Wie nennt man Menschen, die sich widersprechen

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Wie nennt man Menschen, die sich widersprechen

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Veröffentlicht am 17.01.2013

Wie nennt man Menschen, die sich widersprechen
Wie nennt man Menschen, die sich widersprechen

Kognitive Dissonanz aufzulösen endet oft in einem kleinen Selbstbetrug. Aber der schützt das Bild, das man von sich selbst hat. Und manchmal hilft das viel und schadet nur wenig – ...ganz ehrlich

Quelle: picture alliance / Bildagentur-o

Oft widersprechen sich unser Verhalten und unsere Einstellungen. Forscher nennen den unangenehmen Spannungszustand „kognitive Dissonanz“. Sie führt oft zum Selbstbetrug – aber das schützt unser Ego.

Das Schöne an der Wahrheit ist ja ihre Flexibilität. Das wusste schon Äsop, der um 600 v. Chr. im antiken Griechenland lebte und als Begründer der europäischen Fabeldichtung gilt.

In „Der Fuchs und die Trauben“ lässt er den kleinen Fuchs, der trotz seiner Mühen die Trauben am Weinstock nicht erreichen kann, weil sie zu hoch hängen, sagen „Sie sind mir eh zu sauer“, um dann erhobenen Hauptes weiter zu spazieren.

Dass der Beobachter dabei still in sich hineingrinst, hat einen guten Grund: Das Verhalten des kleinen Fuchses ist so durchschaubar – und zwar deshalb, weil jeder mitunter genau die gleiche Strategie anwendet.

Man könnte es einfach Selbstbetrug nennen, aber die Forschung hat für das Bestreben, solche unangenehmen Situationen selbstwertdienlich auflösen zu wollen, einen schöneren Begriff gefunden: kognitive Dissonanz.

Der US-amerikanische Psychologe Leon Festinger führte Ende der 50er Jahre erste Experimente zu diesem Phänomen durch, das immer dann auftritt, wenn Verhalten und Einstellungen sich widersprechen und zu inneren Konflikten führen.

Festinger und sein Kollege James Carlsmith testeten dies, indem sie Probanden bewusst unglaublich langweilige Aufgaben verrichten ließen. Anschließend baten sie sie, die nächste Versuchsperson davon zu überzeugen, dass die Aufgaben im Test sehr interessant sein würden – eigentlich eine Anmaßung.

Einer Gruppe gaben die Forscher für diese freche Lüge 20 Dollar, der anderen nur einen einzigen. Als die Versuchsleiter später noch einmal nachhakten, stellte sich Folgendes heraus: Die gut bezahlten Probanden blieben dabei, dass das Experiment sterbenslangweilig gewesen war.

Die schlecht bezahlten Probanden aber konnten dem Test plötzlich doch etwas Gutes abgewinnen. Die aufgezwungene Lüge hatten bei allen einen inneren Konflikt ausgelöst.

Doch während die gut bezahlten sagen konnten, sie hätten es fürs Geld getan, hatten die schlecht bezahlten keine passable Ausrede. Die Konsequenz: Sie passten ihre Einstellung an ihr Verhalten an, um ihr bedrohtes Selbstbild – das eines ehrlichen Menschen – aufrecht zu erhalten.

Menschen streben also danach, innere Widersprüche schnellstmöglich miteinander in Einklang zu bringen. Dafür gibt es sehr unterschiedliche Strategien; bei allen aber muss sich entweder das Verhalten an die Einstellung anpassen oder umgekehrt.

Ein Schüler etwa, der sich für schlau hält, aber in Mathe eine schlechte Note nach der nächsten schreibt, kann die kognitive Dissonanz zum Beispiel auflösen, indem er sein Verhalten ändert, also: lernt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass er zunächst einen weniger aufwendigen Weg wählt – er kann abstreiten, dass Noten etwas über Intelligenz aussagen, annehmen, dass der Lehrer ihn nicht mag, oder die große momentane Belastung durch alle anderen Anforderungen in der Schule anführen.

Eltern, die ihren Kindern bei solchen rhetorisch oft kunstvollen Ausführungen zuhören, geht es oft wie dem Beobachter des kleinen Fuchses in der Fabel. Das Ganze hat etwas Sympathisches – weil es so durchschaubar ist. Und, weil es jeder schon einmal genauso gemacht hat.

Nörgler, Besserwisser, Querulanten kennt wohl jeder von uns. "Nein, so kannst du das nicht machen, ich zeig dir, wie das richtig geht." Ein typischer Satz, wie man ihn von einem besserwisserischen Kollegen hören könnte. Wie geht man damit richtig um? Was steckt dahinter, wenn jemand ständig nörgelt oder alles besser weiß? Die Psychologin Evelyn Summhammer hat darüber ein Buch geschrieben: "Nörgler, Besserwisser, Querulanten. Wie man schwierige Menschen zielsicher steuert."

Christine Langer im Gespräch mit der Autorin Evelyn Summhammer

Ich habe wirklich viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte mit Menschen verbracht, die mir immer wieder geschildert haben, dass sie keinen Weg finden, mit schwierigen Zeitgenossen umzugehen. Wir haben dann gemeinsam Wege erarbeitet, die sich als sehr zielführend herausgestellt haben. Und diese Wege habe ich dann zu einem Buch zusammengefasst. Ich hoffe sehr, dass jeder für sich Tipps und Tricks findet, wie es in Zukunft besser gehen kann.

Als schwierige Menschen nennen Sie Besserwisser, Nörgler, Choleriker und Blender. Welcher dieser Typen nervt Sie denn persönlich am meisten und warum?

Ich persönlich bin am meisten von den Besserwissern genervt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich natürlich auch selbst in vielen Situation diese Besserwisserin bin. Das ist mir am gesamten Buch das Wichtigste: Wir sollten verstehen, dass jeder Mensch auch etwas von diesen Typen in sich hat. Nur wenn es in einem Überausmaß von einer Person ausgestrahlt wird, dann nervt es das Gegenüber.

Der Besserwisser ist so ein Typ, der hat aus seiner Prägungsgeschichte her mitbekommen: "Wir haben dich besonders lieb, wenn du etwas besser weißt oder besser kannst." Und diese Botschaft hat sich in diesem Menschen verinnerlicht. Er glaubt wirklich und ist überzeugt, dass wenn er etwas besser weiß und wenn er diese Besserwisserei einbringt, er von seinem Gegenüber mehr Anerkennung bekommt. Leider merkt er oft gar nicht, dass er dann weniger Anerkennung bekommt, weil es einfach zu viel ist.

Wie nennt man Menschen, die sich widersprechen

Besserwisser sind darauf geprägt, alles besser zu wissen. Dafür wurden sie belohnt. Später bekommen sie es nicht richtig mit, wenn es den Mitmenschen zu viel wird. Getty Images Thinkstock -

Geht es bei den anderen Typen auch um Anerkennung? Im ersten Moment würde man ja denken, dass das eher nicht zusammenpasst.

Ja, Sie haben es richtig gesagt: Es geht bei jedem Typus um die Anerkennung. Die Anerkennung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Jeder der Typen hat in der Kindheit Prägungen mitbekommen, die sie in eine Richtung wachsen ließen. Die haben sich dann eben zum Beispiel zu einem Nörgler entwickelt. Man muss den Hintergrund verstehen, nämlich dass die Nörgelei für den Nörgler etwas Positives ist, dass für ihn das Nörgeln etwas Wunderbares ist und dass er überzeugt ist, damit gewissermaßen die Welt zu retten. Dann muss ich die Nörgelei nämlich auch nicht mehr persönlich nehmen.

Als einen dieser schwierigen Typen haben Sie auch den Harmoniebedürftigen aufgetan. Das klingt doch aber erst mal gut, wenn man Harmonie herstellen will. Was ist denn an so einem Menschen das Problem?

Die Harmonie wird im Prinzip nur vorgetäuscht. Ein harmoniesüchtiger Mensch hat die Prägung in sich, keinen Konflikt zuzulassen, sich nicht aufzuregen, nichts Negatives einzubringen. Er hat gelernt, die Harmonie über alles zu stellen. Aber am Ende möchte er doch seine Ziele umsetzen. Deswegen kommt es dazu, dass Harmoniesüchtige vordergründig sagen, alles sei in Ordnung und sie seien mit allem einverstanden. Im Hintergrund jedoch beschweren sie sich dann aber über die Menschen. So sagen sie zum Beispiel: "Der Kollege hat mich wieder total überfahren!"

In Wirklichkeit steckt dahinter das Verhalten, dem Kollegen gegenüber nichts gesagt zu haben, um keinen Konflikt zu provozieren und dann nachher aus der Tür herauszutreten und sich zu beschweren. Das macht sie in der Tat zu sehr schwierigen Zeitgenossen. Es ist ja nur ein so tun als ob wir harmonisch wären, weil der Harmoniesüchtige ja daraufhin zu leiden und zu jammern beginnt: "Ich bin das Opfer, meine Ideen und meine Ziele kommen nicht zur Umsetzung, weil die Kollegen mich immer überfahren."

Was sind die häufigsten Fehler, die wir im Umgang mit schwierigen Menschen machen?

Aus meiner Erfahrung heraus ist der häufigste Fehler, das Verhalten dieser Personentypen persönlich zu nehmen. Wenn man beispielsweise in einer Situation von einem Besserwisser eine Erklärung bekommt und man denkt sich, der Besserwisser glaubt tatsächlich, man wüsste das nicht. "Was denkt denn der von mir?" Diese Gedanken lassen einen dann innerlich eskalieren und bringen eine negative Spannung in die Kommunikation. Man fühlt sich persönlich angegriffen und handelt aus diesem angegriffen sein. Diese Handlungen sind dann meist Gegenangriffe oder Fluchtversuche, was beides niemals zielführend ist.

Wie nennt man Menschen, die sich widersprechen

Wenn mehrere Besserwisser oder Nörgler aufeinandertreffen, kann es schon einmal schwierig werden. Colourbox Model Foto: Colourbox.de -

Wie kann ich hier richtig handeln? Was sollte ich hier besser tun?

Es hilft, sich ganz klar ins Bewusstsein zu rufen, dass das ein Mensch ist, der halt gelernt hat, auf diesem Weg Anerkennung zu suchen. Das hat nichts mit mir zu tun, sondern ist einfach sein Handlungsrepertoire für diesen Moment und für diese Situation. Er hat hier nichts anderes zur Verfügung. Damit erkenne ich auch seine Grenzen und sehe einfach distanziert, das Handeln dieses Menschen in dieser Situation, von dem ich mich nicht angegriffen fühlen brauche.

Aber ändert das dann wirklich etwas?

Ich sage mal so: Ich beobachte einen Besserwisser, der mir die Welt erklärt in seiner ganz speziellen Art und ich stehe ihm gegenüber. Ich denke daran, dass er wirklich glaubt, mir etwas Gutes zu tun, indem er mir das erklärt. Das hat aber nichts mit mir, mit meinem Wissen und meiner Erfahrung zu tun. Es ist nur sein Verhalten. Dann kann ich ihn in Ruhe ausreden lassen und am Ende des Gesprächs eventuell noch Danke sagen. Ich brauche ihn nicht zurückstoßen. Intuitiv, wenn ich mich nicht distanziere, stoße ich ihn im Gespräch zurück und frage: "Herr Kollege, glauben Sie wirklich, dass ich das nicht weiß?!?" Meist kommt das dann in einem Gehabe und einem Tonfall, die zu einer Eskalationsspirale führen.

Nörgler, Besserwisser, Querulanten. Die Autorin Evelyn Summhammer zeigt in Ihrem Buch, wie man mit schwierigen Menschen besser umgehen kann. Das Buch ist im Goldegg-Verlag erschienen und kostet 19,95 € / E-Book 9,99€.