Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Würde man eine spontane Umfrage in der Fußgängerzone zum Thema "Mögen Sie sich selbst gern auf Fotos anschauen?" starten, würden höchstwahrscheinlich 80 Prozent der Befragten mit Nein antworten. Das liegt allerdings nicht an ausgeprägter Eitelkeit oder Selbstkritik, sondern an einem Phänomen aus der Psychologie

Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Sieht gut aus? Auf Fotos sehen wir uns richtig herum, das ist für's Auge oft verwirrend

Von Merle Wuttke

"Oh, nein! Bitte lösch' das sofort!": Na, kommt Ihnen der Satz bekannt vor? Seitdem wir uns jedes Foto sofort anschauen können und nicht wie früher warten müssen, bis die Filmrolle entwickelt ist, dauert das Auswählen des richtigen Bildes wahrscheinlich länger als das Fotografieren selbst. Schließlich kann man jetzt so lange knipsen, bis das Ideal-Bild, auf dem man sich so richtig gut findet, endlich darunter ist. Nur braucht das eben seine Zeit. Schuld daran ist unter anderem der so genannte 'Mere-Exposure-Effect' – ein Phänomen aus der Sozialpsychologie.

Was es beschreibt? Die Tatsche, dass wir die Sachen am besten finden, die wir besonders häufig sehen. Und dazu gehören in erster Linie – Trommelwirbel – wir selbst! Ja, wir alle finden uns selbst ziemlich gut oder besser gesagt, unser Spiegelbild. Nicht weil wir Narzissten sind, sondern weil unser Spiegelbild zu den Dingen gehört, denen wir am meisten begegnen, weshalb wir in der Regel positiv darauf reagieren.

Das Problem ist nur: Beim Blick auf uns selbst kennen wir eben auch nur dieses eine Bild von uns – weshalb es spätestens beim nächsten Selfie zur Krise kommt. Auf einem Foto sehen wir uns nämlich – anders als im Spiegel – richtig herum. Also genau so, wie unsere Familie, unsere Freunde und der Rest der Welt. Weil uns dieses Bild aber fremd ist, reagieren wir so ablehnend darauf.

Dieser 'Mere-Exposure-Effect' führt im Übrigen in anderen Lebensbereichen dazu, dass wir uns etwa mit Leuten anfreunden, denen wir besonders oft begegnen, etwa im Kindergarten oder an der Arbeitsstelle. Und die Werbung nutzt ihn dafür, uns Produkte schmackhaft zu machen. Wenn man ein Produkt nämlich kurz mehrmals hintereinander zeigt, führt dies ebenfalls dazu, dass wir diesem offener und positiver begegnen.

Tja, jetzt sind wir zwar schlauer und müssen uns von Freunden nicht mehr als eitel verspotten lassen, wenn wir wieder mal diejenigen sind, die erst mit dem zehnten Gruppen-Selfie einverstanden sind, sondern können fröhlich auf unsere psychologische Alltagsbildung verweisen. Aber blöd finden wir uns trotz dieses Wissens weiterhin auf den meisten Fotos.

Vielleicht liegt die Lösung aber genau hier: Je mehr Fotos wir nun von uns selbst machen, desto mehr gewöhnen wir uns an den Anblick und desto besser finden wir uns! Damit wäre auch erklärt, warum jeder Hans und Franz sich ständig und überall selbst ablichtet: Im Supermarkt, während der Kassierer die Milch übers Band zieht, am Flughafen in der Gepäckbandschlange, auf dem Klo. Sie alle tun es, um endlich mit sich und ihrem Aussehen im Reinen zu sein. Ach Mensch, endlich habe ich das auch verstanden. Es geht hier gar nicht um Eitelkeit, es geht um Selbstliebe! Na, denn fröhliches Knipsen!

Eine Welt ohne Spiegel? – Kaum vorstellbar. Der Spiegel ist ein must-have Gegenstand in unserem Alltag. Ohne ihn würden sich viele von uns wahrscheinlich kaum in die Öffentlichkeit trauen. Aber warum ist der Leberfleck im Spiegel auf der linken Gesichtshälfte, während meine Freunde sagen, dass er rechts im Gesicht ist? Zeigt uns der Spiegel überhaupt die Realität?

Wir tun es nach dem Aufstehen oder Hände waschen, im Aufzug oder beim Zähneputzen – wir werfen einen obligatorischen Blick in den Spiegel – und das schon seit langer Zeit. Aber wir sehen uns im Spiegel anders, als andere Menschen uns wahrnehmen. Im Spiegelbild scheint unsere rechte und linke Körperhälfte vertauscht.

Hauptsache glatt

Warum aber spiegelt ein Spiegel überhaupt? Ein Spiegel hat normalerweise zwei Schichten. Die untere besteht aus Aluminium und die obere Schicht aus Glas. Das Glas schützt den Spiegel und die Aluminiumschicht sorgt für die Spiegelung. Das funktioniert, weil die Aluminiumschicht selbst in kleinstem Maßstab extrem glatt ist.

Grundsätzlich können wir uns aber auch in anderen glatten Oberflächen spiegeln. Zum Beispiel in einem neu lackierten Auto oder dem Handydisplay. Bei einer verputzten Wand ist das anders. Weil sie so uneben ist, wirft sie die Lichtstrahlen durcheinander zurück oder sie verschluckt sie sogar.

Das Besondere an glatten Oberflächen ist, dass jeder Lichtstrahl symmetrisch reflektiert wird: Ein Lichtstrahl, der auf die Spiegelfläche trifft, wird im selben Winkel zurückgeworfen, in dem er auftraf. Auch sehr viele Lichtstrahlen zusammen ergeben deswegen ein geordnetes Bild. Wenn wir nun vor einem Spiegel stehen, treffen diese Strahlen auf unsere Netzhaut und unser Gehirn macht daraus ein Bild – unser Spiegelbild.

Weiter entfernt als in der Realität

Doch unser Spiegelbild zeigt beispielsweise gegenüber einem Foto von uns subtile Unterschiede: unser Abbild im Spiegel scheint doppelt so weit von uns entfernt wie der Spiegel. Und unser Leberfleck ist plötzlich rechts, statt links. Aber warum?

Dass wir uns in einem Spiegel nicht so sehen wie uns andere Menschen, liegt daran, dass der Spiegel unser Gehirn überlistet. Das weiß nämlich, dass Lichtstrahlen sich nur gerade ausbreiten und leitet daraus ab, wo und in welcher Entfernung sich Gegenstände im Raum befinden. Der Spiegel jedoch wirft die Lichtstrahlen zurück. Das verwirrt unser Gehirn, denn es rechnet nicht damit, dass das Licht quasi einen Knick gemacht hat.

Für das Gehirn kommt einfach ein gerader Lichtstrahl aus einer bestimmten Richtung im Auge an. Den Knick ignoriert das Gehirn. Deswegen sehen wir uns im Spiegel so, als würden wir uns in einiger Entfernung gegenüberstehen.

Aber ist das Bild nun seitenverkehrt?

Tatsächlich ist es das nicht. Das erkennt man auch einfach daran, dass der Spiegel dann auch oben und unten vertauschen müsste. Das macht er aber nicht. Trotzdem sieht unser Spiegelbild anders aus als ein Klon, der uns gegenüber steht. Bei diesem sähen wir den Leberfleck auf der anderen Seite.

Das liegt daran, dass der Spiegel eine andere Dimension vertauscht: hinten und vorne. Deutlich wird das bei einem Modell im Koordinatensystem. Dafür stellen wir uns vor, dass wir nur die horizontale Achse des Modells spiegeln, die vertikale Achse nicht. Dadurch entsteht genau das Bild, wie es unser Spiegel zeigt.

Das Gehirn wird also ein zweites Mal überlistet: Der Spiegel vertauscht, nur eine Dimension, die anderen jedoch nicht. Deswegen können wir uns drehen und wenden wie wir möchten, das Spiegelbild ist niemals deckungsgleich mit uns. Dass unser Bild im Spiegel seitenverkehrt ist, stimmt deshalb nicht – spiegelverkehrt ist es trotzdem.

16.09.2016 – HDI

Sie sehen auf jedem Schnappschuss komisch aus und fühlen sich unsicher vor der Kamera? Es liegt nicht an Ihnen! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein psychologischer Aspekt dahintersteckt, wenn wir uns auf Bildern nicht attraktiv finden.

Grund dafür ist nicht, dass wir zu selbstkritisch sind - sondern ein psychologischer Effekt namens „mere-exposure“. Demnach reagieren Menschen besonders positiv auf Dinge, die sie häufig sehen. Da wir uns selbst am häufigsten im Spiegel sehen, ist dies das Bild, das uns am besten gefällt. An unsymmetrische Eigenarten wie schiefe Augenbrauen oder ein Muttermal sind wir also gewöhnt.

Auf Fotos sehen Sie sich „spiegelverkehrt“

Auf einem Foto dagegen sehen wir uns so, wie andere Menschen uns sehen – ohne die kleinen Unzulänglichkeiten. Das erscheint uns merkwürdig. Da wir auf dem Foto nicht unser gespiegeltes Bild sehen. Sondern „richtig“ ausgerichtet. Womit wir auch unsere gewohnten Asymmetrien plötzlich spiegelverkehrt sehen – das erachten wir wiederum als ungewohnt und damit unattraktiv.

FOCUS Online Mit diesen Tricks sehen Sie auf Fotos immer gut aus

Ich könnte jetzt sofort zwei verschieden Fotos aufnehmen und ihr würdet nicht glauben, dass das ein und die selbe Person ist. Woran kann das liegen? Ich mein unser Gesicht ist ja nicht aus Knete und verformt sich willkürlich...

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Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Dein Gesicht ist nicht hundertprozentig symmetrisch. Dein Spiegelbild, das du täglich siehst, ist spiegelverkehrt, ganz im Gegensatz zu einem Foto von deinem Gesicht. Je asymmetrischer dein Gesicht ist, desto größer ist die Differenz zwischen Spiegelbild und Foto.

Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Vielleicht weil es Spiegel verkehrt ist wie du dich im Spiegel siehst ist es für dich ungewohnt dich so zu sehen wie es die anderen auch tuen?

Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Topnutzer im Thema Gesicht

:) hat mehrere Gründe:

  1. Wenn du etwas dreidimensionales zweidimensional abbildest, sieht es sowieso anders aus, denn du nimmst es ganz anders war, flächig, nicht räumlich.

  2. Es wird ein einziger Gesichtsausdruck in einer bestimmten Sekunde festgehalten. Tatsächlich ist unser Gesicht ständig in Bewegung, verändert sich immer, die Mimik macht es lebendig. Wenn du auf dem Foto nen Ausdruck machst, den du sonst nicht machst (angestrengtes Fotolächeln oder Cheese-Gesicht), siehst du aus wie ein anderer Mensch ^^

  3. Es gibt bei fast jedem Foto eine optische Verzerrung, gerade wenn man Porträts macht (zumindest wenn man keine sündhaft teure Kamera besitzt, bei der die Verzerrung nicht so groß ist, oder ein entsprechendes Porträt-Objektiv), das liegt im Wesen der Optik. Oft sehen Gesichter dann länger oder breiter aus, Nasen länger etc. Deswegen übrigens sind Models sehr beliebt, die eh schon ein flächiges Gesicht haben (zB weiter auseinander stehende Augen). In Echt sehen die oft seltsam aus, auf Fotos durch die optische Verzerrung dann wunderschön.

Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Du siehst nicht anders aus. Du kennst dich selber nur seitenverkehrt durch den Spiegel und die Kamera nimmt dich eben nicht seitenverkehrt auf. Das ist einfach nur ungewohnt für dich..

Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel

Auf Spiegel schön, auf Fotos hässlich?

Ich kann es manchmal kaum glauben. Egal wer ein Foto macht, jedes Mal seh ich einfach schrecklich aus. Meine großen, dunklen Augen sehen klein und wie Schlitze aus, meine Nase sieht unheimlich riesig und breit aus mein Mund verzogen und mein Gesicht unglaublich breit und dick. Das Problem ist, das ich einen kleinen Mund und überhaupt keine maskulinen Züge ahben, aber die Nase passt eben so garnicht ins Gesicht auf Fotos, als hätte man einfach eine riesige, hässliche Nase hineinbearbeitet. Ich fände es erschreckend, wenn ich in Wirklichkeit so aussehe.

Gucke ich mich aber im Spiegel an, finde ich mich garnicht so schlecht, und auch mein zugegeben etwas größere Nase, sieht trotzdem ganz ok aus. Das meine Haare und mein Gesicht in Wirklichkeit spiegelverkehrt sind, weiß ich natürlich, aber meine Frage ist, ob man so aussieht wie auf Fotos, wie im Spiegel oder eine Mischung aus beidem?

Meine Familie und meine Freunde sagen immer, ich wäre so fotogen (was ich bis zum Alter von 10 Jahren anhand der Fotos auch selbst fand). Aber wenn ich heute auf jegliche Fotos schaue, ich finde jedes grauenhaft. Ich frage mich ernsthaft, ob ich eine Wahrnehmungsstörung habe, oder schon Jahre als hässliche Person mit dem Glauben relativ gutaussehend zu sein, durch die Welt spaziere...

Wieso sieht man auf fotos anders aus als im spiegel