Wie viel blut ist im menschlichen körper

SENDETERMIN So., 14.02.10 | 17:03 Uhr | Das Erste

Durch den Körper einer Frau fließen etwa fünf Liter Blut - bei den meist größeren und schwereren Männern ist es etwa ein Liter mehr.
Etwa acht Prozent unseres Körpergewichts macht unser Blut aus.

Und das ist mit enormer Geschwindigkeit unterwegs: Mit bis zu 1,1 Meter pro Sekunde oder vier Kilometer pro Stunde fließt das Blut durch Arterien, Venen und Kapillaren - je nach deren Durchmesser.

Jede Minute wird unser gesamtes Blut einmal durch unseren Kreislauf gepumpt.

Unser Herz leistet Erstaunliches: Gut 8.600 Liter Blut muss es an einem Tag durch unseren Körper bewegen.

Vereinfacht dargestellt besteht Blut etwa zur Hälfte aus Wasser und zur anderen Hälfte aus drei verschiedene Zellarten:

  • hauptsächlich aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten): fast 95 Prozent
  • Blutplättchen (Thrombozyten): gut vier Prozent
  • weißen Blutkörperchen (Leukozyten): gerade mal 0,2 Prozent

In einem Mikroliter Blut - das ist etwa so viel wie das Volumen eines Stecknadelkopfes – sind bis zu fünf Millionen lebenswichtiger roter Blutkörperchen enthalten. Sie transportieren vor allem Sauerstoff und Kohlendioxid.

Blutverlust ist schnell lebensgefährlich: Ein Drittel weniger Blut reicht aus, damit wir auf Spenderblut angewiesen sind. Und das muss so schnell verabreicht werden wie möglich.

Bericht: Stefan Geier
Animation: Tom Murmann

Stand: 04.08.2015 15:18 Uhr

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Das Zentrallabor der Uniklinik Heidelberg ist in Sachen Blut eine der deutschlandweit wichtigsten Institutionen. Täglich werden hier rund 6.000 Proben untersucht. W wie Wissen macht den Test: Was können die Mediziner im Blut einer Testperson wirklich herausfinden?
Was keiner von ihnen weiß: Die Probe stammt von Dennis Wilms, der sich zum Selbstversuch bereit erklärt hat. "Normalerweise dürfen anonyme Proben nicht analysiert werden, aber für W wie Wissen macht das Labor eine exklusive Ausnahme."

Was werden die Forscher am Ende wissen über den unbekannten Spender, dessen Blut sie hier untersuchen? "Ich bekomme eine Idee, ob er Sport treibt", meint Prof. Dr. Peter Paul Nawroth. "Wenn zum Beispiel das HDL-Cholesterin besonders hoch ist, passt dies gut zu einem Sportler. Ich kann herausfinden, ob er Vitamine oder Spurenelemente zu sich nimmt, wenn die Konzentration höher ist, als eigentlich notwendig ist. Die Aufgabe der Labormedizin ist es, Krankheiten festzustellen und deswegen sind die ganzen Techniken primär auch darauf ausgerichtet, Erkrankungen festzustellen. Ich kann aber nicht herausfinden, ob Sie gerade verliebt sind, oder ob Sie nett sind, das leistet das Blut auf gar keinen Fall."

An der ersten Station werden die roten und weißen Blutkörperchen der W wie Wissen-Probe gezählt. Hier könnten Mediziner erkennen, "wenn ein Patient unter Blutarmut, Anämie, leidet oder an Leukämie erkrankt ist. "Das ist jetzt hier Gott sei Dank nicht der Fall. Hier ist alles ganz normal, die Werte sind alle im normalen Bereich", so Markus Zorn.

Weiße Blutzellen enthalten im Gegensatz zu den roten einen Zellkern, darin steckt der genetische Bauplan des Spenders. Könnte das ein Weg sein, um mehr über den Spender zu erfahren?
"Mit genetischen Untersuchungen bekommt man viel weniger raus, als man heute denkt", entkräftet Mediziner Nawroth. Der Grund: Es gibt immer noch nur sehr wenige Krankheiten, die durch eine DNA-Analyse zuverlässig vorhergesagt werden könnten."

Im nächsten Schritt wird die Blutprobe zentrifugiert und das Blut in seine Bestandteile aufgetrennt: Die Blutzellen setzen sich unten im Röhrchen ab, der zellfreie Überstand ist das Blutplasma. Darin können die Forscher unter anderem untersuchen, ""ob die Blutfette erhöht sind und die Leber- und Nierenwerte bestimmen. "Und dann wollen wir mal sehen, ob wir noch etwas mehr über unserer Patienten erfahren", so Markus Zorn.
Die Messfühler der Analysegeräte ermitteln Hunderte Werte, die den Forschern zeigen sollen, wen sie da vor sich haben. Unter anderem wird auch die Testosteron-Konzentration gemessen. Von diesem Sexualhormon haben Männer mehr im Blut als Frauen. Ein erstes Zwischenergebnis von Laborleiter Zorn: "Ich könnte spekulieren, dass es sich bei unserem unbekannten Patienten um einen Mann handelt, der so um die dreißig ist."

Im Plasma des anonymen Spenders wird allerdings noch mehr gefunden: Herpes-Viren und Antikörper gegen Hepatitis. Mit dem Herpes-Erreger, der die unangenehmen Lippenbläschen auslöst, sind knapp 90 Prozent der deutschen Bevölkerung infiziert. Und auch für die Hepatitis-Antikörper gibt es eine beruhigende Erklärung: Dennis hat sich impfen lassen!

Was können die Mediziner nun abschließend über die Testperson "sagen"? "Wir können einige Dinge ganz klar erkennen", so Prof. Nawroth. "Erstens, es ist ein Mann, gar keine Frage. Zweitens, er treibt wahrscheinlich auch Sport, denn das HDL-Cholesterin ist in einem guten hohen Bereich. Drittens, er könnte sich etwas gesünder ernähren und dadurch das LDL-Cholesterin weiter senken. Viertens, er hatte gerade einen Infekt, von dem ist er wahrscheinlich ausgeheilt."

Dem hat Dennis nichts hinzuzufügen, außer: Alles richtig!

Autor: Axel Wagner (SWR)

Stand: 16.09.2015 13:53 Uhr


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SENDETERMIN So., 14.02.10 | 17:03 Uhr | Das Erste

Rubinrotes Blut sickert über steingrauen Asphalt - Was uns als Krimi-Fans in Stimmung bringt, lässt uns bei eigenen Verletzungen erschauern: Plötzlich werden wir uns bewusst, dass eine Flüssigkeit durch unseren Körper zirkuliert. Was ist das eigentlich für ein Zaubersaft, ohne den wir nicht leben können?
Mit bis zu vier Kilometern pro Stunde rauscht Blut durch den Körper. Im Blut enthalten sind rote Blutkörperchen, die Erythrozyten, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Die Erythrozyten sorgen für den Sauerstoff-Transport im Körper, ohne den wir nicht lebensfähig wären. Ein gesunder Mensch bildet rund 200 Milliarden rote Blutkörperchen am Tag. Die weißen Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, steuern die Immunabwehr und die Blutplättchen die Blutgerinnung.

Verlieren wir durch einen Unfall mehr als ein Drittel unseres Bluts, brauchen wir schnellstens Ersatz. Doch der wird immer knapper, denn Blutspender dürfen nicht älter als 69 Jahre sein - und die Gesellschaft wird immer älter. Damit steigt auch die Zahl der Kranken, die Operationen und somit Blutkonserven benötigen.

Derzeit werden in Deutschland mehr als zwei Millionen Liter Blut jährlich aus Adern gezapft. Doch da gleichzeitig der Bedarf an Bluttransfusionen in Europa gestiegen ist, klagen manche Mediziner schon jetzt hinter vorgehaltener Hand über Engpässe in den Depots. Die auch dadurch zustande kommen, dass Vollblut-Konserven nur bis zu 42 Tage haltbar sind. Etwa jede 20. Konserve verfällt ungenutzt.

Zudem werden immer mehr Blutspender ausgemustert: Spenderblut muss frei sein von Krankheitskeimen - etwa Aids oder Hepatitis - und darf nicht von Personen gegeben werden, die sich in den 80er- und 90er-Jahren länger in Großbritannien aufgehalten haben. Ihr Blut könnte mit den Erregern des Rinderwahnsinns (BSE) verunreinigt sein.
Entscheidend ist auch die Blutgruppe des Spenderbluts (A, B, AB, 0) und der Rhesus-Faktor (+ und -): Die Blutgruppen und Rhesus-Faktoren dürfen untereinander nicht gemischt werden, sonst verklumpt das Blut und verstopft die Adern. Dazu ist der Bedarf an den einzelnen Blutgruppen unterschiedlich hoch. Vor allem die Blutgruppe 0 negativ ist sehr gefragt, da dieses Spenderblut für alle anderen Blutgruppen verträglich ist.

Weil Blut knapp ist, nur begrenzt haltbar und – auch wenn die Blutgruppe beachtet wurde – vom Empfänger nicht immer gut vertragen wird, träumen Wissenschaftler schon seit langem davon, Blut künstlich herstellen zu können. Dabei handelt es sich nicht um vollwertiges Blut, sondern um Substanzen, die fähig sind Sauerstoff und Kohlendioxid in den Blutbahnen zu transportieren. Bisher ging dieser Traum nicht in Erfüllung, denn die eingesetzten Kunstblut-Substanzen scheiterten in Tests. Es gab bei klinischen Tests sogar Todesfälle, woraufhin diese sofort eingestellt wurden. Momentan experimentieren nur noch wenige Wissenschaftler an synthetischen Sauerstoff-Trägern. Hier ein paar der getesteten Stoffe:

  • Perfluorcarbon (PFC): In den 80er-Jahren setzten Forscher große Hoffnungen auf diese Substanz. Sie kann Sauerstoff binden und abgeben wie rote Blutkörperchen. Doch in Tierversuchen zeigte sich, dass PFC in der Blutbahn giftig wirkt und zu schnell abgebaut wird. Derzeit wird PFC nur zur Beatmung von lungenkranken Frühgeborenen eingesetzt, weil es in der Lunge nicht schädlich ist.

  • Schweine- oder Rinder-Hämoglobin: Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin wird aus roten Blutkörperchen von Schweinen oder Rindern isoliert, da der menschliche Körper die Blutkörperchen als Fremdkörper erkennen und vernichten würde.
    Das Hämoglobin ist der eigentliche Sauerstroff-Transporter. Das Problem: Freies Hämoglobin, ohne umhüllendes Blutkörperchen wirkt giftig. Es bekommt daher eine künstliche wachsartige Hülle, also sozusagen ein künstliches Blutkörperchen als Hülle. Das Schweine-Hämoglobin-"Kunstblut" ist in Deutschland nicht zugelassen, soll aber laut Herstellerfirma bald in Mexiko getestet werden. Manche Forscher schrecken angeblich auch nicht vor Selbstversuchen zurück. In Mexiko kam das künstliche Hämoglobin bisher nur als Spray zur äußerlichen Anwendung zum Einsatz - bei Diabetes-Patienten mit schlecht heilenden Wunden. In Einzelfällen soll es angeblich geholfen haben. Klinische Studien und damit ein wissenschaftlicher Beweis der Wirksamkeit und Verträglichkeit fehlen aber noch.

Weil funktionierendes Kunstblut nicht vorhanden ist und weil Blutkonserven sehr wertvoll sind und bis zu 400 Euro kosten, setzen Mediziner zusätzlich auf Sparmaßnahmen: Mittlerweile sind Geräte verfügbar, die bei Operationen verlorenes Blut auffangen, reinigen und dem Patienten während des Eingriffs wieder verabreichen.Der Arzt und Forscher Professor Oliver Habler aus Frankfurt hat noch eine weitere, zunächst paradox erscheinende Methode entwickelt. Er nimmt, vor einem Eingriff zwei Beutel, also rund einen Liter Blut ab. Der Blutverlust wird mit einer speziellen Lösung ausgeglichen, sodass der Flüssigkeitshaushalt stabil ist. Die Folge: Das Blut im Körper wird verdünnt, es enthält weniger wertvolle rote Blutkörperchen. Verliert die Patientin bei der Operation Blut, dann nur verdünntes mit weniger Blutkörperchen. Zudem kann Habler seinen Patienten das abgenommene Blut nach der Operation wieder zuführen und weiß, dass sie es ohne Probleme vertragen wird.Außerdem packt Habler seine Patienten warm ein. Er hat in Studien festgestellt: Wenn der Körper nur geringfügig auskühlt, nimmt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes ab – Blutungen, die durch die Operation entstehen, nehmen zu.

Die Chirurgen setzen bei Schnitten in stark durchblutetes Gewebe mittlerweile auch keine Skalpelle mehr ein, sondern Spezialgeräte wie den Stapler: Während er schneidet, klammert er das Gewebe sofort wieder zu. Verletzungen an kleineren Blutgefäßen werden zudem mit heißem Gas verödet. So sind Operationen ohne Blutverlust möglich.

Nordwestkrankenhaus Frankfurt, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und SchmerztherapieProf. Dr. Oliver HablerSteinbacher Hohl 2-26

60488 Frankfurt

Protokoll einer wissenschaftlichen Sitzung verschiedener Unternehmen und US-Behörden zum Thema synthetische Sauerstoff-Träger (PDF/engl.)

P.F.W. Strengers, W.G. van Aken u.a. Spektrum Akademischer Verlag

ISBN-Nr. 3-86025-364-6

Autor: Jan Kerckhoff (BR)

Stand: 06.11.2015 14:00 Uhr