Wie lange muss man auf die zweite impfung warten

05.02.2021

Auf eine zweite Impfung sollte nicht verzichtet werden - sie kann aber auch später als an Tag 21 (Biontech) bzw. Tag 28 (Moderna) erfolgen.

Wie lange muss man auf die zweite impfung warten

In der aktuellen Diskussion um die SARS-CoV-2-Impfstrategie möchten Experten der Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) darauf hinweisen, dass bereits die erste Impfung ab Tag 14 einen beträchtlichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten kann. Auf eine zweite Impfung darf trotzdem nicht verzichtet werden, sie kann aber auch später als an Tag 21 (BNT162b2; BioNTech/Pfizer) bzw. Tag 28 (mRNA-1273; Moderna) erfolgen. In dieser besonderen Pandemielage ist es vertretbar, mit den jetzt vorhandenen Impfdosen möglichst vielen Menschen erst einmal die erste Immunisierung zu ermöglichen, und die zweite Impfung verzögert, aber zwingend innerhalb von 60 Tagen, nachzuholen.

Möglichst schnell möglichst viele Menschen in der COVID-19 Pandemie zu impfen, rettet Leben. Aber offenbar reichen die verfügbaren Impfdosen derzeit noch nicht, um sofort alle Risikogruppen zweimal zu impfen, sie so maximal zu schützen und schrittweise Herdenimmunität zu erreichen. Als Immunologen weisen wir darauf hin, dass bereits die erste Impfung ab Tag 14 einen beträchtlichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten kann. Auf eine zweite Impfung darf nicht verzichtet werden, sie kann aber auch später als an Tag 21 (BNT162b2; BioNTech/Pfizer) bzw. Tag 28 (mRNA-1273; Moderna) erfolgen. Bei anderen Impfstoffen hat sich das sogar als wirkungsvoller herausgestellt. Allerdings liegen für mRNA-Impfstoffe noch keine Studiendaten zu einem längeren Zeitfenster vor. In dieser besonderen Pandemielage ist es vertretbar, mit den jetzt vorhandenen Impfdosen möglichst vielen Menschen erst einmal die erste Immunisierung zu ermöglichen, und die zweite Impfung verzögert, aber zwingend innerhalb von 60 Tagen, nachzuholen.

Angesichts der Knappheit der zugelassenen und verfügbaren Impfstoffe, und der trotz Lockdown-Maßnahmen hohen Infektions- und Todeszahlen in der Pandemie, wird zur Zeit über die optimale SARS-CoV-2 („COVID-19“) Impfstrategie diskutiert. Angeregt wird eine Verlängerung der Zeitspanne zwischen der ersten und der zweiten Impfung von 21 bzw. 28 Tagen auf bis zu 60 Tage, um bei möglichst vielen Menschen möglichst schnell eine Grundimmunisierung durch die erste Impfung zu erreichen.

Die Zulassung des Protokolls für die Anwendung des mRNA-basierten COVID-19- Impfstoffs BNT162b2 (Comirnaty von BioNTech/ Pfizer) mit zwei Impfungen im Abstand von 21 Tagen bzw. 28 Tagen bei mRNA-1273 (Moderna) basiert auf klinischen Studien, in denen keine anderen Intervalle getestet wurden (siehe Società Italiana di Neonatologia, Online-Veröffentlichung am 10.12.2020 sowie Società Italiana di Neonatologia, Online-Veröffentlichung am 30.12.20202) . Der Impfschutz beginnt frühestens 14 Tage nach der ersten Impfung und die hohe Effizienz von 94% bzw. 95% wurde erst ab Tag 7 bzw. 14 nach der zweiten Impfung dokumentiert. Das Intervall orientiert sich an Erfahrungswerten mit anderen Impfstoffen und an dem Ziel, möglichst schnell einen maximalen Schutz für die Geimpften zu erreichen. Für eine maximale und nachhaltige Antikörperantwort ist eine zweite Impfung notwendig (siehe Nature, Online-Veröffentlichung am 30.9.2020). Antikörper und T-Zell-Antworten, die nach der zweiten Impfung gebildet werden, schützen generell besser und halten länger (immunologisches Gedächtnis). Unklar ist allerdings weiterhin, inwieweit die Geimpften nach der zweiten Impfung im Falle einer Infektion selbst noch infektiöse Viren produzieren und übertragen können.

Der Abstand von 21 Tagen zwischen erster und zweiter Impfung hat sich bei anderen Impfstudien als frühester Zeitpunkt für die zweite Impfung herausgestellt, weil sonst die erste Immunreaktion die zweite Immunreaktion blockiert. Erfolgt die zweite Impfung später als 21 Tage nach der ersten, kann die zweite Immunreaktion bei anderen Impfstoffen sogar fulminanter sein (5-8). Ob das bei den mRNA-basierten Impfstoffen auch so ist, könnte nur durch zusätzliche Studien gezeigt werden. Bisherige Ergebnisse zeigen jedoch, dass es ohne eine zweite Impfung keinen lang anhaltenden Schutz gegen den Erreger gibt. Aus immunologischer Sicht kann das Zeitintervall für die zweite Impfung durchaus länger sein als 21 Tage, aber entscheidend ist, dass die zweite Impfung innerhalb von 60 Tagen erfolgt.

Die DGfI empfiehlt, umgehend begleitende wissenschaftliche Studien zur Auswirkung der  Verlängerung der Impfintervalle auf bis zu 60 Tage durchzuführen, und dabei die Menge an gebildeten neutralisierenden Antikörpern, insbesondere neutralisierendes sekretorisches IgA, als relevantes Vergleichsmaß zu nehmen. Probanden könnten Freiwillige aus medizinischem und Pflegepersonal sein, die selbst nicht zu gefährdeten Risikogruppen gehören.

Bis diese Ergebnisse vorliegen, wäre angesichts der besonderen Pandemielage eine Flexibilität der zweiten Impfung für den Zeitraum von bis zu 60 Tagen nach der ersten Impfung vertretbar. Das bedeutet, dass jetzt verfügbare Impfdosen nicht für eine zweite Impfung zurückgehalten, sondern für eine Erstimmunisierung von möglichst vielen Menschen der Risikogruppen verwendet werden sollten.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI)

Eine tabellarische Übersicht zum empfohlenen Impfschema (Grundimmunisierung und Auffrischimpfung) nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion bei Immungesunden finden Sie in Tabelle 7 der 18. Aktualisierung.

Die STIKO empfiehlt für ungeimpfte immungesunde Personen ab 12 Jahren sowie für 5- bis 11-jährige Kinder mit Vorerkrankungen, die eine gesicherte SARS-CoV-2-Infektion* durchgemacht haben, im Rahmen der Grundimmunisierung die Verabreichung einer Impfstoffdosis. Wurde die Infektion durch einen PCR-Test bestätigt, soll die Impfung mit einem Abstand von mindestens 3 Monaten nach der Erkrankung erfolgen. Wurde die Infektion durch den serologischen Nachweis spezifischer Antikörper in einer Blutprobe bestätigt, kann die Impfung bereits ab 4 Wochen nach der Labordiagnose erfolgen. Bei Personen mit Immundefizienz muss im Einzelfall entschieden werden, ob eine einmalige Impfstoffdosis ausreicht oder eine vollständige Impfserie verabreicht werden sollte. 5- bis 11-jährige Kinder ohne Vorerkrankungen, die bereits eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sollen vorerst nicht geimpft werden.

Personen, die nach der 1. Impfstoffdosis eine gesicherte SARS-CoV-2-Infektion im Abstand von unter 4 Wochen zur vorangegangenen Impfung hatten, erhalten im Rahmen der Grundimmunisierung eine 2. Impfstoffdosis mit einem Abstand ab 3 Monaten zur Infektion. Bei serologischem Nachweis der SARS-CoV-2-Infektion ist die Gabe einer Impfstoffdosis auch hier bereits im Abstand von 4 Wochen zur Labordiagnose möglich. Ist die SARS-CoV-2-Infektion in einem Abstand von 4 oder mehr Wochen zur vorangegangenen 1-maligen Impfung aufgetreten, ist keine weitere Impfung zur Grundimmunisierung notwendig.

Bei Personen, die mehrere SARS-CoV-2-Infektionen durchgemacht haben, muss im Einzelfall in Abhängigkeit vom Vorliegen einer ID [Immundefizienz], dem Alter, der Zeitpunkte der Infektionen und den Lebensumständen (z. B. BewohnerInnen von Seniorenheim) über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Für die Auffrischimpfung gilt:

Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht und im Abstand von ≥4 Wochen danach eine Impfstoffdosis erhalten haben, um den Immunschutz zu verbessern, sollen in einem Abstand von mindestens 3 Monaten nach der vorangegangenen Impfung eine Auffrischimpfung erhalten.

Personen, die nach COVID-19-Impfung (unabhängig von der Anzahl der Impfstoffdosen zur Grundimmunisierung) eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sollen im Abstand von mindestens 3 Monaten nach Infektion ebenfalls eine Auffrischimpfung entsprechend der STIKO-Empfehlung erhalten. Tritt die SARS-CoV-2-Infektion jedoch in einem Abstand von ≥ 3 Monaten nach der vorangegangenen Impfstoffdosis auf und bestand die Grundimmunisierung aus 2 Impfstoffdosen, ist bis auf weiteres keine Auffrischimpfung notwendig.

Personen, die nach erfolgter COVID-19-Grundimmunisierung und 1. Auffrischimpfung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, wird vorerst keine weitere Auffrischimpfung mit den aktuell verfügbaren COVID-19-Impfstoffen empfohlen.

* Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernachweis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiagnostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK) arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten Labor erhoben worden sein.

Stand: 13.04.2022

Aktualisiert: 26.08.2021, 14:12 | Lesedauer: 3 Minuten

Wie lange muss man auf die zweite impfung warten
Wie lange muss man auf die zweite impfung warten

Di, 10.08.2021, 08.50 Uhr

Die Impfkampagne geriet seit dem Sommer ins Stocken. Dabei ist der Zugang zu einer Impfung einfacher denn je. Darum lohnt der Weg ins Impfzentrum oder zum Hausarzt.

Moderna und Biontech benötigen im Gegensatz zu Johnson & Johnson zwei Dosen für den vollen Impfschutz. Wie groß soll der Abstand sein?

Berlin. 

  • Bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna sind zwei Corona-Impfungen nötig
  • Nur dann schützen die Vakzine zuverlässig
  • Doch wie lang sollte der Abstand zwischen der ersten und der zweiten Dosis sein?

Als Deutschland mit dem Impfen begann, hieß es zunächst, zwei Wochen sollten zwischen der ersten und zweiten Impfung liegen. Doch bald schon stellte sich heraus, dass die erste Corona-Impfung ihre Wirkung auch über einen längeren Zeitraum behält. In Kombination mit der Knappheit der Impfstoffe, wurde der Abstand zwischen den Impfungen verlängert.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt mittlerweile, den Impfabstand bei mRNA-Impfstoffe auszureizen und die Zweitimpfung der Corona-Impfung künftig immer erst nach sechs Wochen zu spritzen. Zwei Wochen nach der Impfung ist dann der volle Impfschutz gegeben.

Alle Hintergründe: Corona-Impfstoffe, Wirksamkeit - Alle wichtigen Infos

Corona: Abstand zur Zweitimpfung bei Biontech und Moderna

Die Stiko schreibt dazu: „Unter Berücksichtigung der Zulassungen und der vorliegenden Wirksamkeitsdaten empfiehlt die Stiko für die mRNA-Impfstoffe einen Abstand zwischen den beiden Impfungen von 6 Wochen“.

Der Grund: Dadurch sei sowohl eine sehr gute individuelle Schutzwirkung als auch ein größerer Effekt der Impfung auf Bevölkerungsebene zu erzielen. Im Klartext: Dehnt man den Abstand zwischen den Impfungen aus, können mit den zur Verfügung stehenden Dosen kurzfristig mehr Menschen geimpft und schon mit der ersten Spritze effektiv vor Ansteckung sowie vor schweren Corona-Verläufen geschützt werden.

Zwischen den beiden Corona-Impfungen sollte auch beim Vakzin von Biontech ein gewisser Abstand eingehalten werden.
Foto: Marco Kneise

Corona: Bislang zwei mRNA-Impfstoffe in Deutschland zugelassen

In Deutschland sind bislang zwei mRNA-Impfstoffe zugelassen – die Mittel von Biontech und Moderna, Curevac soll folgen. Bislang wurde die zweite Dosis des Impfstoffs Comirnaty von Biontech/Pfizer in einem Zeitfenster von drei bis sechs Wochen nach der ersten Dosis gespritzt, beim Impfstoff Covid-19 Vaccine Moderna waren es vier bis sechs Wochen. Die Stiko passt ihre Empfehlung jedoch an, sobald dies wegen neuer Erkenntnisse aus ihrer Sicht sinnvoll erscheint.

Lesen Sie hier: Biontech, Moderna, Astrazeneca: Die Impfstoffe im Vergleich

Dies gilt auch bezüglich neuer Impfstoffe und Indikationsgruppen. So rücken in der angepassten vierten Covid-19-Impfempfehlung des Expertengremiums dialysepflichtige chronisch Nierenkranke in der Impfpriorisierung eine Stufe vor. Auch der neue Vektorimpfstoff Janssen von Johnson & Johnson wurde in die Liste der empfohlenen Impfstoffe mit aufgenommen, die Empfehlungen zu Astrazeneca angepasst.

Astrazeneca: Abstand zur zweiten Impfung

Die Stiko empfiehlt für den Vektor-basierten Impfstoff von Astrazeneca einen Impfabstand von 12 Wochen. In Absprache mit dem Arzt und je nach Verfügbarkeit des Impfstoffes kann der Abstand aber verkürzt werden.

Kreuzimpfung: Welcher Abstand gilt nun?

Seit dem 1. April 2021 sollten Personen unter 60 Jahren, die eine erste Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca bekommen haben, beim zweiten Termin mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Moderna) geimpft werden. Dies geht aus einer Empfehlung der Stiko hervor.

Bei diesen Kreuzimpfungen sollte ein Abstand von 12 Wochen zwischen erster und zweiter Impfung eingehalten werden.

(aknv/bef/dpa)