Wie lange können Männer sexuell aktiv sein

Update

Ukraine-Krieg

Die wichtigsten Nachrichten im Newsletter "Blick nach Osten"

Update Die wichtigsten Nachrichten im Newsletter "Blick nach Osten"

HIER GRATIS BESTELLEN

Veröffentlicht am 18.02.1999

Viele Menschen haben auch mit 70 Jahren noch ein Liebesleben - Potenz für Selbstwertgefühl wichtig

Von Dorit Krieger

Köln - "Es hat uns überrascht, wie viele ältere Männer sexuell interessiert sind und wie viele ihre Sexualität auch aktiv ausleben", kommentiert Professor Udo Engelmann das Ergebnis der ersten deutschen Studie zum Thema "Männliche Sexualität und Alter". Die Arbeitsgruppe um den Kölner Urologen, zu der auch die Mediziner Theodor Klotz und Moritz Braun gehörten, befragte 8000 Männer zwischen 30 und 80 Jahren per Brief zu ihrem Geschlechtsleben. Fast 60 Prozent beantworteten den Fragebogen. Damit ist diese Untersuchung die bisher größte europäische Studie zu dieser Materie.Ein Großteil der interviewten Männer ist verheiratet oder lebt in einer festen Partnerschaft. Fast 90 Prozent der 50 bis 59 Jahre alten und gut 80 Prozent der 60- bis 69jährigen Männer haben regelmäßig sexuelle Kontakte. Selbst die 70- bis 80jährigen Senioren sind mit über 60 Prozent in sexueller Hinsicht noch recht rege.Allerdings nimmt die Frequenz (einschließlich der Selbstbefriedigung) erwartungsgemäß mit höherem Alter ab. Ein Großteil der über 60 Jahre alten Männer lebt sein sexuelles Verlangen einmal pro Woche aus. Erektile Funktionsstörungen machen einem Drittel dieser Gruppe zu schaffen. Bei den über 70jährigen ist davon sogar die Hälfte der Männer betroffen. Dennoch sind rund 60 Prozent dieser Altersgruppen mit ihrem momentanen Geschlechtsleben zufrieden.Wertet man die Antworten aller befragten Männer zwischen dem 30. und 80. Lebensjahr aus, haben rund 19 Prozent erektile Probleme. Vergleicht man diese Zahlen mit einer neueren amerikanischen Untersuchung ("Massachusetts Male Aging Study" aus dem Jahr 1994), sind diese Werte allerdings überraschend gering. In dieser Studie hatten 52 Prozent der Männer zwischen 40 und 70 Jahren Probleme mit ihrer Potenz. Dabei beklagten 17 Prozent eine leichte, 25 Prozent eine mittlere und zehn Prozent eine komplette Störung.Für die erektile Dysfunktion (ED), auch Impotenz genannt, machten Mediziner lange Zeit psychologische Ursachen verantwortlich. Seit rund zehn Jahren hat eine verbesserte Diagnostik die Kehrtwende gebracht: In 85 Prozent der Fälle sind gleich mehrere Gründe nachweisbar, bei über 60 Prozent der Betroffenen sind es in erster Linie organische Probleme.Allerdings zieht eine länger anhaltende Erektionsstörung fast immer auch psychische Schwierigkeiten wie etwa Versagensängste nach sich. Denn die erektile Dysfunktion nagt wie kaum eine andere Krankheit am männlichen Selbstwertgefühl. Auch bei den älteren Jahrgängen hat die Potenz eine Schlüsselrolle für das positive Selbstbild.Die Ursachen für eine Errektionsstörung sind vielschichtig und wahrscheinlich eng mit anderen Erkrankungen verknüpft. Professor Engelmann: "Wir Urologen ahnten zum Beispiel schon länger, daß Probleme beim Wasserlassen und eine erektile Dysfunktion oft zusammen auftreten. Diese Vermutung hat sich durch die Studie jetzt bestätigt. Eventuell haben beide Übel auch eine gemeinsame Wurzel." Weitere Leiden, die mit Erektionsstörungen verzahnt zu sein scheinen, sind unter anderem Diabetes und Bluthochdruck. Probleme treten auch nach Operationen wegen Prostata- und Darmkrebs auf.In der Behandlung zeigen primär organische Therapien mit zusätzlicher psychotherapeutischer Unterstützung die besten Ergebnisse. Die meisten Männer sind auch nicht abgeneigt, bei Bedarf ein helfendes Medikament zu schlucken. Für 65 Prozent ist die Potenz dabei so wichtig, daß sie sogar bereit wären, sich erheblich an den Kosten zu beteiligen.Auch die gesamte Einstellung unserer Gesellschaft gegenüber Alterungsprozessen spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle: Der Wunsch, "in Würde" zu altern, ist bei vielen Menschen heute nur noch ein Lippenbekenntnis. Tatsächlich versuchen sie jedoch die Anzeichen des Alterns (etwa Falten, Haarausfall) zu kaschieren, obwohl sie keine körperlichen Schmerzen bereiten. Ziel ist es, möglichst lange frisch und dynamisch zu wirken.Während der Kölner Fragebogenaktion reagierten die Frauen und Lebenspartnerinnen der befragten Männer unterschiedlich: Einerseits baten zahlreiche Frauen ihren Partner, wegen der Störung zum Arzt zu gehen. Andererseits riefen etliche Damen wegen der Studie empört an und schimpften über die Nutzlosigkeit einer solchen Umfrage. Offensichtlich herrscht bei diesem Thema auch heute noch eine große Tabuisierung.Wahrscheinlich wird die Medizin der Zukunft aber auch der Sexualität im Alter einen neuen Stellenwert einräumen. Aus diesem Grund sind weitere Studien vorgesehen. Zunächst plant die Arbeitsgruppe um Professor Engelmann, nun 8000 Frauen einen Fragebogen zuzuschicken, um neue Einblicke in das weibliche Geschlechtsleben zu bekommen.

03.10.2018, 11:17 Uhr 2 Min. Lesezeit

Deutsche Forscher haben mehr als 12.000 Männer im Alter von 45 Jahren nach ihrem Sexleben befragt - und einige überraschende Erkenntnisse gewonnen.

Welchen Sex haben deutsche Männer mit 45 Jahren? Diese Frage stellte sich ein Forscher-Team der Technischen Universität München. In der bislang größten deutschen Studie dieser Art wurden 12.354 Männer über zwei Jahre hinweg nach ihrem Sexualleben befragt. Alle Männer waren 45 Jahre alt und lebten in Düsseldorf, Hannover, Heidelberg oder München. Thematisiert wurden unter anderem die ersten sexuellen Erfahrungen, die sexuelle Orientierung, die Anzahl ihrer Partnerinnen und Partner sowie die bevorzugten sexuellen Praktiken.

Von den Befragten gaben 95,1 Prozent an, heterosexuell zu sein. 3,8 Prozent waren nach eigenen Angaben homosexuell und 1,1 Prozent bisexuell.

Findungsphase bis Anfang 20

Erste sexuelle Erfahrungen sammelten die Männer in der Regel mit 18 Jahren, und zwar unabhängig von der sexuellen Orientierung mit Frauen. Im Schnitt folgten zwei Jahre später sexuelle Kontakte zu Männern, auch hier wieder unabhängig von der in der Studie angegebenen Orientierung. Die Studienleiterin Kathleen Herkommer erklärt sich die Ergebnisse folgendermaßen: "Es handelt sich dabei wohl um eine Findungsphase, in der sexuell Unterschiedliches ausprobiert wird."

Große Unterschiede bei Sexpraktiken

Unterschiede gab es bei den Praktiken. Demnach hatten heterosexuelle Männer in den vergangenen drei Monaten zu 98 Prozent vaginalen Sex, gefolgt von oralem Sex (60 Prozent). Bei homosexuellen Männern wiederum landet Oralverkehr mit 91 Prozent auf dem Spitzenplatz, gefolgt von Analverkehr (64 Prozent).

Feste Beziehungen sind zentral

Der Großteil der Männer - egal ob hetero-, bi- oder homosexuell - lebte lange in einer festen Partnerschaft. Im Alter von 45 waren mehr als drei Viertel der heterosexuellen Männer zwischen fünf und zehn Jahren mit ihrer Partnerin zusammen. Rund 70 Prozent waren verheiratet, 80 Prozent wurden Vater.

Der Studie zufolge hatten 98 Prozent der heterosexuellen Männer bis zum 45. Lebensjahr mit bis zu zehn unterschiedlichen Menschen Sex. Homosexuelle Männer sind im Schnitt deutlich aktiver: Sie hatten im gleichen Zeitraum mehr als 30 unterschiedliche Sexualpartner.

Einige Homosexuelle haben Ehefrau und Kind

Überraschend: Jeder zehnte homosexuelle Mann mit 45 Jahren hatte der Studie zufolge in den letzten drei Monaten Geschlechtsverkehr mit Frauen. Ähnliche Untersuchungen in anderen Ländern (etwa Belgien oder die USA) zeigten keine solch signifikante Abweichung. Studienleiterin Herkommer ordnet das folgendermaßen ein: "Wir haben eine Gruppe gefunden, die ihre Homosexualität zwar kennen, diese aber nicht ausleben, sondern ein rein heterosexuelles Leben führen und geführt haben - häufig mit Ehefrau und Kindern."

Solch eine Diskrepanz zwischen der gelebten Sexualität und der tatsächlichen sexuellen Orientierung kann zu psychischen Problemen führen. "Unsere Studie liefert wichtige Daten, um das Phänomen weiter zu erforschen", erklärt Herkommer.

Lesen Sie auch:

- Die Hände sind nicht am Lenker: Paar drehte Porno im selbstfahrenden Tesla – das sagte Elon Musk

- Untersuchung von Pornhub: Das wollen Frauen in Sex-Filmen wirklich sehen

- Verlobter hängt mit 30 Freunden am Flughafen fest - die fiese Rache einer Braut