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Die Demografie Deutschlands betrachtet die Wirkung natürlicher und künstlicher Veränderungsfaktoren auf die Bevölkerung in Deutschland. In der Wissenschaftsdisziplin Demografie werden die Bevölkerungszusammensetzung und -entwicklung beobachtet, beschrieben, Statistiken auch grafisch aufbereitet und nach Erklärungen für längerfristige Veränderungen gesucht. Nach den neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes beträgt die Einwohnerzahl Deutschlands 83.129.285 (30. Juni 2021).[1] Deutschland ist damit nach Russland das zweitbevölkerungsreichste Land Europas und das 19.bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Geburtenziffer wurde im Jahr 2020 mit 1,53 angegeben[2], was weit unter der Ersatzrate von 2,1 liegt. Deutschland wies lange Zeit eine der niedrigsten Geburtenziffern der Welt von etwa 1,3 bis 1,4 auf, in den letzten Jahren ist jedoch ein kleiner Anstieg zu verzeichnen.[3] Aufgrund der niedrigen Geburtenrate gab es in Deutschland seit 1972 in jedem Jahr mehr Sterbefälle als Geburten,[4] was bedeutet, dass 2020 das 49. Jahr in Folge war, in dem die deutsche Bevölkerung ohne Zuwanderung zurückgegangen wäre. Es ist das einzige Land der Welt, das einen solchen langfristigen natürlichen Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Der Rückgang wurde durch die Zuwanderung etwas abgemildert: 2020 lag der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund bei 26 %.[5] Zu dieser Kategorie zählen Ausländer, Eingebürgerte, Spätaussiedler aus Osteuropa und deren Kinder. Bis zum frühen 20. Jahrhundert war Deutschland auch ein starkes Auswandererland mit 5 Millionen Menschen, die allein aus Deutschland in den Grenzen des Kaiserreichs im 19. Jahrhundert in die USA auswanderten, und mehr als zwei Millionen im 20. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann jedoch die Einwanderung die Auswanderung zu überwiegen, da etwa 14 Millionen ethnische Deutsche aus den ehemaligen Ostprovinzen des Reiches und anderen Gebieten Osteuropas vertrieben wurden, von denen etwa 12 Millionen in das heutige Deutschland und mehrere Hunderttausend nach Österreich und in andere Länder gelangten, wobei mehrere Hunderttausend starben. Nach 1950 repatriierten weitere 4,5 Millionen ethnische Deutsche aus Osteuropa, insbesondere gegen Ende des Ostblocks und vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, Polen und Rumänien.[6][7] Die massive Zuwanderung in die BRD begann in der Zeit des Wirtschaftswunders von den 1950er bis Anfang der 1970er Jahre, als Deutschland einen Arbeitskräftemangel hatte und Südeuropäer aus Ländern wie der Türkei, Italien und Spanien vorübergehend als Gastarbeiter einließ. Die Liberalisierung der Gastarbeitergesetzgebung ermöglichte es vielen, in der BRD zu bleiben und sich ein Leben aufzubauen. Eine weitere große Einwanderungswelle ereignete sich im Umfeld der Wiedervereinigung, als eine große Gruppe deutscher Aussiedler, aber auch viele Flüchtlinge aufgrund des Jugoslawien- und Bosnienkrieges hauptsächlich aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei kamen, um in Deutschland Asyl zu suchen. Die nächste große Einwanderungswelle begann nach der Osterweiterung der Europäischen Union im Jahr 2011, als Osteuropäer nun ohne Visum in Deutschland leben und arbeiten durften. Deutschland hat 2015 eine hohe Zahl von Flüchtlingen auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg, aber auch anderen Konflikten im Irak und in Afghanistan aufgenommen: 476.649 Asylsuchende im Jahr 2015, 745.545 im Jahr 2016 und danach rückläufig.[8] Die Geburtenrate der deutschen Bevölkerung befindet sich seit den 1970er-Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau, im Jahr 2015 betrug der Sterbeüberschuss 187.625 Personen.[9] Dem stand im selben Jahr ein Zuwanderungsgewinn von 1.139.402 Personen gegenüber, so dass die Bevölkerung zahlenmäßig um 951.777 Personen zunahm.[10] Als eine der gegenwärtigen Herausforderungen wird aufgrund der niedrigen Geburtenrate die Orientierung zu einer familienfreundlichen, kinder- und nachwuchsfördernden Gesellschaft mit Mehrkindfamilien gesehen (Pronatalismus). Bei einer Fortsetzung sehr niedriger Geburtenraten, wie in den vergangenen vier Jahrzehnten, werden für Deutschland weitgehende soziale, ökonomische und geopolitische Problemstellungen vorhergesagt.[11] Die Binnen- und die Auswanderungsbewegungen sind im letzten Jahrzehnt sehr unterschiedlich. De facto ist insgesamt ein Gleichstand mit den Vorjahren zu beobachten (Veränderung unter 0,1 Prozent, Wanderungssaldo). Mehr als 10 Millionen hier lebender Menschen sind laut Daten des Ausländerzentralregisters ausschließlich ausländische Staatsbürger (Stand: 12.2016). Rund 18,6 Millionen Einwohner Deutschlands hatten im Jahr 2016 einen Migrationshintergrund.[12] Die Anzahl der nicht registrierten Personen anderer Staatsangehörigkeit in Deutschland, die meist mit dem Terminus illegale Einwanderung bezeichnet werden, ist amtlich nicht erfasst. Daher ist es sehr schwierig, hier seriöse Zahlen zu finden. Die meisten Schätzungen und der Vergleich mit anderen Staaten Westeuropas und Nordamerikas lässt eine Anzahl von 0,5 % bis 2 % im Vergleich zur amtlichen Bevölkerung annehmen, also zwischen 415.000 und 1.660.000 Personen. Die wirkliche Anzahl von ausländischen Staatsangehörigen, die sich nicht registriert in Deutschland aufhalten, könnte in diesem Bereich liegen. Gesamtbevölkerung Deutschlands 1950–2020 (bis 1990 Einwohner BRD und DDR jeweils addiert) Geburten und Sterbefälle in Deutschland 1950–2020[9] einschließlich DDR und Berlin In den westdeutschen Bundesländern geht die Zahl der Geburten seit Ende der 60er-Jahre zurück (sog. Pillenknick). In der DDR war die Entwicklung zeitversetzt um etwa drei Jahre ähnlich, wenngleich die Geburtenraten im Osten ab 1969 höher waren als im Westen. Seit der Wiedervereinigung ist in Ostdeutschland jedoch ein Einbruch der Geburtenzahlen um bis zu 25 % im Vergleich zum Vorwendeniveau festzustellen. Die zusammengefasste Geburtenziffer Deutschlands lag im Jahr 2015 mit 1,50 unter dem Durchschnitt der Europäischen Union (1,58).[13] Insgesamt kamen in diesem Jahr in Deutschland 737.575 Kinder zur Welt, je 1.000 Einwohner waren es 9 Neugeborene. Die absolute Geburtenzahl ist bereits in den Jahren zuvor angestiegen, 2013 lag sie bei 682.069, 2014 bei 714.927.[9] Frauen mit Migrationshintergrund bringen im Laufe ihres Lebens durchschnittlich mehr Kinder zur Welt als die in Deutschland geborenen Frauen. Bei Frauen, die 2016 im Alter zwischen 45 und 54 Jahren waren, betrug die Zahl der geborenen Kinder im Durchschnitt 1,6 Kinder pro Frau. Die in Deutschland geborenen gleichaltrigen Frauen hatten mit 1,5 Kinder pro Frau eine etwas geringere und die Zuwanderinnen mit 2,0 eine höhere Kinderzahl. Bei Frauen mit höherer Bildung waren die Unterschiede deutlich geringer: Die in Deutschland geborenen Frauen brachten im Laufe ihres Lebens 1,4 Kinder pro Frau zur Welt, die Migrantinnen 1,5. Bei Frauen mit niedrigem Bildungsstand sind die Unterschiede größer: Die in Deutschland Geborenen hatten durchschnittlich 1,6 Kinder und die Zugewanderten 2,4 Kinder je Frau.[14] Für das Jahr 2012 hat das Statistische Bundesamt letztmals die Konfession der Eltern ermittelt. Von den rund 674.000 Kindern, die in diesem Jahr geboren wurden, hatten etwa 101.000 – rund 15 % – ein römisch-katholisches, 75.000 ein evangelisches Elternpaar (etwa 11 %). Vater und Mutter von 50.000 Kindern gehörten beide einer islamischen Religionsgemeinschaft an.[15] Es ist jedoch sowohl umstritten, inwieweit ein höheres Bevölkerungswachstum in Deutschland positive wirtschaftliche Effekte hätte. Weiterhin ist umstritten, ob die derzeitige Bevölkerungsentwicklung eine Gefahr für die sozialen Sicherungssysteme darstellt oder bei der derzeitigen Arbeitslosigkeit hierfür eher irrelevant ist und vielmehr eine expansive Lohnpolitik negative Effekte auffangen müsste. Erstgenannte Position wird vor allem von Herwig Birg, letztgenannte von Gerd Bosbach vertreten. Die Zahl der Gestorbenen liegt relativ konstant zwischen 800.000 und 900.000 pro Jahr, 2015 waren es 925.200.[9] Die insgesamt hohe Lebenserwartung in Deutschland resultiert aus dem inneren Frieden, relativem Wohlstand, der Existenz einer breiten Mittelschicht und einer leistungsfähigen Medizin sowie Gesundheitsfürsorge. Aus der Differenz von Geburten- und Sterbezahlen ergibt sich die natürliche Bevölkerungsentwicklung. In Deutschland (DDR und alte Bundesrepublik addiert) liegt die Zahl der Sterbefälle seit 1972 höher als die der Geborenen, die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist daher negativ: 2015 lag der „Sterbeüberschuss“ bei 187.625.[9] Von 2003 bis 2010 reichte die Zuwanderung nicht mehr aus, um diese Schrumpfung bei der natürlichen Entwicklung der Zahlen auszugleichen. Danach änderte sich dies wieder,[16] vor allem durch die hohe Zuwanderung aus Polen, Rumänien und Bulgarien, aber auch durch vermehrte Zuwanderung aus den von der Eurokrise stark betroffenen südeuropäischen Ländern Italien, Spanien und Griechenland.[17] Der Anteil der Geburten von nicht miteinander verheirateten Eltern an allen lebend geborenen Kindern hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt: Er stieg von 15 % im Jahr 1990 auf rund 35 % im Jahr 2015.[18] Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer von 1800 bis 1899Die Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer sind die Anzahl Kinder je Frau, im Gebiet des heutigen Deutschlands. Quelle: Gapminder.[19] Eine schwäbische große Kernfamilie 1910
Lebenserwartung von 1875 bis 2020Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt im Gebiet des heutigen Deutschlands. Quellen: Our World In Data und die Vereinten Nationen. 1875–1946
1950–2020
Source: UN World Population Prospects[21] Bei den Zahlen für den Zeitraum 2015–2020 sind die Auswirkungen einer wahrscheinlichen Übersterblichkeit als Folge der COVID-19-Pandemie in Deutschland noch nicht berücksichtigt. Im Mai 2020 wurde errechnet, dass ein an oder mit COVID-19 Verstorbener in Deutschland durch seinen vorzeitigen Tod durchschnittlich neun Lebensjahre verloren habe.[22] Das statistische Bundesamt hat Mitte 2021 die Sterbetafel 2018/2020 vorgelegt. Ein neugeborenes Mädchen hat voraussichtlich eine Lebenserwartung von 83,4 Jahren und ein neugeborener Junge von 78,6 Jahren. Im Vergleich zur vorangegangenen Sterbetafel 2017/2019 stieg die Lebenserwartung damit bei den Jungen um 0,01 Jahre, bei Mädchen um 0,04 Jahre. Hauptgrund für die stagnierende Entwicklung seien die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen im November und Dezember 2020 während der zweiten Welle der Corona-Pandemie. In den Jahren zuvor stieg die Lebenserwartung jeweils ungefähr um 0,1 Jahre.[23] Demografie seit 1900Demografie seit 1900 gemäß Angaben des Statistischen Bundesamtes.[24] Bemerkung: Für die Kriegsjahre 1914–18 und 1939–45 sind „Kriegssterbefälle“ ausdrücklich ausgenommen; die korrekte Ziffer wäre für jedes der Jahre 1914–18 im Schnitt um ungefähr 500.000 höher (geschätzte 2 Millionen Kriegstote), respektive für jedes der Jahre 1939–45 im Schnitt um ungefähr 755.000 höher (geschätzte 5,3 Millionen Kriegstote).
Quelle: [26]
→ Hauptartikel: Migrationshintergrund und Einwanderung#Einwanderung nach Deutschland 1989/90 fielen die Mauer und der eiserne Vorhang; 1990/91 zerfielen der Ostblock und die Sowjetunion. Während der 1990er Jahre wuchs die Bevölkerung durch Immigration. Während die Abwanderung aus Deutschland mit 600.000 bis 800.000 Personen relativ stabil blieb, ging die Zuwanderung nach 1992 (1.500.000) zurück und erreichte 2006 mit 662.000 Menschen den niedrigsten Stand. Zwischen 2003 und 2010 konnte die geringere Zuwanderung den Sterbeüberschuss nicht mehr ausgleichen; die Bevölkerung schrumpfte.[10] Im Jahr 2011 gab es die hochrangige Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung. Die Zuwanderer nach Deutschland stammten überwiegend aus Vorderasien, Südeuropa, Mitteleuropa und Osteuropa (ehemalige Ostblock-Länder). Den größten Anteil der Abwanderer stellten im Jahr 2015 Deutsche (138.273), Rumänen (129.059), Polen (127.789) und Bulgaren (46.754). Die Anzahl der Emigranten mit deutscher Staatsbürgerschaft schwankte in den vergangenen zehn Jahren zwischen 133.000 und 175.000 jährlich.[27] 2015 und 2016 wanderte eine Rekordzahl von Flüchtlingen und Migranten in die EU ein (→ Flüchtlingskrise in Europa ab 2015); viele von ihnen versuchten, nach Deutschland einzuwandern. 2015 wanderten insgesamt etwa 2.136.954 Menschen nach Deutschland ein bei gleichzeitig etwa 997.552 Auswanderern – ein positiver Wanderungssaldo von 1.139.402 Menschen.[10] Deutschland hatte 2015 mit folgenden Ländern die höchste Netto-Einwanderung:
2015 wanderten nur deutsche Staatsbürger in nennenswerter Zahl (−17.560) ab.[27] Zuwanderung nach Deutschland[28] Abwanderung aus Deutschland[28] Wanderungsbilanz in Deutschland (1991–2020)[28] Summe der Zu- und Abwanderungen[28] Personen mit Migrationshintergrund2013 lebten insgesamt 15,913 Millionen Personen mit Migrationshintergrund im engeren Sinn in Deutschland. Dies entspricht 19,7 % der Bevölkerung. Als Personen mit Migrationshintergrund zählten im Mikrozensus 2013 alle Ausländer sowie alle Deutschen, die nach 1955 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind oder mindestens einen nach 1955 zugewanderten Elternteil haben.[12] Unter den 15 größten Städten haben Frankfurt am Main (45 %), Nürnberg (37,7 %), Stuttgart (37,1 %), München (36 %) und Düsseldorf (35,2 %) den höchsten Anteil an Personen mit Migrationshintergrund (Stand 2013).[29] Fast die Hälfte der Zugewanderten bzw. ihrer Nachkommen sind inzwischen deutsche Staatsbürger; viele von ihnen sind zusätzlich Staatsbürger ihres Herkunftslandes (doppelte Staatsbürgerschaft). Personen ohne deutsche StaatsbürgerschaftDaten laut Statistischem Bundesamt.[30]
Einige Einwanderergruppen sind regional sehr unterschiedlich verteilt. So leben die etwa 1,5 Mio. türkischen Staatsbürger fast ausschließlich in den alten Ländern und Berlin, sind hier jedoch nahezu überall stark vertreten. Die zweitgrößte Gruppe, bestehend aus fast 800.000 Polen, lebt ebenfalls vor allem in den alten Bundesländern sowie in Berlin. Die drittgrößte ausländische Gruppe stammt aus Syrien mit rund 638.000 Personen. Die fast 600.000 Italiener stellten 2016 die viertgrößte Gruppe ausländischer Staatsbürger in Deutschland und die älteste Gruppe unter den sogenannten Gastarbeitern, weshalb sie vor allem in den klassischen Industrieregionen der 1960er-Jahre von Düsseldorf und Wolfsburg im Norden über Frankfurt, das Saarland, bis Stuttgart und im Raum Freiburg-Basel im Süden vertreten ist. Die etwa 90.000 Vietnamesen in Deutschland wanderten vor allem zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter ein, sodass sie in den neuen Ländern nach wie vor eine der größeren Ausländergruppen darstellen, während sie in ganz Deutschland nicht unter den 20 häufigsten ausländischen Staatsbürgerschaften vertreten sind. Die 150.000 Niederländer befinden sich an Platz 18. Sie leben vor allem in den Landkreisen an der Grenze zu den Niederlanden, wo sie teilweise die größte Ausländergruppe stellen und das grenzüberschreitende Wohnen eine lange Tradition hat. Insgesamt leben 192.000 Ungarn in Deutschland (Platz 14), die sich vermehrt in Südostbayern entlang der österreichischen Grenze niedergelassen haben.[30]
EinbürgerungenIm Jahr 2000, als das neue Staatsangehörigkeitsgesetz in Kraft trat, wurden 186.700 Personen eingebürgert, seither hat die Anzahl der Einbürgerungen tendenziell abgenommen. Im Durchschnitt erhielten bis 2007 jährlich 143.000 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit.[35] 2016 wurden 107.200 Ausländer auf Antrag eingebürgert, die meisten waren ehemalige Staatsangehörige der Türkei sowie anderer EU- oder europäischer Staaten.[36] Alterspyramide Deutschlands (2021) Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer 1,45 Kinder je Frau (2017), im globalen Ländervergleich Platz 213 von 226. 1,43 Kinder je Frau (2014) 1,42 Kinder je Frau (2013) 1,38 Kinder je Frau (2008)Durchschnittliches jährliches Wachstum der Bevölkerung -0,16 % (geschätzt) im globalen Ländervergleich Platz 208Lebenserwartung gesamt: 80,8 Jahre davon männlich: 78,5 Jahre davon weiblich: 83,3 Jahre Platz im Ländervergleich: 34Geburten (pro 1000 Personen der Bevölkerung) 8,6 im globalen Ländervergleich Platz 213Todesfälle (pro 1000 Personen der Bevölkerung) 11,7Kindersterblichkeit (Todesfälle pro 1000 Lebendgeburten) gesamt: 3,4 davon männlich: 3,7 davon weiblich: 3,1 Platz im Ländervergleich: 205 (Quelle: The CIA World Factbook, Datenstand 2017)[25] Sterbezahlen nach Jahr (2016–2019) und Altersgruppe
Altersgruppen: von ... bis unter ... Jahren. Entwicklung ausgewählter Bundesländer Siehe auch: Bevölkerungsentwicklung in den deutschen Bundesländern Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland kommt es zu Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur, dabei weicht die Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Regionen stark voneinander ab. Während die neuen Bundesländer in den ersten 15 Jahren nach der Wiedervereinigung durch starke Abwanderung gekennzeichnet waren, konnten die alten Bundesländer in diesem Zeitraum einen Bevölkerungszuwachs, einige Bundesländer sogar einen starken Anstieg der Einwohnerzahl verzeichnen. Bezogen auf das Jahr der deutschen Vereinigung 1990 verloren die ostdeutschen Bundesländer einschließlich Berlins bis zum 31. Dezember 2003 8,9 % ihrer Bevölkerung. Am stärksten fiel der Rückgang im Land Sachsen-Anhalt aus (−14,9 %), während Brandenburg den Rückgang durch Zuzüge in die nähere Umgebung Berlins teilweise ausgleichen konnte (−2,5 %). Die Einwohnerzahl der zehn westdeutschen Bundesländer wuchs seit 1990 um 8,4 %, am stärksten war der Anstieg in Baden-Württemberg (+11,2 %), nur zwei westdeutsche Länder verzeichneten einen Rückgang der Bevölkerungszahl (Bremen mit −1,2 % und das Saarland mit −0,4 %). Demografische Entwicklung Deutschlands nach der Wiedervereinigung Einwohnerzahlen der Bundesländer, 1970–2004 Aktuelle EntwicklungBevölkerungsentwicklung 2017 bis 2020. Frankfurt am Main gehört zu den Städten mit dem höchsten Bevölkerungswachstum. Hier liegt Wohnen in der Stadt im Trend. Kleine Orte in entlegenen Mittelgebirgsregionen sind überdurchschnittlich von Abwanderung und Überalterung betroffen. Durch Abwanderung bzw. Landflucht verfallen in wirtschaftsschwachen ländlichen Regionen und Kleinstädten Häuser, da für sie kaum noch Käufer gefunden werden. Der starke Ost-West-Gegensatz in der Bevölkerungsentwicklung hat sich in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre abgeschwächt. Mittlerweile geht die Bevölkerung in fast allen Bundesländern zurück. So verloren 2009 alle Bundesländer außer Berlin und Hamburg an Einwohnern. Auch diese Entwicklung unterstreicht einen Trend, der die Ost-West-Wanderung überlagert: das Wachstum städtischer Regionen gegenüber einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung auf dem Land. Diese Wanderungsbewegungen sind in ganz Deutschland wahrnehmbar. So wachsen neben München, Hamburg, Düsseldorf, Köln oder Frankfurt am Main auch städtische Ballungsräume in den neuen Ländern wie Berlin, Leipzig und Dresden, während ländliche Gebiete in den alten Bundesländern ebenso schrumpfen wie jene in den neuen Ländern. Die Dynamik dieser Entwicklung ist allerdings noch unterschiedlich, wobei eine allmähliche Anpassung denkbar ist. So bleibt die Bevölkerung in jenen Bundesländern konstant, in denen das Schrumpfen ländlicher Räume durch Wachstum in städtischen Zentren ausgeglichen werden kann, wie es in Bayern (München, Nürnberg), Baden-Württemberg (Stuttgart, Freiburg im Breisgau, Karlsruhe) oder Hessen (Frankfurt am Main) der Fall ist. Fehlen große städtische Zentren (wie in Rheinland-Pfalz) oder schrumpfen diese ebenfalls (wie das Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen oder im Saarland), so nimmt die Bevölkerung in stärkerem Maße ab. Konkret auf die Zeit zwischen Ende 2007 und Ende 2009 bezogen nahm die Bevölkerung in fast allen Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern weiter zu. Ausnahmen hiervon sind einige Städte im Ruhrgebiet und am Niederrhein, die auf Grund der dortigen Großstadtdichte keine höhere zentralörtliche Funktion für ihr Umland übernehmen, Lübeck und Bielefeld sowie Halle und Chemnitz, wo sich der Rückgang der Einwohnerzahlen gegenüber der Zeit nach der Wiedervereinigung aber deutlich verlangsamt hat. Großräume mit erhöhtem Bevölkerungswachstum waren die Regionen Berlin, Hamburg, Frankfurt und München, während sich der Zuwachs in den übrigen Städten meist auf die Kernstadt beschränkte (beispielsweise in Leipzig). Die einzige ländliche Region mit Bevölkerungswachstum war das Oldenburger Land, das eine verhältnismäßig junge und fertile Bevölkerung besitzt. Die anderen ländlichen Regionen verloren bis zu 3,5 % ihrer Bevölkerung binnen zwei Jahren, besonders betroffen sind das Landesinnere Mecklenburg-Vorpommerns, die Prignitz und die Lausitz sowie große Teile Sachsen-Anhalts, das Thüringer Schiefergebirge und das Erzgebirge. In den alten Bundesländern schrumpfte die Bevölkerung vor allem im Weserbergland und im Harz, in Nordhessen, im Westerwald und im Sauerland, in Oberfranken, in der Eifel und im Hunsrück sowie im Saarland und in der Westpfalz. Betrachtet man nur die Bevölkerungsentwicklung auf Bundesländer-Ebene, nahm die Bevölkerung in allen Bundesländern zuletzt wieder zu: 2015 waren im Vergleich zum Jahr 2014 die größten Zuwächse in Baden-Württemberg und Bremen zu beobachten (+1,5 %), die geringsten Zuwächse gab es in Sachsen-Anhalt (+0,4 %). Bevölkerungsentwicklung nach Bundesländern[38]
Nach Kreisen ergibt sich für den Zeitraum zwischen dem 31. Dezember 2017 und dem 31. Dezember 2020 folgendes Bild:
Für die Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung können verschiedene Folgen von Binnenwanderung oder Intraregionaler Migration der Auslöser sein, der später langfristig weitere Folgen nach sich zieht. Die Arbeitsplatzsuche in den Jahren nach dem Beitritt der DDR war wahrscheinlich der gravierendste Auslöser von Binnenwanderung seit dem Nachkriegsjahrzehnt. LandfluchtLandflucht bezeichnet den Prozess, bei dem viele Menschen in einem kurzen Zeitraum von einem ländlichen Gebiet in eine Stadt bzw. ein Ballungsgebiet ziehen. Die Landflucht fand in der Geschichte erstmals zu Beginn der Industrialisierung statt. Begonnen hat sie in England und Irland, als viele Menschen vom Land in die großen Städte Mittelenglands, nach London oder nach Dublin zogen. In Deutschland fand seit ca. 1820 Landflucht statt. Viele Menschen zogen aus den Dörfern in die Städte. Es gab Gebiete geringer Landflucht, die sie durch hohe Geburtenraten ausgleichen konnten (zum Beispiel Bayern, Baden, Hessen, Thüringen) und es gab Gebiete großer Landflucht, wo es zu einem Bevölkerungsrückgang kam (zum Beispiel Hohenlohe, Mittelfranken, Mecklenburg, Vorpommern, Ostpreußen). Der Prozess der Landflucht ebbte nach dem Zweiten Weltkrieg ab. Aber seit 1990 kommt es im Osten Deutschlands wieder zu höherer Landflucht. Viele Menschen ziehen aus den Dörfern Brandenburgs nach Berlin oder aus den Thüringer Dörfern nach Erfurt oder Jena. StadtfluchtStadtflucht ist das Gegenteil der Landflucht. Aufgetreten ist dieses räumliche Migrationsphänomen in (West)-Deutschland während der 1960er- und 1970er-Jahre, als viele Menschen sich mit dem Geld des Wirtschaftswunders ein Eigenheim außerhalb der großen Städte bauten (vgl. Suburbanisierung). Dieser Prozess findet jedoch ausschließlich in der Umgebung von größeren Städten statt, so dass die Einpendelzeit zur Arbeit 60 Minuten nicht überschreitet. In Deutschland lassen sich viele Beispiele für die Stadtflucht nennen; München-Germering, Frankfurt-Oberursel, Köln-Hürth, Hamburg-Pinneberg-Elmshorn usw. zeigten eine entsprechende Bevölkerungsdynamik. Diese Bewegung ist aber in letzter Zeit etwas „aus der Mode“ gekommen, da die steigenden Energie- und Kraftstoffpreise das Leben im Vorort teuer machen. Großstädte versuchen der Abwanderung von Familien außerdem mit Instrumenten kommunaler Familienpolitik zu begegnen. In der DDR gab es die Stadtflucht der 1960er- und 1970er-Jahre nicht. So ist zum Beispiel Nesse-Apfelstädt mit 6101 Einwohnern (Stand: 31. Dez. 2011) der größte Vorort von Erfurt, während das gleich große Kassel als größten Vorort Baunatal mit knapp 30.000 Einwohnern besitzt. Während die Altersstruktur in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts noch weitgehend die Form einer klassischen Alterspyramide aufwies, hat sich dies, wie in anderen Industrieländern auch, in den letzten Jahrzehnten dahingehend verändert, dass die bevölkerungsstärksten Jahrgänge in einem immer höheren Alter anzutreffen sind (man spricht hier auch von „Urnenform“ – siehe Abb. Prognose 2050). Ursachen hierfür sind die geringere Geburtenrate und die bessere Gesundheitsversorgung, die eine höhere Lebenserwartung zur Folge hat. Während wir im Jahr 1950 zum Beispiel bei den Zehnjährigen einen sehr bevölkerungsreichen Jahrgang erkennen können, „wanderte“ dieses Maximum bis 2000 zum Jahrgang der 36-Jährigen hoch; bis 2050 ist das Maximum dann bei den 60-Jährigen zu erwarten. Der Altenquotient – das ist das Verhältnis der Personen im Rentenalter (derzeit Personen ab 67 Jahren) zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (derzeit 20 bis 64 Jahre) – betrug im Jahr 2005 ca. 32, im Jahr 2030 wird er bei ca. 49 bzw. 51 liegen, im Jahr 2050 bei 56 bzw. 63.[39] Die Zuwanderung von Ausländern schwächt diese Entwicklung etwas ab, da es sich bei den Migranten häufig um Menschen im jungen Alter handelt und deren höhere Geburtenrate eine Rolle spielt. Allerdings haben sich frühere Wanderungsbewegungen inzwischen weitgehend neutralisiert. Im Jahr 2015 lag das durchschnittliche Alter der Deutschen bei 44,2 Jahren.[40]
Als Begründer der historischen Demografie in Deutschland gilt der Feldprediger Johann Peter Süßmilch.[42] 1834 wurde die erste gemeinsame Volkszählung in allen deutschen Staaten durchgeführt, mit der erstmals eine relativ exakte Einwohnerzahl festgestellt wurde: Etwa 23,5 Millionen Menschen lebten in den deutschen Staaten. Es folgten weitere Zählungen in regelmäßigen Abständen. In der Liste der Volkszählungen in Deutschland finden sich Daten zur deutschen Bevölkerungsentwicklung für die Jahre 1834–2011. Seit 1949 hatten die beiden deutschen Staaten und das 1957 beigetretene Saarland ihren gemeinsamen Gebietszuschnitt, wie er auch im heutigen Deutschland fortbesteht. Erstmals in der deutschen Geschichte gab es im Staatsgebiet keine großen nationalen Minderheiten mehr wie früher Franzosen oder Polen. Andererseits begann Deutschland zum Ziel von Zuwanderern aus Europa und Asien zu werden, weshalb inzwischen ein beträchtlicher Bevölkerungsanteil nicht mehr ausschließlich aus Deutschland stammende Vorfahren hat. Durch die Zuwanderung stieg die Bevölkerungszahl von 1972 bis 2002 insgesamt an, obwohl in dieser Zeit der Geburtensaldo bereits negativ war. Im Zeitraum zwischen den Jahren 2002 bis 2011 verringerte sich die Einwohnerzahl, da der Wanderungssaldo teils negativ ausfiel (bspw. im Jahre 2009) und das seit Jahrzehnten bestehende Geburtendefizit nicht ausglich. Seit 2011 nimmt die Bevölkerung Deutschlands wieder zu. Einwohnerentwicklung von Deutschland von 1950 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle
Die Ergebnisse ab 2011 sind auf Grundlage des Zensus 2011. Durch die Korrekturen der Bevölkerungszahlen erklärt sich der Sprung zwischen 2010 und 2011. Quelle: Statistisches Bundesamt[43][44] Die in den letzten Jahrzehnten laufend aktualisierten langfristigen koordinierten Bevölkerungsvorausberechnungen haben Modellcharakter. Sie modellieren, nach Maßgabe verschiedener Zahlen und Modelle, mögliche Bevölkerungsentwicklungen. Dementsprechend gibt es u. a. jeweils eine untere und eine obere Variante. Sie sind im wissenschaftlichen Sinne keine Prognosen, sondern gehen vom gegenwärtigen Altersaufbau aus und setzen die dort jeweils exakt beschriebenen Annahmen rechnerisch um. Allerdings sind große Katastrophen wie Kriege oder Epidemien, die massiv in die Bevölkerungszahlen eingreifen würden, verständlicherweise nicht Gegenstand solcher Modelle. UnsicherheitDie Ergebnisse dieser Vorausberechnungen, koordiniert zwischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt sind unsicher und weichen sehr stark voneinander ab. Das Statistische Bundesamt errechnete beispielsweise in seiner 7. Vorausberechnung für das Jahr 2030 einen Bevölkerungsstand von 69,9 Millionen Einwohnern. Nur zwei Jahre später in der 8. Vorausberechnung lag der Wert je nach Variante um 3,8 bis 11,2 Millionen höher. In seiner 10. Vorausberechnung wurden 9 Varianten berechnet und veröffentlicht, wobei die erwartete Bevölkerung für das Jahr 2050 eine Spannweite von 14,3 Millionen Menschen aufweist.[45][46][47] Bevölkerungsrückgang bis 2060Für Deutschland wird in allen Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamts ein Bevölkerungsrückgang bis 2050 oder 2060 berechnet. Wie fragil alle Vorausberechnungen sind, zeigt die jüngste Prognose aus 2017 der Bundesregierung. In dem Demografiebericht schreibt sie: Ob Deutschlands Einwohnerzahl bis 2060 zurückgehen wird, ist aus bevölkerungswissenschaftlicher Sicht noch offen. Varianten des ModellsEine der modellhaften Annahmen der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes ergibt ein Absinken der Bevölkerung auf 79,0 Millionen Menschen (männlich 39,6 Millionen, weiblich 39,4 Millionen) bis zum Jahr 2050.[48] Dabei handelt es sich um einen „Mittelwert“. Andere Modelle berechnen für 2050 nur noch zirka 60 Millionen Menschen, wieder andere etwa 86 Millionen Menschen. Der Bevölkerungsrückgang entspricht teilweise einer veränderten Altersstruktur, aber auch einer veränderten Bevölkerungszusammensetzung. Die Auswirkungen der derzeit hohen Migrationsrate sind in der Berechnung auf Basis des Jahres 2015 berücksichtigt. Annahmen des ModellsIn der modellhaften Berechnung des Statistischen Bundesamtes wird vorausgesetzt, dass es immer weniger Kinder und noch mehr ältere Menschen geben wird. Wenn man die Daten den letzten Jahren als Trend in die Zukunft hinein projiziert ergibt sich nach der Geburtenzahl von etwa 685.000 im Jahr 2005 ein extrapolierter Wert von 500.000 im Jahr 2050. Etwa doppelt so viele 60-Jährige wie Neugeborene werden berechnet, 2005 gab es fast genauso viele Neugeborene wie 60-Jährige. Die Anzahl der Kinder im Schulalter würde dementsprechend weiter abnehmen, ebenso wie die der Auszubildenden. Die Zahl der über 80-Jährigen würde sich entsprechend dem Modell von vier auf zehn Millionen im Jahr 2050 nahezu verdreifachen. Die Bevölkerung im Erwerbsalter würde je nach dem Ausmaß der Zuwanderung bis 2050 um 22 oder 29 Prozent sinken.[49] OstdeutschlandBesonders deutlich hat sich die Bevölkerungssituation in Ostdeutschland verändert, wo seit der Wiedervereinigung infolge ökonomischen Wandels und dadurch bedingter hoher Arbeitslosigkeit sowohl eine starke Abwanderung als auch eine besonders niedrige Geburtenrate zu verzeichnen sind. Auch die zunehmende Abwanderung deutscher Arbeitnehmer ins Ausland spielt neuerdings eine Rolle.[50] Geschätzt wird die tatsächliche Zahl deutscher Auswanderer für das Jahr 2005 auf 250.000. Varianten der 11. VorausberechnungVarianten der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes:
Die Basisannahme zur Lebenserwartung geht von einer Lebenserwartung neugeborener Jungen im Jahr 2050 von 83,5 Jahren aus, der neugeborener Mädchen von 88,0 Jahren. Revision der Vorausberechnung 2011Mit dem Zensus 2011 änderte sich die Bevölkerungszahl erheblich: Nach Auskunft der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder lag die Bevölkerungszahl am 9. Mai 2011 real bei 80,2 Millionen Menschen (Volkszählung 2011).[51] Die Veröffentlichung der veränderten Bevölkerungszahl im Jahr 2013 hatte auch Auswirkungen auf die Bevölkerungsvorausberechnung. Ergebnisse der 12. VorausberechnungBevölkerung Deutschlands bis 2060 – 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung – Basis: 31. Dezember 2008:[52]
Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland Ergebnisse der 13. BevölkerungsvorausberechnungIm Vergleich zur 12. Vorausberechnung mit der Basis 2013: 80.767.000 ergaben sich folgende Veränderungen:
Bei einer Aktualisierung der 13. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung auf Basis der tatsächlichen Ergebnisse des Jahres 2015 ergab sich eine Bevölkerungszahl von 83.450.000 im Jahr 2020 (Variante 2A).[53] Einen Überblick über die Entwicklung der Bevölkerung seit 1834 bietet die Liste der Volkszählungen in Deutschland.[54] Entwicklung der Bevölkerung im erwerbstätigen AlterMit der Abnahme der Bevölkerung in Deutschland sinkt ebenfalls die Bevölkerung im erwerbstätigen Alter. Das erwerbstätige Alter wird von 20 bis 64 Jahren festgelegt. Diese Bevölkerungsgruppe sinkt aufgrund von Alterung und Schrumpfung besonders stark. Das statistische Bundesamt rechnet mit folgender Entwicklung: Entwicklung der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter von 20 bis 64 Jahren in Deutschland von 2013 bis 2060 – Basis: 31. Dezember 2013:[54]
Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland Aus Unternehmenssicht verschärfe der demografische Wandel den ohnehin vorhandenen Fachkräftemangel in Deutschland. Unternehmen müssten zunehmend Möglichkeiten nutzen, um Fachkräfte besser an ihr Unternehmen zu binden. Nach einer neuerlichen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft soll die Bevölkerung Deutschlands, entgegen früheren Annahmen, aufgrund größerer Einwanderung weiter wachsen und im Jahre 2035 rund 83,1 Mio. Menschen umfassen.[55] Die Bundesregierung formulierte 2015 auf ihrer Webseite das Ziel,[56] „Die Demografiepolitik der Bundesregierung hat daher das Ziel, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Wohlstand für die Menschen aller Generationen in unserem Land erhöhen und die Lebensqualität weiter verbessern.“ DemografiestrategieDie Demografiestrategie der deutschen Bundesregierung vom September 2015[57][58] nennt vier Ansatzpunkte von zentraler Bedeutung:
In ihrer „weiterentwickelten Demografiestrategie“ von 2015 nennt die Bundesregierung Partner, mit denen sie vertieft in zehn Arbeitsgruppen zusammenarbeiten möchte.[59]
Kritik: Starker Fokus auf wirtschaftliches WachstumBei den ‚vier Ansatzpunkten von zentraler Bedeutung‘ ist wieder kein Hinweis zu finden für einen Bevölkerungserhalt oder (im Mittel) ausreichend Kinder zu haben – ohne das dem Bürger direkt vorzuschreiben. (Siehe auch Kritik von Herwig Birg (in: Die demografische Uhr tickt unbarmherzig, 5. März 2015)[70], 1981–2004 Direktor des Instituts für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik der Universität Bielefeld (Deutschland), und sowie weitere Kritik von Herwig Birg (9. Januar 2013)[71] zu einer vorhergehenden Version der Demografiestrategie). In der Demografiestrategie der dt. Bundesregierung (2015)[57][58] wird streckenweise stark der Fokus gelegt auf ‚wirtschaftliches Wachstum‘ einschließlich intensiver Empfehlung zu Karriere, allerdings ohne ‚Familie‘ oder ‚Kinder‘ im jeweils unmittelbar benachbarten Text zu erwähnen. In der Demografiestrategie der dt. Bundesregierung (2015)[58][72] findet man z. B. auf Seite 39 (pdf) ‚Mobilisierung aller Potenziale zur Sicherung der Fachkräftebasis‘ (ohne ‚Familie‘ zu erwähnen), S. 45 (pdf) ebenso: ‚… gilt es mehr denn je, jede Einzelne und jeden Einzelnen in ihren Bildungsbiografien zu fördern.‘ Ein Nachweis, z. B. auf mathematischer Grundlage, dass eine Werbung dieser Art für die Karriere keinen negativen Einfluss auf die Entscheidungswahrscheinlichkeit zur (privaten) Realisierung von Kinderwünschen darstellt, ist im Text der Demografiestrategie nicht auffindbar. Die Zusammenhänge sind allerdings auch hier relativ komplex. Kommunale DemografiestrategieDie Stadt Bielefeld hat 2004 als erste bundesdeutsche Kommune eine Stabsstelle Demographische Entwicklungsplanung im Dezernat des Oberbürgermeisters eingerichtet, damit die Bevölkerungsentwicklung bei allen städtischen Planungen berücksichtigt wird.[73] Die Demografiebeauftragte Susanne Tatje erhielt für ihr Konzept Demografischer Wandel als Chance? – Das Bielefelder Konzept[74] 2006 den Innovationspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieses Konzept ist im August 2006 einstimmig im Rat der Stadt Bielefeld beschlossen worden und enthält u. a. sechs demografiepolitische Ziele für Bielefeld zu den Themen Integration von Zuwanderern, Bildung, Familienpolitik, Wohnen, Gesundheit und Wirtschaft. Darüber hinaus wird ein Verfahren vorgestellt, wie diese Ziele in Verwaltung und Politik bearbeitet werden können. Die Stadt Bielefeld hat in den Jahren 2008, 2014 und 2016 jeweils einen Demografiebericht herausgegeben.[75] Zum 31. März 2017 ist das Amt für Demographie und Statistik in Bielefeld aufgelöst worden. Dessen Aufgaben sind auf andere kommunale Dezernate übergegangen.[76] Einen großen Bekanntheitsgrad erlangte auch der Bielefelder Demografie-Stempel.[77] Hierbei handelt es sich um eine Handreichung für die Dezernate mit konkreten Hilfestellungen für ihre Planungen. Der Demografie-Stempel wurde im Wissenschaftsjahr 2013, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgerufen hatte, zum Ausstellungsobjekt einer Wanderausstellung der Leibniz-Gemeinschaft zum Demografischen Wandel. Eine von Susanne Tatje im Jahr 2016 veröffentlichte Untersuchung setzt sich kritisch mit der „Stellung der Demografiebeauftragten in Nordrhein-Westfalen“ auseinander.[78] Aussagen der Deutschen WirtschaftDer Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) hat mehrere Dokumente[79][80][81][82][83] zur Analyse der demografischen Entwicklung in Deutschland in Form von z. B. sogenannten Positionspapieren oder bzgl. Immobilien-Analysen[81] erstellt. Diese Dokumente enthalten für Deutschland statistische Zahlen und Grafiken unter anderem zur regionalen Verteilung ausgewählter demografischer und wirtschaftlicher Daten. Im März 2006[79] wird die demografische Situation Deutschlands folgendermaßen beschrieben:
Im Dokument VÖB-Positionen zu 10 Kernthemen zur Bundestagswahl 2009[83] wird prognostiziert: „Bevölkerungsrückgang und Alterung werden … zu sehr ungleichen Entwicklungen in den Regionen führen. Da der demografische Wandel bereits unumkehrbar ist, wird eine langfristige und effektive Förderstrategie benötigt, die die demographisch bedingten Entwicklungen abfedern, ausgleichen und steuern kann.“ Eine weitere Analyse des Zusammenhanges zwischen Wirtschaft und Demografie wurde von ‚Deutsche Bank Research‘ 2013 in Form der Ausarbeitung „Mittelstand und Demografie“[84] erstellt. Hier wird das Risiko des Nachwuchsmangels genannt: „Krise im Eurogebiet und Demografie trüben Perspektiven auf europäischen Absatzmärkten“ (Seite 8). Als mögliches Lösungsszenario wird dort der Zuzug von Fachkräften nach Deutschland vorgeschlagen: Beispielsweise „… bietet sich Talentsuche im Ausland an. So suchen derzeit viele junge Menschen aus den südeuropäischen Ländern eine Beschäftigung in Deutschland. Das hat zu verstärkter Zuwanderung aus diesen Ländern geführt.“ Im Dezember 2015 gab der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, die demografische Prognose im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise ab,[85] dass er „ohne Zuwanderung ‚keine Lösung‘ für die Überalterung der deutschen Gesellschaft sehe.“[86] Nach der rassistischen Bevölkerungspolitik des NS-Regimes fristete die Demografie in Deutschland lange ein Schattendasein, galt die Untersuchung oder gar Beeinflussung reproduktiven Verhaltens doch als moralisch bedenklich. Erst im Zusammenhang mit der politischen Debatte um die Aufrechterhaltung der Sozialversicherungen kamen auch in Deutschland Debatten über die demografische Entwicklung oder den demografischen Wandel wieder auf. Zum Teil bis heute blieb die Diskussion dabei stark auf Themen der Wirtschaft und Sozialsysteme fixiert. So sprach (und spricht man z. T. bis heute) im Hinblick auf die Altersversorgung vom Problem der Überalterung – wobei objektiv nicht die Existenz älterer Menschen, sondern das Fehlen jüngerer (Unterjüngung) Sorgen bereitet. Inzwischen hat die Demografie in Deutschland wieder Anschluss an den internationalen Kenntnisstand gefunden. Ursula Lehr nannte bereits 1987 folgende 16 demografische Faktoren: 1. Zunahme der Lebenserwartung, 2. mit dem Alter zunehmende Differenz der Anzahl Männer – Frauen, 3. wachsender Anteil älterer Menschen (1890 ?? % über 60, heute 21 %, im Jahr 2000 ca. 26 %), 4. wachsender Anteil Hochbetagter und Über-100-Jähriger (Hochaltrigkeit, alte Alte), 5. zunehmende Differenzierung der Alten in verschiedene Lebens- und Verhaltensformen, 6. Entwicklung zu einer alters-egalitären Gesellschaft, 7. veränderte Relation der Altersgruppen, 8. Rückgang der Dreigenerationenhaushalte, Zunahme Eingeneration- und Einpersonhaushalte, 9. Singularisierung, 10. Zunahme der Vier- und Fünfgenerationenfamilien, 11. Veränderungen im Lebenszyklus, 12. Verkürzung der Familienphase, 13. Zunahme Rentnerkurorte, 14. absolute Zunahme von Pflegebedürftigkeit, Abnahme des Potenzials an häuslichen Pflegepersonen; 15. Zunahme alt werdender Behinderter, 16. Zunahme alt werdender ausländischer Bürger.Seither sind in der wissenschaftlichen Diskussion hinzugekommen: 17. Verjüngung des Alterns – Die Menschen werden heute früher und im Lauf ihres Lebens länger mit Altersproblemen konfrontiert. 18. Entberuflichung des Lebenslaufs 19. weitere Feminisierung des Alters.Demografiedaten DeutschlandsMit einer zusammengefassten Fruchtbarkeitsziffer (TFR) um die 1,50 Geburten pro Frau hatte Deutschland 2015 weltweit betrachtet eine eher niedrige Geburtenrate. In Ländern Italien (1,37) oder Spanien (1,32) fiel die zusammengefasste Geburtenziffer allerdings noch niedriger aus.[87] Seit den 1980er-Jahren schwankt die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer zwischen ca. 1,2 und 1,5 Kindern je Frau. Die Kohortenfertilität (CFR) ist hingegen – parallel zu einem immer höheren Durchschnittsalter der Mütter – von knapp 2,0 beim Frauenjahrgang 1940 auf knapp 1,5 beim Frauenjahrgang 1965 relativ kontinuierlich gefallen. In Ostdeutschland verharrte sie für die Jahrgänge 1948 bis 1958 bei etwa 1,8, fällt danach ab und hat sich für den Jahrgang 1965 mit knapp 1,6 dem westdeutschen Niveau weitgehend angenähert. Nach der Wende fiel die TFR der neuen Länder auf ein historisches Tief von ca. 0,8 Kinder je Frau im Jahr 1994 (dem niedrigsten je gemessenen Wert weltweit) und hat sich seitdem dem westdeutschen Wert allmählich weitgehend angenähert. Zur Reproduktion einer Bevölkerung mit Sterblichkeitsverhältnissen, wie sie z. B. in Deutschland vorliegen, ist es demgegenüber erforderlich, dass jede Frau im Durchschnitt rund 2,1 Kinder zur Welt bringt (TFR 2,08). Deutschland befindet sich damit in einem globalen Trend, der auch als demografisch-ökonomisches Paradoxon bezeichnet wird: Je wohlhabender und gebildeter eine Gesellschaft wird, desto weniger Kinder bekommt sie. Einer Studie des Berlin-Instituts zufolge[88] gilt dies für den Binnenvergleich hochindustrialisierter Länder allerdings nicht mehr: „Im Westen Europas ist ein ökonomisch-demografisches Paradoxon nicht mehr nachzuweisen.“ Prognosen in DeutschlandDie von den Statistischen Landesämtern in Deutschland durchgeführten Bevölkerungsvorausberechnungen enthalten stets einen Abschnitt zur Methodik, Parametern und Annahmen.[89][90] In Thüringen wurde 2009 auf Basis der Werte vom 31. Dezember 2008 eine Bevölkerungsprognose aufgestellt. Für das Jahr 2009 wurde ein Wanderungssaldo von –13.000 Personen (tatsächlich waren es –8026 Personen[91]) und für das Jahr 2010 von –11.800 Personen (tatsächlich waren es –5741 Personen) prognostiziert.[92] Damit lag die Abweichung bei den Wanderungen schon im zweiten Prognosejahr bei über 50 %. Fortgesetzt über fünf, zehn oder zwanzig Jahre würde die Ungenauigkeit so groß, dass die Aussagekraft einer solchen Bevölkerungsprognose stark absinkt. Das Beispiel zeigt, dass die Wanderungsbewegungen der Zukunft schwer zu prognostizieren sind und stark von kurzfristigen Faktoren abhängen. Für das Jahr 2011 sind solche Faktoren etwa die Aussetzung der Wehrpflicht, die Öffnung des Arbeitsmarkts für Osteuropäer oder die doppelten Abiturjahrgänge in einigen westdeutschen Bundesländern. Entscheidend ist auch die Entwicklung der Konjunktur, die sich ebenfalls nicht über Jahrzehnte in die Zukunft prognostizieren lässt. Diese Faktoren gelten auch für die Bevölkerungsprognosen der anderen deutschen Länder. Auch die unterschiedlichen Ergebnisse aus ZENSUS 2011 sind noch zu berücksichtigen. So musste man zum Beispiel bei den Männern über 90 Jahre die angenommenen bzw. zu Grunde liegenden Zahlen um deutlich 30 Prozent nach unten korrigieren.[93] Aber auch in anderen Altersklassen und bei früheren Einwohnerzahlen gab es meist „Bevölkerungsverluste“. Allein in Flensburg fehlten ca. 6500 Einwohner, die oft unerklärlich waren. Viele Städte und Gemeinden haben gegen die festgesetzten Ergebnisse gem. ZENSUS 2011 geklagt.[94] Die Prognosen haben politische und wirtschaftliche Bedeutung, weil auch der kommunale Finanzausgleich von der Einwohnerzahl abhängt. So hat die Stadt Bremerhaven im Jahre 2014 vor dem Verwaltungsgericht Bremen geklagt, weil offiziell 5000 weniger Einwohner ausgewiesen worden waren und die Stadtgemeinde Bremerhaven dadurch knapp eine halbe Million Euro weniger pro Jahr erhält.[95] Die demografische Entwicklung in OstdeutschlandDie demografischen Veränderungen in Ostdeutschland haben aufgrund ihres Umfangs und ihrer Geschwindigkeit sowohl ökonomische als auch fiskalische Auswirkungen. Neben einem Schrumpfen der Bevölkerung kommt es zu Altersstruktureffekten, deren ökonomische Wirkungen ganz erheblich sein können. Der Anteil der Rentnergeneration wird stark zunehmen, der Anteil von Kindern und Jugendlichen dementsprechend kräftig sinken. Auch die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter wird sich deutlich reduzieren, weil mehr Menschen altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden als junge Personen „nachrücken“. Die neuen Länder nehmen damit eine Entwicklung vorweg, die in ähnlicher Form in Westdeutschland mit einer Verzögerung von 20 Jahren ebenfalls eintreten kann. Dadurch sind für den westdeutschen Raum gerade Analysen von Politikmaßnahmen in ostdeutschen Regionen von hoher Relevanz.[96]
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