Welche vorteile hat ein doktortitel

Dienstag, 04. August 2015

Eine Promotion befriedigt nicht nur den wissenschaftlichen Ehrgeiz. Der "Dr." im Namen bringt Anerkennung und im besten Fall deutlich mehr Gehalt. Schon bei Berufsanfängern liegt der Vorsprung zum Teil im fünfstelligen Bereich. Doch nicht überall lohnt sich der Aufwand.

Welche vorteile hat ein doktortitel

Egal, in welchem Bereich: Wer promovieren will, sollte Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten haben.

(Foto: imago stock&people)
Welche vorteile hat ein doktortitel

Egal, in welchem Bereich: Wer promovieren will, sollte Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten haben.

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Bequem, aber verboten Schnelle Wege zum Doktortitel

Wenig Geld und wenig Freizeit – die Vorstellung klingt nicht gerade verlockend. Trotzdem lassen sich immer mehr Absolventen auf die Herausforderung einer Promotion ein. Über 27.700 Doktoranden bekamen 2013 den ersehnten Titel verliehen, fast 4700 mehr als zehn Jahre zuvor. Die meisten Aspiranten kommen allerdings gar nicht so weit. "Grobe Schätzungen besagen, dass im Durchschnitt etwa die Hälfte bis zwei Drittel aller Promotionsvorhaben in Deutschland nicht abgeschlossen wird", schreibt das Institut für Hochschulforschung (HoF).

Ohne einen gewissen wissenschaftlichen Ehrgeiz würde wohl kaum jemand die Strapazen der Promotion auf sich nehmen. Doch das Hauptmotiv ist oft ein anderes: In vielen Studiengängen ist mit dem Doktortitel auch die Aussicht auf ein besseres Gehalt verbunden. Die Vergütungsexperten von Gehaltsvergleich.com haben sich die Statistiken genauer angesehen und erklären, wann eine Promotion aus finanzieller Sicht sinnvoll ist.

Ärzte und Doktoren

Von der Vorstellung, dass ein Doktor auch einen entsprechenden Titel haben muss, sollte man sich verabschieden. Ärzte müssen nicht grundsätzlich promovieren und einem Mediziner mangelt es nicht unbedingt an Kompetenz, wenn der Zusatz "Dr." im Namen fehlt. Entscheidend sind vielmehr die Jahre als Assistent, die Facharztprüfung und das Fachwissen. Ärzte, die mit einer eigenen Praxis wachsen wollen, schaffen das auch ohne Titel und stehen finanziell oft besser da als promovierte Ärzte ohne Personalverantwortung. Im Mittel macht der Unterschied hier fast 44.000 Euro aus. Wer jedoch eine Karriere in einem großen Krankenhaus anstrebt und eventuell Chefarzt werden will, kommt um die Promotion nicht herum. Die Gehaltsspanne in den Top-Positionen liegt zwischen 105.000 und 166.000 Euro.

Ingenieure und Naturwissenschaftler

Geisteswissenschaftler halten sich in der Promotionsphase oft mit mittelmäßig bezahlten Assistenzstellen an der Uni über Wasser. Naturwissenschaftler und Ingenieure haben dagegen häufig Gelegenheit, in der Privatwirtschaft zu promovieren. Dabei müssen sie ihre eigene Arbeit nicht auf den Feierabend verlagern, sondern forschen im Namen des jeweiligen Unternehmens. Offenbar ein attraktives Modell - nicht ohne Grund ist die Doktorandenquote in den Naturwissenschaften höher als in anderen Studiengängen. Beim Gehalt ist der Unterschied später zwar nicht exorbitant, aber doch spürbar.

Beispielhaft haben die Gehaltsexperten die Vergütungen in der Chemiebranche untersucht. Absolventen mit Bachelor-Abschluss kommen demnach im Schnitt auf gut 46.000 Euro. Ein Master bringt über 56.000 Euro, das ist sogar etwas mehr als ein Uni-Diplom. Angestellte mit Doktortitel liegen im Schnitt bei 63.000 Euro.

Geisteswissenschaftler

Wer beim Studium der Geschichte oder der Politikwissenschaft auf den Geschmack gekommen ist, wird womöglich eine akademische Karriere einschlagen und an der Uni weiterforschen. Finanziell lohnt sich dieser Weg aber erst, wenn die Laufbahn irgendwann von einer Professur gekrönt wird. Absolventen, die nicht in der Forschung bleiben wollen, brauchen nicht zu promovieren, jedenfalls nicht aus Geldgründen. Ein geisteswissenschaftlicher Masterabschluss bringt nach drei Jahren Berufserfahrung im Schnitt 33.500 Euro Jahresgehalt, nach einer Promotion sind es gut 3000 Euro mehr. Dafür hat man dann aber auch jahrelang weniger verdient.

Wirtschaftswissenschaftler

Wirtschaftswissenschaftler brauchen nicht zwingend einen Doktorgrad, doch im späteren Karriereverlauf ist er unter Umständen förderlich. Vor allem in Großkonzernen sind Promotionen die Eintrittskarte in die Chefebene. Darüber hinaus nehmen große Unternehmensberatungen Absolventinnen und Absolventen mit Titel sehr gerne auf, da es auch auf eine gewisse Seriosität und Außendarstellung ankommt, die eine Promotion mit sich bringt. In kleinen und mittelständischen Unternehmen hat der Titel dagegen weniger Einfluss.

Wie lukrativ eine Promotion für Wirtschaftswissenschaftler sein kann, zeigt sich insbesondere bei denen, die richtig gut im Geschäft sind. Nach drei Jahren Berufserfahrung verdienen Arbeitnehmer mit Masterabschluss im Mittel maximal 53.500 Euro. Mit Promotion bleibt ein deutlich größerer Spielraum, hier liegen die Spitzeinkommen bei gut 84.000 Euro. Auch wenn man sich die Durchschnittsverdiener in den jeweiligen Klassen anschaut, wird die Kraft des Doktortitels offensichtlich. Er bringt im Mittelwert fast 65.000 Euro Jahresgehalt, das sind knapp 20.000 mehr als beim Masterabschuss.

Juristen

Auch bei Juristen zahlt sich der Doktortitel in barer Münze aus. Im Schnitt kommt ein Rechtsanwalt ohne Promotion in seinen ersten drei Berufsjahren auf gut 59.000 Euro pro Jahr. Als "Dr. Jur." sind es rund 84.000 Euro. Noch interessanter wird der Blick auf die Oberklasse der Gehälter. Knapp 80.000 Euro sind hier für einen unpromovierten Rechtsanwalt drin. Das ist natürlich nicht wenig für einen Berufseinsteiger, aber wer schnell ein sechsstelliges Anfangsgehalt erreichen will, kommt um den Doktortitel nicht herum. 

Quelle: ntv.de , ino

Geringes Gehalt, Doppelbelastung durch Arbeit und Dissertation, befristete Verträge, keine Aussicht auf verlässliche  Zukunftsplanung – die Jahre bis zum Titel sind geprägt von Unsicherheit. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, am Thema und an den Ergebnissen gehören zum Alltag vieler Doktoranden. Eine Harvard-Studie  fand heraus, dass amerikanische Doktorandinnen und Doktoranden mit höherer Wahrscheinlichkeit an Depressionen und Angstzuständen leiden und nur ein Viertel ihre Arbeit nützlich findet – das ist ein viel geringerer Wert als bei der arbeitenden Bevölkerung in den USA. In Deutschland werden schätzungsweise bis zu 43 Prozent der Promotionen vorzeitig abgebrochen.

Wer eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, muss sich darauf einstellen, dass die Unsicherheit bleibt.

Vor allem das Netzwerk ist wichtig für die Promotion

Alexander hat Physik studiert, unter richtigem Namen will er lieber nicht im Artikel stehen. Für seine Diplomarbeit forschte er in Frankreich zu einem Thema, für das er in Deutschland keinen passenden Lehrstuhl fand. Zurück in Deutschland merkte er, dass das ein Fehler war: Ihm fehlte das Netzwerk. »Wenn du dich nicht frühzeitig einem Professor angedient hast, ist es schwierig, eine Betreuung zu finden und an Finanzierung zu kommen.«

Alexander strebte trotzdem eine Karriere an der Uni an: »Weil ich Forschung cool finde und mir das liegt.« Der 35-Jährige zog wieder ins Ausland, vier Jahre lang promovierte er in London, die Uni finanzierte seine Arbeit, er arbeitete in der Lehre, publizierte überdurchschnittlich viel in wissenschaftlichen Journalen – der Erfolgswährung in der Wissenschaft. Seine Promotion schloss er mit Auszeichnung ab. Dann kam er wieder und hatte das gleiche Problem wie vorher. »Um eine Postdocstelle zu bekommen, ist das Netzwerk deines Betreuers ziemlich wichtig«, sagt Alexander. Wenn der im Ausland sitzt, nützt es dem Doktoranden nicht viel. 

Doktortitel

Für viele Medizinstudierende ist der Doktortitel nach wie vor erstrebenswert. Doch welche Vorteile bringt der Doktor in der Medizin seinen Trägern wirklich? Und was nutzt er in der Niederlassung?

Welche vorteile hat ein doktortitel
Viele Medizinstudierende möchten gern promovieren. Das bedeutet für die meisten: forschen während des Studiums. © iStock

Lesedauer: 5 Minuten

Es gibt wohl kaum eine Ärztin oder einen Arzt, die oder der von seinen Patienten nicht mit »Frau« oder »Herr Doktor« angesprochen wird. Für viele Menschen ist »Doktor« dasselbe wie »Arzt oder Ärztin«, also eher eine Berufsbezeichnung. Dabei ist der Titel in erster Linie ein akademischer Grad, der in allen möglichen Studienfächern erworben werden kann – auch in der Medizin.

Welches Ansehen hat ein Arzt ohne Doktortitel?

Wer einen Doktortitel trägt, genießt häufig auch ein gewisses Ansehen. Für den deutschen Dr. med. gilt dies in der Welt der Wissenschaft aber nur bedingt. Das liegt daran, dass sich die Promotionen in der Medizin in ihrer Qualität unterscheiden. Und das hat bestimmte Gründe: Der Doktortitel zeigt gewöhnlich an, dass du in der Lage bist, in der Forschung auf höchstem Niveau wissenschaftlich zu arbeiten. Dazu erlernst du in den meisten Studienfächern ein gewisses Handwerkszeug, erwirbst Routine im Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten – und promovierst üblicherweise erst nach deinem Studienabschluss. 

Doktortitel trotz schwankender Qualität der Dissertationen?

Im Medizinstudium läuft das häufig anders. Viele Studierende beginnen ihre Dissertation bereits im Studium, um ihre ohnehin sehr lange Ausbildungszeit nicht noch zusätzlich zu verlängern. Das bedeutet einen riesigen Berg an Mehrarbeit – und somit noch mehr Stress. Außerdem ist ihre Doktorarbeit mitunter die erste schriftliche wissenschaftliche Arbeit. Denn Hausarbeiten sind selten im Studium gefragt und es fehlt die Übung – und nicht zuletzt das Handwerkszeug, sie professionell zu erstellen. Befragungen unter Studierenden zeigen, dass zudem ihre Betreuung durch die Doktormutter oder den -vater oft nicht optimal verläuft. All diese Faktoren haben Auswirkungen auf die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit.

Hilfestellung bei der Doktorarbeit

Die Konsequenz: Der deutsche Dr. med. wird im internationalen Vergleich weniger geschätzt. Deutsche Studierende, die sich beispielsweise für internationale Förderprogramme bewerben, bekommen das zu spüren. Sie müssen zusätzliche Qualifikationen mitbringen, zum Beispiel Veröffentlichungen nachweisen. Mittlerweile haben etliche Hochschulen reagiert und strukturierte Promotionsprogramme ins Leben gerufen, die Studierenden Hilfestellung bei ihrer Doktorarbeit leisten.

Doktortitel als Karrierekick

Geringeres Ansehen hin oder her: Wenn du in die medizinische Forschung gehen möchtest und du dir eine Karriere als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler vorstellen kannst, geht es nicht ohne Titel. Über die Relevanz des Doktortitels außerhalb der wissenschaftlichen Welt scheiden sich jedoch die Geister. 2017 hat der Hartmannbund Studierende gefragt, ob sie einen Nutzen in ihrer Promotion für ihre spätere Arbeit sehen: 44,3 Prozent stimmten dem zu, obwohl die wenigsten von ihnen später wissenschaftlich arbeiten wollen. Eine zweite Umfrage des Bundes unter Assistenzärztinnen und -ärzten aus dem gleichen Jahr zeigte allerdings, dass rund 60 Prozent der Befragten keinen Nutzen im Doktortitel für ihre ärztliche Tätigkeit sehen. Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte gab zudem an, dass ihre Arbeitgeber keinen Wert auf eine Promotion legen. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund beurteilt die Lage jedoch anders: Sie ist der Ansicht, Führungspositionen an Universitäten oder Krankenhäusern seien ohne Doktortitel nur schwer zu bekommen. Wer sich niederlassen will, kann dies getrost auch ohne Doktortitel tun. Für die eigene Praxis ist der Dr. med. keine Bedingung.  

Prestige bei den Patienten?

Doch wie stehen eigentlich die Patienten dem Doktortitel gegenüber – schraubt der Titel am Ansehen? Die Zahlen sprechen zunächst einmal dafür. Wie der Hartmannbund in seiner Umfrage ermittelte, glaubt der Großteil der befragten Assistenzärztinnen und -ärzte, dass die Promotion durchaus Einfluss darauf hat, wie Patienten Ärztinnen und Ärzte wahrnehmen. Ob Patienten sie tatsächlich anders bewerten, wenn kein Doktortitel vor dem Namen steht, lässt sich jedoch objektiv schwer beurteilen. Denn genaue Erhebungen dazu gibt es bisher nicht. Allerdings liegen Befragungen vor, die zeigen, was Patienten bei der Suche nach einer niedergelassenen Ärztin oder einem niedergelassenen Arzt besonders interessiert und nach welchen Kriterien sie auswählen. So ergab eine Umfrage im Auftrag der Weissen Liste und der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2018 interessante Aspekte:

  • 94 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Informationen zu Erfahrung und Fachkenntnissen bei der Suche nach einer Ärztin beziehungsweise einem Arzt sehr wichtig oder eher wichtig sind.
  • Darüber hinaus legen sie Wert auf Informationen zu Hygienemaßnahmen (90 Prozent) und zu den angebotenen Leistungen in der Praxis (84 Prozent). 
  • In qualitativen Befragungen zeigt sich außerdem, dass Patienten auf Kommunikation, Kompetenz, Service und Behandlungsqualität Wert legen: Werde ich als Patient ernst genommen? Erläutert mir mein Arzt oder meine Ärztin meine Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten verständlich? Kann ich darauf vertrauen, dass die Ärztin oder der Arzt über ausreichende Erfahrung verfügt, um meine Krankheit zu behandeln? Bekomme ich schnell einen Termin? War die Behandlung erfolgreich? Dies sind zentrale Aspekte, die bei der Arztsuche im Fokus stehen. 

Doktortitel ja oder nein? Deine Checkliste 

Wie wichtig ein Doktortitel für dich ist, hängt davon ab, wohin dein Weg gehen soll: 

  • Willst du Karriere in der Wissenschaft machen, wird es ohne Promotion schwierig.
  • Hast du Lust auf eine Führungsposition, ist der Doktortitel vielleicht nicht unbedingt der ausschlaggebende, sicherlich aber ein hilfreicher Wettbewerbsfaktor.
  • Für die Niederlassung ist der Dr. med. nicht erforderlich.
  • Und auch nicht für eine volle Praxis. Denn für die Patienten scheint es wichtigere Qualitätsmerkmale zu geben, die eine gute Ärztin und einen guten Arzt ausmachen.