 9. Januar 2022 zeigt das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle die Landesausstellung „Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte“. Präsentiert werden neue Funde, Befunde und Forschungsergebnisse der vergangenen 20 Jahre. Verknüpft mit Naturwissenschaft, Archäologie, Gesellschaftstheorie und Kunst entsteht ein vielschichtiges Bild der Welt, in der die Himmelsscheibe geschaffen wurde.

Im Juni 2013 wurde die Himmelsscheibe von Nebra durch die UNESCO in das Register des Weltdokumentenerbes Memory of the World aufgenommen. Dieses Verzeichnis umfasst wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente, die das kollektive Gedächtnis verschiedener Völker repräsentieren.

Die Himmelsscheibe von Nebra. Foto: Juraj Lipták © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Die Himmelsscheibe von Nebra stammt nach Ansicht von Krause und Gebhard nicht aus der frühen Bronzezeit (ca. 2.200 – 1.600 v. Chr.), sondern aus der Eisenzeit (ca. 800 – 50 v. Chr.). Sie sei damit nicht länger die älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung, sagen die beiden Forscher in einer Pressemeldung der Universität Frankfurt . In einem jetzt im »Early View« der Zeitschrift »Archäologische Informationen« veröffentlichten Artikel legen sie drei Argumentationsstränge vor, die nach ihrer Überzeugung stark gegen die bisherige Deutung der Himmelsscheibe sprechen.

In der Veröffentlichung kommen sie zu dem Schluss, dass die Fundstelle und die Fundumstände der Himmelsscheibe, die 2002 in einer wissenschaftlichen Nachgrabung untersucht worden war, in der Fachliteratur nicht korrekt beschrieben und dargestellt worden seien. Vor allem könne nach Überzeugung der beiden Archäologen die Himmelsscheibe nicht mit den anderen Funden zusammengehören, die überhaupt erst die Datierung des weltberühmten Objekts ermöglichten. Aufgrund ihrer Bildmotive und der Art ihrer Darstellungen ordnen sie die Himmelsscheibe der Eisenzeit zu und stellen damit die Fundamente der bisherigen Deutung der Himmelsscheibe grundlegend in Frage.

Auch Gebhard und Krause zweifeln nicht daran, dass die Himmelsscheibe ein echtes prähistorisches und einmaliges Objekt ist. Die Frage nach ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung müsse jetzt aber völlig neu, aus anderem Blickwinkel und mit geänderten Inhalten erforscht werden.

Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt widerspricht den Thesen von Gebhard und Krause und verweist auf inhaltliche Unstimmigkeiten des Artikels. In einer am selben Tag erschienenen Pressemitteilung bekräftigt das Landesamt die in mehreren Publikationen veröffentlichten Erkenntnisse. Der Hinweis von Gebhard und Krause, die Himmelsscheibe von Nebra würde im bronzezeitlichen Symbolgut als »ein vollkommener Fremdkörper« erscheinen, sei zwar richtig, heißt es in der Stellungnahme. Dies treffe aber auf jeden einzigartigen Fund zu. Die Himmelsscheibe von Nebra wäre in jeder vorgeschichtlichen Periode ein Fremdkörper.