Ab wann nach der zweiten impfung ist man immun

Der Begriff „Herdenimmunität“ bzw. „Gemeinschaftsschutz“ wird in zweierlei Hinsicht benutzt:

Im herkömmlichen Sinne beschreibt Gemeinschaftsschutz das Phänomen, dass bei hoher Impfquote die Transmission, also die Weitergabe und Verbreitung eines Erregers in der Bevölkerung reduziert wird und damit auch ungeschützte Personen ein geringeres Risiko für eine Infektion haben. Dieser Effekt kann bereits bei moderaten Impfquoten auftreten und mit steigenden Impfquoten an Intensität zunehmen. In Israel konnte beobachtet werden, dass sich mit jedem Anstieg der COVID-19-Impfquote um 20% in der Bevölkerung ab 18 Jahre die Wahrscheinlichkeit einer COVID-19-Diagnostik unter ungeimpften Kindern halbierte. Dieses Phänomen wird als Gemeinschaftsschutz bezeichnet.

Der Begriff wird jedoch häufig auch gleichgesetzt mit einer Impfquoten-Schwelle, ab der die Transmission so weit reduziert wird, dass die Virustransmission nicht nur reduziert, sondern komplett zum Erliegen kommt und der Erreger in einer Bevölkerung eliminiert wird. Daher ist es bei Gebrauch des Begriffs wichtig zu erklären, in welchem Sinne dieser benutzt wird.

Welche Faktoren beeinflussen die Virusübertragung?

Die Transmission von Infektionserregern und die sie beeinflussenden Faktoren können mit dem Konzept der effektiven Reproduktionszahl (R-Wert) beschrieben werden. Der R-Wert beschreibt die Anzahl von Personen, die im Durchschnitt von einer infizierten Person angesteckt werden.

Der R-Wert kann abgeleitet werden von der sog. „Secondary Attack Rate“. Diese beschreibt den Anteil an Personen, die sich nach dem Kontakt mit einer infizierten Person selbst infizieren. Dazu ein Beispiel: Die „Secondary Attack Rate“ des Virus beträgt 50% und die Anzahl an Kontakten der infizierten Person beläuft sich auf 10. So ergibt sich ein R-Wert von 5. Das heißt, die infizierte Person steckt im Durchschnitt 5 weitere Personen an.

Mehrere Faktoren beeinflussen die effektive Reproduktionszahl (R-Wert):

  1. Die Basisreproduktionszahl (R0) des Erregers:
    Die Basisreproduktionszahl charakterisiert die Wahrscheinlichkeit des Erregers bei einer komplett empfänglichen Population übertragen zu werden. Neue Virusvarianten (z.B. die Delta-Variante) haben per se eine höhere Kapazität übertragen zu werden.
  2. Kontaktverhalten der Bevölkerung:
    Je mehr Personen ein:e Infizierte:r trifft, desto mehr kann diese:r anstecken. Und ob diese Kontakte in einem eher geschlossenen Personenkreis stattfinden, oder ob diese Kontakte wiederum selber viele andere Kontakte haben (Mischung der Bevölkerung).
  3. Die Immunität bzw. Empfänglichkeit in der Bevölkerung:
    Je mehr Personen gegen das Virus immun sind, desto weniger Menschen können von einer infizierten Person angesteckt werden. Angenommen 6 der 10 Kontakte aus dem Beispiel oben besitzen eine Immunität, so kann das Virus nur noch an 4 Personen weitergegeben werden. Für eine „Secondary Attack Rate“ von weiterhin 50% bedeutet das einen R-Wert von 2. Das heißt, eine infizierte Person steckt im Durchschnitt nur noch 2 weitere Personen an.

Welche Faktoren beeinflussen die Immunität?

Immunität kann man durch die Erkrankung selbst und durch eine Impfung erlangen. Dabei ist auch relevant:

a) Dauer der Immunität: Eine erlangte Immunität durch Erkrankung oder Impfung kann im Laufe der Zeit abschwächen. Folglich kann sich die Anzahl von Personen, die sich infizieren können, wieder erhöhen. Beobachtungsstudien, in denen der Verlauf der Impfeffektivität der COVID-19-Impfstoffe über die Zeit unter Zirkulation der Delta-Variante untersucht wurden, zeigen, dass es über einen Zeitraum 4-6 Monaten nach Abschluss der Grundimmunisierung zu einem leichten Rückgang der Wirksamkeit gegen schwere COVID-19-Erkrankung (Hospitalisierung) kommt. Der Rückgang der Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen jeglicher Schwere ist hingegen ausgeprägter.

b) Wirksamkeit der Impfung: Je besser eine Impfung wirkt, desto höher ist der Anteil der tatsächlich immunen Personen unter den Geimpften. Die Wirksamkeit einer Impfung kann auch variieren in Bezug auf den Schutz vor verschiedenen „Endpunkten“, d.h. Schutz vor schweren / tödlichen Verläufen, Schutz vor moderater Erkrankung, Schutz vor asymptomatischer Infektion oder Verhinderung einer Transmission.

c) Sog. „Immune Escape Varianten“: Das SARS-CoV-2 verändert sich fortlaufend. Dabei kann es nicht nur zu einer veränderten Übertragungsfähigkeit (R0) kommen, sondern auch zu einer Verminderung in der Impfstoffwirksamkeit. Die verfügbaren COVID-19 Impfstoffe schützen sehr gut vor den derzeit in Deutschland zirkulierenden Virusvarianten (inkl. der Delta-Variante), daher spricht man hier noch nicht von Immune Escape Varianten. In Bezug auf den Schutz vor asymptomatischen oder milden Krankheitsverläufen scheinen die Impfstoffe jedoch etwas weniger gut bei den neuen Virusvarianten zu wirken, was sich wiederum auf den R-Wert auswirken kann.

d) Impfstoffzulassung bzw. Impfempfehlung: Seit dem 25.11.2021 ist der Impfstoff Comirnaty von BioNTech/Pfizer auch für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren zugelassen. Dadurch hat eine vergleichsweise große Bevölkerungsgruppe jetzt die Möglichkeit zu einer vorsorglichen Immunisierung mit einem Impfstoff.

Bedeutung aus Public Health Sicht:

Von Herdenimmunität spricht man, wenn einzelne, nicht immune Individuen in einer Gemeinschaft („Herde“) durch die Immunität der anderen Individuen in der gleichen Gemeinschaft indirekt geschützt sind. Deshalb empfiehlt sich auch die Bezeichnung: Gemeinschaftsschutz.

Bereits ab der ersten geimpften Person ist theoretisch ein indirekter Effekt beobachtbar, da die Ansteckungsgefahr durch diese Person bereits reduziert ist und dadurch Menschen in der Umgebung (z.B. im Haushalt) indirekt ein geringeres Infektionsrisiko haben. Auf der Bevölkerungsebene greifen indirekte Effekte in das Infektionsgeschehen aber erst merklich ein, wenn eine große Zahl an Geimpften nicht mehr als Überträger oder empfängliche Person in Frage kommen.

Das Ausmaß des Gemeinschaftsschutzes baut sich mit steigenden Impfquoten kontinuierlich auf. Aus Public Health Sicht ist es wünschenswert, eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen. Dadurch ist nicht nur ein Maximum an Personen direkt geschützt, sondern es werden auch indirekt solche geschützt, die selber nicht geimpft werden können. Eine hohe Impfquote trägt auch dazu bei, den R-Wert unter 1 zu senken und somit ein exponentielles Wachstum von Infektionen bzw. größere Ausbrüche zu verhindern.

Ob bei den o.g. Aspekten, die einen Einfluss auf die effektive Reproduktionszahl (R-Wert) haben, ein Schwellenwert für die Elimination von COVID-19 realistisch ist, ist aktuell eher fraglich. Es wird vielmehr erwartet, dass die aktuellen oder neue Virus-Varianten in Zukunft noch weitere, mehr oder weniger stark ausgeprägte Infektionswellen verursachen werden. Das heißt, es ist nicht davon auszugehen, dass der SARS-CoV-2 Erreger wieder verschwindet, sondern endemisch weiter zirkuliert. Auch wenn eine Eliminierung des Virus nicht realistisch erscheint, tragen Impfungen wesentlich dazu bei, die Übertragung einzudämmen. Das ist essentiell, um die Erkrankung so zu kontrollieren, dass größere Ausbrüche verhindert werden und das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.

Stand: 21.12.2021

Damit Ihr Immunsystem einen Schutz gegen SARS-CoV-2 aufbauen kann, ist eine Grundimmunisierung mit 2 Impfungen im Abstand von 3 Wochen erforderlich.
 

1. Impfung

Ihr Immunsystem beginnt nach der 1. Impfung, Abwehrkräfte gegen eine SARS-CoV-2-Infektion aufzubauen. Bitte vereinbaren Sie den 2. Impftermin direkt in Zusammenhang mit der Erstimpfung, damit die Folgeimpfung 3 Wochen danach stattfinden kann. Weitere Informationen erhalten Sie von Ihrem/Ihrer Ärzt:in.
 

2. Impfung

Erst nach der 2. Impfung werden große Mengen Antikörper und Gedächtniszellen gebildet, die für einen länger anhaltenden Immunschutz gegen eine SARS-CoV-2-Infektion sorgen und schweren Verläufen von COVID-19 vorbeugen können.

Der volle Impfschutz gegen COVID-19 tritt etwa 14 Tage nach einer vollständigen Impfserie ein – das heißt bei den Impfstoffen Comirnaty® von BioNTech/Pfizer, Spikevax® (Vaccine Moderna) von Moderna und Janssen® von Johnson & Johnson und 2. Impfung mit mRNA-Impfstoff nach der zweiten Impfdosis.

Besonderheiten bei Janssen® von Johnson & Johnson:

Personen, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft werden bzw. wurden, gelten nicht mehr nach einer einzelnen Impfdosis als vollständig geimpft. Aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante und dem nur moderaten Schutz, den der Impfstoff nach einer Impfstoffdosis vor milden wie auch schweren Verläufen bietet, ist für die Grundimmunisierung eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nötig. Der Abstand zur ersten Impfung soll mindestens vier Wochen betragen. Eine dritte Dosis (Booster-Impfung) sollte im Abstand von mindestens 3 Monaten zur 2. Impfstoffdosis ebenfalls mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Um als geboostert im Sinne der 2G-Plus-Regelung zu gelten, sind daher nun auch bei Impfungen mit Johnson & Johnson drei Impfungen notwendig.

Trotzdem ist eine Infektion auch nach der Impfung nicht ausgeschlossen. Mehr dazu lesen Sie in der FAQ „Warum erkranken manche Menschen trotz Corona-Schutzimpfung an COVID-19?“.

Bitte beachten Sie die Verhaltensregeln, die in der AHA+L+A-Formel zusammengefasst sind: Abstand halten (mindestens 1,5 Meter), Hygieneregeln beachten (Husten und Niesen in die Armbeuge oder ein Papiertaschentuch sowie gründliches Händewaschen) und im Alltag Maske tragen.