Wie lange ist man nach der Regel unfruchtbar?

Bestimmte Körpersignale geben Informationen über die zyklischen Abläufe im weiblichen Körper. So steigt nach dem Eisprung die Temperatur etwas an. Auch das Scheidensekret ändert sich. Frauen können lernen, sich selbst zu beobachten und Schlüsse zu ziehen.

Von: Justina Schreiber

Stand: 15.11.2017

Wie lange ist man nach der Regel unfruchtbar?

Bild: picture-alliance/dpa

Früher empfahl man Frauen, mithilfe eines Menstruationskalenders die unfruchtbaren Tage zu errechnen, nach dem Motto: 14 Tag nach Einsetzen der Periode findet der Eisprung statt. Dies gilt heute als viel zu unsicher. Die Kombination aus zwei Körperzeichen liefert eine wesentlich bessere Vorhersage der unfruchtbaren Tage:

Der Zervixschleim ist ein Sekret, das aus dem Gebärmutterhals in die Scheide fließt. Er verändert sich im Laufe des Zyklus. So verflüssigt er sich zu Beginn der fruchtbaren Tage wegen des zunehmenden Östrogenspiegels. Je mehr Schleim fühl- und sichtbar wird, umso wahrscheinlicher ist der Eisprung. Da die Eizelle aber bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig ist, sollte auch noch zwei bis drei Tage nach Nachlassen des Sekrets Vorsicht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr geboten sein.

Während der fruchtbaren Tage verändert sich auch die Körpertemperatur. Sie steigt unter dem Einfluss des Progesterons, das nach dem Eisprung freigesetzt wird. Ab dem dritten Tag mit leicht erhöhter Körpertemperatur beginnen die unfruchtbaren Tage. Bis zur nächsten Regelblutung kann eine Frau nun nicht mehr schwanger werden.

  • Die Frau muss jeden Morgen immer zur gleichen Uhrzeit (vor dem Aufstehen) jeweils an der gleichen Stelle (Mund, Scheide oder After) ihre Körpertemperatur messen. Die Temperatur ist in der ersten Zyklushälfte – vom Beginn der Monatsblutung bis zum Eisprung – etwas niedriger als in der zweiten Zyklushälfte. Nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur leicht. Bis zur nächsten Monatsblutung bleibt sie erhöht.
  • Faustregel: Wenn die Temperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen höher ist als an den sechs vorangegangenen, hat wohl der Eisprung stattgefunden. Ab dem dritten Tag nach dem Eisprung gilt das Ei als nicht mehr befruchtungsfähig.
  • Die Frau muss regelmäßig ihren Zervixschleim prüfen. Zum Zeitpunkt des Eisprungs ist er klebrig und zwischen den Fingern spinnbar.
  • Vorsicht: Die fruchtbaren Tage des Zyklus lassen sich mit dieser Methode erst nachträglich eindeutig bestimmen. Bei Geschlechtsverkehr vor dem Eisprung sind zusätzlich z. B. mechanische Verhütungsmittel zu empfehlen!

Die Kombination aus Körper beobachten, Temperatur messen und Kalender führen schafft eine der Pille vergleichbare Verhütungssicherheit. Allerdings nur, wenn in der fruchtbaren Zeit auch wirklich Enthaltsamkeit geübt wird oder auf Barrieremethoden (Kondom oder Diaphragma) zurückgegriffen wird.

"Hier schummeln die Frauen gerne und sagen: Ach, es wird schon nichts passieren. Und prompt passiert es. Deshalb hat die sogenannte Gebrauchssicherheit der natürlichen Verhütungsmethode nur einen Pearl-Index von 2,3. Sexualität ist eben immer auch mit Spontanität und Lust verknüpft. Darin liegt das Risiko dieser Methode."

Helga Schwarz, pro familia

Es gibt Verhütungscomputer, die Frauen bei der natürlichen Verhütung unterstützen können. Abgesehen davon, dass sie teils mehrere hundert Euro kosten, erhöhen sie die Verhütungssicherheit aber nicht. Im Gegenteil: Wer sich auf Geräte oder Apps verlässt, beobachtet sich selbst möglicherweise weniger genau.

Im normalen Monatszyklus einer Frau gibt es unfruchtbare und fruchtbare Phasen. Mithilfe der symptothermalen Methode lassen sich die fruchtbaren Tage im Zyklus erkennen.

Bei der symptothermalen Methode misst die Frau jeden Morgen vor dem Aufstehen ihre Aufwachtemperatur (Basaltemperatur) und untersucht in den Tagen um den Eisprung die Beschaffenheit des Zervixschleims. Die Kombination der Schleimbeobachtung mit der Messung der Basaltemperatur kann recht zuverlässig anzeigen, wann die Frau einen Eisprung hat. Durch die zusätzliche Beobachtung des Gebärmutterhalses oder des Muttermunds kann die Sicherheit der zeitlichen Bestimmung des Eisprungs noch erhöht werden. Die Messwerte und Beobachtungen werden zusammen in einer Tabelle notiert.

Wie lange ist man nach der Regel unfruchtbar?
© BZgA

Die Aufwachtemperatur entspricht in der ersten Zyklushälfte, also vom Beginn der Monatsblutung bis zum Eisprung, der normalen Körpertemperatur von etwa 36,5 Grad Celsius. Nach dem Eisprung steigt sie um mindestens zwei Zehntel Grad Celsius an und bleibt bis zur nächsten Monatsblutung so hoch. Gemessen wird morgens direkt nach dem Aufwachen, noch vor dem Aufstehen. Vor dem Messen sollte die Frau zumindest eine, besser einige Stunden geschlafen haben.

Die Messung wird mindestens drei Minuten lang und am besten in der Vagina oder im After durchgeführt. Wichtig ist, dass innerhalb eines Zyklus immer an der gleichen Stelle und in etwa zur gleichen Zeit gemessen wird. Normalerweise genügt ein einfaches Thermometer. Wer ein Digitalthermometer benutzen möchte, muss darauf achten, dass es zwei Nachkommastellen besitzt und die Batterie voll ist. Auch mit einem digitalen Thermometer muss die Messzeit von drei Minuten eingehalten werden, denn nach dem Piepton kann sich die Temperatur noch verändern.

Der Schleim, der im Gebärmutterhals gebildet wird und am Scheideneingang zu fühlen und zu sehen ist, verändert sich im Laufe des Zyklus. Zu Beginn des Zyklus fühlt sich der Scheideneingang meist trocken an. Der Zervixschleim ist zunächst milchig-trüb und wird in den Tagen vor dem Eisprung immer klarer. Außerdem wechselt seine Beschaffenheit von klebrig und zäh zu flüssig und fadenziehend (spinnbar wie Eiweiß).

Nimmt man etwas Schleim aus der Scheide zwischen Zeigefinger und Daumen und zieht ihn auseinander, wird deutlich, ob er klar und spinnbar ist oder noch nicht. Zum Zeitpunkt des Eisprungs wird der Schleim dann innerhalb kurzer Zeit wieder zäh und trüb oder verschwindet gänzlich.

Wie lange ist man nach der Regel unfruchtbar?
© BZgA

Wie lange ist man nach der Regel unfruchtbar?
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Temperatur- und Schleimbeobachtung werden zunächst unabhängig voneinander ausgewertet und die Ergebnisse dann verglichen. Dabei lässt sich das Ende der fruchtbaren Periode sicherer bestimmen als der Beginn. Das bedeutet auch: Wenn ein Paar einige Tage sexuell enthaltsam ist und erst am Tag des Anstiegs der Basaltemperatur Geschlechtsverkehr hat, hat es den Eisprung meist „verpasst“.

Je nachdem, ob die Temperaturerhöhung oder der flüssige Zervixschleim später auftritt, beginnt die unfruchtbare Zeit nach dem Eisprung am dritten Abend der erhöhten Temperatur oder am dritten Abend, nachdem der Schleim am flüssigsten, klarsten und spinnbarsten war. Die Temperatur muss an drei aufeinanderfolgenden Tagen höher sein als an den sechs vorangegangenen Tagen. Zudem muss die Temperatur am dritten Tag der Erhöhung mindestens zwei Zehntel Grad über dem höchsten Wert der vorherigen sechs Tage mit niedriger Temperatur liegen.

Der Beginn der fruchtbaren Tage wird anhand der Schleimbeobachtung und der Temperaturkurve aus den zwölf vorangegangenen Zyklen ermittelt. In jedem Fall beginnen sie spätestens dann, wenn der Zervixschleim sich spürbar verflüssigt. Dies prüft man am besten durch eine Fingerprobe. Liegt ein Zykluskalender der letzten zwölf Monate vor, werden vom kürzesten Zyklus 20 Tage abgezogen. Dies ergibt die durchschnittliche Anzahl der unfruchtbaren Tage am Zyklusanfang.

Die Beobachtung des Gebärmutterhalses oder des Muttermunds kann die symptothermale Methode ergänzen und ihre Sicherheit erhöhen. Gebärmutterhals und Muttermund verändern sich im Laufe des Zyklus. Direkt nach der Menstruation fühlen sie sich geschlossen und fest an und ragen tief in Scheide hinein, sodass sie mit dem Finger relativ gut zu erreichen sind. In der fruchtbaren Zeit ist der Muttermund weich (wie die Lippen) und leicht geöffnet. Außerdem verlagern sich Muttermund und Gebärmutterhals höher in die Scheide.

Durch die tägliche Selbstuntersuchung mit dem Finger lassen sich diese Veränderungen ertasten und so der Beginn der fruchtbaren Zeit bestimmen. Drei Tage danach beginnen die unfruchtbaren Tage mit geschlossenem, hartem Muttermund.

Als alleinige Methode zur Bestimmung der fruchtbaren Zeit ist die Beobachtung von Gebärmutterhals und Muttermund jedoch nicht ausreichend. Sie dient als zusätzliche Kontrolle, wenn der Zervixschleim nicht ausreicht, um zusammen mit der Temperaturmessung eine verlässliche Zyklusauswertung vornehmen zu können.

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 08.09.2016