Wie lange dauert es bis sich Gebärmutterhalskrebs entwickelt

 

Die Ursachen für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sind noch nicht endgültig geklärt. Man kennt jedoch einige Faktoren, die das Risiko einer Krebserkrankung des Gebärmutterhalses erhöhen.

Als mit Abstand wichtigster Risikofaktor gilt die Infektion mit bestimmten humanen Papillomviren (HPV). Humane Papillomaviren umfassen eine große Gruppe verschiedener Typen. Einige verursachen auch Warzen an der Haut und im Genitalbereich und werden unter anderem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Allerdings erkranken nur etwa drei Prozent der Frauen, die mit Papillomviren infiziert sind, tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs.

Die humanen Papillomviren (HPV) bilden eine Gruppe von DNA-Viren, zu der etwa 200 verschiedene Typen gehören. Sie befallen die Haut oder Schleimhaut und verursachen in den infizierten Zellen ein unkontrolliertes tumorartiges Wachstum. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um gutartige Tumoren in Form von Warzen.

Einige der Virustypen können bei Frauen im Bereich des Gebärmutterhalses (Zervix), der Scheide (Vagina) und der Schamlippen (Vulva) sowie bei Männern im Bereich des Penis auch bösartige Tumoren bzw. deren Vorstufen verursachen. Vor allem die HPV-Typen 16 und 18 scheinen besonders oft an der Entstehung von Krebs im Genitalbereich beteiligt zu sein. So wird davon ausgegangen, dass mehr als 70% der bösartigen Tumoren des Gebärmutterhalses durch HPV 16 und 18 verursacht werden.

Wie lange dauert es bis sich Gebärmutterhalskrebs entwickelt
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Durch kleinste Verletzungen der Schleimhaut gelangen die Viren in tiefere Zellschichten und infizieren dort die so genannten Basalzellen. Nach einer Art Ruhephase vermehren sich die Viren und kommen zurück an die Schleimhautoberfläche, wo sie weitere Zellen infizieren. Zu diesem Zeitpunkt besteht hohe Ansteckungsgefahr für den Geschlechtspartner. Eine Infektion heilt meist nach ein bis zwei Jahren ab. Es können jedoch auch dauerhafte Zellveränderungen entstehen, aus denen sich manchmal Krebsvorstufen und letztlich bösartige Tumoren entwickeln können. Die Infektion bzw. bereits bestehende Zellveränderungen kann der Arzt über einen so genannten Pap-Test, eine Gewebebiopsie oder einen HPV-Test feststellen.

Bis zur Entstehung einer hochgradigen Zellveränderung vergehen ab der Infektion ungefähr fünf bis sieben Jahre. In diesem Zeitraum ist eine Heilung – insbesondere bei nur geringfügigen Zellveränderungen, intakter Immunabwehr und jüngeren Patientinnen unter 35 Jahren – jederzeit möglich. Bei bereits hochgradigen Krebsvorstufen (Carcinoma in situ/CIN 3/HSIL) ist die spontane Heilung eher unwahrscheinlich.

Sobald es veränderten Zellen gelingt, die Basalmembran zu durchbrechen und in tiefer liegendes Gewebe vorzudringen, spricht man von einem invasiven Karzinom. Bis zu diesem Zeitpunkt vergehen durchschnittlich 10 bis 15 Jahre ab Infektion (siehe Abbildung). Hinweis: Ansteckungsgefahr für den Geschlechtspartner besteht insbesondere kurz nach der Infektion mit HPV. Hat der Arzt bei Ihnen Zellveränderungen (Dysplasien) festgestellt, sind Sie nicht mehr ansteckend, da die Viren in diesem Stadium die Fähigkeit zur Vermehrung bereits verloren haben!

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 4.610 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Seit der Abstrich von Zellen des Gebärmutterhalses (Pap-Test) zum Angebot der gesetzlichen Krebsfrüherkennung gehört, konnten die Häufigkeit der Entwicklung von Krebs aus den Vorstufen sowie die Sterblichkeit nachweislich gesenkt werden. Dennoch sterben nach wie vor jedes Jahr rund 1.600 Frauen an der Erkrankung. Ist die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose bereits fortgeschritten und hat sich schon über das Organ hinaus ausgebreitet, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate seit Jahrzehnten nahezu unverändert bei im Mittel 69%.

Als entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs gilt die Infektion mit krebsauslösenden HP-Viren. Kondome bieten nachweislich keinen ausreichenden Infektionsschutz. Die Einführung einer Impfung gegen die krebsauslösenden Viren bietet zum ersten Mal die Möglichkeit, effektiv einer Infektion mit HPV vorzubeugen.

(yia/red)

Quellen:

[1] Leitlinienprogramm Onkologie (Herausgeber), S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, September 2014
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-033OLk_S3_Zervixkarzinom_2014-10.pdf

 [2] Deutsche Krebsgesellschaft, dkg-web.gmbh (Herausgeber), Patientenratgeber gynäkologische Onkologie, 2. Auflage, 2016

[3] S3-Leitlinie zur Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien (2013). http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/082-002l_Impfpr%C3%A4vention_HPV_assoziierter_Neoplasien_2013-12.pdf

Fachliche Beratung:
Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Universitätsfrauenklinik Erlangen
Dr. Martin Koch, Universitätsfrauenklinik Erlangen
Prof. Peter Hillemanns, Universitätsfrauenklinik Hannover

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Wer sich rechtzeitig vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen HP-Viren impfen lässt, kann sich vor Gebärmutterhalskrebs und weiteren Erkrankungen schützen. In unserem Schwerpunktthema erfahren Sie u. a. wie gefährlich HPV-Infektionen sind, für wen die Impfung geeignet ist und welche Impfstoffe zur Verfügung stehen.

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Themen:

  • Gebärmutterhalskrebs
  • Gynäkologische Tumoren
  • Prävention

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Humane Papillomviren (HPV) können eine Reihe von Krankheiten verursachen – unter anderem auch Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses. Eine HPV-Infektion lässt sich durch eine Impfung leicht verhindern. Wir erläutern, für wen eine Impfung sinnvoll ist.

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  • Gebärmutterhalskrebs
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  • Gynäkologische Tumoren
  • Lebensstil
  • Risikofaktor

Zuletzt aufgerufen am: 04.04.2022 18:10

Der PAP-Abstrich ist Teil jeder Routine-Untersuchung beim Frauenarzt und wird auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl durchgeführt. Mit Hilfe eines Spekulums dehnt der Gynäkologe die Scheide etwas auseinander. Anschließend entnimmt er mit einem Wattetupfer oberflächliches Zellgewebe vom Muttermund und vom Gebärmutterhalskanal. Im Anschluss wird in einem Labor untersucht, ob Zellveränderungen vorliegen. Solche Veränderungen im Zellgewebe sind Hinweise auf eine Entzündung oder eine Krebserkrankung bzw. deren Vorstufen.

Die Testergebnisse werden dabei in Befundgruppen eingeteilt. Der PAP-Test ist die erfolgreichste Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs.

 

Das Ergebnis des PAP-Abstrichs

BEFUND

BEDEUTUNG

WEITERES VORGEHEN

PAP I

Keine Auffälligkeiten, diesen Befund haben meist nur sehr junge Mädchen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatten.

Erneute Untersuchung in den nächsten 12 Monaten.

PAP II

Merkmale einer entzündlichen Zellveränderung wurden festgestellt, sie sind jedoch nicht verdächtig. Auslöser ist meist ein Befall mit Bakterien, Viren oder Pilzen.

Dies ist der "normale" Befund sexuell aktiver Frauen.

Erneute Untersuchung in den nächsten 12 Monaten.

PAP III

Stärkere entzündliche oder verdächtige Zellveränderungen liegen vor. Eine sichere Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Zellen ist nicht möglich.

Möglicherweise sind die Ursachen für die Zellveränderung Krebsvorstufen.

Nach 3 Monaten sollte erneut ein PAP-Abstrich gemacht werden.

PAP IIID

Das D steht für Dysplasie, d.h. es liegt eine leichte bis mäßige Zellveränderung vor.

Viele Frauen erhalten diesen Befund. Meist bilden sich die Zellveränderungen von selbst zurück.

Erneuter PAP-Abstrich nach 3 Monaten.

PAP IV

Es liegen schwere Zellveränderungen vor. Es könnte sich dabei um Krebsvorstufen oder Krebs im Frühstadium handeln.

Durchführung einer Konisation (Entnahme von krankhaftem Gewebe am Gebärmutterhals) zur weiteren Klärung des Befunds.

PAP V

Die Zellen eines bösartigen Tumors sind im Abstrich nachweisbar. Dieser Befund bedeutet Gebärmutterhalskrebs.

Einleitung der Therapie

Die Ergebnisse PAP II, III und IIID bedeuten keinesfalls, dass Sie an Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind. Es besteht aber die Möglichkeit, dass sich Krebsvorstufen entwickeln können. Regelmäßige Folgeuntersuchungen machen es möglich, die Entwicklung der Zellveränderungen zu beobachten. Gegebenenfalls kann so rechtzeitig mit einer Therapie begonnen werden. In vielen Fällen bilden sich die Zellveränderungen aber von selbst zurück und eine Therapie ist nicht nötig. Bei wiederholt auffälligen Befunden erfolgt eine weitere Abklärung z.B. durch eine Kolposkopie oder einen HPV-Test.

PAP IV bedeutet, dass bereits schwere Zellveränderungen vorgefunden wurden, bei denen es sich eventuell um Krebsvorstufen handeln könnte. Mit weiteren Untersuchungen (Konisation) wird die Ursache für den erhöhten PAP-Wert festgestellt.

PAP V bedeutet, dass Gebärmutterhalskrebs vorliegt. Da sich der Gebärmutterhalskrebs aber sehr langsam entwickelt, ist ein solcher Befund nur selten. Meist wird schon frühzeitig erkannt, wenn sich ein Karzinom entwickelt und entsprechende Behandlungen eingeleitet. Ein regelmäßiger Besuch beim Gynäkologen (etwa 1 bis 2 Mal pro Jahr) ist hierfür Grundvoraussetzung.