Wie lange Kissen zwischen den Beinen nach Hüft OP?

Stand: 11.05.2020 18:01 Uhr  | Archiv

Wie lange Kissen zwischen den Beinen nach Hüft OP?

Sportmediziner Helge Riepenhof besucht Herbert H. im Krankenhaus, um bald mit der Therapie zu beginnen.

Der Einsatz einen künstlichen Hüftgelenks (Totalendoprothese - TEP) gehört in Deutschland mit zu den häufigsten Eingriffen. Er kann die Lebensqualität erheblich verbessern. Doch dauert die Rehabilitation einige Monate.

Nach der Operation ist das neue Hüftgelenk noch relativ ungeschützt. Die Gelenkkapsel um Hüftkopf und -pfanne vernarbt erst allmählich, die umgebende Muskulatur muss erst wieder aufgebaut und gestärkt werden. Die Muskeln geben dem Gelenk die notwendige Stabilität und schützen es gegen falsche Bewegungen. Möglichst früh auf die Beine zu kommen ist deshalb wichtig: Das Risiko von Komplikationen sinkt und das Vertrauen in das neue Gelenk wird gestärkt.

Verhaltensregeln befolgen

Besonders in den ersten sechs bis acht Wochen nach der OP ist die Gefahr eines "Auskugelns" (Luxation) noch sehr groß. Anschließend folgt eine Phase von drei bis sechs Monaten, in der sich Patienten weiter an bestimmte Bewegungsregeln im Alltag halten müssen. Wie lang diese Phase genau dauert, ist individuell verschieden und sollte in jedem Fall sorgfältig mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden.  

Grundregeln für mindestens drei Monate nach der OP:

  • Hüfte nicht über 90 Grad beugen (Hüfte soll sich im Sitzen immer höher als das Knie befinden, zwischen Oberkörper und Oberschenkel darf nicht weniger als ein rechter Winkel sein)
  • Das operierte Bein nicht über die Körpermitte inwärts führen (Beine nicht übereinanderschlagen)
  • Starke Drehungen des operierten Beins vermeiden.

Stufe eins nach der OP: Aktivierung

Nach der Operation gilt es zunächst, die verschiedenen Muskelgruppen ums Hüftgelenk wieder zu aktivieren. Bewegungen fühlen sich anfangs noch ungewohnt und vielleicht unangenehm an, Blutergüsse und Schwellungen durch den Eingriff brauchen etwas Zeit zum Abklingen.

Die ersten Schritte an Unterarmstützen unternehmen Patienten im Dreipunktgang. Fortgeschrittene wechseln nach einigen Tagen zum Vierpunktgang. Man beginnt mit kurzen Wegen und steigert möglichst täglich ein wenig die Strecke. Treppen sind anfangs eine Herausforderung: Mit Gehhilfen bewältigt man sie im Nachstellschritt.

Alltägliches wie das richtige Aufstehen aus dem Bett, das richtige Hinsetzen und Sitzen, das gefahrlose Duschen, Baden und gelenkschonendes An- und Ausziehen müssen in den ersten Wochen nach der OP neu gelernt werden. Keilkissen, Toilettensitzerhöhungen und Haltegriffe im Bad erleichtern den Alltag. Patienten sollten sich all diese Dinge von Therapeuten erklären lassen und sich die nötige Zeit nehmen. Für den Heilungsprozess ist es wichtig, Geduld mit dem eigenen Körper zu haben und die obigen Verhaltensregeln gut zu befolgen.

Stufe zwei nach der OP: Kräftigung

Nach der Aktivierungsphase und dem Abklingen von Schwellungen ist es an der Zeit, die Muskulatur gezielt zu kräftigen - dies geschieht meist im Rahmen einer mehrwöchigen Reha-Maßnahme. Wesentlicher Bestandteil der Reha ist es, wieder eine gute Alltagsbeweglichkeit zu erarbeiten.

Dennoch müssen innerhalb der mehrmonatigen Hüft-Schonfrist die Vorsichtsregeln konsequent weitergeführt werden. Insbesondere auf das Unterlassen der Innendrehung ist auch weiterhin stets zu achten.

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Die Bewegungs-Docs | 11.05.2020 | 21:00 Uhr

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Die Rehabilitation nach der Implantation einer Hüftprothese trägt entscheidend zum Erfolg der Operation bei. © lightwavemedia, Fotolia

Bei fortgeschrittener Arthrose des Hüftgelenks kann die Hüftprothese am erfolgreichsten die Mobilität des Patienten im Alltag erhalten. Neben der gut geplanten Operation ist die Rehabilitation eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung. Die Operation schafft die Grundlage. Eine gute Rehabilitation jedoch definiert den Erfolg der Prothese. Die Vitalität des Gewebes und die Fitness des Patienten beeinflussen die Mobilität und Beweglichkeit der Hüftprothese erheblich.

Am Ende der Operation werden Verbände angelegt und Drainagen – mit oder ohne Sog, je nach Prothesenmodell – angebracht.

Danach erfolgt das erste Röntgenbild, das der Arzt für die Nachbehandlung beurteilt. Nach der Verlegung auf die Station wird das operierte Bein mit Kissen oder in einer speziellen Schiene bequem gelagert.

Die Mobilisation erfolgt nach der individuellen Verfassung des Patienten mithilfe des Physiotherapeuten. Gehtraining und spezielle Gangschulung einschließlich Treppensteigen stehen auf dem Programm. Die stabile Hüftprothese erlaubt es Ihnen, tägliche Verrichtungen wie Waschen, Toilettengänge und Ankleiden selbstständig durchzuführen.

Wie erfolgt die Nachbehandlung?

Am Folgetag nach der Operation werden in der Regel die Drainagen entfernt. Die Verbandswechsel erfolgen täglich durch unsere Ärzte. Eine optimal eingestellte Schmerztherapie begleitet die frühe Phase nach der Implantation des künstlichen Gelenkes. Hier sind Schmerzkatheter, Schmerzmittelpumpen und verträgliche Medikamente sinnvolle Neuentwicklungen. Am Tag nach der Operation dürfen Sie zum ersten Mal aufstehen und das Implantat belasten. Nach etwa einer Woche sind die meisten Patienten in der Lage, an Unterarmgehstützen Treppen zu steigen. Die Gehstützen sollten Sie in den ersten 4 bis 6 Wochen trotz der erlaubten Vollbelastung verwenden.

Ziele der Nachbehandlung

Die intensive Rehabilitation nach der Operation soll helfen, die Muskulatur wieder aufzubauen. Die hüftumgebende, aber auch die gesamte Bein- und Rückenmuskulatur hat sich durch die oft lange Erkrankung verändert. Die Schonhaltung aufgrund der Hüftschmerzen hat ein verändertes Zusammenspiel der Muskeln notwendig gemacht. Dieses Zusammenspiel wieder zu normalisieren oder wenigstens in den bestmöglichen Zustand zu bringen ist Aufgabe der ambulanten oder stationären Rehabilitation und Physiotherapie. Der Patient kann den Prozess durch Eigentraining unterstützen.

Was ist nach der Hüftoperation zu beachten?

Wie lange Kissen zwischen den Beinen nach Hüft OP?
Der Schaft der Hüftprothese wird im Knochen verankert. Der Prothesenkopf liegt in der Prothesenpfanne. © Gelenk-Klinik
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Die Gelenkpfanne der Hüftprothese umgreift den Prothesenkopf. © Gelenk-Klinik

Je nach Operation sollte der Patient in den ersten Wochen bestimmte Bewegungen vermeiden. Es gibt – je nach Art der Implantation – eine kritische Stellung, in der sich die Prothesenkomponenten verschieben können. Dabei ist nicht die Verankerung im Knochen betroffen, sondern es besteht die Gefahr der Auskugelung des Prothesenkopfes aus der Prothesenpfanne. In der Frühphase der Nachbehandlung sind daher bestimmte Stellungen und Bewegungen zu vermeiden. Der maximalen Belastungsfähigkeit der Hüftendoprothese entspricht meist eine schonende Vollbelastung, die in den ersten Wochen unbedingt mit Unterarmgehstützen erfolgen sollte.

Mit der Zeit stabilisiert sich das Gelenk durch den Heilungsprozess und Muskelaufbau. Ein Auskugeln kommt dann in der Regel nicht mehr vor. Schlafen auf der operierten Seite ist frühzeitig erlaubt. Auf der Gegenseite sollten Sie in den ersten 6 Wochen nicht schlafen.

Muss ich nach der Hüftoperation mit Schmerzen rechnen?

Grundsätzlich bemühen wir uns, die Schmerzen nach der Implantation der Hüftprothese möglichst gering zu halten. Dafür setzt der Anästhesist einen Nervenblock, der 24 Stunden anhält und in der ersten Nacht nach der Operation für einen guten Schlaf sorgt. Danach ist die größte Schmerzwelle bereits überwunden und mit den üblichen Medikamenten gut zu therapieren. Bei einigen Patienten kann in den ersten 2 bis 3 Monaten ein leichtes Muskelziehen auftreten, das sich wie Muskelkater anfühlt. In der Regel sind aber nach 2 bis 4 Wochen nahezu alle Beschwerden verschwunden. Das minimalinvasive Verfahren erhält die Muskeln, wodurch es insgesamt zu deutlich weniger Schmerzen kommt als nach konventionellen Operationsmethoden. Zudem berichten die meisten Patienten, dass die starken Arthroseschmerzen bereits unmittelbar nach der Implantation des künstlichen Hüftgelenks verschwunden sind.

Darf ich mit einem künstlichen Hüftgelenk Sport machen?

Bei normalem Verlauf der Operation der Hüft-TEP (Vollprothese) und erfolgreicher Rehabilitation dürfen Sie nach einigen Monaten wieder Sport machen. Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Golf spielen oder Wandern sind geeignet, um das künstliche Hüftgelenk zu schonen. Einigen Patienten ist es sogar möglich, Sportarten wie Tennis und Skilauf wieder auszuüben. Generell können wir dies jedoch nicht empfehlen.

Der minimalinvasive hintere Zugangsweg lässt eine Operation ohne wesentliche Muskelschädigung zu. Auch die ursprüngliche Gelenkkapsel können wir nach Schleimhautentfernung erhalten. Dies alles sind Parameter, die einen hohen Aktivitätsgrad nach der Operation ermöglichen sollen.

Entsprechend den Richtlinien des deutschen Sportärztebundes sollte der Patient erst 6 Monate nach der Operation mit hüftfreundlichen Sportarten beginnen.

Ungeeignet sind generell alpiner Skisport (wenn, dann frühestens nach einem Jahr) und Skilanglauf wegen der Sturzgefahr. Zudem sollten Patienten sämtliche Wettkampfsportarten mit direktem Gegnerkontakt vermeiden.

Wie lange Kissen zwischen den Beinen nach Hüft OP?
Gelenkschonende Sportarten wie Radfahren mobilisieren das Hüftgelenk und stärken die Muskulatur. © Wayhome Studio, Fotolia

Darf ich mit künstlichem Hüftgelenk Auto fahren?

Auto sollten Sie erst nach etwa sechs Wochen nach Implantation der Hüftprothese wieder selbst fahren. Mitfahren können Sie allerdings bereits deutlich früher.

Wie lange bin ich nach der Hüftoperation arbeitsunfähig?

Die Arbeitsfähigkeit ist natürlich vom Beruf abhängig. Viele Patienten mit einem stehenden oder gehenden Beruf kehren nach etwa 12 Wochen wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Bei anderen Berufen ist auch eine frühere Rückkehr möglich.

Wie lange dauert die Gewöhnung an ein künstliches Hüftgelenk?

Die Gewöhnungsphase kann mehr als ein Jahr andauern. In dieser Phase berichten manche Patienten über leichte Wetterfühligkeit im neuen Gelenk. Leises Klacken oder andere Empfindungen im Hüftgelenk können wahrgenommen werden.

Wie lange hält die Hüftprothese?

Eine Hüftendoprothese hält in der Regel 15 Jahre oder länger. Mitentscheidende Faktoren sind:

  • körperliche Beanspruchung
  • Knochenbeschaffenheit
  • Material und Design der Prothese

Zusatzinformationen zur Hüft-TEP

Weitere Informationen zum Implantatdesign und -material finden Sie hier:

Hüft-TEP Design und Material

Weiterführende Informationen zum Operationsablauf und zur Befestigung der Prothese finden Sie hier:

Befestigung der Hüftprothese: einwachsende und zementierte Hüft-TEP

Literaturangaben zur Hüftprothese
  • Engelhardt, L. V. B. V. (2010). Indikationen, Nachbehandlung, Sport. MMW-Fortschritte der Medizin, 152(43), 33–35.
  • Holinka, J. (2018). Wandel in der rheumatischen Hüftchirurgie. Zeitschrift für Rheumatologie, 77(10), 896–898.
  • Nöth, U., Nedopil, A., Holzapfel, B. M., Koppmair, M., Rolf, O., Goebel, S., ... & Rudert, M. (2012). Der minimal-invasive anteriore Zugang. Der Orthopäde, 41(5), 390–398.
  • Seyfert, C. (2012). Minimalinvasive Hüftoperationen beim Rheumatiker – bereits eine echte Alternative? Arthritis und Rheuma, 32(05), 306–309.
  • Vavken, P., Kotz, R., & Dorotka, R. (2007). Der minimalinvasive Hüftersatz-eine Metaanalyse. Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie, 145(02), 152–156.
  • Wimmer, M. D., Majewski, M., Pagenstert, G., Valderrabano, V., & Nowakowski, A. M. (2012). Sport nach Hüft-und Kniegelenksendoprothetik. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie, 60(2), 80.