Wer hat Angst vorm schwarzen Mann verboten

Rassismus-Vorwurf

Das Kinderspiel «Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?» soll aus den Walliser Schulen verschwinden. Grund: Ein Elternpaar findet das Spiel rassistisch. Die Walliser Schulbehörde denkt über einen neuen Namen nach.

Aktualisiert14. Juni 2013, 15:18

In Walliser Schulen sollen Kinder nicht mehr vom «schwarzen Mann» in der Turnhalle umhergejagt werden. Ein Walliser und seine afroamerikanische Frau wollen das Kinderspiel aus der Schule verbannen, weil es rassistisch sei. «Wenn das Spiel ‹Wer hat Angst vor Juden oder Homosexuellen?› heissen würde, wie würden dann die Leute reagieren?», so der Walliser gegenüber der «Tribune de Genève». Weil ihr Sohn im Jahr 2010 im Unterricht am Spiel teilnehmen musste, beschwerten sich die Eltern aus Monthey VS bei der Walliser Bildungsdirektion. Diese will das Spiel aber auch in Zukunft nicht verbieten – hat aber einen neuen Namen vorgeschlagen: «Wer hat Angst vor dem Wolf?».

Georg Kreis, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Rassismus, sieht dafür jedoch keinen Grund. «Ein Verbot für die Bezeichnung ‹schwarzer Mann› halte ich nicht für richtig. Die Bemühungen wären am falschen Ort, denn es gibt gravierendere Probleme im Bereich Rassismus, die zuerst bekämpft werden sollten.»

Tatsächlich ist der Ursprung des «schwarzen Mannes» nicht rassistisch. Laut dem Liederforscher Franz Magnus Böhme (1897) ist das Spiel ein Überbleibsel der Pest- und Totentänze. Der «schwarze Mann» war dabei ein Symbol für die Verbreitung der Pest und des Todes.

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Das Kinderspiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" ist ein beliebtes Laufspiel, welches in Sportunterrichten und Jugendfreizeiten großen Anklang findet. In diesem Artikel erklären wir die Spielregeln und die Herkunft des Spiels.

Das beliebte Kinderspiel ist deutschen Ursprungs.

  • Das Spiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" ist auch unter dem Namen "Wer fürchtet sich vor dem schwarzen Mann" bekannt.
  • Um rassistische Anspielungen auszuschließen, wird die Hauptfigur des Spiels auch manchmal als "Weißer Hai" bezeichnet oder das Adjektiv "schwarz" gegen "böse" oder "blöd" ausgetauscht.
  • Bei dem Spiel handelt es sich um ein Fangspiel für Kinder, welches fast keine Vorbereitung und kein Material benötigt. Die Spieldauer beträgt lediglich wenige Minuten pro Runde.
  • Bis heute ist ungeklärt, ob das Spiel eventuell einen realen Hintergrund hat. Mit Schreckfiguren wie dem schwarzen Mann wurde unartigen Kindern Angst gemacht.

Ein Schornsteinfeger stand möglicherweise Pate für das Spiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann"(Bild: Pixabay)

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann verboten

Die Regeln sehen wie folgt aus:

  • Das Spiel sollte mindestens acht Spieler haben und ein Spielfeld, das eine große ebene Fläche mit einer Spielfeldbegrenzung hat, zum Beispiel eine Linie oder eine Mauer.
  • Es gibt einen Fänger, der auch als "Schwarzer Mann" bezeichnet wird. Dieser Spieler steht an dem einen, die restlichen Spieler am anderen Ende des Spielfeldes.
  • Nun findet eine Art Dialog zwischen den Spielparteien statt. Der schwarze Mann ruft "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?", die anderen Spieler antworten mit dem Wort "Niemand." Nun ruft der schwarze Mann "Und wenn er kommt?" Die restlichen Spieler antworten mit "Dann laufen wir."
  • Beide Spielparteien laufen jetzt zur entgegengesetzten Spielfeldseite, bis sie die Spielfeldbegrenzung erreichen. Der schwarze Mann versucht dabei, möglichst viele Spieler anzutippen und sie so zu fangen.
  • Die Spieler, die gefangen wurden, sind nun ebenfalls schwarze Männer und helfen in der nächsten Runde beim Fangen.
  • Spieler, die nicht gefangen wurden und die Spielfeldgrenze erreicht haben, haben diese Spielrunde überstanden.
  • Der Spieler, der als Letztes gefangen wurde, hat das Spiel gewonnen und ist in der nächsten Runde der schwarze Mann.

Die Herkunft des Spiels ist bis heute ungeklärt.

  • Die Assoziation mit dem "schwarzen Mann" könnte von der Kinderschreckfigur mit demselben Namen stammen. Diese Figur ist, je nach Region Deutschlands, entweder eine schattenhafte schwarze Figur, ein Mann in schwarzer Kleidung oder ein Mann mit schwarzer Hautfarbe. Hierbei handelt es sich aber nicht um dunkelhäutige Personen, sondern um Personen, deren Haut schwarz verfärbt wurde, wie zum Beispiel bei Schornsteinfegern.
  • Möglich wäre auch eine Anspielung auf die Pest aus der Zeit des Mittelalters. Diese wurde auch als "Schwarzer Tod" bezeichnet und hat viele Menschen infiziert und getötet. Diese Ansteckung wäre genau dasselbe Prinzip wie das des Spiels.
  • Eine andere Herkunft könnte der Berg "Schwarzer Mann" sein, welcher in der Eifel liegt. Das Spiel soll bei Bunkerarbeiten im besagten Berg entstanden sein.

Wenn Sie noch mehr Kinderspiele suchen - wir haben Ihnen in diesem Artikel die besten Spiele für Kinder zusammengestellt.

Stand: 30.08.2021 14:43 Uhr

"Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?" Für etliche Menschen hierzulande gehörte dieses Spiel ganz selbstverständlich zum Schulsport. Heute steht es unter Rassismusverdacht. Der äthiopisch-deutsche Autor Asfa-Wossen Asserate hat das verdächtige Spiel als Namenspaten für sein neues Buch auserkoren.

Herr Asserate, Sie selbst schreiben, wenn sie zum Beispiel rassistische Bezeichnungen zitieren, sowohl M- wie N-Wort aus. Wie beobachten Sie diese Debatte über diskriminierende Sprache?

Asfa-Wossen Asserate: Natürlich ist es auf der einen Seite großartig, dass wir das thematisiert haben. Natürlich gibt es Rassismus in Deutschland und in Europa, und wir müssen noch einen großen Weg gehen, um diesen Rassismus vollkommen ad acta zu legen. Aber ich bin der Meinung, dass man diese Debatte manchmal übertrieben hat und dass wir die wirklichen Probleme, die wir haben, links liegen gelassen und uns mit Marginalien befasst haben. Ich jedenfalls möchte nicht weiter über vermeintlich richtige oder falsche Begriffe und Haltungen diskutieren. Ich möchte lieber konstruktive Debatten darüber führen, wie wir wieder zusammenkommen können.

Sie möchten die polarisierten Lager wieder miteinander ins Gespräch bringen. Auf jeden Fall eine hehre Idee. Welchen Beitrag kann ein Sachbuch wie Ihres hier leisten?

Asserate: Dass man auch mal die Debatte von dieser Seite sieht und sich fragt: Haben wir es doch übertrieben? Müssen wir alles Konstruktive links liegen? Können wir doch nicht sachlich werden und wie können wir die großen Debatten über Kolonialismus, über Sklaverei, die eine sehr große Rolle spielen - auch in meinem Buch -, in das 21. Jahrhundert transportieren und Lösungen dafür suchen?

Die Debatte um den Umgang mit unserem kolonialen Erbe hat in der jüngeren Vergangenheit, so mein Eindruck, an Schwung gewonnen. Aber gibt es hier schon genügend politische Unterstützung in Fragen der Aufarbeitung?

Asserate: Ich glaube, ja. Es wir Gott sei dank sehr viel darüber gesprochen. Wenn wir über Kolonialismus sprechen, müssen wir auf der einen Seite akzeptieren, dass es Menschen gibt, für die das ein Trauma geworden ist. Ja, in vielen afrikanischen Menschen, die hier mit uns zusammen leben, gibt es dieses Trauma namens Kolonialismus. Wir müssen zusehen, dass wir gemeinsam Lösungen dafür finden. Nie wieder Kolonialismus, nie wieder Faschismus.

Aber so, wie das einige Menschen wollen, dass man zum Beispiel Bilder herunterreißt, alles kaputtschlägt, was aus dieser Zeit kommt, und dadurch versucht, alles ungeschehen zu machen - das wird uns nicht weiterhelfen. Lasst uns darüber debattieren, lasst uns das kommentieren. Dieses Destruktive, was ich heutzutage sehe, wird unsere Probleme nicht lösen. Sehen Sie sich an, wie weit wir gekommen sind: Ein Keks-Fabrikant aus Hannover war gezwungen, seinen Keks, den es schon seit 70 Jahren gibt, umzubenennen. Dieser Keks hieß "Afrika" - können Sie mir sagen, seit wann "Afrika" eine Beleidigung ist?

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Haben Sie das Gefühl, dass solche Entscheidungen, solche Debatten eher kontraproduktiv sind?

Asserate: Genau das ist meine Meinung. Die Menschen, die wir normalerweise auf unserer Seite haben würden, werden die Nase voll haben, weil ihnen das zu weit geht, und sie bleiben dann in ihrer Apathie da, wo sie immer gewesen sind. Die wollen wir doch an uns binden. Es gibt gewisse Leute, die sich nie verändern werden, aber ich bin davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen keine Rassisten sind.

Im letzten Kapitel Ihres Buches reißen Sie die Diskussion um den systemischen Rassismus an, der nun auch Deutschland in aller Munde ist. Sehen Sie diese rassistischen Strukturen, diese institutionelle, systemische Benachteiligung nicht hier in Deutschland?

Asserate: In einigen Teilen kann man sie sehen, ich kann sie nicht leugnen. Ich bin nur nicht der Meinung, indem wir Begriffe ändern, dass wir dadurch weiterkommen. Es ist eine Frage der Identität - und warum kann es nicht Menschen mit mehreren Identitäten geben? Ich zum Beispiel bezeichne mich als einen Deutschen, aber ich bezeichne mich auch als Äthiopier. Und ich glaube, diese beiden Sachen können zusammenfinden. Und lassen Sie uns endlich aufhören, von "Rassen" zu sprechen - das ist wissenschaftlich bewiesen. Menschen jeglicher Hautfarbe und Herkunft sind im Erbgut zu mehr als 99,9 Prozent identisch. Lasst uns das als Basis nehmen.

Lassen Sie mich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen: Die Zulu, das sind Menschen, die in der Provinz Natal an der Südostküste von Südafrika leben, haben eine schöne Art, sich "Guten Tag" zu sagen: mit der Formel "Sawubona" - auf Deutsch: Ich sehe dich. Ich sehe dich mit all deinen Tugenden und Fehlern. Du bist mir wichtig, und ich schätze dich. Ich wünschte mir, wir könnten uns auch hierzulande so begegnen.

Das Gespräch führte Alexandra Friedrich.

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NDR Kultur | Journal | 30.08.2021 | 18:00 Uhr